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Gemäß dem Motto „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ haben Delia und ich entschieden, einen Testballon zu starten. Im „Glory-Box“ hatte Delia mich neulich darauf hingewiesen, dass wir doch beide Gefallen an einer bestimmten Thread-Idee finden:
@Delia Hardy 3612754 wrote:
Was ist mit deiner Idee eines Pro&Contra-Threads? Zwei Leute besprechen eine 7″ und zwar eine solche, die vom Einen über den grünen Klee gelobt wird, den Anderen allerdings wohl kalt lässt.
@Ragged Glory 3612760 wrote:
Noch nicht ganz aufgegeben, aber zwei Threads zu verantworten und weiterhin auch zu den New Faves beizutragen, ist mir angesichts der dürftigen Resonanz zu heftig.
Ob es ein klassisches Streitgespräch wird, ist noch nicht raus – wir wollen erstmal sehen, wie die bloße Gegenüberstellung zweier hoch- oder höchstunterschiedlicher Wertungen/Einordnungen einer gemeinsam ausgewählten 45 ankommt…
…bei mir, bei ihr und selbstverständlich auch gerne bei euch! Which side are you on?
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WerbungLEONARD COHEN – First We Take Manhattan [7″; CBS, 1988]
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Totgeburt oder Triumph?
Ahnte „Laughing Lenny“ schon selbst, worauf er sich da einlassen würde, als er mit Disco-Musik flirtete?
„I practised every night/
Now I’m ready!“– und war nicht ohnehin schon klar, dass es kein Unentschieden geben könnte?
„You know the way to stop me/
But you don’t have the discipline!“Lenny jedoch besaß reichlich Beharrlichkeit – weil er neue musikalische Mittel und Wege fand, sich durchzubeißen: einen fulminanten elektronischen Beat, knackige Basslinien und stromlinige Melodien, die im Refrain subtil beschleunigten.
„First We Take Manhattan“ war eine glänzende Single, die der vermeintlich schrillen, kalten Pop-Oberfläche trocken und lässig ins Gesicht lachte:
„I thank you for those items/
That you sent me – ha-haha!“– * * * * 1/2
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Well, it’s father’s day and everybody’s wounded.
How come? Nun, weil laughing Lenny mit First We Take Manhattan das ganz große Geschütz auffährt.
„I think it means exactly what it says. It is a terrorist song. I think it’s a response to terrorism. There’s something about terrorism that I’ve always admired. The fact that there are no alibis or no compromises. That position is always very attractive. I don’t like it when it’s manifested on the physical plane – I don’t really enjoy the terrorist activities – but Psychic Terrorism.[…]“
Und nur damit wir uns richtig verstehen, ich halte „Manhattan“ für einen wirklich großartigen Song. Enorm. Rießig. Furchtbar. Topaktuell.
How many nights I prayed for this, to let my work begin. First we take Manhattan, then we take…
London, Madrid, Paris, Brüssel…
„I was also taken aback by the lyrics,“ erklärte der Bassist, der Jennifer Warnes‘ Version für ihr Album „Famous Blue Raincoat“ miteinspielte, „They scared me. The singer’s character seemed mentally unstable, and I wondered what the song was about. Leonard says it’s someone who’s an outsider, demented and menacing. I had an eerie feeling about it.“
Es gibt keinen Grund hier auch nur eine Silbe lang Cohen zu misstrauen. Wie es gesagt wird, ist es auch gemeint. Der Mann, der dir die Einkäufe nach hause brachte und für Musik lebte, hat die Seiten gewechselt. Seiten, die er nun als Fronten betrachet.
Der Song an sich ist nicht das Problem an dieser 45. Not at all.
Nein, das Problem liegt im anderen großen Geschütz. Im gesamten Backing-Track um genau zu sein. In der Instrumentation, in den female vocals, denen hier jegliches Gespür abhanden gekommen. Keine Raffinesse, kein Feinsinn weit und breit. Ein einträchtiges Pluckern und Bollern von Bass, Drums und Synthezisern, die Damen schrauben sich leicht schnappatmend nach oben. Subtil? Eine einzige Tortur für mich als Hörer. Leider daher nur * 1/2 für diese 45 und wohl die größte Diskrepanz zwischen Song und Track, die mir ad hoc einfällt.
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…because life is full of important things.Spannende Thread-Idee. Werde ich mir auf jeden Fall durchlesen und ab und zu sicherlich auch etwas posten.
Was „First we take Manhattan“ angeht – da bin ich ganz klar auf der Seite von Ragged Glory und lege noch einen halben Stern drauf. Die gesamte Produktion dieses Tracks muss genau so sein, wie sie ist. Der Kontrast zwischen Cohens sonorer Stimme, dem irren Lachen, den teilweise verrätselten, dann wieder bedrohlichen Lyrics und dem lieblichen Backgroundgesang und der eingängigen 80s Instrumentierung ist sicherlich für manche Ohren too much, provokant oder schlichtweg uninteressant, trifft für mich jedoch bei diesem Track ins Schwarze. Hat mich vom ersten Hören an begeistert.
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young, hot, sophisticated bitches with an attitudeRagged Glory- und war nicht ohnehin schon klar, dass es kein Unterschieden geben könnte?
Das soll natürlich „Unentschieden“ heißen.
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Feine Idee und tolle Umsetzung! Ich schlage mich in diesem Fall auf Delias Seite. Ich bevorzuge Jennifer Warnes‘ Version bei weitem mehr als das Original.
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POPKIDS OF THE WORLD UNITE!Cohen hätte besser die Finger von der Produktion gelassen und Stephen Hague gefragt, der Track klingt einfach furchtbar. Den Song fand ich auch toll, aber mit Jennifer Warnes Version hatte ich auch damals schon Probleme, ich mag Vaughns Gitarre nicht sonderlich und Warnes ist eine gute Sängerin, aber sie wirkte immer wie die sympathische Hauptdarstellerin einer amerikanischen Familienserie, ich nehme ihr so einen abgründigen Song nicht wirklich ab. Die schlechtest denkbare Version ist natürlich von Joe Cocker.
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Hervorragende Threadidee. Und generell schön, dass ihr weiterhin die Fahne hochhaltet.
„First we take Manhatten“ ist für mich auch eine eher zwiespältige Angelegenheit. Der Track übt einen seltsamen Reiz auf mich aus, den ich nicht immer ganz klar benennen kann – einerseits wirkt Cohens Gesang bisweilen wie ein Kommentar aus dem Off, der über einen bröckelnden, grobklotzigen Lahar aus Sound gelegt wird. Das hat bestenfalls etwas Beklommenes, manche Koyboard-Momente erinnern mich auch an die mittlere Talk Talk Phase – anderes klingt dafür im Rückblick vor allem schrecklich. Klobig, nach Show-Appeal, allen voran die munter sturen Background-Gesänge, die meist wie Staffage wirken. Und was manche dieser seltsamen Effekte, etwa ab 01:50 sollen, verstehe ich auch beim besten Willen nicht – Cohen ist ein Zauberer des Reduzierten und er hatte wahrlich oft ein Händchen für die flüsternde Poesie, gerade auch bei Chor-Elementen, hier ist von allem etwas zuviel in der Tüte.
Irgendwie dennoch ziemlich faszinierend, wie gesagt. Im Zweifelsfall ziehe ich aber das oft nicht minder kuriose Soundbild von „Death of a ladies‘ man“ jeder Zeit vor.
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Hold on Magnolia to that great highway moon@ Ragged Glory
Hm, bisher bin nur ich auf deiner Seite. Egal, wie heißt es bei Morrissey: You’re gonna need someone on your side / And here I am!
(Bin vor allem vom Signore enttäuscht)
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young, hot, sophisticated bitches with an attitudeMozza@ Ragged Glory
Hm, bisher bin nur ich auf deiner Seite.
Poor Leonard!
Die kontroversen Reaktionen sind den vielen Kontrasten geschuldet, die im Text, Sound und Stil aufeinander prallen. Cohens autoritative Gesangsleistung lässt aber alle Aspekte zu etwas Großem erwachsen.
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Ragged Glory Cohens autoritative Gesangsleistung lässt aber alle Aspekte zu etwas Großem erwachsen.
