Luis Bunuel

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    deadflowers

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    Luis Bunuel wurde am 22. Februar 1900 im spanischen Dorf Calanda geboren. Hier machte er bereits in jungen Jahren erste Erfahrungen mit dem katholischen Glauben, der in diesem mittelalterlichen Gefilde noch mit surrealer Hingabe praktiziert wurde. Die Beobachtungen des jungen Bunuel und die Lächerlichkeit die er darin sah sollten sich durch sein gesamtes Werk ziehen und stellen neben dem Traum, dem sich Bunuel oft 60% des Tages hingab, das Hauptthema seines Werkes dar. Auch andere Themen treten bei Bunuel so häufig wie selbstverständlich auf, dass sie im einzelnen unerwähnt bleiben können. Die „Amour fou“, sprich die absolute Liebe, die die Menschen zu willenlosen Sklaven ihrer Triebe macht. Die Perversion, hierbei besonders die Anwendung von Fetischen. Bunuel gab dazu an zwar von Perversion fasziniert, jedoch selbst nicht pervers veranlagt zu sein, schließlich hätte er sich dem dann öffentlich nicht so ausgiebig und amüsiert gewidmet. Ferner scheint in seiner Welt die Verrichtung einfachster Tätigkeiten, wie das Öffnen einer Tür oder das pünktliche Einhalten einer Verabredung, unmöglich zu sein. So auch die Erfüllung ureigenster Gelüste, Triebe oder Bedürfnisse. Die Menschen in seinen Filmen stammen meistens aus der Oberschicht und scheinbar guten Verhältnissen. Mal leben sie explizit in der Großstadt, dann wieder explizit auf dem Land.

    Sein Werk lässt sich grob in 3 Abschnitte einteilen: Surrealismus, Mexiko und Frankreich.

    1. Surrealismus: Mit dem Surrealismus machte er Mitte der 20er Jahre seine erste Bekanntschaft. Während seiner Studienzeit hatte er sich einer Gruppe von Anarchisten, bestehend aus Schriftstellern, Künstlern und Malern, für die das bloße Erscheinen eines Priesters in seinem Gewand eine pure Provokation darstellte, angeschlossen. Hier freundete er sich auch mit dem jungen Salvatore Dali an, der eine entscheidende Rolle bei seinen ersten Filmen spielen sollte.
    Nach Beendigung des Studiums machte er sich auf Kosten der Eltern mit Dali für unbestimmte Zeit nach Frankreich auf, wo er seine Liebe zum Kino entdeckte und begann als Kritiker für diverse Zeitungen zu arbeiten. Seine besondere Vorliebe galt den Filmen von Fritz Lang, dessen „Der müde Tod“ in ihm den Wunsch weckte selbst Filme zu drehen. Auch die oftmals surreal anmutenden Filme von Buster Keaton gab er als wesentlichen Einfluss an. Über Kontakte konnte er auch bald selbst beim Film arbeiten. Zunächst als Assistent für den Regiesseur Jean Epstein bei dessen Dreharbeiten zu „The House Of Usher“ (1928) nach Edgar Allen Poe. Jedoch überwarf er sich bald mit Epstein.
    Gemeinsam mit Dali begann er am Drehbuch zu seinem ersten Film „Un Chien Andalou“ zu schreiben. Ihr erklärtes Ziel war es einen Film einem Traum gleich zu erschaffen, indem sie ihm nach und nach alles was rational erklärbar scheint entziehen wollten. Inspiriert wurden sie hierbei selbst von ihren Träumen. Bunuel erzählte Dali von einem Auge, das mit einer Rasierklinge zertrennt wird und Dali berichtete von einer Hand, aus der Ameisen kriechen. Auch wollten sie als Anarchisten einen Skandal erzeugen indem sie obszöne Elmente und Attacken gegen die Kirche mit einbrachten.

    „Un Chien Andalou“ (1928) wurde von Bunuels Mutter finanziert. Bunuel selbst übernahm die Rolle des Mannes mit dem Rasiermesser und Dali ist als Priester zu sehen. Bei der Premiere kam es zu einer Panne und der Film konnte nur ohne Ton vorgeführt werden. Bunuel verschanzte sich mit Grammophon hinter der Leinwand und spielte während der Vorführung abwechselnd Argentinische Tangos und Wagners „Tristan und Isolde“. Für den Fall eines Aufstands war er mit Steinen bewaffnet.
    Der Inhalt von „Un Chien Andalou“ lässt sich sehr schwer bis gar nicht beschreiben. Jedoch steht eine Amour fou zwischen einer Frau, ihrem Mann und ihrem Geliebten im Zentrum.
    Der erwartete Skandal nach der Aufführung blieb aus. Die Intellektuellen und Künstler waren begeistert und sahen einen „Angriff der Kunst gegen die Kunst“ und den surrealistischen „image choc“ par excellence. Beim Publikum wurde der Film zu einem Riesenerfolg und war für Wochen ausverkauft.

    Etwas enttäuscht machten sich Bunuel und Dali daran das Skript zu „L’Age Dór/Das goldene Zeitalter“ (1930) zu verfassen, mit dem sie noch einen draufsetzten wollten. Bei der Arbeite zerstritten sich die beiden wegen einer Frau, die letztendlich Dali ganz für sich vereinnahmte. Somit endete die Zusammenarbeit. Bunuel überarbeitete das Skript und entfernte weitgehend alle Beiträge von Dali, auch wenn dieser im Vorspann des Films noch als Co-Autor aufgeführt wird.
    Am Ende war „L´Age Dòr“ eine Attacke gegen die feine Gesellschaft und die Kirche. Die Gäste eines Balls entpuppen sich als Perverse, Bischöfe werden aus Fenstern geworfen und Jesus selbst offenbart sich als Leiter einer Orgie und Frauenmörder. Mit Raum und Zeit geht er hier sehr großzügig um und verwendet Zwischentitel nur für überausführliche und dennoch nichtssagende Zeitangaben. Ob das alles am Ende noch Surrealismus ist oder doch eher plumpe Provokation ist nicht zu 100% zu beantworten. Jedenfalls kam es diesmal zum Skandal und der Film wurde in Frankreich bis in die 80er Jahre hinein verboten.

    Da Bunuel die künstlerischen Mittel und Freiheiten versperrt wurden, kehrte er nach Spanien zurück und drehte mit „La Hurdes“ (1931) einen Dokumentarfilm über eine der ärmsten Regionen Spaniens. Der Film ist insofern surreal als die darin gezeigte Armut einfach unvorstellbar ist. Jedoch stieß auch dieser Film, für Bunuel überraschend, auf ein Verbot der spanischen Regierung, da er durch seine Darstellung menschenunwürdiger Lebensweisen Spanien entehre.

    Enttäuscht ging Bunuel einem schon länger winkenden Angebot folgend nach Hollywood. Von dort aus musste er die Machtübernahme der Faschisten in Spanien miterleben und erhielt aufgrund seiner politischen Haltung Rückreiseverbot. In den USA arbeitete er an der Synchronisation spanischer Filme, bis er 1946 das Angebot erhielt in Mexiko Filme zu drehen.

    2. Mexiko: Seine Arbeit als Regiesseur für mexikanische Studios beschreibt Bunuel selbst als unbefriedigend und Broterwerb. Die Beschreibungen dieses Werkes reichen von „sehr bizzar“ bis „sehr trivial“.

    Zu einer Änderung Bunuels Position und seines Marktwertes führte „Los Olvidados“/„Die Vergessenen“ (1950), sein zweites Hauptwerk nach „Un Chien Andalou“. Ein Film über Jugendliche in den urbanen Slums einer mexikanischen Großstadt, der auf den ersten Blick dem Italienschen Neo Realismus nahe zu sein scheint. Doch anders als etwa bei Vittorio De Sica oder Roberto Rossellini ist Bunuels Grundhaltung um vieles pessimistischer und er zeigt uns die Welt bar jeder Hoffung und Gerechtigkeit wie man sie bei ihm zuvor und danach nicht mehr erlebt hat. Der Spaß und die Provokation schienen verschwunden zu sein.
    Untypisch für Bunuel ist hier auch die gesamte Inszenierung und Zeichnung. Nur in den Traumsequenzen ist er noch erkennbar.
    „Die Vergessenen“ wurde zum internationalen Erfolg und erhielt in Cannes die Auszeichnung für die beste Regie.

    Mit der neu gewonnenen Unabhängigkeit realisierte Bunuel bald darauf „Das verbrecherische Leben des Archibaldo De La Cruz“ (1955), dem einige Kritiker (u.a. Truffaut!) eines der besten Drehbücher aller Zeiten zusprechen. Die surreale Geschichte um den von Obsessionen getriebenen Dieb und ständig scheiternden Beinahe-Frauenmörder Archibaldo De La Cruz, die auf einem Polizeirevier beginnt und nach der Rückblende über dessen „verbrecherisches“ Leben dort wieder endet, erinnert zuweilen an die klassische Lubitsch-Komödie. Jedoch befriedigt der Film am Ende nicht völlig.

    1958/59 ließ Bunuel Francisco Rabal als Priester „Nazarin“ durch die Lande ziehen und versuchen Gutes zu tun. Natürlich scheitert er gnadenlos. Diese Vorstudie zu „Viridiana“ leidet unter einer gewissen Humorlosigkeit und zieht sich ein wenig.

    1960 kehrte er nach Spanien zurück um dort mit der Arbeit an „Viridiana“ (1961) zu beginnen. Hier einen sich erstmals seit den Anfängen wieder klassische Bunuel-Themen. Andere erleben ihre Geburt und es entstand sein bester Film seit „Un Chien Andalou“. Bunuels Kindheitsfreund Fernando Rey spielt (wie in vielen folgenden Filmen) den gereiften und zwanghaft den jungen Frauen zugetanen Bourgeois und zugleich eine Art Alterego von Bunuel.
    Zum Inhalt: Viridiana (Sylvia Pinal), eine angehende Nonne, besucht ihren reichen Onkel (Rey) auf dessen Landsitz, was bei diesem totgeglaubte Triebe hervorruft. Nach mehrfachen gescheiterten Annäherungsversuchen begeht er Selbstmord. Viridiana und ihr Cousin, der mit seiner Frau anreist, erben das gesamte Guthaben.
    Viridiana wirft ihre Pläne Nonne zu werden über den Haufen und möchte das Anwesen in ein Heim für Obdachlose umfunktionieren. Doch das Vorhaben scheitert und die Obdachlosen veranstalten eine ausartende Orgie (hierbei wird das letzte Abendmahl nachgestellt!!!). Vom Cousin, der möchte, dass wieder Ruhe einkehrt, wird die Sache beendet. Eine Menage à trois zwischen ihm, seiner Frau und Viridiana wird bei einer gepflegten Partie Karten (wie sie später in „Das Gespenst der Freiheit“ wieder zu finden ist) besiegelt.
    Vittorio De Sica war nach Sichtigung des Films bedrückt und bestürzt und hielt Bunuel für grausam.

    Wieder in Mexiko folgte „Der Würgeengel“ (1962). In diesem humorvollen Film ist eine Gruppe von Menschen in ein Haus eingesperrt, dem sie nicht entkommen zu können scheinen. Im Nachhinein hätte Bunuel den Film lieber in London oder Paris, in einem Besserverdiener-Ambiente, gedreht.

