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Danke, vorgarten, für diesen spannenden bft! Hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn ich leider nicht allzuviel Zeit mit der Musik verbringen konnte. Hier meine 2 cents:
#1 Ein schöner, lässiger Blues zum Einstieg, klasse. Dabei aber mehr Nachtclub (nicht nur wegen der Jelly Roll) als Baumwollfeld. Könnte genauso gut etwas älteres sein, wie auch jüngeren Datums. Der im Vordergrund platzierte Percussion-Einsatz in der dritten Minute ist irgendwie off, das macht das Ganze aber nur sympathischer.
#2 Hier ist eigentlich vieles nach meinem Geschmack: viel offener Raum, ein Bass der nach Cecil McBees spirituellen Momenten klingt, Glöckchen klingeln hier und da, das Schlagzeug tupft seine Akzente wohlbedacht. Und doch bekommt der Track mich nicht so richtig. Vielleicht ist mir der Gesang etwas zu, hmm, ausladend und theatral. Und auch die mehrfache Wiederholung von Text und Melodie wollen nicht verfangen. Als Bass/Drums/Glöckchen -Trio hätte mich der Track wohl vorbehaltlos glücklich gemacht.
#3 Der Blues steht also in seinen verschiedenen Facetten im Vordergrund der ersten Tracks. Trotz herrlich rumpelndem Schlagzeug swingt der Track ganz schön. Solche geshouteten Vocals finde ich aber eh meist mitreißend. Das eigentliche Highlight ist aber das tolle Gitarrensolo, das da in aller Kürze auf die Bretter geknallt wird. Ist der Sänger auch gleichzeitig der Gitarrist?
#4 Das gefällt mir, obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, wer das sein könnte. Aber das ist ein Piano-Trio mit ordentlich Dampf und einem wahnsinnig versierten Drummer. Insgesamt erinnert mich der Track von seiner Rhythmik her manchmal an Horace Silver. Der Pianist agiert dafür aber viel zu brachial.
#5 Vibraphon und Percussion sorgen für einen leichten Exotica-Einschlag. Das Trompeten-Solo gefällt mir in seiner Kürze gut, Gitarre und Harfe (?) sind dann weniger spannend. Ein Track zum Durchschnaufen.
#6 Romantisches Klavier, Besen am Schlagwerk. Da ist die Richtung klar, und es kommen auch keine Überraschungen. Ist das ein Standard, der da intoniert wird? Auf alle Fälle aber schon eigentlich ein gesungenes Stück, würde ich denken. Der Bass übt sich sehr angenehm in Zurückhaltung und auch der Pianist versucht nicht zu viel Drama (was durchaus möglich wäre). Sehr hübsch. Aber wahrscheinlich auch nichts, mit was ich mich länger beschäftigen würde.
#7 Wie die Tuba hier zu Beginn angehopst kommt, das hat mich gleich für sich eingenommen. Die Melodie kommt mir wahnsinnig bekannt vor, aber für so etwas habe ich leider überhaupt kein Gedächtnis. Das erste Posaunensolo mit seinen schlierigen Linien ist ein Wahnsinn, das zweite (auch Posaune?) mit seinem klaren Ton fällt dagegen dann etwas ab. Und dann – natürlich – darf die Tuba auch nochmal, bevor es wieder zum Thema geht. Classy.
#8 Ok, die Show ist vorbei, die Band ist schon im Stripclub und heizt da ein. Ein schöner, schmutziger Track mit verschlepptem Beat und schweinischer Orgel. Herrlich, wie der Drummer irgendwann stoisch auf die Snare wechselt und da einfach mal bleibt. Nach zweieinhalb Minuten ist der Spuk vorbei und die Dame (oder der Herr) nackig. Was will man mehr.
#9 Das hier klingt, vor allem vom Bass her nach einer Version „Feelin good“. Das Piano changiert dabei irgendwo zwischen Abriss und Cabaret. Dass die Aufnahmequalität nicht so doll ist kommt dem Track komischerweise zugute, finde ich. Das Ende ist toll.
#10 Bluesiges Lick und ein Crooner/Preacher, der sich auf diesen Sattel schwingt. So weit, so gut. Besonders toll ist allerdings der Backgroundgesang, der dem Ganzen das nötige Maß an Windschiefe verpasst.
#11 Aaaaaaaah! Schon der Anfang mit den zwei (?) Drummern und dem Percussionisten jagt meine Herzfrequenz in die Höhe. Und was dann Saxophon und Trompete da veranstalten bringt mich dicht an den Kollaps. Gerade auch der Saxophonton kommt mir wahnsinnig bekannt vor, aber irgendwie passt dann doch alles nicht so richtig. Manchmal muss ich an Noah Howard denken, aber dafür fehlt ein bisschen bluesige Geerdetheit. Diese wahnsinnig dichte Verzahnung der Rhythmusgruppe (auch wenn man den Bassisten leider kaum hört) und die in ihrer massiven Kompaktheit auch nicht nachlässt, erinnert mich ein wenig an „The Black Ark“, wo die zwei Drummer und das Piano einen ähnlichen Backdrop bilden. Wahnsinnig toller Track jedenfalls. Bin schon sehr gespannt auf die Auflösung.
#12 Ein Fade-In in bereits hoch virulentem FreeJazz? Ungewöhnlich. Irgendwann stiehlt sich ein Piano dazu, das allerdings in einem ganz anderen Song verfangen ist. Und sich dann als Begleitung für den weiblichen Gesang entpuppt. Versuchen die Freejazzer gegen die akrobatische Romantik anzuspielen? Irgendwie interessant. Der Track hinterlässt mich aber vor allem etwas ratlos. Hätte mich vielleicht eher bekommen, wenn Piano/Gesang mehr mein Fall wären.
#13 Hier weiß ich nicht, ob ich das hübsch finde, oder mir das ein wenig zu bieder ist. So angesäuselte Flöten kann ich mal ganz toll finden und mal verursachen sie mir eine unwohle Gänsehaut. Hier hält sichs die Waage. Obwohl; ist schon meistens toll, ohne mich wirklich zu begeistern.
#14 Yes! Super Intro, toller Groove und dann spielt da auch noch eine… Koto? Oder was ist das? Vibraphon und Funkgitarre passen auch gut zusammen, wusste ich noch nicht. Das Saxophonsolo ist mir dann einen Ticken zu klischiert. Aber das Epiano (?)/ Daumenklavier (?) macht das wieder wett. Ein schöner, eklektischer Track, mit Funk, Fuzz und Psychedelic.
#15 Huh, dazu fällt mir irgendwie nichts ein. Was in #14 so selbstverständlich zusammenging, wirkt mir hier etwas gewollt und weniger organisch. Ist nicht so meins, leider.
#16 Schön, wie sich der Track langsam aufbaut, das Piano unbeirrt sein Motiv wiederholt, während drumherum sich die verschiedenen Instrumente aus den Verstecken trauen. Vor allem das freie Schlagzeug und der etwas knurrige Bass gefallen mir gut.
#17 Oh schade, der Abschluss ist leider nicht für mich. Basssound, Gesang und die etwas penetrante Cowbell gehen leider nicht für mich. Die stakkatoartigen Bläser sind aber ganz schön und geben etwas Schmutz hinzu, wenn auch nur kurz.
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