Yes, Sir.
Sein Gesang verleiht dem Track etwas Erhabenes (auch aufgrund der Gegensätze bzw. Kontraste).
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young, hot, sophisticated bitches with an attitude@ Mozza; Ich muss spontan an unsere kleine Unterhaltung über „Dying On The Vine“ denken. Hast du zwischenzeitlich nochmal gegengehört? Deine Argumentation, dass die Kontraste bei Cohens Werk genau so sein müssen, wie sie sind, kann ich sehr gut nachvollziehen. Deswegen bewerte ich die A.I.-Fassung von „Vine“ auch so hoch.
I was living my life like a hollywood/But I was dying, dying on the vine.Die Emotionslosigkeit, die Synthetik des Backing-Tracks, im Angesicht dessen, dass er weiß, wie es wirklich um ihn steht. Groß.
Ich kann diese Intention sicher auch bei Cohen sehen, nur… klingt sein Backing, wie gesagt, einfach nur… schlecht.
It costs a lot of money to look this cheap, wie Dolly Parton einst sagte. Lenny hat hier leider gespart.Mozza@ Delia
So eine hohe Wertung für diese schwache Version von „Dying on the vine“?
Da ist die Einspielung auf „Fragments of a rainy season“ doch mehrere Sterne besser.
Delia Hardy@ Mozza
Ich mag den Song grundsätzlich sehr, sehr gerne. Das Klavier in „Fragments“ kleidet ihn besser, aber Cales Gesang nimmt sich hier für mich nur wenig. Und der Text bleibt berührend.
MozzaKlar, der Text bleibt grandios. Aber ich empfinde Cales Gesang auf „A.I.“ als recht emotionslos im Vergleich zu seiner „unplugged“ Einspielung von „Fragments“.
Werde aber noch mal „gegenhören“.
flynnFeine Idee und tolle Umsetzung! Ich schlage mich in diesem Fall auf Delias Seite. Ich bevorzuge Jennifer Warnes‘ Version bei weitem mehr als das Original.
Die Warnes-Version war die erste Version dieses Songs, die ich kennengelernt habe und seinerzeit rauf und runter gehört habe. Die lyrics haben mich gleich gekriegt. Great song.
Herr Rossi…aber sie wirkte immer wie die sympathische Hauptdarstellerin einer amerikanischen Familienserie, ich nehme ihr so einen abgründigen Song nicht wirklich ab.
Nobody ever suspects the butterfly.
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…because life is full of important things.Delia HardyDie Warnes-Version war die erste Version dieses Songs, die ich kennengelernt habe und seinerzeit rauf und runter gehört habe. Die lyrics haben mich gleich gekriegt. Great song.
War bei mir auch so, ich kannte zuerst ihre Version vor dem Original. Habe sie auch sehr viel öfter gehört als Cohens. Rossis Einwand wg. Stevie Ray Vaughns Gitarre kann ich nachvollziehen. Sie ist grenzwertig, aber sie stört mich nicht all zu sehr. Aber Warnes‘ Stimme ist klasse!
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POPKIDS OF THE WORLD UNITE!Delia Hardy@ Mozza; Ich muss spontan an unsere kleine Unterhaltung über „Dying On The Vine“ denken. Hast du zwischenzeitlich nochmal gegengehört? Deine Argumentation, dass die Kontraste bei Cohens Werk genau so sein müssen, wie sie sind, kann ich sehr gut nachvollziehen. Deswegen bewerte ich die A.I.-Fassung von „Vine“ auch so hoch.
Wahnsinn, dass du dich daran erinnert hast, das ist ja schon ziemlich lange her!
Ich habe mir gestern noch einmal beide Versionen angehört und ich bleibe bei meiner Einschätzung. Das Unterkühlte (im Arrangement / Produktion, im Gesang) in der A. I.-Version überzeugt mich nicht so recht, auch wenn ich nachvollziehen kann, was du daran findest.
Die „Fragments“-Version ist für mich perfekt. Da schmeißt sich Cale richtig in den Song rein und das passt für mich auch besser zu den Lyrics.--
young, hot, sophisticated bitches with an attitude -
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