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Anonym
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Spitze, das freut mich!
Heute gehen wir gleich zweimal ein paar Jahre zurück. Einerseits in die 90er, wo ein junges Trio Anfang der Dekade mit schmissigen Texten und wütenden Gitarren an vorderster Front einer neuen Rock-Generation auf sich aufmerksam machte, andererseits in die Mitte des gerade erst vergangenen Jahrzehnts, wo ein desillusionierter und zukunftsloser Japanologie-Student in einem Kurs saß und dem Vortrag seines liebsten Professors lauschte.
Über Blankey Jet City weiß ich eigentlich nicht viel, außer dass sie ziemlich genau zehn Jahr aktiv waren, einen sehr exzentrischen Frontmann hatten und ein dementsprechendes Faible für eigenwillige Kompositionen besaßen. Was ich allerdings genau im Kopf habe, ist die Erinnerung an diesen Tag in der Universität, an dem der vortragende Professor uns den Tipp gab, uns viel mit Songtexten zu beschäftigen, um ein besseres Gefühl für japanische Alltagssprache und spezifische Themen zu entwickeln. Er meinte, dass er immer großer Fan der Band Blankey Jet City war und Stunden damit verbrachte, ihre Texte und deren Bedeutung zu entschlüsseln. Das beeindruckte mich so nachhaltig, dass ich schließlich tatsächlich Ausschau nach Alben der Band hielt und mittlerweile auch zwei in meinen Reihen habe.
Das Debüt Red Guitar and the Truth ist 1991 erschienen und dürfte wohl genau das bieten, was das Trio ausmacht. Ich kann verstehen, dass mein Professor sich mit den Texten zu Studentenzeiten abgerackert hat, denn die sind gar nicht so leicht zu erfassen. Auf der englischen Wikipedia-Seite zur Band steht „their memorable debut album „Red Guitar And The Truth“ focused on topics such as juvenile delinquency, broken families, and the pain experienced by neglected children“ und ich denke, das kommt sehr gut hin. Den juveline delinquencies ist mit Furyōshōnen no Uta sogar explizit ein eigenes Stück (finde leider nur diesen Clip, der illustriert dafür die Band bestens) gewidmet. Vor allem vermittelt die LP mir aber das Lebensgefühl junger Männer, die in der Gesellschaft irgendwie auf verlorenem Posten stehen. Zwischen röhrenden Gitarren und druckvollen Drums ist es vor allem Frontmann Asai Ken’ichi, der dem ganzen eine sehr eigenständige Note mitgibt: Cat Was Dead! (auch nur Live, von der Abschiedstour)
C.B. Jim kam zwei Jahre später und ist bereits die dritte LP der Band aus der Aichi-Präfektur. An der Grundausrichtung hat sich in der kurzen Zeit nichts geändert, die Produktion ist vielleicht etwas nuancierter, und ob man das nun Indie-Rock, Rock ’n‘ Roll oder Punk nennen möchte (J-Rock muss nicht sein), ist eigentlich egal: 3104 Chōme no Dance Hall ni Ashi o Mukero (einmal live geht noch).
Beide Alben mag ich recht gern, obwohl ich sie bislang auch nicht mit durchgängigem Genuss höre und sie ein gutes Stück von meinen Lieblingsscheiben aus Japan entfernt sind. Allen Freunden von trotzigem Gitarren-Rock (natürlich näher an Sonic Youth als an Led Zeppelin) sei nichtsdestotrotz ohne Gewähr ans Herz gelegt, einfach einmal reinzuhören.
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