    „Simon in der Wüste“ (1964) wurde Bunuels letzter mexikanischer Film. Die Geschichte vom Propheten Simon, der in der Wüste jahrelang auf einer hohen Säule zubrachte um Gott näher zu sein, faszinierte Bunuel schon seit Jahren.
    Simon steht auf seiner Säule, ist einsam, hungert und wird schwachsinnig. Aber die Nähe zum Herrn macht ihn selig, glücklich und zufrieden. Dann und wann suchen ihn Bauern oder Priester auf. Sie kommen und verlangen Wunder und Ratschläge, die sie dann vom Erleuchteten bekommen. Dank und Lebensmittel weist er zurück. Er mag nur alleine und rein im Glauben sein. Doch dann erscheint dem Simon der Teufel in der Gestalt einer prallen Blondine (Sylvia Pinal) in Schuluniform und hofft ihn in Versuchung zu führen. Doch Simon bleibt in seinem zur Blödheit ausgewachsenen Glauben standhaft und widersteht.
    Nach 45 fertigen Minuten gingen Bunuel die finanziellen Mittel aus. Um zu einem Ende zu kommen, ließ er Simon aus seinem Delirium entrinnen, schleuderte ihn durch Raum und Zeit und brachte ihm und Michelangelo Antonioni den „Final Dance“ bei.
    „Simon in der Wüste“ ist Bunuels funkelnster und kostbarster Juwel.

    Noch 1964 holte der französische Produzent Serge Silberman Bunuel wieder nach Frankreich zurück und finanzierte ihm dort seine letzten Filme.

    3. Frankreich. Die folgenden Filme waren das Werk eines gealterten Anarchisten, dessen Provokation und Schärfe einem amüsierten, ja fast verständnisvollen Augenzwinkern gewichen sind. Man könnte meinen er versuchte mit seiner ureigenen Filmsprache, die er nun mit unheimlicher Souveränität beherrschte, dem Menschen mit seinen Schwächen im Surrealen eine liebenswerte Seite abzugewinnen.

    1964 entstand „Das Tagebuch einer Kammerzofe“. Eine Kammerzofe (Jeanne Moreau) kommt von Paris, um auf dem Landsitz eines alten Adligen ihren neuen Posten anzutreten. Von den anderen Bediensteten wird sie schnell in das Verhalten der Hausherren eingewiesen. Der alte Herr sei nett doch etwas seltsam, seine Tochter streng weil verbittert und deren Gatte (Michel Piccoli) lüstern und einfältig.
    Und so kommt es wie es kommen musste. Von der Herrin wird sie schikaniert, ihr Gatte stellt ihr nach und der Alte bittet sie zunächst ihm abends vorzulesen, verlangt jedoch bald sie möge dabei diverse Fetische anlegen. Doch die Kammerzofe verliebt sich in den Wildhüter des Anwesens, einen Kindermörder.
    In vielerlei Hinsicht ist „Das Tagebuch einer Kammerzofe“ eine weitere Aufarbeitung von „Viridiana“, doch auch eine veritable Vorstudie für kommende Werke.

    1967 folgte mit „Belle De Jour“ der wohl populärste Film von Bunuel und seine wohl ausschweifendste Abhandlung von Träumen seit „Un Chien Andalou“. Von Beginn an ist „Belle de Jour“ eine virtuose Verbindung von Traum und Realität. Severine (Catherine Deneuve) ist frisch verheiratet und lebt mit ihrem Mann scheinbar glücklich im Wohlstand. Tagsüber, wenn sie sich alleine fühlt, flüchtet sie sich in zunehmend perverse Träume, die sie am Ende dazu treiben selbst als Prostituierte zu arbeiten. Dabei findet sie in den oft bizarren Wünschen der Freier Erfüllung. Als sich eines Tages ein Kunde, ein junger Krimineller, in sie verliebt und ihr nach Hause folgt, kommt es bei Heimkehr des Gatten zur Katastrophe.
    Thematisch ein typischer Bunuel fällt „Belle de Jour“ ob seiner erzählerischen Kälte und Humorlosigkeit etwas aus dem Rahmen. Dennoch ein Meisterwerk.

