blindfoldtest #18 – vorgarten

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  • #9635009  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    redbeansandrice“durchaus zu hören…“ bitte nicht vor Montag auflösen!

    ich warte gerne noch.

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    #9635011  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgartenja, schlimm genug. komm halt mal wieder nach berlin und wir plündern friedrichs metaxa-sammlung. ;-)

    Ihr seid herzlich eingeladen!

    :bier:

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #9635013  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    so, ich würde mal sagen: ab morgen wird aufgelöst. wer noch was zu sagen hat, möge kurz seinen metaxa beiseite stellen und in die tasten hauen.

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    #9635015  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,468

    kein Erfolg bei den weiteren Recherchen zu schon gehörten Tracks… Moncur auf #2 tipp ich mal… aber was soll es sein… bei #3 hab ich viel über proto-Steve-Coleman nachgedacht, aber wohl zu sehr um die Ecke (Bunky Green wäre logisch, aber der scheint es eher nicht zu sein).

    und soo viel fehlte ja gar nicht mehr:

    das mir #9 nicht gefällt, kann ich echt nicht sagen, aber ich hab selten bei einem Stück solche Probleme mit der Aufmerksamkeitsspanne gehabt – ich vermute, ich hab es im ganzen jetzt 20 mal gehört, etwa ein drittel der Durchgänge hat Momente, wo ich aufhorche… aber im ganzen soll das wohl ein Stück sein, über das ich nichts sage… (die Momente, wo ich aufhorche, sind meistens welche, wo die Band schön verzahnt wirkt und so)

    an 12 hab ich auch nochmal viel gerätselt… kennst du Bob Mover? Der passt in manchen Punkten ganz gut zu dem Track, kann mir aber kaum vorstellen, dass er es ist… soo viele weitere singende Altisten gibt es doch gar nicht, sollte man meinen

    13

    das ist natürlich super… erster Impuls war George Braith, dieses Coltrane-inspirierte, leicht verzerrt klingende Saxophon… aber dann ging es im Solo doch ein, zwei Spuren zu tief runter (für ein Alt oder Sopran…) plus: der Organist ist auffällig altmodisch verglichen mit Saxophon und letztlich auch Gitarre… damit war (wenn man hier die posts über die Jahre verfolgt hat) relativ klar, was es sein musste… danke – kannt ich noch nicht, und wollt ich immer schon mal hören! ich find die Gitarre auch schlicht charmant, würde aber zustimmen, dass er mit Patton nochmal eine Spur toller wurde

    https://www.youtube.com/watch?v=9Gn3aQifzw8

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    #9635017  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    ganz kurz, da ich erst später am abend wieder zeit hätte –

    moncur auf #2 stimmt, bei #3 ist der name gefallen (warum sollte er es nicht sein?), bob mover kenne ich nicht, du aber garantiert den herrn auf #12, und ich bin erleichtert, dass du #13 gefunden hast (und ich finde den gitarristen hier im gesamten eher besser als bei patton, aber sowieso natürlich woanders noch besser).
    hast du noch ne meinung zum vorletzten stück (wo eigentlich gypsy ganz nah dran war)?

    danke übrigens fürs weitermachen!

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    #9635019  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,468

    hmmm, hab die Bunky Green Diskografie den Nachmittag wohl etwas zu flüchtig quergelesen und -gehört… von ihm selbst her fand ich das schon halbwegs passend, aber vom Kontext her… bin gespannt, wie auch bei 12… Mover ist halt ein stilistisch vergleichbarer Altist, der auch nicht hinreichend bekannt ist und gerne dilettantisch singt… Patton vs Marr muss ich die Tage mal gründlicher Hören (vor allem mal das ganze Marr Album)… zum vorlezten Stück: hatt ich da nichts geschrieben? mir ging es glaub ich ähnlich wie gypsy – ich fand es gelungen, aber nichts, was ich „privat“ hören würd, dachte erst Ayler – da kommt es auch irgendwie her, aber dafür war es letztlich zu hintersinnig und brav… und dann dacht ich (ziemlich wertfrei) „Holländer“ (bzw: die haben den Free Jazz in Europa am gekonntesten verarbeiten können, also, als Nation, Einzeltalente gab es überall), und den Themenkreis „Ist Tobias Delius wirklich Holländer“ hatten wir oben schon, mein ich…

