Re: Meine neueste LP

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

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Gerne.

Besetzung (grössere Band, daher nur eine Auswahl):
Donald Byrd (tp)
Duke Pearson (elp)
Lew Tabakin (fl; ts)
Ron Carter (b) Bob Cranshaw (elb)
Mickey Roker (d)

Man kann „Kofi“ vielleicht als das letzte geerdete Album von Byrd bezeichnen, bevor er sich in die Fusion. Avantgarde-Ecke aufgeschwungen hat und mit den Mizell-Brüdern zusammengearbeitet hat. Nichtsdestotrotz ist genau das das spannende an der Scheibe, da auf den bekannten groovenden Soul- und HardBop-Jazz neue Elemente treffen. So bedient Byrd sich eben mittlerweile elektrischen Instrumenten, ohne diese zu Hauptakteuren werden zu lassen, oder so dass sie nicht aus dem bisherigen Konzept als etwas vollkommen neuem auffallen. So ist das Keyboard von Pearson auf „Kofi“, einem wirklich höllisch groovendem und eingängigem Stück sehr an den Rest angepasst und bringt eine gut passende, warme Klangfarbe ein, während Tabakin das Stück mit der Flöte auf andere Sphären trägt.
„Fufu“ zeigt sich dagegen scon viel „moderner“ und vermischt wohl traditionelle afrikanische Musik mit avantgardistischem Sax-Spiel von Frank Foster und eben Tabakin. Auch hier zeichnet das Stück aus, dass die Rhythm-Section einen zwingenden, treibenden Groove erzeugt, auf dem sich die Solisten ungezwungen ausbreiten können. Solistisch schöne Vorstellungen. (Beide Tracks entstanden 1969)
„Perpetual Love“ zeichnet sich als Ballade durch die melancholisch-sphärigen Keyboard-Töne aus, während Byrd eher klassisch bläst. Dieser Track erinnert vielleicht am ehesten an 70/80er-Jahre Liebesszenen-Filmmusik, ohne ins kitschige abzudriften. „Elmina“ ist für meine Begriffe vielleicht der unspannendste Track, der in seinem Aufbau und Groove etwas an „The Sidewinder“ erinnert, aber auch hier schöne solistische Leistungen von Byrd und Foster, der stellenweise an Joe Henderson erinnert. (Beide Tracks entstanden 1970)

Das spannende der Scheibe ist eindeutig die Vorgabe, die Byrd sich für den weiteren Weg gemacht hat, ohne seine Roots allzuschnell zu verlassen.
„Kofi“ ist für mich ein absoluter Stand-out-Track, da der Groove einfach zu fesselnd ist. Alles andere ist gute, fusion-orientierte Musik, die nicht unbedingt essentiell aber spannend ist!

Byrd schildert in einem Interview, dass es Alben wie diese waren, um die er bei Blue Note kämpfen musste, damit sie überhaupt veröffentlicht wurden. So wurde diese LP erst 1994 veröffentlicht, wenn mich nicht alles täuscht. Teile der damaligen Session wurden wohl auf „Electric Byrd“ veröffentlicht.

(Auf CD gibt es zusätzlich noch „The loud minority“ zu hören)

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III