Re: Mikkos Album des Monats

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mikko
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The Grip Weeds – Strange Change Machine (CD/DoLP, Rainbow Quartz, www.myspace.com/gripweeds)

Besetzung:

Kurt Reil – vocals, drums, guitars, keyboards
Rick Reil – vocals, guitars, keyboards
Kristin Pinell – guitars, vocals, flute
Michael Kelly – 4, 5 and 12 string basses, vocals

Trackliste:

01. Speed Of Life
02. Close To The Sun
03. Don’t You Believe It
04. Be Here Now
05. You’re Not Walking Away
06. Thing Of Beauty

01. Sun Shower
02. Strange Change Machine
03. Twister
04. Sun Ra Ga (Pt One)
05. What Can I Do
06. Green Room Interlude
07. Mistress Forest

01. Coming And Going
02. The Law
03. Hello It’s Me
04. Truth Is (Hard To Take)
05. Nothing’s Ever Gonna Be The Same

01. Hold Out For Tomorrow
02. Long Way (To Come Around)
03. Love In Transition
04. Used To Play
05. Sun Ra Ga (Pt Two)
06. Mr. X

The Grip Weeds gibt es nun auch schon seit fast 20 Jahren. Gegründet wurde die Band Anfang der 1990er Jahre in New Jersey von den Brüdern Kurt und Rick Reil. Ich selbst wurde auf sie aufmerksam, als mir Ritchie von Screaming Apple ein Demo der Band weitergab, weil sie für sein Label zu poppig waren. Eine 7“ mit drei Tracks hatte die Band da bereits auf ihrem eigenen Label Ground Up veröffentlicht. Diese Single und vor allem das Tape begeisterten mich so sehr, dass ich spontan eine Single der Band auf Twang! rausbrachte. „She Brings The Rain“ /bw „Strange Bird“ ist nach wie vor ihre beste Single, finde ich. Das Debütalbum erschien dann auch auf Twang! 1994 als Vinyl LP (die CD auf ihrem eigenen Label), und die Band tourte mit den Lemonbabies, die ich seinerzeit ebenfalls unter meiner Fuchtel hatte, durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Auch das zweite Album der Grip Weeds erschien als Doppel-LP auf Twang! im Jahr 1998. Stilistisch haben sich The Grip Weeds seither nur wenig verändert. Die Besetzung ist soweit noch dieselbe, bis auf den Posten des Bassisten. Kurt Reil und Kristin Pinell, die großartige Leadgitarristin, sind seit einigen Jahren verheiratet. Und auch Ricks Frau Ivey ist zumindest am Songwriting der Band mitbeteiligt. Obwohl dieses neue fünfte Album der Band produktions- und soundtechnisch auf der Höhe der Zeit ist, wirkt es wie aus der Zeit gefallen. Es rockt ohne je rockistisch zu wirken. Es groovt, ohne Dance Music im engeren Sinn zu sein. Das Songwriting kann man nicht anders als klassisch bezeichnen. Und auch die Arrangements der sehr kompakten Tracks erinnern an Klassiker von The Who, The Moody Blues aber auch The Raspberries oder Big Star. The Grip Weeds sind eine Power Pop Band mit leichtem Hang zu Psychedelia. Wobei Kurt eher für den klassischen Power Pop steht, Rick dagegen mehr für die leicht verschwurbelten und verträumten Sachen. Er ist es auch, der neben der Rhythmus Gitarre Mellotron und andere Keyboards in den Gesamtklang einbindet. Kristin bringt neben ihren exzellenten solistischen Beiträgen auf Gitarre und Flöte ein gewisses Folk Feeling ein. Und Michael Kelly ist der solide Bassist, ohne den es nicht geht, der sich aber eher im Hintergrund hält. Die Band hat schon in der Vergangenheit durch Cover von The Left Banke, The Move oder Neil Young gezeigt, dass sie um ihre Vorbilder und Einflüsse weiß. Und auch auf der neuen Platte findet sich mit „Hello, It’s Me“ (The Nazz, Todd Rundgren) ein weiteres Beispiel dafür. Die eigenen Songs der Band, ich kann mich da nur wiederholen, sind schlicht großartig. Nicht nur am wechselnden Leadgesang erkennt man die einzelne Handschrift der Musiker. Kurt ist ein exzellenter Drummer, der sowohl den treibenden, exzessiven Punch eines Keith Moon beherrscht, wie auch das ökonomische, verhaltene Spiel. Dass er daneben noch überzeugend singt, oft auch Lead, macht natürlich vor allem live Eindruck. Ich hoffe sehr, dass die Band endlich auch mal wieder nach Deutschland kommt. Diese Doppel LP wäre jedenfalls ein vortrefflicher Anlass. Und übrigens, je öfter ich diese Platte höre, desto mehr denke ich, wer braucht eigentlich Oasis? Obwohl The Grip Weeds nicht besonders britisch klingen, der kompakte Sound, die Gitarrenbreitseiten und gelegentlichen Keyboardflächen evozieren das dahingeschiedene Quartett aus Manchester. Ein Kandidat für das Album des Jahres. ****1/2

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