Re: Clap your hands say yeah

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kritikersliebling

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In Anlehnung an die Mail-Aktion von Arne Willander und Benjamin von Stuckrad-Barre anläßlich des neuen Oasis-Albums, haben Dominick und ich diese Idee mal aufgegriffen und das ebenfalls versucht. Dominick Birdsey ist die Synchronstimme von Bill Sander und ich habe mich an Rückgrat-Starre versucht. Vielleicht hilft es ja weiter:

Clap Your Hands And Say Yeah – Clap Your Hands And Say Yeah

Rückgrat-Starre: Das Beste an dem Album ist vermutlich der Hype, mit dem es ins Rennen geschickt wird.

Bill Sander: Der Scheiß ist heiß, das wusste man auch schon bei RTL. Der Bandname ist natürlich schlimm, selbst als Akronym CYHASY noch viel zu lang und sehr als Abschiedsfloskel zu missinterpretieren.

Rückgrat-Starre: Man fragt sich, warum sich die Band nicht gleich Next Fat Hype genannt hat. Oder anders herum: Wie viel Eigenständigkeit braucht eine Band heutzutage?

Bill Sander: Da sprichst du ja ein ganz heißes Eisen gelassen aus. Heutzutage ist man doch versucht so schnell wie möglich die Klingeltonhitparade zu entern. Aber ich will das der Band jetzt nicht unterstellen. Ich habe ja noch nicht mal reingehört. Ich wollte warten, bis der Dampf verraucht ist.

Rückgrat-Starre: Ich würde es der Band gern unterstellen, aber dazu müsste ich das Album auch kennen. Als ich reinhören wollte, kam mir gerade ein ganz eloquentes Werk von Jeff Lynne dazwischen.

Bill Sander: Ist der nicht auch bei Jefferson Starschnitt? Was ich mich immer fragte: Ist Shelby Lynne seine Tochter? Schreibst du eigentlich auch mal über ungehörte Alben, nur um die Deadline einzuhalten?

Rückgrat-Starre: Ich habe keine Deadline. Du weißt doch, dass ich lieber eine White Lion benutzte, aber ach, was sollen die alten Zeiten. Um eine Deiner Fragen zu beantworten: Hier im öffentlichen Raum sind wir ja unter uns. Ich habe mit diesem Populismus und Printpop und vor allem mit Musik nichts am Hut. Daher kann ich auch einfach voller Ahnungslosigkeit aus dem Vollen schöpfen. Wieso muss ich gerade an die Kelly Family und Kellenhusen denken?

Bill Sander: Ich muss dabei an Schöpfen und an Nudeln denken. Und an Donald Trump. Der ist ja ein Trampeltier im Porzellanladen manchmal. Wenn ich Billy Corgan wäre, dann würde ich so ein Trampeltier liebevoll Porcelina nennen und einen Song darüber schreiben.

Rückgrat-Starre: Ist das herrlich, wie wir hier so philosophieren. Da wird Eure Leserschaft wieder mit den Lippen dran hängen und Beischlaf klatschen. Schade, dass ich das Heft nicht lese. Es reden ja viele von der Qualität. Wenn Du Billy Corgan wärst, möchte ich mindestens Mariah Carey sein und Dir die süßesten Melodeien, ja Bruce’n Bongo, ich meine wirklich Melodeien, ins Ohr säuseln, bis wir beide bis an den Rand der Hotelbar von der Schönheit betrunken sind. Und dann spielen wir noch ein bisschen mit dem Musikkreator rum, klatschen in die Hände und rufen: Yeah.

Bill Sander: Kreator empfand ich ja nie als Musik. Aber immerhin haben die nicht Schlager gecovert, woher ja der Begriff Sodomie rührt.

Rückgrat-Starre: Aber bitte mit Sahne, Herr Kollege. Ich weiß noch, wie ich einmal die Single irgendwo mitgehen lassen habe. Seitdem hängt sie bei einem Freund unter dem Innenspiegel im Auto. Apropos ficken: Ich wechsele mal eben meine Hintergrundmusik um und mache Oasis an. Diese typischen, weil hässlichen Engländer mag ich ja schon allein wegen ihrer Alben nicht. Ich denke immer, es sind Iron Maiden im Brotbackautomat.

Bill Sander: Was heißt eigentlich Brotbackautomat auf Englisch? Home-Baked Bread Automatic Machine? Das wäre als Bandname genauso doof wie der, über den wir uns hier zusammengefunden haben. Iron Maiden in der Mikrowelle: das wäre wirklich gefährlich. Kennst du eigentlich Peter Gallagher? An seiner Stelle würde ich über eine Namensänderung ernsthaft nachdenken, denn wer möchte bei einer Vorstellung gleich für dumm und hässlich gehalten werden.