    In „Die Milchstrasse“ (1969) überstrapaziert Bunuel etwas seine Abneigung gegen die Kirche zu polemisieren. Jedoch ist Michel Piccoli als Marquis De Sade ein Highlight und es gibt ein Wiedersehen mit einem Artverwandten von Simon. Dennoch bleibt „Die Milchstrasse“ irgendwo Unfug.
    Interessant noch, dass Bunuel erstmals seit „L`Age D`Or“ – wie auch in den folgenden Filmen – von der geschlossenen Erzählstruktur abweicht und Raum und Zeit kaum Beachtung schenkt.

    „Tristana“ (1970) ist wieder ein Film über eine Amour fou. Der alte Fernando Rey hat es auf die junge Catherine Deneuve abgesehen. Doch die Frau bleibt, auch wenn sie zunächst in eine Heirat einwilligt, unberechenbar und widerspenstig. Sie beginnt eine Affäre mit einem Maler (fehlbesetzt Franco Nero), mit dem sie durchbrennt, verliert ein Bein, kehrt zurück und gibt dem Alten am Ende eiskalt Sterbehilfe.
    „Tristana“ war ein Lieblingsfilm von Alfred Hitchcock.

    In „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ (1972) versuchen zwei Familien und ein wunderbar dekadenter südamerikanischer Diplomat (Fernando Rey) sich zum Essen zu treffen. Doch immer kommt etwas dazwischen! Sie besprechen alltäglichen Tratsch sowie ihre Drogengeschäfte, erwachen dabei aus einem Traum um in den nächsten zu schlittern, entgehen Attentaten oder auch nicht, finden nach Jahren zufällig die Mörder ihrer Eltern, stellen Kirchenvertreter als Gärtner ein und bekommen sowohl Besuch vom blutigen Kollegen wie auch von der französischen Armee. Doch geht es ihnen stehts auch um Ehre und die Wahrung der Würde ihres Standes. Spätestens am Ende löst sich dabei das Raum-Zeit-Kontinuum völlig auf. Ein junger Soldat rächt Hamlet gleich den Mord an seiner Mutter, Fernando Rey möchte seinen „Eumel“ zeigen und war letztendlich nicht alles doch nur ein Spaziergang am Sonntagnachmittag? Kurz und gut: Bunuels Bester.

    Nur unwesentlich schwächer war der Nachfolger „Das Gespenst der Freiheit“ (1974). Noch mehr in Episoden gegliedert weitet Bunuel den Irrwitz des Vorgängers von den Napoleonschen Kriegen bis in die Gegenwart aus. Mit vielen augenzwinkernden Attacken gegen die feine Gesellschaft und natürlich die Kirche (doch hier schon fast versöhnlich) gespickt und einer Vielzahl von Stars wie Jean-Claude Brialy, Monica Vitti und Jean Rochefort besetzt, wohl der humorvollste aller Bunuelfilme. Wieder ist das Spiel mit Raum und Zeit so verblüffend wie selbstverständlich.

    „Dieses obskure Objekt der Begierde“ (1977) beendet das Werk von Bunuel. Doch ist eben das sympathische an dem Film, dass er keinen Endpfeiler setzt. Hier werden alle Themen erneut so variiert, als könne es ewig so weitergehen und sei kein Ende in Sicht. Wieder ist es Fernando Rey, der die junge Frau begehrt. Um zu zeigen, dass das Objekt nur jung und attraktiv zu sein braucht um begehrenswert zu werden, wird die Frau abwechselnd von zwei verschiedenen Schauspielerinnen dargestellt, deren Wechsel dem Alten nicht auffällt.
    Soweit ich mich erinnere gibt es in diesem Film keine Träume mehr…..

