Antwort auf: ROLLING STONE im Februar 2019

#10701821  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

Registriert seit: 01.01.1970

Beiträge: 0

pfingstluemmel Eine Studioaufnahme wurde aber für die massenhafte Reproduktion geschaffen, die immer und immer wieder abrufbar bleibt, solange ein abspielbarer Datenträger existiert. Deshalb sollte man sich bei Vergleichen zur „größten Band“ auf diese beziehen – und nicht auf die simulierten Konzerterlebnisse, die von den Eindrücken früherer Menschen gespeist sind

Eine Live-Aufnahme hoere ich nicht als simuliertes Konzerterlebnis, sondern als Tondokument. Der Unterschied zur Studioaufnahme, den Du beschreibst, ist nicht so klar und grundsätzlich, wie Du glaubst.

Wenn die Performance ein wichtiger Teil der Musik sein soll (ich verstehe Performance jetzt als Bühnendarbietung), befinden wir uns doch schon im Bereich des Musicals.

Dein Ernst? Dieses Diskussionsfass mach ich jetzt lieber nicht auch noch auf…

Dylans Judas-Gig ist hörenswert. Wenn du aber vor der Wahl stehst, ob du diese Live-Aufnahme oder doch lieber die drei Studioalben behältst, fällt die Wahl sehr leicht.

Niemand steht vor dieser Wahl. Niemand zwingt dich, dich entweder für dies oder für das zu entscheiden, niemand verbietet dir, sowohl das eine als auch das andere zu hoeren. Das ist genau das Seltsame an Deinem Standpunkt: Du argumentierst, als ginge es hier um einen Muliple-Choice-Test. Lass doch mal locker!

James Browns Apollo-Album nimmt bei mir gar keinen hohen Stellenwert ein, da ich die frühen R & B und Soul-Tracks weit weniger spannend als die Erfindung und Formung des Funk finde.

Weshalb ich von den Apollo-Alben im Plural schrieb. Das zweite, die Doppel-LP von 1967, ist Funkhistory in the Making, ein Konzert voller faszinierender musikalischer Ungleichzeitigkeiten, es beginnt mit Showtunes wie That’s Life und in die Tradition zurueckweisenden Nummern wie Kansas City, zelebriert dann den heißen neuen Funk-Jam-Scheiß wie There was a Time in extended version und zelebriert schließlich nochmal etwas ältere Hits. Showtime! Meiner unmassgeblichen Meinung nach faszinierender und mitreißender noch als Apollo 1. Tut mir leid, das so hart sagen zu müssen, aber wer bei James Brown neben dem Studiokuenstler nicht auch den Livekuenstler wahrnimmt (und natürlich ist die Performance bei ihm ein integraler Bestandteil), kann von ihm letztlich nichts verstehen, weder musikalisch noch politisch oder kulturhistorisch, und verpasst obendrein überwältigende Hoererfahrungen en masse, denn es gibt ja zum Glück mehrere tolle Livemitschnitte aus verschiedenen Phasen.

--