Rückgrat-Starre: Nee nee lieber Arne, so bescheuert klingt der Brotbackautomat auf englisch auch nicht als Bandname. Ich erinnere da sehr gern an die von Dir geschätzten „…And You Will Know Us By The Trail Of Dead“. Na, ist das länger? Ist das länger? Und? Ich finde den Namen sehr unentspannend. Aber wollen wir wirklich Namensänderungen betreiben, um uns den Vorwurf der Geschichtsklitterung gefallen zu gelassen? Bei „dumm“ fällt mir das Album von „Clap Your Hands And Say Yeah“ ein, das ich dummerweise noch gar nicht gehört habe. Lass uns mal die Scheibe besprechen. Das erste Lied wenigstens. Hier fungiert es wunderbar als Opener. Was meinst Du?

Bill Sander: Die von mir so hoch geschätzen Trail of Dead könnten aber mit ihrer Internetadresse, wenn sie denn ihren vollen Namen nähmen, sich bei Spiegel-Online melden, von wegen „Long is beautiful“. Zum Album. Mir ist aufgefallen, dass die Band nur Clap Your Hands Say Yeah heißt. Ich habe das Cover (Vinyl of curse) in die Hand genommen. Ich nehme meinen Hasiwitz von oben deshalb hiermit offiziell zurück. Dass der Opener an den Anfang gesetzt wurde, finde ich hingegen wenig revolutionär.

Rückgrat-Starre: Ich habe es mir schon gedacht. Du und Dein Vinyl-Fetischismus. Ich bevorzuge ja CDs in Latexhüllen. So’n IPod kommt mir nicht ins Haus. Das erinnert mich zu sehr an Hühner im Käfig oder andere Retorten. Dass der Opener aber stilsicher an den Beginn des ganzen Albums gesetzt wurde, ist Dir nicht entgangen oder? Als nächstes kommt dann das zweite Stück. Vielleicht schon richtungsweisend. Wieviel Lieder sind eigentlich auf dem Album? Außerdem korrigiert Word hier jede Menge Mist. Up jetzt wird zurückgeschrieben.

Bill Sander: Nein, ist mir nicht entgangen, denn bezeichnenderweise haben sie das erste Stück „Intro“ genannt. Das wurmt mich und ich glaube, ich brauche eine Kur. Wie gesagt, ich habe es noch nicht gehört, aber es ist ein Stück namens „Heavy Metal“ drauf. Da schließt sich doch der Kreis, oder? Sag mal? Pete Townshend hat ja mal gesungen, dass er „Heavy Metal“ essen würde. Und? Was ist aus ihm geworden? Siehste.

Rückgrat-Starre: Was ist das für ein Schrott? Ich wollte soeben bei Amazon googeln und was bekomme ich? Vorschläge über Clip Handys. Wenn ich Fragen derart themenfremd beantworten würde, bekäme ich keinen Füller mehr zwischen die Tür. Ich habe außer einer „we’re hard working“-Mitteilung keine weiteren Informationen. Die platten Firmen schaffen es noch nicht mal, die wichtigsten Menschen zu bemustern.

Bill Sander: Auch wenn der Interessenswinkel unser Leserschaft sich jetzt nach unten neigt, möchte ich doch betonen, dass ich ja ausgemustert wurde. Beim Bund können die nämlich noch unterscheiden, was taugt und was nicht. Giselles Bündchen hat übrigens auch einen Bund. Einen kunterbunten Bund, wenn man sie so in Modezeitschriften sieht. Apropos: Für wen machen wir dieses Interview eigentlich?

Rückgrat-Starre: Bund und Länder vereinigt euch möchte ich rufen. Giselle kommt auch in einem anderen deutschsprachigen Lied vor. Leadbelly heißt nicht, das es sich um Hundegesang handeln muss. Wie komme ich darauf? Ach so. Ich habe gestern die fantastisch unaustehlichen White Stripes auf DVD gesehen. Diese Dinger haben den Vorteil, dass man sie a) sich ausleihen kann und b) ausmachen kann, wenn man nicht mehr möchte. Konzerte sind da teurer. Ich sehe uns ja genauso wie die White Stripes. Es ist egal, für wen oder was etwas gemacht wird, es zählt einzig und allein die Selbstdarstellung und der Anlauf auf den Grimme-Preis. Ich glaube, jetzt haben wir genug über „Clap Your Hands…“ geschrieben. Jetzt heißt es wieder „Stamp Your Feet“ oder „Lick Your Stamp“

Bill Sander: So ein richtiger Stomper, der dem Album seinen Stempel aufdrückt, fehlt ja. Als Fazit sage ich mal, dass auf dem Album so viel klappt, wie eine Mühle am verrauschenden Bach oder so klingt wie eine Schlange ohne Klapper. Und Yeah sagen konnten schon die Beatles. Sogar öfter.

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Das fiel mir ein als ich ausstieg.