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    dead finks don't talk
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      #1778819  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

      Registriert seit: 09.11.2002

      Beiträge: 21,856

      sehr gut! hoffentlich nicht dein letzter seufzer…

      --

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      #1778821  | PERMALINK

      dominick-birdsey
      Birdcore

      Registriert seit: 23.12.2002

      Beiträge: 14,848

      Sehr schöner Beitrag. Macht mir Lust, direkt einen Buñuel-Film anzuschauen.
      (Für den folgendenden Kalauer entschuldige ich mich vorab)
      Buñuel ist der famose… *sing*

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      #1778823  | PERMALINK

      latho
      No pretty face

      Registriert seit: 04.05.2003

      Beiträge: 36,823

      Sehr schöner Text! Die antiklerikale Neigung Bunuels (vorsichtig formuliert) ist wohl aus seiner spanischen Herkunft zu erklären. Zumindest war er in seiner Radikalität gegenüber der Kirche (vor allem der spanischen katholischen) nicht allein – man denke nur an die Ausschreitungen gegenüber Priestern am Anfang des Bürgerkrieges (von den Faschisten dann sehr gerne für ihre Propaganda ausgenutzt).

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      If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
      #1778825  | PERMALINK

      dr-nihil

      Registriert seit: 08.07.2002

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      Originally posted by deadflowers@10 Feb 2004, 11:55
      „Dieses obskure Objekt der Begierde“

      Habe den Film vorhin gesehen.
      Es ist vor allem dieses Augenzwinkernde, das du, deady, angesprochen hast, das den Film letztendlich schon sehenswert macht. Immer wenn er eben nicht nur augenzwinkernd ist, sondern offensichtlich Satirisch, dann gefällt er mir nicht. Vor allem deshalb, weil diese Momente (es sind glücklicherweise meist nur klitzekleine Momente) aus dem Rahmen fallen, ohne dass sie dabei von einer Wichtigkeit wären, die dies rechtfertigen könnte. Einer dieser Momente – und sowieso etwas, das mich im Film störte – ist die sicherlich satirische Darstellung der Mutter. Musste die wirklich so eine Schwachsinnskatholikin sein? Kenne mit einschließlich diesem nur drei Filme von Bunuel, aber das wirkt für mich schon ein bisschen aufgesetzt wie: „so, das musste jetzt sein, Sorry, ich konnte nicht anders.“
      Zwei weitere Kleinigkeiten, die mich an dem Film stören:
      Einmal die wechselnde Hauptdarstellerin. Ich habe das im Grunde wie deady gedeutet, aber gebraucht hätte es diesen Kunstgriff nicht. Reys Spiel hat das schon alles ausgedrückt (nicht, dass ich was gegen außergewöhnliche Kunstgriffe habe, aber hier passen sie nicht und das finde ich sogar ein bisschen kindisch).
      Und zweitens der Schluss. Diese finale Explosion wusste man bereits nach der ersten. Nein, um Spannung ging es ja wohl sowieso nicht, doch für mich machte sie das Ende eigentlich ein wenig kaputt.
      Nichtsdestotrotz ist das kein schlechter Film. Aber ich bezweilfe ein wenig, dass Bunuel mich mal umhauen wird. Wir werden sehn…

      --

      #1778827  | PERMALINK

      deleted_user

      Registriert seit: 20.06.2016

      Beiträge: 7,399

      „Aber es gibt nicht viel zu sagen über den Tod, wenn man Atheist ist wie ich. Man muß mit dem Rätsel sterben. Manchmal sage ich mir, daß ich wissen möchte – aber was eigentlich? Man weiß weder während noch nachher. Nach dem Ganzen das Nichts.“ (L.Bunuel)

      „Man muß mit dem Rätsel sterben.“ (Das gilt auch für den Zuschauer!)

      --

      #1778829  | PERMALINK

      deadflowers

      Registriert seit: 04.09.2003

      Beiträge: 3,032

      Nihil.

