Jean-Luc Godard

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    deadflowers

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    Le Mepris/Die Verachtung

    Ein Film über den Film und die Menschen die daran arbeiten.
    Wie immer verarbeitet Godard mehrere Themen parallel und nebeneinander.

    So haben wir hier ein Ehepaar (Piccoli/Bardot) das nach einer sinnlichen Eröffnungssequenz am Ende seiner Beziehung angekommen ist. Ob der Unterwürfigkeit vor seinem Geldgeber beginnt die Frau ihren Mann zu Verachten. Bald merken sie nach banalen kurzen Gesprächen, das sie sich einfach nichts mehr zu sagen haben und begegnen sich schweigend mit einer Mischung aus Erleichterung, Trauer aber auch Mitleid und Schuldgefühlen gegenüber dem anderen, was besonders von Piccoli sehr gut getragen wird und ich sehr bewegend finde. Bewegend weil wahr.
    Wann immer die beiden an diesem toten Punkt angelangt sind, wird der Score einspielt, den ich sofort mit ihrer Situation identifiziere. Wann immer er eingespielt wird, ob die beiden nun zusammen sind oder nicht: Es erzeugt immer den Moment der Zerrissenheit und ich leide mit ihnen.
    Vielleicht wird er zu oft eingespielt aber ich finde es schön „radikal“.

    Godard der unterschätzte Feminist. Godard und seine Sicht der Frau. Alleine dafür liebe ich ihn.

    Fritz Lang spielt sich selbst. Lang musste in Hollywood viele Kompromisse eingehen. Im Film redet er am Beginn vom Standpunkt des Films an sich, ist jedoch ansonsten das zynische aber willige ausführende Organ des Produzenten. Als der Produzent stirbt, dreht Lang einfach weiter. Ich mag Lang sehr und finde das bewegend.

    Es wird über die unbeantwortbare Frage reflektiert, in wie weit Kunst und Kommerz Hand in Hand gehen können oder sogar müssen. In wie weit man sein Gesicht dabei wahren kann. Finde ich sehr interessant.

    Es ist ein Versuch die Odysee in die Gegenwart zu übertragen, wobei der Film im Film mit dem Film selbst verschwimmt, was dem ganzen einen mediteranen Touch und einen Post Modernen Ausdruck gibt, den ich sehr mag.

    Zitiert: In „The Big Kife“ von Robert Aldrich spielt Jack Palance einen Schauspieler, der von einem Produzenten in den Selbstmord getrieben wird. Hier spielt er den Produzenten. Kein Zufall.
    Vincente Minnelli’s Musical „The Band Wagon/Vorhang auf“, in dem Fred Astaire einen alternden Musicalstar spielt, dem zum Comeback verholfen werden soll, was zum Konflikt ausartet, da der Produzent es als „Faust“ inszenieren möchte, wird hier an mehreren Stellen zitiert, was ich äußerst Liebenswert finde.

    Als ganzes sehe ich den Film als einen Schiffbruch der Moderne oder besser des gesamten Filmischen Abendlandes. Und dieser Gesamtzusammenhang haut mich um.
    Das kann sicher jeder anders sehen oder auch gar nicht. Keine Ahnung. Ich liebe diesen Film.

    --

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      #1785529  | PERMALINK

      atom
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      Originally posted by deadflowers@12 Feb 2004, 13:55
      Als ganzes sehe ich den Film als einen Schiffbruch der Moderne oder besser des gesamten Filmischen Abendlandes. Und dieser Gesamtzusammenhang haut mich um.
      Das kann sicher jeder anders sehen oder auch gar nicht. Keine Ahnung. Ich liebe diesen Film.

      Das ist in der Tat ein umwerfender Film. Viel mehr kann ich momentan aber nicht dazu schreiben, außer das man ihn im Original schauen muß.
      Er gehört für mich zu meinen 10 liebsten Filmen.

      --

      Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
      #1785531  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

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      Originally posted by deadflowers@12 Feb 2004, 13:55
      Godard der unterschätzte Feminist. Godard und seine Sicht der Frau. Alleine dafür liebe ich ihn.

      das ist für mich die hauptaussage der frühen godard filme. er war der erste, der die frau erst richtig im film positioniert hat. misogynität war das einzige was er nicht von seinen helden übernahm (ausnahme war ford. der hatte auch sehr schöne frauenrollen). deswegen will mir auch nicht in den kopf wieso man so etwas bei „le mepris“ übersehen kann.

      mensch, habe schon selber im geheimen an nem godard thread geabeitet… :(
      (viel mehr bald)

      --

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      #1785533  | PERMALINK

      deadflowers

      Registriert seit: 04.09.2003

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      Katharine Hepburn trug bei Hawks aber auch Hosen.

      --

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      #1785535  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

      Registriert seit: 09.11.2002

      Beiträge: 21,856

      so meinte ich das nicht. war ja nicht so, dass davor das frauenbild rein regressiv war. damit würde man vielen unrecht tun.bespielsweise renoir, oder sternberg.
      aber godard hat das plötzlich thematisiert, oder sagen wir die stellung der frau in seinen filmen mit einem grossen ausrufezeichen gefilmt.

      --

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      #1785537  | PERMALINK

      deadflowers

      Registriert seit: 04.09.2003

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      Ja weiß ich doch und meine ich auch so. Ausser atem hätte nicht funtioniert hätte Jean S. lange haare gehabt und Röcke getragen und nicht über Literatur geredet.
      Die Godard Frau ist doch meist DAS IDEAL.

      --

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      #1785539  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

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      Originally posted by deadflowers@12 Feb 2004, 16:31
      Ausser atem hätte nicht funtioniert hätte Jean S. lange haare gehabt

      hi hi, hab dir mal erzählt wieso seberg hier kurze haare tragen muss, nicht?

      --

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      #1785541  | PERMALINK

      candycolouredclown
      Moderator

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      Ich empfinde es als einen absoluten Trugschluß, die Verachtung der Bardot einzig und allein daran festzumachen, dass sich Piccoli dem Kommerz unterwirft. Damit beginnt es vielleicht. Aber die eigentliche, tiefe Verachtung hat viel mehr mit einer einzigen Geste Piccolis zu tun. Nämlich wenn er sie im Auto mit Palance mitfahren lässt. DAS ist es!
      Ob sie sich schon vorher nicht mehr lieben ist dabei egal.
      Wer das nicht sieht, hat den Film nicht verstanden.
      Das oberflächliche „Kunst-Kommerz“ Thema mag für Filmstudenten die einzig sichtbare Interpretation hinsichtlich der Verachtung sein (das der Film mehr zu sagen hat, ist auch mir klar), geht diese aber nicht besonders tief.

      --

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      #1785543  | PERMALINK

      deadflowers

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      Originally posted by candycolouredclown@12 Feb 2004, 16:41
      Nämlich wenn er sie im Auto mit Palance mitfahren lässt. DAS ist es!

      Tut er doch aus unterwürfigkeit oder?

      --

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      #1785545  | PERMALINK

      candycolouredclown
      Moderator

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      Originally posted by deadflowers@12 Feb 2004, 16:44
      Tut er doch aus unterwürfigkeit oder?

      Empfinde ich nicht so. Ihm ist es egal.

      --

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      #1785547  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

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      Originally posted by candycolouredclown@12 Feb 2004, 16:41
      für Filmstudenten

      -_-

      --

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      #1785549  | PERMALINK

      deadflowers

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      Originally posted by candycolouredclown@12 Feb 2004, 16:46
      Empfinde ich nicht so. Ihm ist es egal.

      Aber sie empfindet es als unterwürfigkeit und verachtet ihn.

      --

      dead finks don't talk
      #1785551  | PERMALINK

      deadflowers

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      Originally posted by candycolouredclown@12 Feb 2004, 16:41
      Ich empfinde es als einen absoluten Trugschluß, die Verachtung der Bardot einzig und allein daran festzumachen, dass sich Piccoli dem Kommerz unterwirft.

      behauptet keiner.

      --

      dead finks don't talk
      #1785553  | PERMALINK

      candycolouredclown
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      Originally posted by deadflowers@12 Feb 2004, 16:49
      behauptet keiner.

      Doch, 99% aller Kritiken zu dem Film.

      --

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      #1785555  | PERMALINK

      deadflowers

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      Originally posted by candycolouredclown@12 Feb 2004, 16:50
      Doch, 99% aller Kritiken zu dem Film.

      dann ist das hiermit wiederlegt.

      --

      dead finks don't talk
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