Bob Dylan, Wiesen 26. Juni 2015

Seit Längerem war ich wieder einmal bei einem Konzert in Wiesen, Burgenland (ursprünglich komm ich aus der Gegend, aber ich bin jetzt schon 20 Jahre von dort weg …..) . Und hier ist einmal ein Chapeau an Franz Bogner notwendig (damit er, dieser Local-Hero, auch einmal hier genannt ist). „Wiesen“ ist nach wie vor ein unglaublich toller Open-Air Veranstaltungsort, und obwohl das erste Jazzfest jetzt auch schon über 30 Jahre zurückliegt, ist es nach wie vor, das verschlafene, entspannte Ambiente, das immer noch in der Lage ist, den Genius Loci entstehen zu lassen. Da nimmt die Staubpiste gerne in Kauf, die immer noch zur Arena bzw. den Park-/Campingflächen führt. Und die Ananas (Erdbeeren) sind immer noch nirgends so süß wie die aus Wiesen – gleiches gilt für die Marillen. Und beides wird hier ja noch ausgiebig angebaut und im Straßenverkauf angeboten. Es macht für die Stimmung doch einen Unterschied, ob ein Gelände für Konzerte oder für Fußballspiele angelegt ist, auch wenn die Sicht in den (bzw. intentional wohl eher aus dem) sanft hinter dem Konzertgelände aufsteigenden Wald (den besten – und bestzgenutzten – Platz für Hängematten überhaupt) jetzt durch eine m.E. nicht ganz geschmacksichere Wand versperrt ist.

Das Publikum war altersmäßig gut durchmischt wie bei Dylan in den letzten zehn Jahren immer, wobei auffällig viele Gäste aus Ungarn und der Slowakei hier waren – man spürt: wir befinden uns im geographischen Herzen Europas.

Bezüglich der Musik, muss ich sagen, dass Dylan indem er die Setliste im Vergleich zum letzten Jahr nicht wesentlich variiert hat, nun bei mir für Vergleiche mit sich selbst herhalten kann, bei denen er nicht immer als Gewinner aussteigt. Aber zunächst zu den positiven Aspekten: Die beiden Songs von Shadows In The Night (Full Moon And Empty Arms und Autumn Leaves) waren echte Highlights und man merkte Sänger und Band an, dass sie wirklich Spaß daran hatten, den großen Gefühlen freie Bahn zu lassen. Speziell Dylan sah man seine Freude am Singen (!) förmlich an. Außerdem hat die Dramaturgie der Show für mich nochmals gewonnen: Die Setlist passt und vor allem Love Sick (ohne Zweifel ein vom Publikum erkannter und geliebter Dylan Klassiker !) als letzter Song war ein wirklicher Höhepunkt und der beste Abschluss eines Dylan Konzerts, den ich je erlebt habe (viel besser als das Greatest 60ties Hits Programm als Zugabe). Dazu kam ein tolles, Geschwindigkeit und Stimmung (sowie den Text) im Song stark variierendes Tangled Up in Blue.

Kritisch sehe ich die neuen Arrangements der (zahlreichen) Tempest Songs, die im Vergleich zum Vorjahr umgestellt wurden und für mich durch die Bank schlechter geworden sind. Trotz Band in bester Spiellaune und recht konzentriertem Dylan. Hier sind es, denk ich, wirklich die Arrangements, die schon einmal besser waren. Das gilt auch für die beiden Nummern von Modern Times (Spirit on The Water und Workingman’s Blues).

Von Together Through Life konnte mich Beyond Here Lies Nothin überzeugen, mit lässigem Dylan-Piano und schepperndem Beat. Forgetful Heart hab ich schon mal besser gehört.

Aber insgesamt ist es natürlich schön, ein Konzert mit hauptsächlich neuen Songs (im Verhältnis zum Lebenswerk) zu hören. Nur zwei Songs aus den Sixties: She Belongs To Me (sehr schön !) und das unvermeidliche Blowin In The Wind, ein bedeutender, zu Tode gespielter Song in einem Arrangement, das sich mir nicht ganz erschließt.

Insgesamt aber sicher ein gelungenes Konzert, das ich in dieser Gestalt jedem und jeder zu besuchen empfehle, der/die Dylan als Musiker mag. Und ich denke, die Gestalt wird sich im Laufe der Tour nicht mehr so sehr ändern …. aber darauf könnte man ja Wetten abschließen…….