Masabumi Kikuchi

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  • #66393  | PERMALINK

    friedrich

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    Dieser Thread ist aus dem Hör-Thread ausgelagert, da und dort etwas gekürzt, belangloses (Cover ohne Kommentar) wurden weggelassen, ein paar Posts/Bildchen tauchen nur im Zitat auf, um nicht noch mehr Verdoppelungen, wie sie im Hör-Thread gang und gäbe sind, zu generieren – gtw

    Masabumi_Kikuchi_zps0zfbzrhe.jpg
    (Photo: Arne Reimer)

    Masabumi Kikuchi (jap. 菊地 雅章 Kikuchi Masabumi; * 19. Oktober 1939 in Tokio, Japan; † 6. Juli 2015 in Manhasset, New York, USA)

    Interview (Ethan Iverson, Do the math):
    http://dothemath.typepad.com/dtm/interview-with-masabumi-kikuchi.html

    Diskographie (bis 2000, nicht ganz komplett, vgl. hier):
    http://www.cyborg.ne.jp/~poo-sun/disco/

    und hier nun Friedrichs Post, der die Kikuchi-Diskussion auslöste:
    ________________________

    ivfvx2.jpg

    Tethered Moon – First Meeting (Aufnahme 1990/91, Release 1997)

    Masabumi Kikuchi: p; Gary Peacock: b; Paul Motian: dr.

    Ich hatte diese Platte früher mal gehabt als ich ein kurz aufbrandendes Interesse an Piano Trios entwickelte. Wenig später hatte ich das aber auch schon wieder satt und dieses Album fiel einer gnadenloses Säuberungswelle zum Opfer. Nachdem vorgarten in einem Blind Fold Test aber ein Stück von Masabumi Kikuchi brachte, das mir ausgezeichnet gefiel, habe ich die Platte noch mal gekauft.

    Seit einigen Tage läuft sie immer wieder, ohne dass ich sie wirklich greifen kann. Aber vielleicht liegt das in der Natur dieser Musik. Hier wird Zeit gedehnt und gestaucht, Kikuchi setzt gefühlte Minuten aus um dann eine paar Noten hinterherzuwerfen, frei schwebende traumsequenzartige Passagen werden wieder eingefangen, manchmal scheint das völlig ziellos aus dem Ruder zu laufen und alle drei mehr aneinander vorbei als miteinander zu spielen, es gibt Leerstellen, aber am Ende kommen sie doch immer wieder zusammen. Spröde, verquer, sehr – äh … – sinnlich und wie mir gerade auffällt überhaupt nicht swingend aber umso spannender. Keine einfache Musik, und sie hat mich wohl auch mal in ihrer Sprödigkeit genervt – aber toll!

    Edit: Ich kenne die Geschichte dieser Aufnahme nicht. 1990/91 aufgenommen, erst 1997 veröffentlicht, vielleicht mehr eine gemeinsame Probe (heißt ja auch First Meeting), als eine geplante Veröffentlichung. Man meint das hören zu können, wenn man will, denn hier will manches erst noch seine Form finden. Aber vielleicht ist gerade das der Reiz.

    --

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      #9693261  | PERMALINK

      vorgarten

      Registriert seit: 07.10.2007

      Beiträge: 11,895

      Friedrich
      Hier wird Zeit gedehnt und gestaucht, Kikuchi setzt gefühlte Minuten aus um dann eine paar Noten hinterherzuwerfen, frei schwebende traumsequenzartige Passagen werden wieder eingefangen, manchmal scheint das völlig ziellos aus dem Ruder zu laufen und alle drei mehr aneinander vorbei als miteinander zu spielen, es gibt Leerstellen, aber am Ende kommen sie doch immer wieder zusammen. Spröde, verquer, sehr – äh … – sinnlich und wie mir gerade auffällt überhaupt nicht swingend aber umso spannender. Keine einfache Musik, und sie hat mich wohl auch mal in ihrer Sprödigkeit genervt – aber toll!

      wow, das klingt toll. ich kenne von dieser band nur den hendrix- und den piaf-tribute, das klingt aber viel zu sehr nach konzept, eigentlich funktionieren die alben genauso, wie du das first meeting beschreibst. ich weiß auch nicht, wie das geht, sich immer der grenze anzunähern, wo nichts mehr zusammenfindet, aber die drei haben davon definitv eine idee. ich sehe mich mal nach diesem album um.

      --

      #9693263  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
      Moderator
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      Registriert seit: 25.01.2010

      Beiträge: 66,853

      Ich finde Friedrichs Beschreibung passend, das Ding ist sperrig und spröde aber zugleich auch wieder irgendwie das pure Gegenteil und geht runter wie Butter … schwer, passende Worte zu finden! Ich kenne Kikuchi ja noch überhaupt nicht gut, aber er und Motian scheinen perfekte Partner zu sein, beides Musiker, die jegliche Erwartungen unterlaufen, „der Geist der stets verneint“, sowas – und Gary Peacock ist ja sowieso phantastisch.

      --

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      #9693265  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,856

      vorgartenwow, das klingt toll. ich kenne von dieser band nur den hendrix- und den piaf-tribute, das klingt aber viel zu sehr nach konzept, eigentlich funktionieren die alben genauso, wie du das first meeting beschreibst. ich weiß auch nicht, wie das geht, sich immer der grenze anzunähern, wo nichts mehr zusammenfindet, aber die drei haben davon definitv eine idee. ich sehe mich mal nach diesem album um.

      gypsy tail windIch finde Friedrichs Beschreibung passend, das Ding ist sperrig und spröde aber zugleich auch wieder irgendwie das pure Gegenteil und geht runter wie Butter … schwer, passende Worte zu finden! Ich kenne Kikuchi ja noch überhaupt nicht gut, aber er und Motian scheinen perfekte Partner zu sein, beides Musiker, die jegliche Erwartungen unterlaufen, „der Geist der stets verneint“, sowas – und Gary Peacock ist ja sowieso phantastisch.

      Oh, danke für das Lob meiner Beschreibung von Tethered Moon.

      Ich finde es auch schwer, dafür Worte zu finden und bin mir nicht ganz sicher. Ich habe die Platte oft so nebenbei gehört und festgestellt, dass sie passagenweise völlig an mir vorbeiging und nichts hängenblieb. Dennoch habe ich sie immer wieder aufgelegt und im Hintergrund dudeln lassen, was wiederum passagenweise gut funktioniert, bis der Schönklang aus dem Ruder läuft und die Musik sich wieder in den Vordergrund drängt. Wenn man mal genauer hinhört gibt es da so einen Wechsel von Spannung und Entspannung, der viel des Reizes der Platte ausmacht, der Wechsel von aus-dem-Ruder-laufen und wieder ins Fahrwasser finden, sich verlieren und wieder finden, die Dynamikveränderungen, Leere und Dichte. So ungefähr. Ich stelle mir das life sehr reizvoll vor, dann das ist ja offenbar auch über weite Strecken frei improvisiert und damit ständige work in progress.

      Bin auf weitere Rückmeldungen gespannt.

      --

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      #9693267  | PERMALINK

      soulpope
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      FriedrichOh, danke für das Lob meiner Beschreibung von Tethered Moon.

      Ich finde es auch schwer, dafür Worte zu finden und bin mir nicht ganz sicher. Ich habe die Platte oft so nebenbei gehört und festgestellt, dass sie passagenweise völlig an mir vorbeiging und nichts hängenblieb. Dennoch habe ich sie immer wieder aufgelegt und im Hintergrund dudeln lassen, was wiederum passagenweise gut funktioniert, bis der Schönklang aus dem Ruder läuft und die Musik sich wieder in den Vordergrund drängt. Wenn man mal genauer hinhört gibt es da so einen Wechsel von Spannung und Entspannung, der viel des Reizes der Platte ausmacht, der Wechsel von aus-dem-Ruder-laufen und wieder ins Fahrwasser finden, sich verlieren und wieder finden, die Dynamikveränderungen, Leere und Dichte. So ungefähr. Ich stelle mir das life sehr reizvoll vor, dann das ist ja offenbar auch über weite Strecken frei improvisiert und damit ständige work in progress.

      Bin auf weitere Rückmeldungen gespannt.

      Interessante Beschreibung – bin an Masabumi Kikuchi (noch ?)nicht wirklich nahegekommen, zuletzt scheiterte eine Neu(ein)ordnung als ich mich am aktuellen Reissue von „East Wind“ versuchte

      eine gute Scheibe, in welcher Kikuchi zwar Ankerpunkt ist, das Geschehen aber sowohl von den beiden japanischen Hörnern als auch vom Tandem Juni Booth (sehr toll hier) und Eric Gravatt de facto dominiert wird ….

      --

        "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
      #9693269  | PERMALINK

      vorgarten

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      vielleicht kenne ich zuwenig, aber der kikuchi der 70er ist halt noch 100% im tyner-idiom und hat noch nicht seine eigene sprache gefunden. kurz vorher gab es ja das album mit elvin jones, das ich leider nicht kenne. aber vielleicht sind ja tatsächlich friedrichs aufnahmen von 1990 das erste dokument einer für ihn völlig anderen spielhaltung – das müsste man mal überprüfen.

      --

      #9693271  | PERMALINK

      soulpope
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      vorgartenvielleicht kenne ich zuwenig, aber der kikuchi der 70er ist halt noch 100% im tyner-idiom und hat noch nicht seine eigene sprache gefunden. kurz vorher gab es ja das album mit elvin jones, das ich leider nicht kenne. aber vielleicht sind ja tatsächlich friedrichs aufnahmen von 1990 das erste dokument einer für ihn völlig anderen spielhaltung – das müsste man mal überprüfen.

      durchaus möglich – denn meiner weiteren Begegnungen (zB „Voices“ mit Gary Peacock und Masahiko Togashi) stammen aus den frühen 70er bis frühen 80ern ….

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        "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
      #9693273  | PERMALINK

      martinr

      Registriert seit: 27.01.2011

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      vorgartenich kenne von dieser band nur den hendrix- und den piaf-tribute

      Seit Jahren bin ich auf der Suche nach „Tethered Moon Plays Jimi Hendrix“. Wo kann man diese CD denn bekommen?

      --

      #9693275  | PERMALINK

      vorgarten

      Registriert seit: 07.10.2007

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      da kann ich leider nicht helfen – mir hat die vor vielen jahren ein freund vorgespielt – das war meine erstbegegnung mit tethered moon und ich fand es interessant, aber nicht gerade toll. das passierte dann erst mit der piaf-platte. dieser freund lebt leider nicht mehr und ich weiß nicht, was mit seiner sammlung passiert ist.

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      #9693277  | PERMALINK

      vorgarten

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      ein wirklich tolles album. friedrichs beschreibung vom wechsel von anspannung und entspannung trifft es schon sehr gut, obwohl hier alles noch im rahmen bleibt. zwischendurch swingt es durchaus. bei kikuchi wundert es mich, wie tief sein spiel werden kann, voller dunkler komplexer akkorde, dann kann ihn peacock gar nicht mehr herausfordern. aber gerade der bass hier ist großartig, immer latent funky.

      kikuchi hat in den liner notes zu seinem (und motians) letzten albums SUNRISE was über die entstehungsgeschichte von FIRST MEETING geschrieben. demzufolge geht die „methode“ auf ein mehrtägiges engagement von peacock und kikuchi in einem club zurück, während dessen der pianist die lust verliert, standards herunterzuspielen und peacock bittet, auf seine rubato-vorgaben einfach zu reagieren. motian kannten beide gut und die session bezahlte kikuchis japanischer produzent. geprobt wurde nicht. winter & winter hat die aufnahmen aber erst veröffentlicht, nachdem die kurt-weil-cd draußen war.

      interessant in dem zusammenhang, wie eine kikuchi-ballade klingt, wenn das tempo durchgehalten wird – hier mit elvin jones und gene perla, von 1972:

      --

      #9693279  | PERMALINK

      vorgarten

      Registriert seit: 07.10.2007

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      höre gerade aus der kikuchi-werk-peripherie nochmal seine session mit miles, 1978 (hier geht das). ist natürlich, was den pianisten angeht, jetzt nicht so ergiebig, die session ist ja vor allem eine steilvorlage für coryell, aber mir gefällt das trotzdem sehr gut. kikuchi gehörte ja zu den musikern, mit denen miles während seines rückzugs kontakt hielt.

      --

      #9693281  | PERMALINK

      vorgarten

      Registriert seit: 07.10.2007

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      nächster kikuchi-netzfund: watanabes schönes jazz- (seite 1) und bossa- (seite 2) album von 1966. die erste seite im quartett sehr tight, mit einer glasklaren version von „i mean you“ und vielen dezent verschrobenen klaviersoli. seite 2 dann mit einer schönen und eher ungewöhnlich brasil-auswahlt, watanabe meist mit flöte und klavier nur noch selten. ganz großartig durchgehend der drummer masahiko togashi.

      --

      #9693283  | PERMALINK

      vorgarten

      Registriert seit: 07.10.2007

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      gerade über togashi nachgelesen, der messerstich, die lähmung, das spezialschlagzeug und die schwerigkeit, damit auf tour zu gehen. ich schätze mal, lacy hat dann mit ihm in japan aufgenommen?

      bei mir, endlich:

      einerseits eine sakralisierung durch ECM (weiß auch nicht, wie die das immer hinkriegen…), andererseits noch größere radikalisierung im spiel kikuchis. der junge bassist thomas morgan (den ich aus bands von steve coleman kenne) ist kein selbstfreidrehender geist wie peacock, sondern eher tatsächlich begleitend, auch als scharnier zwischen kikuchi und motian – allerdings wirken sein stakkato-stil und die langen pausen bei kikuchi manchmal sehr anfeuernd, der beißt sich in bestimmten tonlagen geradezu fest. sein spiel ist voller kleiner, funkelnder ideen – aber längere bögen gibt es halt nicht mehr. motian tut dazu nur noch das nötigste. irgendwie eine musik der letzten dinge, die auch sehr jäh endet und verhallt.

      --

      #9693285  | PERMALINK

      atom
      Moderator

      Registriert seit: 10.09.2003

      Beiträge: 21,338

      vorgartenja, auch wenn man natürlich in alle richtungen weiterhören kann. peacock & motian haben ja eine tolle gemeinsame diskographie, nicht nur mit bley und evans, eben auch mit kikuchi, crispell…

      Ich kenne nicht alles, was sie im Trio gemacht haben, besonders gespannt bin ich auf:

      FriedrichDa kann ich einhaken:

      Tethered Moon – First Meeting (Aufnahme 1990/91, Release 1997)

      Masabumi Kikuchi: p; Gary Peacock: b; Paul Motian: dr.

      Ich hatte diese Platte früher mal gehabt als ich ein kurz aufbrandendes Interesse an Piano Trios entwickelte. Wenig später hatte ich das aber auch schon wieder satt und dieses Album fiel einer gnadenloses Säuberungswelle zum Opfer. Nachdem vorgarten in einem Blind Fold Test aber ein Stück von Masabumi Kikuchi brachte, das mir ausgezeichnet gefiel, habe ich die Platte noch mal gekauft.

      Seit einigen Tage läuft sie immer wieder, ohne dass ich sie wirklich greifen kann. Aber vielleicht liegt das in der Natur dieser Musik. Hier wird Zeit gedehnt und gestaucht, Kikuchi setzt gefühlte Minuten aus um dann eine paar Noten hinterherzuwerfen, frei schwebende traumsequenzartige Passagen werden wieder eingefangen, manchmal scheint das völlig ziellos aus dem Ruder zu laufen und alle drei mehr aneinander vorbei als miteinander zu spielen, es gibt Leerstellen, aber am Ende kommen sie doch immer wieder zusammen. Spröde, verquer, sehr – äh … – sinnlich und wie mir gerade auffällt überhaupt nicht swingend aber umso spannender. Keine einfache Musik, und sie hat mich wohl auch mal in ihrer Sprödigkeit genervt – aber toll!

      Edit: Ich kenne die Geschichte dieser Aufnahme nicht. 1990/91 aufgenommen, erst 1997 veröffentlicht, vielleicht mehr eine gemeinsame Probe (heißt ja auch First Meeting), als eine geplante Veröffentlichung. Man meint das hören zu können, wenn man will, denn hier will manches erst noch seine Form finden. Aber vielleicht ist gerade das der Reiz.

      --

      Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
      #9693287  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,856

      vorgarten

      ein wirklich tolles album. friedrichs beschreibung vom wechsel von anspannung und entspannung trifft es schon sehr gut, obwohl hier alles noch im rahmen bleibt. zwischendurch swingt es durchaus. bei kikuchi wundert es mich, wie tief sein spiel werden kann, voller dunkler komplexer akkorde, dann kann ihn peacock gar nicht mehr herausfordern. aber gerade der bass hier ist großartig, immer latent funky.

      kikuchi hat in den liner notes zu seinem (und motians) letzten albums SUNRISE was über die entstehungsgeschichte von FIRST MEETING geschrieben. demzufolge geht die „methode“ auf ein mehrtägiges engagement von peacock und kikuchi in einem club zurück, während dessen der pianist die lust verliert, standards herunterzuspielen und peacock bittet, auf seine rubato-vorgaben einfach zu reagieren. motian kannten beide gut und die session bezahlte kikuchis japanischer produzent. geprobt wurde nicht. winter & winter hat die aufnahmen aber erst veröffentlicht, nachdem die kurt-weil-cd draußen war.

      Ich mache mal mit dem Masabumi Kikuchi-Gedenkhören weiter:

      Masabumi Kikuchi – Feel You (1993)

      Masabumi Kikuchi : p; James Genus: b; Victor Jones: dr

      Cover und Titel der CD könnten banaler kaum sein, die Musik ist es zum Glück nicht. Das klingt so, als hätte sich bei Tethered Moon eine klarere Form herauskristallisiert. Es gibt auch hier gelegentlich dieses Stochern und Suchen, aber insgesamt klingt das schon viel flüssiger und gefälliger.

      MKs Beschreibung der Entstehungsgeschichte von FIRST MEETING bestätigt ja meine Vermutung, dass das eigentlich eine gemeinsame Probe, also work-in-process war. Dieses aus-dem-Ruder-laufen und sich mal verlieren aber am Ende gerade-mal-eben-noch-die-Kurve-kriegen ist also offenbar eher Versehen als Absicht. Kein Wunder also, dass die Aufnahme jahrelang im Archiv verstaubte. Und paradox, dass wir gerade diese vermeintlichen Unzulänglichkeiten von FIRST MEETING als besondere Qualität hören. Scheitern als Chance oder so.

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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