Definition: Print-Pop

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  • #1786067  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

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    Aus dem Sachwörterbuch der Literatur (Gero von Wilpert):

    Pop-Art , Kunstströmung der späten 50er Jahre in Amerika, der 60er Jahre in Europa, als Protest gegen den Ästhetizismus und das Elitär-Esoterische in der Kunstanschauung des Establishments, unter Einfluss des Dadaismus und der Beatniks, strebt nach e. populären Anti-Kunst oder Gebrauchskunst, die den Warencharakter der Kunst betont und den Gefühlsappell des Kitsch weniger parodiert als fetischiert. Wie die Pop-Kunst beruht die parallellaufende Pop-Literatur auf dem Prinzip der Demonstration oder Montage von Vorgefundenem und präfabrizierten Fertigteilen, indem sie banale Objekte des Massenkonsums durch Isolierung oder Reihung verfremdet und kombiniert: Comics, Trivialliteratur, Krimi, Western, Science fiction, Schlager, Reklame, Fimsequenzen und vulgäre Mode-Redensarten. Gegen den kommerzialisierten P. der Unterhaltungsmagazine wendet sich wieder e. radikal provozierende Gegenströmung von bes. Primitivität, Obszönität u. Exzentrik. Hauptvertreter in Amerika: R. Lichtenstein, A. Warhol, in der Lit. Tom Wolfe; in Dtl. R. D. Brinkmann, P.O. Chotjewitz, H. Fichte, B. Brock, G. Herburger, F. Kriwet, W. Bauer, in der Sprachreflexion verfeinert bei P. Handke, E. Jandl und W. Wondratschek.

    Tippfehler wie immer von mir.

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    Highlights von Rolling-Stone.de
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      #1786069  | PERMALINK

      dr-nihil

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      Ja, habe ja nicht alles zitiert, aber das entspricht so ziemlich meiner Quelle (Metzler Literatur Lexikon).

      Die Frage: sind insofern die Herren Stuckrad-Barre und so weiter als Popliteratur zu bezeichnen?

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      #1786071  | PERMALINK

      candycolouredclown
      Moderator

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 19,052

      Das was Leute wie Stuckrad-Barre machen würde ich eher als Pop-Print denn Print-Pop bezeichnen. Mehr gepopptes Geschriebenes als geschriebener Pop. (Ohne Wertung)

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      Flow like a harpoon daily and nightly
      #1786073  | PERMALINK

      declan-macmanus

      Registriert seit: 07.01.2003

      Beiträge: 14,707

      Ich empfehle zum Thema “Der deutsche Pop.Roman. Die neuen Archivisten“ des Leipziger (?) Germanisten Moritz Baßler. Sehr gut (auch für Nicht-Germanisten leicht verständlich) geschrieben und hochinteressant!

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      Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]
      #1786075  | PERMALINK

      dominick-birdsey
      Birdcore

      Registriert seit: 23.12.2002

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      Originally posted by DR.Nihil@13 Feb 2004, 15:45
      Die Frage: sind insofern die Herren Stuckrad-Barre und so weiter als Popliteratur zu bezeichnen?

      Stuckrad-Barre ist vielleicht Pop, aber definitiv keine Literatur.

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      #1786077  | PERMALINK

      declan-macmanus

      Registriert seit: 07.01.2003

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      Originally posted by Dominick Birdsey@13 Feb 2004, 19:09
      Stuckrad-Barre ist vielleicht Pop, aber definitiv keine Literatur.

      Begründung bitte. Was definierst Du denn als Literatur?

      Stuckrad-Barre und andere sogenannte Popautoren sind meiner Meinung nach nicht mehr oder weniger „Literatur“ als andere zeitgenössiche Autoren – ob man sie mag oder nicht, ist eine ganz andere Frage. Fest steht ja wohl, dass sie ein bestimmtes Lebensgefühl ihrer Zeit mit bestimmten Stilmitteln ihrer Zeit wiedergeben – und das ist doch eine Aufgabe von Literatur.

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      #1786079  | PERMALINK

      blackjack

      Registriert seit: 09.03.2003

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      Originally posted by Frank Schäfer@12 Feb 2004, 23:48
      „Sie ist das, was ich nicht verstehen muß, um Spaß daran zu haben, was ich nicht studieren muß, um es zu verstehen, und was ich nicht definieren muß, um darüber zu schreiben.“

      Steinigt mich aber das, finde ich, trifft es ganz gut. :ph34r:

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      "After four hundread years, we made it!" Coleman said. "You don't think it was too soon?" Duke asked.
      #1786081  | PERMALINK

      dominick-birdsey
      Birdcore

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      Vorweg: mir hat „Soloalbum“ gut gefallen und ich habe im Studium einige literarische Werke durchnehmen müssen, die ach so toll gewesen sei sollen, aber unlesbar. Nun:
      Pop ist es deshalb, weil Stuckrad-Barre das, was er geschrieben hat, gut vortragen kann. Nur ist das, was er geschrieben hat seicht und trivial. Wenn du Literatur rein begrifflich nimmst und alle mündlich und schriftlich überlieferten dichterischen und nicht-dichterischen Werke subsumieren willst, bitte.
      Als Literaturwissenschaftler habe ich gelernt Texte zu analysieren, versuche ich Methoden und Theorien an Texte anzulegen, herauszufinden wie Sprache und Motive dargestellt sind usw. Das im Einzelnen hier darzulegen, ist mir zu müßig. Stuckrad-Barre ist unterhaltend, seine Texte handwerklich trivial und wenn du eine Schublade brauchst, bitte: Trivialliteratur. (Die Charaktere haben keine Tiefe, keine Fallhöhe; die Erzählperspektive ist simpel und ungebrochen, die Sprache ist salopp; interessant aber die Intertextualität in Soloalbum zu „Oasis“-Texten, das ist in der Tat ein eventuell untersuchenswertes Stilmittel – wobei ich nicht weiß, was du mit „von der Zeit bestimmten Stilmittel“ meinst).
      „Remix“ habe ich versucht zu lesen, habe es aber nicht geschafft, zu bemüht versucht, auch auf sprachlicher Ebene, witzig und originär zu sein. Max-Goldt-epigonal.

