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gypsy tail wind
redbeansandrice
Meinst du das hier?
stilsicher am Bockwurststand; das ist von 1969 (?), jedenfalls aus den 60er Jahren, weiß das nicht genau, aber mir sah das immer so aus, als hätte JE Behrendt da zielsicher beobachtet, dass Jim Hall mit eigenen Alben unterrepräsentatiert war… sehr zu empfehlen!
Ja genau – hab mich da im Jahr vergriffen, danke fürs genaue Hinschauen!
Augenommen am 27. & 28. Juni 1969, Teldec Studio Berlin
Prod. J.E. Berendt
Cover photo: Jutta Matthes
MPS 15245
Das Album hab ich in der Zwischenzeit mal auf Vinyl gefunden und eben wieder angehört – sehr toll! Woodes Bass klingt die Tage oft mit der Clarke-Boland Big Band aus den Boxen, hier ist er für einmal in einer kleinen Gruppe zu hören, aber auch in diesem Trio ist der der Anker, die Erdung… ja, die Erde. Hall und Humair flechten darüber ein dichtes Gewebe von Melodien und Rhythmen. Halls Sound ist zauberhaft, klingt oft fast akustisch. Humair klöppelt oft verspielt, aber das wichtigste ist: er swingt! Und das tun auch Hall und Woode, egal ob in Jimmy Webbs „Up, Up and Away“, in diversen Hall-Originals („Young One, for Debra“ ist seiner Tochter gewidmet und wird von Hall auf zwei Gitarrenspuren solo präsentiert, im Trio spielt er „Blue Joe“ ist Produzent Joachim Ernst Berendt gewidmet, und „Romaine“), den Standards „My Funny Valentine“ (mit zwei Gitarrenspuren), „Body and Soul“ sowie „In a Sentimental Mood“ (Solo mit zwei Gitarrenspuren). Das Titelstück ist Halls Frau Jane Herbert zugeschrieben.
Joachim Ernst Berendt schrieb auf der Plattenhülle (ich hab leider nicht die schöne Foldout-LP) einen offenen Brief an Jim Hall:
Als Du schriebst, Du würdest wieder nach Berlin kommen – mit Jane, Deiner Frau, Deiner Tochter Debra und deren Freundin – habe ich die Plattenkataloge gewälzt und eine groteske Entdeckung gemacht: Du hast wahrhaftig seit mehr als zehn Jahren keine Platte unter Deinem eigenen Namen gemacht. […] Es ist unglaublich – zuman wenn man bedenkt, wie viele Gitarren-Platten in den letzten Jahren entstanden sind. Eine wahre Flut – mit soul und gimmicks und strings und feedbacks und distortions.
Ake Persson, der schwedische Posaunist, sass während der Aufnahmen mit Berendt im Kontrollraum und soll gesagt haben: „Just plain beautiful music. No bullshit.“ Und genau das hören wir hier auch.
Berendt nennt die Scheibe „the definite Jim Hall“ und zitiert in seinem offenen Brief dann Daniel Humair:
„For me, Jim Hall is the greatest Guitarplayer alive. But he is so modest. People don’t know.“ Ich wies auf Kenny Burrell, George Benson, B. B. King und andere hin. Daniel meinte: „Yeah, you’re right. But he got more taste. More clarity, more purity, more sensitivity.“
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