Re: Kraftwerk in Köln

#1979269  | PERMALINK

Anonym
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@cannaarkotic: In der Kürze liegt doch die Würze…

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Pünktlich um 19.30 Uhr – weil ja um Mitternacht eine zweite Show folgt – kündigt die altbekannte Roboterstimme die Mensch-Maschine an.
Der Vorhang geht auf und gibt den Blick frei auf vier korrekt gekleidete Herren an Stehpulten, die mit nicht identifizierbaren Bediengeräten Musik machen. Instrumente oder Lautsprecher sind nicht zu sehen, nur ein Notebook auf jedem Stehpult. Den Handbewegungen nach zu urteilen müssen aber neben der Computertastatur andere Tasten, Knöpfe, Regler und Schalter vorhanden sein. Eindeutig zu erkennen sind vier Fußpedale, die die Herren auch fleißig benutzen. Soviel zum Thema „Wie bietet man elektronische Musik live dar?“. Der Sprechgesang ist nachvollziehbar live, die Roboterstimme kommt vom Band.

Hinter den Musikern befindet sich eine dreigeteilte Riesenleinwand (oder besser: Projektionsfläche). Mit Hilfe dreier Videobeamer wird die Musik mit Bildern und Filmen unterlegt. Vom ersten bis zum letzten Stück passen Musik und Bilder perfekt zusammen, schon die Einbindung von Plattencovern und Kraftwerk-typischen Symbolen sorgt dafür. Die Realszenen der Filme sind immer „alt“, sowohl technisch (schwarz-weiss, grobkörnig) als auch inhaltlich (Tour-de-France-Bilder aus den Sechzigern, Bilder zum „Model“ und zum „TransEuropaExpress“ ebenfalls).

Jetzt zur Setlist (Achtung: Ich bin über vierzig, mein Gedächtnis schwächelt!):

Die Mensch-Maschine
Expo 2000
Tour de France I
Vitamin
Tour de France II
Autobahn
Das Model
Neonlicht
Radioaktivität
TransEuropaExpress
Die Nummern
Computerwelt
Heimcomputer
Taschenrechner
Die Roboter
Elektrokardiogramm
Aerodynamik
Boing Boom Tschak
Music Non Stop

Schwachpunkte? Keine! Bemerkenswert vielmehr, daß die Tour-de-France-Stücke und sogar „EXPO“ im Gesamteindruck nicht abgefallen sind. Nicht wegen ihrer Qualität – ich finde die neuste Scheibe klasse – , sondern wegen der Vorlieben des Publikums. Abgesehen vom stadlartigen Mitklatschen beim Model war aber nur Lust auf die Musik zu hören, kein Fordern bestimmter Lieblingsstücke.

Die vier auf der Bühne hatten erkennbaren Spaß, kommunizierten gelegentlich miteinander, zum Publikum gab es kein Wort. Den ersten Teil bestritt man im einfachen Anzug mit Hemd und Krawatte, letztere wurden vor dem Computerwelt-Abschnitt gegen schwarze Krawatten mit rotem LED-Lauflicht getauscht. Bei den Robotern standen nur die vier Roboterbüsten an den Stehpulten, den Rest bestritt die Gruppe im schwarzen „Raumanzug“ mit neongrünen Streifen.

Das Publikum im ausverkauften Palladium machte einen begeisterten Eindruck, wenn ich die beim Verlassen der Halle und auf dem Weg zum Parkplatz wahrgenommenen Kommentare richtig bewerte.

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