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Erbarmungslos, monolithisch, hart – das sind Begriffe, die mir während des Konzerts von Bob Mould im ausverkauften Berliner Columbia Theater in den Sinn kamen.
Publikum überwiegend männlich, überwiegend Ü40, hier und da Hüsker Dü T-Shirts am teils etwas umfangreicheren Oberkörper. Die wenigen Frauen scheinen alle nur ihre Boyfriends zu begleiten. Bob Mould, Jason Narducy (b) und Jon Wurster (dr) treten vom ersten Moment an das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Laut, schnell, dicht, nur kurze Pausen zwischen den Stücken bevor es wieder mit voller Kraft weiter geht. BM schwingt seinen kräftigen Körper ausladend über die Bühne, hier und da Rockerposen, wenn er kraftvoll in die Saiten greift. Ich erkenne ein paar Stücke von HüDü, von Workbook, vom neuen Album, das meiste löst sich aber im überwältigenden verzerrten Getöse auf. Erst zum Ende hin ein paar Worte ans Publikum, ein Stück solo auf der Gitarre. Ganz zum Schluss steht BM allein am Bühnenrand, nimmt sichtlich zufrieden und stolz den Applaus entgegen, winkt kurz ins Publikum, schlägt sich mit der Faust auf die linke Brust. 58 Jahre, Glatze, grauer Bart, Brille, blendend in Form. Ein ganzer Kerl.
Am Merchandising kann man das gleiche karierte Flanellhemd erwerben, das Bob Mould auf der Bühne trug.
Mein Freund R. bedankt sich nach dem Konzert bei mir dafür, dass ich ihm Ohrenstöpsel mitgebracht habe. Wir überlegen, wo wir noch ein gemeinsames Bier trinken gehen. „Ins WOOF?“ Lachen, zu weit weg und so ganz gehören wir da doch nicht zur Zielgruppe. Beim Bier reden wir dann noch lange über gealterte Rockmusiker und ihr Publikum, Männlichkeitsbilder, Geschlechterrollen.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)