Weather Report – 8:30

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    gruenschnabel

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    1. Black market ****1/2

    2. Scarlet woman ***1/2

    3. Teen town ****

    4. A remark you made ***1/2

    5. Slang (bass solo) ***

    6. In a silent way ***1/2

    7. Birdland ****

    8. Thanks for the memory (tenor sax solo) ****

    9. Badia / Boogie woogie waltz medley ****

    10. 8:30 ***1/2

    11. Brown street ****

    12. The orphan ****1/2

    13 Sightseeing ****

    Gesamteindruck: ****

    Obwohl **** natürlich auch bei mir eine Menge Gutes bedeutet, war und ist dieses Doppelalbum für mich eine mittelgroße Enttäuschung. Beim Blick auf die Setlist hüpft mein Herz beträchtlich, denn der Kern dieser Weather Report-Tour bestand aus den Stücken der Jaco-Glanzzeit, die ich selbst auch bevorzuge. Und in den Liner-Notes wird Zawinuls Begeisterung für die Tour und „8:30“ ganz stark herausgestellt. Die Band sei in dieser Zeit auf ihrem Zenit gewesen, es hätte praktisch bei jedem Gig ‚klick‘ gemacht. (Es gibt Aussagen Zawinuls, nach denen er genau diese Kontinuität in den Jahren zuvor zuweilen vermisst habe – es gab nach seinem Empfinden wohl immer wieder Konzerte, in denen der Funke auf und von der Bühne nicht so recht übersprang.)

    Weshalb ich trotz der überragenden Titelauswahl nicht ganz glücklich bin: Der Sound ist z.T. verwaschen in dem Sinne, dass man sich als Hörer der Bühne sehr fern fühlt. Dies ist z.B. beim eigentlich tollen „Scarlet woman“ stark zu spüren: Es kommen zu wenige Feinheiten heraus und entfaltet vor allem eine plakative Wirkung. Bei „A remark you made“ fehlt es an Innigkeit, ich finde es ziemlich bescheiden abgemischt. Das geht mitunter auch zu Lasten Wayne Shorters, der für meine Ohren bei Tracks wie „Teen town“ und „In a silent way“ untergebuttert wird – und damit wiederum die klanglich feinere Abteilung.

    Zawinul hebt in seiner Bewertung nicht nur hervor, die Band sei hier auf einem „higher level“ angekommen, sondern betont auch den „Show-Wert“ der Gigs zu dieser Zeit. Leider hat er Recht damit, ich höre zu viel Kalkuliertes und zu wenig spontan entwickelten Ausdruck. Einiges gerät fast schon in eine Revue-artige Ecke, z.B. mein geliebtes „Black market“ gleich zu Beginn oder auch „Birdland“: Da ist was von Schaulaufen drin, von großer, aber leider auch etwas äußerlicher Geste. Und Jacos Bass-Solo („Slang“) wirkt auf mich zu krawummsig und beliebig – auch hier wurde nach außen hin zu doll geklotzt. Das die Live-Aufnahmen abschließende Medley bleibt auch seltsam ziellos und hinterlässt einen nicht ganz befriedigenden Eindruck. Wohl gemerkt: Das ist Enttäuschung auf hohem Niveau, Weather Report war eine Spitzen-Combo.

    Spektakulär natürlich die Umstände der Entstehung der vierten (Studio-)Seite des Albums, von denen ich neulich mal las (ich hoffe, dass das auch stimmt): Durch Unaufmerksamkeit wurden wertvolle Live-Aufnahmen gelöscht, die Band soll wohl zunächst völlig perplex und konsterniert im Studio gesessen haben, als sie realisierte, dass damit das Thema Live-Doppelalbum erledigt war. Aber man besann sich und spielte vier neue Tracks ein, die das Ganze irgendwie zwar aus der Not heraus auch nicht so richtig abrundeten, aber wirklich gut sind. Gerade „The orphan“ hat einigen Charme.
    Dass „The legendary live tapes 1978-1981“ mir womöglich mehr entgegenkommen, erwarte ich zwar nicht unbedingt nach dem, was Zawinul über die Live-Gigs schreibt, hoffe es insgeheim aber doch.

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