    --

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    #9635021  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    redbeansandricezum vorlezten Stück: hatt ich da nichts geschrieben? mir ging es glaub ich ähnlich wie gypsy – ich fand es gelungen, aber nichts, was ich „privat“ hören würd, dachte erst Ayler – da kommt es auch irgendwie her, aber dafür war es letztlich zu hintersinnig und brav… und dann dacht ich (ziemlich wertfrei) „Holländer“ (bzw: die haben den Free Jazz in Europa am gekonntesten verarbeiten können, also, als Nation, Einzeltalente gab es überall), und den Themenkreis „Ist Tobias Delius wirklich Holländer“ hatten wir oben schon, mein ich…

    ja, hatten wir schon, ist aber so lange her, dass ich es schon wieder vergessen habe. ;-)
    eigentlich hatte ich es auch schon verraten, fällt mir auf, aber wohl gleichzeitig wieder verwirrung gestiftet, weil ich es selbst mit #13 verwechselt habe und behauptete, dass sei crate digger zeugs…
    egal. ich fang im laufe des tages mal mit der auflösung an, bevor ich mich weiter auflöse.

    --

    #9635023  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

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    Beiträge: 67,009

    Bei mir hast Du da auf jeden Fall Verwirrung gestiftet, ja! Aber kein Problem, und entschuldige, ich brauchte das Wochenende, um anderes zu hören, habe derzeit ja nicht so viel Zeit und muss da etwas egoistisch sein. Aber auf die Auflösung bin ich gespannt!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9635025  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,468

    Bin auch gespannt… (und 3 hab ich jetzt – war ja nicht mehr soo schwer)

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    #9635027  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    #1

    jason adasiewicz – „solo one“.
    aus jason adasiewicz’s sun rooms – SPACER (delmark 2011).
    jason adasiewicz (vib).
    rec. 1.5./2.5. 2011.

    natürlich adasiewicz, wer sonst. ist sicherlich seit den späten nullerjahren das beste, was diesem instrument passieren konnte. sein trio sun rooms (mit dem drummer miker reed und zunächst mit nate mcbride, neuerdings mit ingebrigt haker-flaten am bass, bisher 3 alben) verbindet so moderat abstrakte sachen (wie hier) und traditionelle hardbop-verneigungen, aber wie adasiewicz hier spielt, führt das schon in seine zusammenarbeit mit peter brötzmann, die ja auch schon zu bisher 2 aufnahmen geführt hat.

    “Peter heard me at the Hideout with Starlicker,” Adasiewicz says; that’s a trio with cornetist Rob Mazurek and Tortoise drummer John Herndon. “When we talked after, the first thing Peter told me was how much he hated the vibraphone, except for Lionel Hampton. After the next time he heard me, playing Joe McPhee tunes, he asked me to play with him at the Vision Festival in New York, and Austria’s Wels festival. That was in 2011, and later we did a three-week duo tour. I barely knew the guy, it was my first all-improvised tour, and I was scared shitless. But the music grew from the first night. And I learned a lot from Peter about projection.”

    das derartig flächige, über rythmische impulse gesteuerte spiel auf SOLO ONE (das mit SOLO TWO am ende das trio-album einrahmt), finde ich ganz großartig, weil es eben nur so scheint, als würde es ohne pedal kaum resonanzen erzeugen, aber wenn man genauer hinhört, bleiebn trotzdem klangflächen darunter im raum stehen, die durch die anschläge quasi zerhackt werden. wie er das genau macht, weiß ich natürlich nicht.

    #2

    william parker – „anast in crisis mouth full of fresh cut flowers“
    aus IN ORDER TO SURVIVE (black saint 1995)
    william parker (b), rob brown (as), lewis barnes (tp), grachan moncur III (tb), cooper-moore (p), denis charles (dm).
    rec. 11.4.1993, live at roulette, NYC.

    „in order to survive / i rub two raindrops / i rub two raindrops together / to make fire“.

    kein vorgarten-bft ohne william parker. „in order two survive“ war meine allererste cd, als ich parker nur vom gayle-album TOUCHIN ON TRANE her kannte. mit kaufeintscheidend war sicherlich auch, dass hier grachan moncur mitwirkt. die vier stücke dieses albums haben mich damals sehr ergriffen, auch parkers texte dazu, die einmal mehr gegen den versuch der welt gesetzt sind, junge afroamerikanische menschen vom musik- und karrieremachen abzuhalten (parker zitiert den rektor seiner junior high school 1964, der seinen schülern in der aula verkündete, sie sollten sich auf ein leben als gärtner, postboten und regalauffüller vorbereiten).

    das stück hier, dominiert vom altsaxofonisten rob brown (den es schon mal in einem bft von mir gab), verfolgt eine von mehreren endlosmelodien, die in diesem bft versteckt sind. wahrscheinlich habe ich einen unbewussten wagner-fimmel (andere, die noch kommen werden hier, haben einen sehr bewussten wagner-fimmel). wobei die melodie hier nicht stabil ist, sondern eigentlich eine ständige abwärtsbewegung, die sich bei jedem neuen versuch erneut ereignet. der titel bezieht sich auf ein gedicht von luis reyes rivera über eine dichterin, deren worte zu blüten werden, sobald sie ihren mund verlassen. als sie weint, hört sie niemand, weil die blüten lautlos aus ihr heraus fallen.

    #3

    bunky green: „seashells“
    aus HEALING THE PAIN (delos 1990)
    bunky green (as), billy childs (p), art davis (b), ralph penland (dm).
    rec. 13./14.12.1989, hollywood.

    bunky green, den großen und nicht annähernd ausreichend bekannten saxofonisten und jazzlehrer, habe ich in letzter zeit häufig gehört. ich kenne ihn natürlich, da er neben von freeman der zweite große einfluss auf die saxofonisten der m-base-gruppen war, vor allem von steve coleman und greg osby. sein einfluss zieht sich aber auch bis in die nächste generation, zu steve lehman und rudresh mahanthappa. in dieser relativ braven aufnahme zeigt sich schon, wie greens hochenergetisches spiel quasi immer aus den selbstgesetzten rahmen springen will, was nicht sehr schmeichelhaft für die mitmusiker ist, die diesen rahmen aufrecht erhalten müssen, damit nicht alles zusammenbricht.
    steve coleman hat ja eine hervorragende späte green-aufnahme produziert, mahanthappa zusammen mit ihm aufgenommen – ein ziemlich schönes beispiel für intergenerationales einflussbewusstsein.

    #4

    rob mazurek’s pulsar quartet: „magic jupiter“.
    aus STELLAR PULSATIONS (delmark 2012)
    rob mazurek (co), angelica sanchez (p), matthew lux (e-b), john herndon (dm).
    rec. 3/2012, chicago.

    damit zurück zur aktuellen chicagoer szene (s. adasiewicz, den bötzmann in einer mazurek-band entdeckt hat). mazurek hat natürlich viel miles, aber eben auch cherry gehört, und die post-rock-einflüsse, für die hier u.a. auch tortoise-drummer herndon steht, kommen als weiteres element dazu (es gab ja auch mal tortoise-konzerte mit fred anderson). ziemlich toll & typisch ist, wie mazurek sehr einfache, naive, fast kitschige melodien findet, die aber immer durch wenigstens eine andere soundschicht durchmüssen oder einfach von ihnen abgewechselt werden. hier klappt das (finde ich, nach drei glas metaxa) fast reibungslos, obwohl es ziemlich spektakulär ist. angelica sanchez, die pianistin, sollte man auch nicht unerwähnt lassen, sie ist eine von zwei aktuellen lieblingspianist(inn)en von mir, der ich eine strahlende zukunft wünsche (die andere kommt dann in #7).

    --

    #9635029  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    #5

    bill dixon orchestra: „contour three“
    aus 17 MUSICIANS IN SEARCH OF A SOUND: DARFUR (aum fidelity 2008)
    bill dixon (tp, comp, cond), graham haynes (co, solo), stephen haynes / taylor ho bynum (co/flh), dick griffin / steve swell (tb), joseph daley (tu), karen boca (bassoon), will connell (b-cl), michel côté (contrabass cl), andrew raffo dewar (ss), john hagen (ts/bs), jd parran (bass s / bamboo fl), andrew lafkas (b), glynis loman (cel), jackson krall (dm/per), warren smith (per).
    rec. live 20.6.2007, vision festival nyc

    2008 ereignete sich endlich die wiederentdeckung von bill dixon, dessen so „unmännlichen“ beitrag a.b. spellman ja angesichts der october revolution 1964 bemängelt hatte. dixon hatte natürlich nie aufgehört zu komponieren, und so kam neben der thrill-jockey-aufnahme mit mazureks exploding star orchestra auch dieses ambitionierte werk heraus und fand beachtung.
    ein sehr genau vorgezeichnetes „suchen nach einem sound“ passiert hier, wie man in der eskalation in diesem stück hören kann, die das fragile und freie spiel von kornett und cello (bass?) mehr und mehr überlagert. die darfur-katastrophe gab 2007 bestimmt keinen anlass zum politischen überblick, und da war eine gleichzeitig verletzliche und passagenweise gewalttätige klangannäherung wohl eine ziemlich naheliegende reaktion.
    der suchende, teilweise ratlose, und doch beharrliche kornett-ton gehört meinem alltime-favoriten graham haynes, über den ich nun wirklich oft genug worte verloren habe – was dann auch wieder passieren wird bei

    #6

    graham haynes: „la fille sympa“
    aus NOCTURNE PARISIAN (muse 1992)
    graham haynes (co), steve williamson (ss), mferghu (p), egmont grisoni (tambura).
    rec. 11./12.9.1991, puteaux bei paris

    das ist dann wieder der andere graham haynes, weniger suchend, vielmehr sehr klar in seinem unvirtuosen soundfetisch – und eben seinem wagner-endlosmelodie-fimmel. der sohn von roy haynes ging ende der 80er nach paris, nachdem er mit steve coleman, cassandra wilson und geri allen eine der wichtigsten stimmen der ersten m-base-bands war. für ihn selbst überraschend traf er dort auf einige afrikanische musiker, die ihrerseits ziemlich m-base-infiziert waren. zwei muse-alben waren das ergebnis dieses aufeinandertreffens – sie sind nicht wirklich gelungen. doch immer wieder kommt haynes hier zu sehr einfachen, reduzierten, akustischen miniaturen, die dennoch im austausch mit der welt der 90er-jahre stehen. mferghu ist der pianist beider muse-alben, steve williamson kommt neu dazu (und wird dann auf den nächsten haynes-alben in new york fester partner bleiben). mir persönlich gefällt dieses wegkippen in den tambura-teil mit williamsons energetischem spiel und die dadurch umso effektvollere rückkehr in das sanfte schweben des kornett-teils sehr gut. da das eine muse-produktion ist, bleibt leider alles soundmäßig sehr flach und steril, selbst die tambura scheint ja wie aus einem keyboard zu fließen.

    #7

    eric revis trio: „city of asylum“
    aus CITY OF ASYLUM (clean feed 2013)
    eric revis (b), kris davis (p), andrew cyrille (dm).
    rec. 12.4.2012

    ein sicherlich schwierig ausgewählten stück aus diesem grandiosen album – es ist der ausatmende closer, der – wenn man es weiß – noch spuren des furors und der großartigen kommunikationsflüsse der vorherigen stücke in sich trägt. eric revis ist ja spannenderweise ein lupenreiner ellis-marsalis-schüler, so auch festes mitglied im quartett von branford (seit jeher und immer noch, glaube ich), gleichzeitig ist er aber auch vermehrt frei unterwegs wie hier oder wie mit brötzmann z.b. dieses originell zusammengestellte trio mit rising star kris davis und andrew cyrille trifft hier zum ersten mal überhaupt aufeinander (mit freien improvisationen wie hier, aber auch einem monk-stück und einem von jarrett). ich habe sie zwei jahre später beim vision festival gesehen, da ging das alles noch viel riskanter ab. ich mag die schleichende bewegung hierdrin sehr gerne, die davis subtil immer mehr unter spannung setzt. dass cyrille hier etwas abgewatscht wurde, liegt wohl an seiner impressionistischen begleitung, dem reinen dazu-spiel, für das er sich hier entscheidet. (aber das lob für ihn gibt es auch noch – an anderer stelle).

    #8

    john lurie national orchestra: „ignore the giant“
    aus THE INVENTION OF ANIMALS (amulet 2014)
    john lurie (ss), billy martin & grant calvin weston (dm/perc).
    rec. 1998.

    á propos schlecht ausgewählt. knapp eine minute john lurie hätte zwar bei mir ausgereicht, um ihn an seinem trade-mark-spiel zu erkennen, aber wohl kaum, um zu vermitteln, wie toll das ist.
    lurie hat in den 90ern mit den beiden drummern martin & weston an lounge-lizards-material gearbeit, um dann festzustellen, dass es sich so, im trio, wie die field recording einer unbekannten volksgemeinschaft anhöre. also gründeten sie das „national orchestra“ und waren u.a. als straßenmusiker auch in einem (oder beiden?) wayne-wang-film zu sehen, keine ahnung, ob das jetzt SMOKE oder BLUE IN THE FACE war (ich erinnere mich vage, dass einmal madonna an ihnen vorbeiläuft).
    diese aufnahme hier ist für luries fernsehshow „fishing with john“ entstanden und taucht nun auf dem amulet-sampler wieder auf, der letztes jahr erschien und auf den mich udw aufmerksam machte.

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    #9635031  | PERMALINK

    vorgarten

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    #9

    trio 3 + vijay iyer: „suite for trayon (and thousands more) – I. slimm“
    aus WIRING (intakt 2014)
    oliver lake (as), reggie workman (b), andrew cyrille (dm), vijay iyer (p)
    rec. 14./15.8.2013, nyc.

    der vielleicht herausforderndste track aus diesem bft – und er ist im wesentlichen von drei alten hasen. tatsächlich interessant, wie sehr das als andrew-hill-komposition durchgehen würde (obwohl es von iyer ist).
    das etwas tautologisch benannte trio 3 gibt es schon seit längerem und immer wieder laden sie sich jemanden für den klavierstuhl dazu, mit der/m es dann ein längeres club-engagement und anschließend ein album gibt: schon 2 mal geri allen, je 1 mal irene schweizer, jason moran und zuletzt eben vijay iyer.
    ich kenne die anderen aufnahmen noch nicht und diese hier war ein zufallsfund kurz vor erstellung des bfts (auch eher als spielmaterial – wobei mir dieses stück mittlerweile sehr ins ohr gekrochen ist).

    # 10

    the ames room: „theatre kapelle (berlin) 2011“
    aus STRUGGLING IN PUBLIC (norwegianism 2014)
    jean-luc guionnet (as), clayton thomas (b), will guthrie (dm).
    rec. live 2011, theaterkapelle berlin

    diese minimalistische krawallschachtel kommt vom trio ames room, das aus dem franzosen guionnet und den beiden australiern thomas und guthrie besteht. ihr konzept ist immer das gleiche, nur meistens sind die stücke länger. netterweise gibt es auf STRUGGLING zwei kürzere auszüge, deshalb landeten sie endlich mal in einem bft.
    dass mich das live komplett umgeworfen hat – weil es eben so reglementiert ist und in seiner heftigkeit niemals ausbrechen darf, habe ich schon beschrieben. guionnet kenne ich auch als sehr leisen, meditativen spieler – was umso mehr darauf hindeutet, wie konzeptionell ausgeplant dieses trio ist. ich schätze, die aufnahme wurde mit einfachem equipment hergestellt, deshalb ist sie etwas rauher und breiig, als es ihr guttut, aber wer geht mit so einer band schon in ein gepflegtes studio.

    #11

    john taylor: „rosslyn“
    aus ROSSLYN (ecm 2003)
    john taylor (p), marc johnson (b), joey baron (dm).
    rec. 4/2002, oslo

    so viel zum thema „gepflegtes studio“. wobei das interessanterweise das erste ecm-leaderalbum von john taylor war. um taylor, der ja im juli nach einem herzinfarkt während eines konzerts gestorben ist, ging es mir hier. ich habe dieses stück tatsächlich immer sehr gemocht (den rest des albums höre ich quasi nie). wie diese melodielinie endlos wiederholt wird, etwas aufgefüllt, dann wieder reduziert, dann mittendrin fast eingeht, um wieder aufgegriffen zu werden (während – ein großartiger moment – joey baron zu den sticks wechselt), finde ich auf meditative weise sehr schön.

    #12

    charles tyler: „life can be so beautiful“
    aus MID WESTERN DRIFTER (bleu regard 1992)
    charles tyler (voc & as), didier levallet (b), curtis clark (p).
    rec. 30./31.3.1992, pernes-les-fontaines.

    „criminally ignored“ charles tyler, hier auf seinem letzten album. über ihn muss ich vielen mitgliedern dieses forums wohl trotzdem nichts erzählen. ich bewundere ihn gerade wieder auf den steve-reid-alben, aber auch die eigenen sind, wenn man sie bekommt, allesamt grandios.
    das stück selbst, mit seinem leicht giftigen, aber wohl gar nicht so gemeinten text, kenne ich seit sehr langer zeit und zwar aus ebba jahns dokumentarfilm RISING TONES CROSS, der in den 80ern peter kowald nach new york begleitet, dann auf den merkwürdigen charles gayle stößt, sich zwischendurch von william parker die welt erklären lässt und am ende beim vision festival landet. ebbas film gehört – wie schon oft erwähnt – für mich zu den tollsten jazzfilmen überhaupt. man sollte ihn hier kaufen.
    aber, um das stück in diesem kontext zu sehen, bitte hier auf minute 46 zusteuern – zu tyler mit roy campbell, einem pirouettedrehenden rollerskater, einem mann mit gelben plüschenten und den geschehnissen rund um eine mülltonne herum (someone’s trash is another one’s treasure):

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    #9635033  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    so, jetzt etwas knapper, der poppige rest.

    #13

    hank marr: „get on down“
    aus SOUNDS FROM THE MARR-KET PLACE (king 1967)
    hank marr (org), james ‚blood‘ ulmer (g), ? (george adams!) (ts), ? (taylor orr?) (dm)
    rec. 1964.

    hank marr sagt mir nicht viel, aber er scheint ein echter show-organist gewesen zu sein und immerhin solche spuren in seiner karriere hinterlassen zu haben, dass man in columbus, ohio, eine straße nach ihm benannt hat.
    diese etwas obskure platte (die erst 3 jahre nach der aufnahme erschienen ist), ist aus zwei gründen besonders bedeutsam: es ist die erste aufnahme von james ‚blood‘ ulmer und seiner „schrecklich verstimmten gitarre“ (gypsy) – genauso wie es die erste aufnahme von george adams ist, der noch nicht mal in den ursprünglichen credits auftaucht (und dessen spiel ich ja auf älteres bezogen finde als auf coltrane, wie redbeans meint). was auch heißt, dass sie hier zum ersten mal zusammen auftauchen. was später, unter dem bandnamen „phalanx“, zu einigen für mich sehr wichtigen alben geführt hat. ob ulmer nun ein klassischer orgeltrio-gitarrist war oder nicht (bevor er zur sehr viel wichtigeren station ornette coleman kam), ist immer noch die frage. obwohl es nach aufnahmen und tour mit marr in die nächste orgelformation ging (zu john patton).

    #14

    the peddlers: on a clear day (you can see forever)
    aus HOW COOL IS COOL? THE COMPLETE CBS RECORDINGS (eigentlich aus THREE IN A CELL)
    the peddlers – roy phillips (voc, org), tab martin (b), trevor morais (dm)
    rec. 1968.

    die peddlers waren briten und kamen mit ihren showtunes und jazzanleihen offensichtlich ziemlich cool rüber. der rest der cbs-aufnahmen ist aber zumindest für mich eine ziemlich qual und geht höchstens an weihnachten – bossa-versionen von „smile“ usw. der sänger wirkt auf mich immer so, als würde er in der falschen geschwindigkeit abgespielt…
    aber dieses stück ist schon ziemlich toll – wie gesagt, bekannt aus staffel 5, episode 3 von BREAKING BAD. für mich viel wichtiger: ich liebe diesen song. und die schönste version, die ich davon kenne (und die ist alles andere als cool) ist diese hier:

    #15

    eugene mcdaniels: „cherrystones“
    aus OUTLAW (atlantic 1971)
    eugene mcdaniels (voc), mother hen (e-p), eric weissberg & hugh mccracken (g), ron carter (b), ray lucas (dm), buck clarke (per)
    rec. 1970.

    (eu)gene mcdaniels kenn und liebe ich seit dem hutcherson-album NOW! seine karriere (er starb 2011) war ein ziemliches hin & her: gospel – r&b-sänger – erfolgreicher komponist („compared to what“), jazzsänger. nach der ermordung von martin luther king wanderte er nach skandinavien aus und wurde dann von joel dorn für atlantic mit ziemlich bekifften alben wiederbelebt, von denen OUTLAW das erste und HEADLESS HEROES OF THE APOCALYPSE das zweite war. zwischendurch war er außerdem in filmen zu sehen.

    „cherrystones“ ist halt einfach ein super song (ich mag ja diese jazzsänger aus den spätsechzigern und siebzigern sowieso sehr gerne), auch wenn ich nicht weiß, was es mit den green & yellow elevators auf sich hat. das moody e-piano spielt hier übrigens die unter dem pseudonym „mother hen“ gefragte studiomusikern jane getz (die ja auf dem großartigen ersten pharoah-sanders-album zu hören ist) – vielleicht ist sie das sogar auf dem cover, vorne rechts? (edit: ja, das ist sie.)

    und falls noch etwas kitsch gefragt ist:

    zurück in die gegenwart mit

    #16

    booklet: „chapter 3“
    aus BOOKLET
    tobias delius (ts), joe williamson (b), steve heather (dm)
    rec. live 14.3.2010, bimhuis, amsterdam

    vorgartens holländer also mal wieder ;-) live at the bimhuis immerhin, und delius ist natürlich so fest mit der amsterdamer free-szene verbunden wie kaum ein anderer nicht-holländer. williamson ist kanadier. heather australier. alle drei leben in berlin. „booklet“ ist bandname und methode – sie spielen auf der grundlage einer stückesammlung, in die sie jederzeit ein- und aussteigen können, je nachdem, worauf einer von ihnen gerade lust hat. in diesem „chapter 3“ hört man deshalb die kompositionen „anifa loves me“ von daniel kachamba, „one rainy wish“ von jimi hendrix und „so“ von duke ellington. gypsys südafrika-bezug ist tatsächlich am anfang hörbar und auch kein wunder, da delius lange mit sean bergin gespielt hat. ich finde nach wie vor, dass er einen der schönsten tenorsax- und klarinetten-sounds produziert, der jemals jazzgeschichtlich aufgezeichnet worden ist.

    #17

    hildegard knef: „der tag holt luft“
    aus KNEF (decca 1970)
    hildegard knef (voc), hans hammerschmidt(?) (p).
    rec. 9.-12.12.1969, berlin.

    gypsy hatte es ja schon zitiert: „die größte sängerin ohne stimme“ (ella fitzgerald). die knef zwischen 67 und 70 war auch so eine neuerfindung, am schlager vorbei, mit jazz, beat und folk im gepäck, unter der regie von hans hammerschmidt und vom amerikanischen ehemann finanziert. rote rosen, von nun an geht’s bergab, tapetenwechsel. KNEF hat viele sehr verrückte songs, das psychedelische „im 80. stockwerk“ z.b. „der tag holt luft“ aber hier, weil es halt ein blues ist und des schönsten text hat, den ich von ihr kenne.

    vielen dank für’s mitmachen. jetzt einen metaxa. ;-)

    --

    #9635035  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    so, fertig.

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    #9635037  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Charles Tyler, krass! Den hätte ich da niemals erkannt, in der ganz falschen Ecke nachgedacht (redbeans wohl ebenso?) – aber cool!

    Und Delius ist jetzt keine Überraschung … bloss sollte ich mich endlich mal um ein paar seiner Alben kümmern, er gehört zu den Leuten, die ich fast nur über Dime kenne (und mit dem ICP auch mal live gehört habe).

    Die Adasiewicz steht hier herum, aber gehört habe ich sie erst einmal, das Konzert der Band mit Reed war so phantastisch, dass ich auf Konserve aus der Ecke eigentlich nie mehr Lust hatte. Wobei das etwas blöd ist, da das Trio ja doch ganz andere Musik macht.

    Und die Gene McDaniels Reissues sind beide schon da, aber da ich immer noch Kopfschmerzen habe, hatte ich keine Lust auf Soul mit pumpenden Bässen (und anders kann man das ja doch nicht anhören).

    Trio 3 hat übrigens mindestens auch zwei Trio-Alben gemacht, das eine auf Palmetto steht hier im Regal, nicht schlecht. Auch ein Konzert ohne Piano fand ich gut, aber das Konzert mit Schweizer am Klavier war noch etwas toller.

    Danke jedenfalls nochmal, ich lese die Kommentare später in Ruhe durch!

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