      Ja kann eigentlich alles was du schreibst schon so unterschreiben. Neben der Mutter nervt die spanische Ausgabe der jungen Frau.
      Für mich ist der Film nicht sowas wie ein ENDPUNKT. Er wollte nochmal „augenzwinkenern“ und hat was nettes gemacht, ohne jetzte das finale und absolute Meisterwerk ans Ende zu hängen. (Wofür ich ihm dankbar bin!!!)
      Darum den Zuschauer „umzuhauen“ ging es ihm nicht mehr. Nötig oder Unnötig war mir da egal. Wichtig nur das BEDEUTUNG und ALTERWEIßE völlig fehlen.
      Von daher fand die ich Explosion am Ende TOLL. Weil sinnlos.
      Gut finden oder mögen braucht man ihn nicht.

      Zum umhaun verwenden sie bitte „Un chien andalou“, „Los olvidados“ (besonders hier, denn: Er ist sehr gut aber ich mag ihn nicht), „viridiana“ und „le charme discret….“.
      Wenn's da nicht klappt, dann lassen sie es sein.

      --

      dead finks don't talk
      #1778831  | PERMALINK

      dr-nihil

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      Originally posted by deadflowers@19 Apr 2004, 09:47
      Von daher fand die ich Explosion am Ende TOLL. Weil sinnlos.

      Ich kann leider an der Sinnlosigkeit hinter dieser Szene nichts entdecken, was ich toll finden kann.
      Du rechnest Bunuel hoch an, dass er gewissermaßen als letzten Film keinen letzten Film gedreht hat. Aber gerade damit bewertest du ihn doch als einen letzten Film. Muss man ihn wirklich so betrachten, unter diesem Gesichtspunkt, dann scheint er als Film selbst misslungen zu sein (was er im übrigen, trotz einiger genannter Schwächen, nicht ist).

      Na ja, „umhauen“ ist das falsche Wort. Meinte einfach nur „richtig, also richtig gut gefallen; sehr, sehr gern mögen.“

      --

      #1778833  | PERMALINK

      Anonym
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      Registriert seit: 01.01.1970

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      Originally posted by DR.Nihil@20 Apr 2004, 00:09
      Du rechnest Bunuel hoch an, dass er gewissermaßen als letzten Film keinen letzten Film gedreht hat. Aber gerade damit bewertest du ihn doch als einen letzten Film. Muss man ihn wirklich so betrachten, unter diesem Gesichtspunkt, dann scheint er als Film selbst misslungen zu sein (was er im übrigen, trotz einiger genannter Schwächen, nicht ist).

      das ist jetzt aber doch sehr verquer und konstruiert, oder?!
      Die Aussage ist doch lediglich „dies ist kein typischer letzter Film“. Und damit hat deady völlig Recht, denn im Gegensatz zu anderen Regisseuren (ich nenn jetzt keine Namen…) hat Bunuel einen „leichten“ Film gedreht, kein Machtwerk!

      (ähm, was explodiert nochmal am Ende? Und warum??)

      --

      #1778835  | PERMALINK

      dr-nihil

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      Beiträge: 15,356

      Originally posted by NiteOwl@20 Apr 2004, 00:15
      das ist jetzt aber doch sehr verquer und konstruiert, oder?!
      Die Aussage ist doch lediglich „dies ist kein typischer letzter Film“. Und damit hat deady völlig Recht, denn im Gegensatz zu anderen Regisseuren (ich nenn jetzt keine Namen…) hat Bunuel einen „leichten“ Film gedreht, kein Machtwerk!

      Ja, das ist die Aussage. Aber ich habe deady auch so verstanden, dass es gerade das ist, was er an dem Film schätzt. Mein Problem: wenn ich mir einen Film angucke, sehe ich normalerweise nicht, ob das der erste oder der letzte Film eines Künstlers ist.