      --

      #1786083  | PERMALINK

      declan-macmanus

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      Originally posted by Dominick Birdsey@14 Feb 2004, 12:10
      interessant aber die Intertextualität in Soloalbum zu „Oasis“-Texten, das ist in der Tat ein eventuell untersuchenswertes Stilmittel – wobei ich nicht weiß, was du mit „von der Zeit bestimmten Stilmittel“ meinst).

      Genau das meine ich: Songtexte/ -titel und was sie transportieren (und auch andere popkulturelle Gegenstände, die der Popautor aus seinem „Archiv“ (vgl. Baßler) zieht – in den Details nur verständlich für eingeweihte Zeitgenossen – und dennoch auf anderer Ebene auch einem breiteren Publikum zugänglich. Ob das trivial ist, weiß ich nicht. Ich finde es sowieso schwer, da die Grenze zu ziehen. Ich als angehender Literaturwissenschaflter jedenfalls habe gelernt, dass es durchaus Sinn macht, Fragen auch an solche Texte zu stellen, die durch das (vielleicht überholte?) Raster der sogenannten Hochliteratur fallen – seien das Songtexte oder sei es die sogenannte Popliteratur. Dies pauschal als trivial abzutun scheint mir jedenfalls fragwürdig.

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      #1786085  | PERMALINK

      dominick-birdsey
      Birdcore

      Registriert seit: 23.12.2002

      Beiträge: 14,848

      Aber das Stilmittel gab es doch früher genauso. Lass es Zitationen aus Libretti gewesen sein und jetzt eine modernere Auslegung sein, das ändert doch am Stilmittel nichts.
      Natürlich macht es Sinn Fragen an solche Texte zu stellen. Aber du wirst feststellen, dass Stuckrad-Barre nichts zu bieten hat, was literaturwissenschaftlichen Maßstäben gerecht wird. Ich finde das aber auch nicht weiter schlimm. Die Aufgabe eines Literaturwissenschaftlers ist es auch nicht zu bewerten oder zu kritisieren, sondern aufzuzeigen und darzulegen. Das macht die Sache nicht einfacher, weil wir nicht wie Kritiker einfach subjektiv alles abcanceln können.
      Aber du hast grundsätzlich Recht, es ist schwer Grenzen zu ziehen und es absolut wichtig, jeden Text zu hinterfragen. Ich habe noch irgendwo meine Unterlagen vom Seminar „Trivialliteratur“, bei Interesse PN.

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      #1786087  | PERMALINK

      blackjack

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      Originally posted by muffkimuffki@14 Feb 2004, 13:22
      Dies pauschal als trivial abzutun scheint mir jedenfalls fragwürdig.

      Da stimm ich zu, da z.B. vor allem die saloppe Sprache als Stilmittel zum Teil effektvoll eingesetzt wird um eines zu vermitteln: Einem Leser eine Hauptfigur so nahe zu bringen, dass er sich gut in sie hineinversetzen kann und macht nicht das (auch!) eine gute Hauptfigur mit aus?

      Ich würde sagen das Print-Pop zwar trivial erscheint aber nicht immer unbedingt automatisch dann auch trivial sein muss, sondern manchmal auch etwas mehr dahintersteckt. (Allerdings finde ich, dass dies nicht auf Stuckrad-Barre zutrifft)

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      #1786089  | PERMALINK

      dominick-birdsey
      Birdcore

      Registriert seit: 23.12.2002

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      Das ist kein Stilmittel bei Stuckrad-Barre, der kann das nicht besser schreiben. Außerdem habe ich nicht grundsätzlich Print-Pop (was immer das sein soll) in die Trivialliteraturecke gesteckt, sondern nur das „Soloalbum“ von Barre.

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      #1786091  | PERMALINK

      blackjack

      Registriert seit: 09.03.2003

      Beiträge: 2,352

      Na, das ist auch Trivialliteratur ;) Der Stuckrad-Barre kann glaub' wirklich nicht besser schreiben, aber ich denke, dass bei einem Nick Horny z.B. die Sprache gewollt so ist.
      Allerdings ist dass ja nur eine Vermutung eines literarisch nicht besonders versierten Zeitgenossen und da will ich euch nicht ins Handwerk quatschen. ;)

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      "After four hundread years, we made it!" Coleman said. "You don't think it was too soon?" Duke asked.
      #1786093  | PERMALINK

      declan-macmanus

      Registriert seit: 07.01.2003

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      Originally posted by Dominick Birdsey@14 Feb 2004, 13:39
      Aber das Stilmittel gab es doch früher genauso. Lass es Zitationen aus Libretti gewesen sein und jetzt eine modernere Auslegung sein, das ändert doch am Stilmittel nichts.

      Klar gab es auch vor Stuckrad-Barre Intertextualität, klar gab es Zitationen aus Libretti – aber so stark angewandt und damit zum künstlerischen Prinzip erhoben hat es vor den sogenannten Popautoren niemand; und der größte Unterschied besteht wohl darin, dass hier betont auf nicht-hochkulturelle Gegenstände wie Popmusik, Marken etc. zurückgegriffen wird. Lies mal den Baßler, der hat dazu Interessantes zu sagen.

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