Antwort auf: Rory Gallagher

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latho
No pretty face

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zoji
Interessant finde ich ja, dass es wohl wenig Dissens darüber gibt, dass Photo-Finish, Top Priority und, je nach Gusto, Stage Struck als Tief- oder Quasi-Höhe-, in jedem Fall aber Endpunkt einer Karrierephase, eine Sonderstellung einnehmen, wohl aber bezogen auf die Wertschätzung, und die Frontlinie scheint genau zwischen den älteren Hörern, die ihn bereits Jahre, vielleicht seit Karrierebeginn verfolgten, und den damals jüngeren Roryisten in the making zu verlaufen. Ich vermute, dass jemand, der Gallagher altersbedingt erst nach 1990 kennen und schätzen lernte (gibt es das überhaupt?) nicht einmal nachvollziehen kann, dass Stage Struck zeitbezogen ein vergleichsweise hartes Brett war.

Als Hard Rock wurde Stage Struck in unseren musikalisch sehr beschränkten Kreisen nicht unbedingt angesehen, aber doch als Platte, die Hard-Rock-HM-Hörer durchaus goutieren konnten, da gab es noch einiges mehr, auf den Hard-Rock-Konzerten lief ja Hallenmusik aus diversen Genres, „Pop“ durfte es halt nicht sein.
Wobei ich mir damals vor allem Live-Alben gekauft habe. Es war in der Wahrnehmung so, dass Live-Alben a) die „Hits“ (wären es wirklich Hits gewesen, wäre es igitt gewesen) enthalten und b) mehr Spielfreude, „Echtheit“ (ein Liebling damals:Lizzys Live an Dangerous, go figure) und Druck besaßen. Alles Quatsch, aber sie boten ein ganz guten Durchschnitt über das Ouvre und Taschengeld-arme Schüler konnten sich so ein Bild machen.

zoji
Für noch mehr Amüsement dürfte übrigens wohl sorgen, dass ich sogar Pink Floyd kurz in dieser Ecke sah. Another Brick In The Wall, Pt. 2 passte zwar nicht so ganz ins Bild, aber die ich glaube zweite Single Run Like Hell habe ich als im Floyd-Kosmos relativ wuchtige Nummer auch fehlinterpretiert. Das das nicht haltbar ist wurde mir dann eben auch erst mit dem Hören der kompletten The Wall, meiner PF-Album-Entjungferung, klar. Eventuelle Restzweifel beseitigte dann Ummagumma gründlich.

The Wall hat mir ein Schulfreund vorgespielt, tatsächlich weniger, weil er die Platte so gut fand, sondern weil sie die seine sehr teure Anlage angeblich ausreizte. PF hat mich tatsächlich deswegen (aber sicher auch musikalisch) nie angezogen, ich hielt die immer für so etwas wie die Dummy-Teststrecke bei VW.

zoji
Das Rory Deine Gunst verlor prangere ich an, wünsche Dir aber noch mehr gesundheitlich alles Gute.

Naja, ich hatte ihn immer im Hinterkopf, aber selten gehört, dazu habe ich in den letzten Dekaden zu viele neue Musik kennengelernt, öffnete sich der Horizont eben weiter. Aber Wayward Child habe ich immer gerne gehört.

Und: danke!

zoji
[…]
Ich vermute, dass sich Genrebezeichnungen zwar im Entwicklungsprozess herausbilden, aber erst retrospektiv richtig festgezurrt werden, mit der Gefahr der Verengung, Verkürzung und dem negieren der Dynamik und Evolution. Debüt frühestens 1979 als Kriterium z.B. ist vielleicht nicht verkehrt, schließt British Steel, Ace Of Spades oder Heaven And Hell aber trotz ihres eminenten impacts aus der NWOBHM aus.
[…]

Guter Satz und absolut richtig. Ich kann mich an erschöpfende Diskussionen auf dem Schulhof erinnern, wo die Frage nach Hard Rock oder „schon“ Heavy Metal (also quasi Härtegrad-Bestimmung) eine Rolle spielte. Aber zugegeben: das war auf den Schulhöfen mittelfränkischer Gymnasien, wenig theoriegestützt oft auch mit wenig Fachpresse oder gar Wissen über neue Bands unterlegt. Motörhead galt als Heavy Metal weil sie „hart“ (und laut) waren und irgendwie auch so etwas gesagt hatten, aber eigentlich war das Punk, zumindest am Anfang. Black Sabbath galt als Hard Rock, kein Wunder, angesichts des Alters der Band, vor Anfang der 80er gab es ja keine Begriffe jenseits davon. Aber nach einem Konzert von Sabbath feat. Ian Gillan nachdem wir mit Begeisterung feststellten, dass unser Gehör wahrscheinlich permanent geschädigt war, kam die Frage auf, ob dies nun noch Hard Rock oder „schon“ Heavy Metal wäre.
Die Begriffstrennung war damals erst am entstehen, erst mit Speed Metal etc, wo die Genrebezeichnung ja schon im Namen steht, wurde das, auch medial, festgezurrt.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.