      (ähm, was explodiert nochmal am Ende? Und warum??)

      Weil ständig was explodiert (das war jetzt übertrieben…, sonst eigentlich nur am Anfang). Hat nicht direkt was mit der Handlung zu tun, es wird nur zwischendrin immer wieder von revolutionär-terroristischen (oder so ähnlich) Anschlägen berichtet und solche gezeigt.

      --

      #1778837  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

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      Originally posted by NiteOwl@20 Apr 2004, 00:15
      hat Bunuel einen „leichten“ Film gedreht, kein Machtwerk!

      sehe ich genauso. dankenswerterweise hat es bunuel sowieso immer vermieden „schwere“ filme zu machen. danke nochmal an ihn.

      --

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      #1778839  | PERMALINK

      dr-nihil

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      Originally posted by Napoleon Dynamite@20 Apr 2004, 00:35
      sehe ich genauso. dankenswerterweise hat es bunuel sowieso immer vermieden „schwere“ filme zu machen. danke nochmal an ihn.

      Hast du grundsätzlich etwas gegen „schwere“ Filme? (du meinst jetzt nicht „schwer“ in the sense of kompliziert oder geistig nur schwer zu verarbeiten oder in der Art?)

      --

      #1778841  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

      Registriert seit: 09.11.2002

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      Originally posted by DR.Nihil@20 Apr 2004, 00:34
      es wird nur zwischendrin immer wieder von revolutionär-terroristsichen (oder so ähnlich) Anschlägen berichtet und solche gezeigt.

      das finde ich herrlich. das ist doch im film die umkehrung jeglicher bedeutung. bunuel hat doch auch gewusst, dass er die mutter so überzeichnet hatte. er muss sich beim drehen schrecklich amüsiert haben. dass er mit seinen vorherigen filmen primär umhauen wollte, glaube ich allerdings nicht.

      --

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      #1778843  | PERMALINK

      Anonym
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      Originally posted by DR.Nihil@20 Apr 2004, 00:34
      Weil ständig was explodiert (das war jetzt übertrieben…, sonst eigentlich nur am Anfang). Hat nicht direkt was mit der Handlung zu tun, es wird nur zwischendrin immer wieder von revolutionär-terroristsichen (oder so ähnlich) Anschlägen berichtet und solche gezeigt.

      danke, ich erinnere mich wieder!

      Ich „schaue“ einen Film doch nicht mit der „und das ist jetzt der letzte Film“-Einstellung! Aber letzlich weiss ich es, insofern ists doch auch klar, dass ich mir dazu eine Meinung bilde. Der Film hier hätte auch mitten im Schaffen gedreht werden können, nur ist er das faktisch nicht.
      „Eyes Wide Shut“ und „Jenseits der Wolken“ (um meine zwei Lieblingsbeispiele zu nennen…) sind ganz klar als Spätwerke erkennbar – das ist der wesentliche Unterschied. (natürlich können einem genannte Filme trotzdem/deswegen gefallen, das will ich jetzt hier nicht diskutieren…)

      --

      #1778845  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

      Registriert seit: 09.11.2002

      Beiträge: 21,856

      Originally posted by DR.Nihil@20 Apr 2004, 00:37
      Hast du grundsätzlich etwas gegen „schwere“ Filme? (du meinst jetzt nicht „schwer“ in the sense of kompliziert oder geistig nur schwer zu verarbeiten oder in der Art?)

      natürlich nicht (zweimal). und ich bin auch nicht zwangsläufig für „leichte“ filme. beide wörter finde ich bei bunuel etwas unpassend (übrigens auch bei „dieses obskure objekt…“, was heisst denn in dem zusammenhang leicht? ist „charme der bourgeoisie“ europäisches kunstkino?). ich hoffe mal, dass deady weiter oben nicht sagen wollte, dass im gegensatz die frühen filme nach einer bedeutung suchten.

      --

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