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Youssou N’Dour – I Bring What I Love (2010)
Dieser Tage erscheint Youssou N’Dours Film I Bring What I Love auf DVD. Darin geht es um sein 2004 erschienenes Album Egypt und die darauf folgenden Reaktionen vor allem in seiner Heimat Senegal. Mit dem Album wollte N’Dour in erster Linie und auch als Reaktion auf die Anschläge vom 11.09.2001 den Islam als friedliche Religion, ja als Religion der Liebe präsentieren, was ihm international auch viel Anerkennung einbrachte, wohl auch weil das Album erwartungsgemäß völlig frei von Missionierungsversuchen ist. Nur in seiner Heimat Senegal wurde er heftig dafür kritisiert, was darin gipfelte, dass Gerüchte in die Welt gesetzt wurden er würde nackte Frauen in seinen Videos auftreten lassen. Gehört hatten das Album wohl die wenigsten, es zeigt aber, wie einfach sich Menschen beeinflussen lassen. Die Wende kam erst im Jahr 2005, als Egypt mit dem Grammy ausgezeichnet wurde und somit überhaupt zum ersten mal ein Grammy an einen Künstler aus dem Senegal verliehen wurde. Youssou N’Dour ließ sich damals mit einem offenen Auto durch die Straßen Dakars fahren, um den Grammy wie einen Pokal der jubelnden Menge zu präsentieren. Ein Foto davon kann man auch auf dem Cover des bereits im Januar veröffentlichten dazugehörigen Soundtracks sehen.
Auf dem Soundtrack befinden sich neben 2 neuen Stücken 9 Neueinspielungen bzw. Liveversionen bekannter Stücke, z.T. in neuen Arrangements wie z.B. Li Ma Weesu vom eh schon superben Nothing’s In Vain Album. Bei Immigrés (Bitim Rew) singt Seun Kuti im Chor mit, ohne die Info in den Credits hätte ich das aber nicht herausgehört. Von Egypt, um das es hier eigentlich geht, gibt es mit Touba Daru Salaam nur ein Stück, dem Mame Bamba vom Wommat Album als Intro vorangestellt wurde. Das Ganze wurde mit dem Fathy Salama Orchestra live eingepsielt und zählt zusammen mit Yama vom selben Konzert (vom Joko Album) zu den Highlights des Albums. Leider gibt es über die Quelle dieser Liveaufnahmen keine genaueren Angaben, allerdings sind sie so gut, dass ich mir nun eine DVD zur damaligen Tour wünsche. Ebenfalls deutlich besser gefällt mir die neue Version von Birima, dessen Original auf Joko nicht weiter aufgefallen ist, was sicher auch am damaligen Produktionsbombast lag. Davon befreit erstrahlt das Stück nun in völlig neuem Glanz. Auch die beiden neuen eher ruhig gehaltenen Stücke sind qualitativ auf der Höhe, letzteres als bewegendes Duett mit Moustapha Mbaye, der in Senegal als Griot des Propheten bekannt ist.
Einziger Kritikpunkt dieses ansonsten hervorragenden Soundtracks ist die fehlende Homogenität. So funktionieren die Stücke einzeln ganz wunderbar, wirken zusammen aber mehr wie eine Kompilation. Wer von Youssou N’Dour noch nichts hat, dem bietet dieser Soundtrack einen guten Einsteig und allen anderen gegenüber den Originalen z.T. bessere Neuversionen. So gesehen also (fast) alles richtig gemacht. Mit Spannung warte ich nun auf Dakar-Kingston.
Internet
I Bring What I Love (Film)
Homepage
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