ORCHESTRA BAOBAB – Bongobeats und der spirituelle Hauch der Zeit Hamburg, Fabrik

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    till-andersen

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    Bongobeats und der spirituelle Hauch der Zeit

    Das Kuba im Senegal liegt, ist uns nach dem Auftritt vom Orchestra Baobab in der Hamburger Fabrik allen klar. Das 10 köpfige Ensemble mit dem Buschdoktor an der Gitarre im flockigem Tropenhemd, zwei Rhythmus Klöpplern, einem Sänger, dem Miles Davis die weiße Mütze aufs Haupt gezaubert zu haben scheint und zwei grinsenden Saxophonisten, die sich am Bläsersound labten, spielen sie einen Mix aus kubanischen Klängen und Afrobeat. Sie überziehen die gut gefüllte Fabrik mit einem luftigen Soundteppich, der direkt von der Atlantikküste des westafrikanischen Staates hierher geweht zu sein scheint.

    Selten hat man ein so gemischtes Publikum in der Hamburger Fabrik gesehen: da steht ein Doris Dörrie Klon (oder war es sie selbst ?) mit Wasserstoff geblondetem Haar und hoch geföhnter Igelfrisur neben Dr. Martin Luther King im grau-edlen Kaschmir Anzug und staubfreiem weißen Nylonhemd ernst, ergriffen durch seine schwarze Brille schauend. (oder war er ein Vertreter der Senegalesischen Botschaft ?).
    Ein Lederjackenträger mit spitzer Haartolle im Leningrad Cowboys Stil hält seine Tolle provokativ waagerecht in den Raum, als ob er sie mit einer Steinplatte auf den Kopf fest gebügelt hätte. Neben ihm räkelt sich ein kleiner Schwuler im schwarzweißen Ringelpulli & Bronski Beat Outfit an der Wand, während Unterbuchhalter Neumann im ärmelfreiem blauen Pullunder, hellblauem Hemd und Mokassin Lederschlappen die ersten Tanzschritte wagt. Es fehlt auch nicht die übliche Dreadlock Fraktion im Revoluzzer ‚Commandante Che Guevara’ Dress und Frau Rehbruch-Rockenfeller Grauzig blickt mit strengen Lehrerblick in die mit satten Grasschwaden geschwängerte Luft.

    Wenn es so etwas wie multikulturelle Gemeinschaft überhaupt gibt, dann befand sich das Epizentrum an diesem Abend in der Fabrik und nicht in den schalen Plattenbautensiedlungen in Wilhelmsburg oder in den schicken, videoüberwachten Botschaftsresidenzen an der Alster. Das Universum schien die Zeit für zwei Stunden anzuhalten und der Traum des Schriftstellers Richard Powers wurde wahr, dass die Musik die Zeit überwinden kann, wie ein Klang der sich im Universum unendlich ausbreitet ohne auf Widerstand zu stoßen.

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