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lathoIch bin mir nicht ganz sicher, ob es Anfang der 80er bereits eine „Gruft-/Gothic-Szene“ gab, zumindest nicht so wie sie heute existiert („vegetiert“ wäre auch gut gewesen). Andersherum: die Sisters und andere Bands haben Musik gemacht, ohne spezifisch auf die Goth-Szene zu zielen, weil es sie in dem Sinne noch nicht gab – sie formierte sich unter Eindruck eben dieser Musik.
Von daher nehme ich es Eldrige ab, wenn er sich nicht zur „Szene“ rechnet und in Weiß auftritt.Die psychedelischen Gitarren bei den Sisters gab es seit ungefähr der Gründung bis zur de-facto-Auflösung um Floodland herum, ich würde Vision Thing nicht unbedingt als“Metal“ bezeichnen, eher als „Sisters mit schlechtem Gitarristen“.
Der Begriff „Gothic“ als solcher im Zusammenhang mit Popmusik fiel zum ersten Mal um 1979 herum, als ein Kritiker (oder war’s gar deren Manager Rob Gretton himself…?) einigen Journalisten die Musik von Joy Division als „Gothic Dancemusic“ umschrieb!
Die Hardcore-Fanszene, die sich um Joy Division herum begründete, kopierte den schlichten (an die Mode der Dreissiger/Vierziger Jahre angelehnten) Look der Band, bis die Klamotten am Ende in Schwarz dominierten, dazu die langen Mäntel (man schaue sich Photos von Ian Curtis an…) und es war nur noch ein winziger Schritt hin zu dem, was als „Waver“ oder „Grufti“ in die popkulturelle Historie eingegangen ist. Dies geschah um 1980/1981 herum. Richtig, es formierte sich eine Szene unter dem Eindruck von Musik – aber welche subkulturelle Szene tat dies nicht? Zum ersten Male betitulierten sich Bands selbst als „Gothic“ ca. Mitte/Ende 1982 – und zwar die sogenannten „Batcave“-Bands, wie Alien Sex Fiend oder Sex Gang Children, die in der Tat zum ersten Mal gezielt ein gewisses Publikum ansprachen.
Die vorher schon aktiven Bands wie Siouxsie & T.B., The Cure oder gerade eben die Sisters Of Mercy gingen verschiedene künstlerische Verbindungen mit eben diesen damals neuartigen Zielgruppenbands ein, sei es, daß man zusammen Auftritte bestritt, sich gegenseitig auf irgendeine Weise unterstützte (Produzententätigkeit) oder eben NICHT widersprach, wenn z.B. die Sprache auf „Goth“ kam. Bei diesem ganzen Zauber wirkte seinerzeit sogar der Herr Nick Cave mit. Daß z.T. manche Bands aus diesem Umfeld sogar nicht selbst leugneten, „Gothic“ zu sein, sondern von oberschlauen Musikschreiberlingen ausgegrenzt wurden, nur weil plötzlich ein Dancebeat sich auf eine Maxiversion einschlich – oder die Band mehr als 100.000 Einheiten eines Albums verkaufte, ist wieder solch eine Geschichte der Irrtümer und Histörchen!
Das Auftreten in Weiß von Andrew Eldridge war beileibe eine derart durchsichtige Möchtegern-Antihaltung, die dadurch eine gewisse Involviertheit in die Szene gerade bestätigte! So in etwa wie Satanisten gerade deswegen die Existenz Gottes NICHT leugnen, wenn sie lediglich das Kreuz herumdrehen!:doh: (Ich weiß, der Vergleich hinkt, aber…)
Auch Richtig: Diese („psychedelischen“…) Gitarren(läufe) gab’s seit den Sisters-Anfangstagen, genauso wie Peter Hook’s Bass ein kultiges 60’s-Relikt ist, Echo & The Bunnymen Doors-Affinitäten besitzen, „Bela Lugosi’s Dead“ (1979!) von Bauhaus auf einem verkappten Reggae-Rhythmus aufbaut – es kommt allerdings immer darauf an, welche Seele man im Endeffekt dem Sound/der Musik einhaucht…
Und „Vision Thing“ ist in meinen Augen allerdings von Metal inspiriert, die Umsetzung jedoch sicher für einen Metal-Fan nicht zwingend. Aber ich bin ja auch kein Metal-Fan…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad