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bullschuetz Für mich ergibt sich aus diesem Flickenteppich aus genozidalen Projekten, brutalen Landnahmeaktionen, Massenmordexzessen und Betrugsmanövern das Panorama eines – wenn auch nicht von Anfang an in all seiner Konsequenz durchgeplanten – Ausrottungsprogramms. Dass das nicht dasselbe wie der Holocaust ist, ist ja klar. Aber das Verbrechenskonglomerat ist so monströs und die gezielte Ausrottungsabsicht in so vielen Fällen derart klar durch die Äußerungen der Mörder selber belegt, dass sich mir da ein Fazit aufdrängt: Völkermord. Und deshalb empfinde ich die Entscheidung von Ravensburger, Büchlein, die all das noch im Jahr 2022 komplett ignorieren, nicht zu veröffentlichen, als lobenswertes Zeugnis der Reflexions- und Lernbereitschaft; und nicht als Cancel-Culture-Skandal.
Ich verstehe dieses Bedürfnis einfach nicht, komplexe historische Abfolgen (wir reden hier ja über Jahrhunderte) derart zu verkürzen, um dann wiederum noch simplere Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Es gab weder DIE Weißen, noch DIE Indianer noch DEN Völkermord. Nimm alleine mal die Schlacht vom Horseshoe Bend. Schon die ist eine komplizierte Verquickung aus Stammeskriegen, ethnischer Säuberung und Teilen des Britisch-Amerikanischen Krieges. Und so gab es zig Kollaborationen und Interessenskonflikte über ganze Epochen, die man doch nicht einfach so zusammenkürzen und auf einen gemeinsamen Nenner bringen kann.
Und erst recht ist das kein Beleg dafür, dass man keine Geschichten von einer Freundschaft zwischen einem Apachen und einem Weißen erfinden dürfte, ohne die gesamte nordamerikainsche Historie der letzten 500 Jahre authentisch zu berücksichtigen. Wie kommt man bloß auf so einen Gedanken?
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