Re: Jazzbücher

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otis
Moderator

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blackjack, du erwähnst behrends jazzbuch. ich weiß nicht, ob es heute noch die bedeutung haben kann, die es früher hatte.
ich selber habe es vor ca 35 jahren kennengelernt.
*geschichtenerzählmodus an* ich sollte ein referat über jazz halten, wovon ich damals keinerlei ahnung hatte, aber als spezi nicht über beat und pop was machen durfte, weil der popstar in unserer klasse, dieses für sich gebucht hatte. also ich den jazz. anhand des behrendt.
und es faszinierte mich ungemein. es gab damals für mich praktisch keine tondokumente, außer einer einzigen lp der dt. grammophon mit der geschichte des jazz. ich benutze das wort „tondokumente“ bewusst, um den unterschied zu heute deutlich zu machen. die platten konnte ich mir/wir uns nicht leisten. ohnehin wollten wir den ganzen kram nicht hören.
und dennoch: der joachim ernst b. packte mich mit seinem buch derart, dass ich mich richtig reinvertieft habe und innerhalb kurzer zeit zu einem trockenen jazzspezialisten wurde, der nur noch gierig war, das ungehörte vor die ohren zu bekommen. es aber nicht bekam.*geschichtenerzählmodus aus*

man kann das buch gar nicht überschätzen: es schaffte es, sowohl einem bix beiderbecke seine einzigartigkeit zu bescheinigen wie einem john coltrane oder damals neuesten free jazz-auswüchsen in jeder hinsicht gerecht zu werden. es war begeisternd!
ja, sooo toll war für mich 17-jährigen das behrendt-buch! vielleicht hat es auch heute noch was davon. ich weiß es nicht. es hatte die schlauheit des musikkenners, die klugheit des menschenkenners und die offenheit des weltmenschen. klasse. verdanke ihm viel. obwohl ich die liebe zum jazz nie so ganz richtig gefunden habe. verliebtheit ja!!!
dafür gibt es für mich auch heute noch im jazz viel zu entdecken. und das interesse daran hat die lektüre von damals bis heute wachgehalten.
eines meiner schlüsselerlebnisse im bereich musikliteratur. da kommt so schnell nichts ran. auch und gerade im pop-bereich nicht.
der behrendt (ist das eigentlich richtig geschrieben?) hat dann ja in, mittlerweile so genannter, „weltmusik“ gemacht, als noch keiner davon redete. konsequent. ein überaus kluger mann wohl!

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