Rose Kemp – Unholy Majesty (26.09.08)

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  • #56755  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    „unholy majesty“ heißt das neue album und wird am 01.09. auf one little indian das licht der welt erblicken. vorab verrät uns die seit 30. juni veröffentlichte single „nanny’s world“ etwas über die aktuelle seelenlage der dame aus bristol. die derbe note, die ihrem werk zuweilen anhaftet, findet ihre fortsetzung in straffer gitarrenarbeit, das ist zum teil überbordend und aggressiv. die vergleiche, die bereits hinsichtlich des neuen albums gezogen werden, kann man problemlos einordnen: black sabbath, led zeppelin, tom waits. alles großer quatsch, klar. das mädel hat schließlich auch eine geschichte. jeder misston kann nur als ausbruch aus der einschläfernden folkhierarchie ihres elternhauses verstanden werden. oder? auf ihrer myspace seite stehen derzeit vier songs des neuen werks zur hörprobe bereit und sie offerieren sich nicht so einseitig wie es der pressemob weismachen will. das elegische von „nature’s hymn“ versöhnt jedenfalls für jede heavy metal anleihe. und außerdem bin ich dem wüsten und ungestümen mehr als zugetan. eine scout niblett- schablone passte ganz gut.
    einzige befürchtung, die sich mir angesichts des bisher gehörten entgegenträgt ist, dass das neue musikalische konzept zu sehr auf gothic oder dark wave abzielt. mal abwarten und tee nippen. „A Handfull Of Hurricanes“ hat sich schließlich im letzten jahr auch nicht sofort ergeben und ward ein stabiler vier sterner.

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    September 1st 2008; One Little Indian

    1. Dirty Glow
    2. Nanny’s World (video, live)
    3. Bitter and Sweet
    4. Flawless
    5. Saturday Night
    6. Nature’s Hymn
    7. Wholeness Sounds
    8. Vacancies
    9. Milky White
    10. The Unholy

    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #6757571  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    Schöne Neuigkeiten. Ich kenne nicht viel von ihr, aber „Violence“ oder „Golden Veins“ waren doch schon recht magnetisch im letzten Jahr. Ich mag ihre Stimme sehr und auch, wie variabel sie sie einsetzt. Auch ihre Vorliebe für zuweilenen Krach würde ich ihr nicht vorwerfen mögen.

    --

    the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation
    #6757573  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    das licht des neuen tages naht. das mädchen kippt ihr letztes glas milch, wischt sich mit dem ärmel des ausgeblichenen kleides über den mund. es steckt sich einen brocken brot in die tasche und steht vom tisch auf. das sackerl liegt bereit. es hievt das leinen über die schulter. schwerer wiegt das vor ihr liegende.
    das haus verschwindet in ihrem rücken.

    das wird nicht einfacher. hatte ich hier bereits einige vorahnungen geäußert, verstärkt sich nun die gewissheit dahingehend, dass rose kemps neues album keine leichte nummer wird. „a hand full of hurricanes“ war es nicht und „unholy majesty“ noch viel weniger. die junge frau erarbeitet sich ihr eigenes terrain und geht dabei über prog-, heavy- und folkrockleichen, gleichsam zerstörerisch wie sie ihre herkunft plan fährt – gefangene macht sie keine.

    wartet sie zunächst noch nicht mit der gesamten farbpalette ihres gesangsorgans auf und verheißen die erste töne frieden, so spürt man doch schon im ersten track „dirt glow“ die unheilige allianz, die sich dem hörer entgegenschwingt.
    so geradlinig und verschwurbelt, so dissonant und klar, die dialektik kempschen tuns. synthesizer, chorgesänge aus dem off, die schwere gitarrenbrut, sinniger kann kein heavykomplott geschmiedet werden. ich nehme sie dabei ernst. stampfte sie sonst über mich.

    du musst klaren verstandes sein, willst du dich diesem ewigen für und wider aussetzen. das rohe moment, sträflich vernachlässigt in den folkbeseelten ersatzmomenten meiner musikalischen zuletzt- sozialisation, entstaubt die mit süßkram verstopften poren. es ist kein hinhalten, mehr ein miteinbezogen sein, wie sie, die neue königin des grunge, sich dem hörer zuwendet und in aller wandlungsfähigkeit hoffiert und freundlich affimiert und sich nicht über, sondern neben dich schwingt, um dich mitzunehmen. auf eine aufregende, herzattackierende reise.

    wenn abschließend für gute neun minuten „the unholy“ aufsteigt, bissig die gitarren kreisen, während rose die aufwartung macht und die düstere soundpackung erschlägt, rotiert die erinnerung an ein unaufgeräumtes album im weich geklopften schädelrund. doch rose kemp wäre nicht sie selbst, würde sie nicht den sprung von pol zu pol wagen. so grast nebem dem kriegsbewährten rappen der lichte schimmel, dessen flügel nur einen lidschlag weit entfernt sind vom aufstieg. „nature’s hymn“ oder „flawless“ bilden den antrieb für das schwerelose gleiten. die innige hingabe, das verletzliche tun, die präsenz, die ausstrahlung, das beiwohnen dürfen. bei aller wandlungsfähigkeit, bei allem auskosten ihres stimmlichen volumens und der harten arbeit am text, schürt rose kemp nicht die theatralik, sondern ihre feuer.

    der vogel des vaters beisst sich wund. die schritte des mädchens sind zu fest. die krone wirft sie ab. der tag kommt. kein blick zurück. die sonne wärmt. das mädchen breitet die arme.

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