Re: Bj̦rk РVolta

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go1
Gang of One

Registriert seit: 03.11.2004

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„The dull Flame of Desire“ ist so großartig, ich fasse es nicht. Ein Duett mit Antony, erhaben und erhebend. Schlicht atemberaubend!

Der zweite Track mit Antony, „My Juvenile“, ist ganz anders und erinnert eher an den Soundtrack zu Drawing Restraint 9. Einer der Tracks daraus wird in „Vertebrae by Vertebrae“ gesampelt („Vessel Shimenawa“, glaube ich, aber das müsste ich nachprüfen) – ich kann dieses neue Stück jetzt nicht hören, ohne die Nisshin Maru vor Augen zu haben, die durch den Pazifik pflügt. Finde ich etwas eigenartig. Echte nautische Anklänge gibt es in „Wanderlust“ – dieser Track beginnt in einem nebligen Hafen und sticht dann in See. Er ist gut aufgebaut, mit schöner Steigerung; ein unruhiges Bläserostinato verkörpert „relentless restlessness“, Björks beständigen Drang, zu neuen Ufern aufzubrechen. Gefällt mir sehr gut. Ebenfalls sehr gut gefällt mir „I see who you are“, eine „barocke Feier der Sinnesfreude im Bewusstsein unvermeidlichen Verfalls“, oder so ähnlich – am schönsten daran ist das Multitracking von Björks Stimme. Sehr erfreulich finde ich auch den Beat von „Earth Intruders“ (Grundlage von Timbaland, Verfeinerung durch Chris Corsano und Konono No. 1). Nicht alle Tracks sind rhythmusorientiert, es gibt auch melancholische Soundscapes, die vor allem von Gesang und Stimmung leben.

Mein erster Eindruck ist gut, ich mag das Album, wenngleich ich das Gefühl hatte, dass es in der zweiten Hälfte schwächer wird. Direkt missfallen hat mir aber nichts, auch nicht „Declare Independence“, der Track, mit dem sicher einige nichts werden anfangen können. Man kann „Technopunk“ dazu sagen oder auch „Digital Hardcore“ (ein wildgewordener Synthesizer macht Lärm über einem stampfenden Beat). Mir macht’s Spass. Raise your flag – higher! higher!

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To Hell with Poverty