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latho
Meiner Meinung nach eine der besten Gitarrenbands der 80er und völlig zu Unrecht von Fans und Nicht-Verstehern in die Ecke „Gruftrock“ gestellt. Sicherlich, das Pathos von Eldrige haben sich so ziemlich alle abgeguckt, aber die Texte zB waren immer zynisch-frech, in journalistischer Reed-Tradition.
Die Míschung war’s, denke ich: der Drumcomputer, diese zischenden Psycho-psychedelic-Gitarren und darüber diese Stimme! Nach Floodland wird mir der Sound zu klinisch.
Na, kaum „beschwere“ ich mich in einem anderen Thread, daß in der Bands/Solokünstler-Ecke nur die ewiggleichen Kameraden abgehandelt werden, schon taucht doch tatsächlich auch mal was für mich Interessantes auf, schönschön…
Stimme durchaus zu, daß die Sisters in den 80ern wirklich zum Besten im Gitarrensektor gehörten, allerdings auch völlig zu Recht von ihren „typischsten“ Fans ganz legitim dem Gothgenre zugeordnet wurden. Das Auftreten, die Ikonologie, Sound und Thematik sind dann doch zu eindeutig gewesen, um die Sisters „nur“ als „Indie“-Gitarrenband zu bezeichnen. Was ja auch im Prinzip nicht schlimm ist, gehörte das Gothgenre Anfang/Mitte der Achtziger durchaus zu einem der innovativsten. Deshalb habe ich kein Verständnis dafür, daß es mittlerweile zum guten Ton zu gehören scheint, Gruftibashing zu betreiben. Was diese Szene natürlich heutzutage darstellt ist sicherlich lächerlich – aber man muß differenzieren: was heute ein anachronistischer bedauernswerter Witz ist, gehörte unter anderem Auftreten/anderen Gesichtspunkten popkulturell in den Achtzigern zu einer der wichtigeren Strömungen. Oder will wirklich jemand bestreiten, daß die Existenz von Joy Division, The Cure, Siouxsie, Bauhaus, Birthday Party lediglich auf musikalische Modeerscheinungen zurückzuführen ist und nur limitierten Geschmäckern relevant waren/wären?
Natürlich kamen psychedlische Momente im Sound der Sisters nicht zu kurz, dies war allerdings dann aber eine wirkliche kurzzeitige Modeerscheinung ca. 1984/1985, ich erinnere nur an die sitarhaften Gitarrenklänge von Echo & The Bunnymen zu dieser Zeit, an die hippieesken Einlagen Psychic T.V.’s – oder an die Alben „Hyaena“ von Siouxsie und „The Top“ von The Cure.
Daß die ganze Mischpoke, die Gothic groß gemacht hat, irgendwann Ende der Achtziger anfing sich zu distanzieren ist eine logische Schlußfolgerung des zunehmenden Verfalls dieses Genres. Die Highlights waren alle Geschichte, das künstlerische hohe Potential aufgebraucht, das Pulver verschossen. The Cure lösten dies elegant – und wurden eine respektable Popband. Die Sisters meinten (leider) den Metal auf „Vision Thing“ entdecken zu müssen – und wurden für mein Dafürhalten ranzig. Und dann auch noch als Fan-„Verhöhnung“ demonstrativ in weiß aufzutreten ist auch eine abgeschmackte Idee. Warum nicht in einem eleganten Anzug, ein Nick Cave konnte dies doch auch recht geschmackvoll…
Kurz, zwischenzeitlich mochte ich die Sisters überhaupt nicht mehr, das schnöselige Auftreten Eldritchs und dieser dröge Plattenfirmenhickhack vermiesten mir den Gefallen an der Band.
Letztlich habe ich die Musik der Sisters doch wieder liebgewonnen – eine neue Platte von ihnen braucht’s (mit Verlaub) allerdings wirklich nimmer. Eine Veröffentlichung einer solchen käme allerdings einem Wunder gleich…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad