Bobby Fuller

Bobby Fuller

Seine Musik, sei nichts Besonderes, meinte er 1965, halt „Texas rock & roll … and it’s nothing new. We’ve been playing it for years. It’s the same thing the Beatles have been trying to play but can’t. They come close but they aren’t from West Texas.” Nein, auf seine Musik bildete er sich nichts ein, das aber auf höchstem Niveau.

Die Kindheit verbrachte Bobby im abgeschotteten, hinterwäldnerischen Salt Lake City, bevor er als Vierzehnjähriger mit seinen Eltern nach El Paso zog, einem Schmelztiegel der Kulturen. Hier hatte sein Vater 1956 einen Job angenommen. Just zu jener Zeit, als Elvis die Ohren der Teenager überrollte, so dass Bobby, gerade im richtigen Alter und aus der Enge Utahs befreit, die Aufregungen der musikalischen Neuzeit voll und ganz in sich aufsaugen konnte. Bald tummelte er sich in der Musikszene El Pasos, spielte in verschiedenen Bands zunächst als Schlagzeuger, bis er dann als Gitarrist mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Randy (Bass) eigene Bands gründete, die sich ab ‘65 schließlich und endlich The Bobby Fuller Four nannte.

Stets auf der Suche nach dem idealen Sound für seine Musik, hatte er sich schon früh im Hinterhof seines Elternhauses ein Studio aufgebaut mit einem provisorischen, ganz speziellen Echoraum.
Auf einem Trip nach LA im Juli ´63 wurde er angefixt von der Power und Magie der Surfbands. Vor Ort noch nahm er Kontakt zu Bob Keane von Del-Fi auf, der Bobbys Talente zwar erkannte, aber noch kein Hitpotenzial dahinter entdeckte.
Bobby selbst nahm es weniger als Abweisung denn als Aufforderung, und so konnte Keane zwei Jahre später mit Bobbys „I Fought The Law“ und „Love’s Made a Fool of You“ seine größten Erfolge als Label-Owner verbuchen. Angeregt durch seine Erlebnisse im Balboa’s Rendezvous Ballroom in LA eröffnete Bobby in El Paso Bobby Fuller’s Teen Rendezvous Club, wo er mit seiner Band regelmäßig auftrat.

Nach einer Reihe Singles auf kleineren regionalen Labels wie Yucca und Exeter, an denen Bobby mitgewirkt hatte bzw. die unter seinem Namen erschienen waren, veröffentlichte Mustang, ein Unterlabel von Del-Fi, ab 1965 acht Singles und zwei LPS unter dem Namen The Bobby Fuller Four, wovon die beiden obigen in die Charts kamen („Love‘s made …“ in die Top 40, „Law“ knackte die Top 10).

Eine große Karriere hätte beginnen können, wäre Bobby nicht am 18. Juli 1966 in den Morgenstunden tot in seinem Wagen aufgefunden worden. Nichts deutete auf Selbstmord hin, genauso wenig wohl auch auf Mord, wobei seitens der Polizei kaum Anstrengungen unternommen wurden, in diese Richtung zu ermitteln. Als Suizid wurde der Fall bald zu den Akten gelegt. Bis heute ist sein Tod ungeklärt, bis heute glauben viele aus seinem näheren Umfeld an Mord. Never to be forgotten.
Zeitlebens war Bobby ein glühender Verehrer der Musik Buddy Hollys. So nimmt es nicht wunder, dass seine größten Erfolge direkt und indirekt mit seinem Vorbild zu tun haben. „Love’s Made …“ ist ein Holly-Song, „I Fought The Law“ ein Song von Sonny Curtis, der nach Buddy Hollys Tod bei dessen Crickets als Gitarrist eingestiegen war.

Das abgebildete President-Album ist ein späteres UK-Reissue

Was fasziniert mich an Bobby Fullers Musik? Es ist seine ureigene Musiksprache aus Rock’n Roll und Surf, der Buddy Holly-Touch mit durchschlagendem Punch, der ungeheure Drive trotz oder gerade wegen der rhythmischen Geradlinigkeit. Und da ist noch etwas, was schwer zu beschreiben ist, aber allen seinen Aufnahmen innewohnt, diese leicht verhallte Sound, der etwas Melancholisches hat, was sich in seiner Stimme und seinen Songs und ihrer Melodieführung wiederfindet.

Some of my favourite tracks: I Fought The Law, Never To Be Forgotten, Another Sad And Lonely Night, Your’re In Love, Julie, Love’s Made A Fool of You” …

Tipps für Interessenten und Sammler:

Die frühen Singles sind ausgesprochen schwer zu bekommen und dann recht teuer, am häufigsten noch Bobbys erste 7“ „You’re in Love“ auf Yucca. Die eine oder andere Single hat Norton wiederveröffentlicht.
Das Pre-Mustang-Material findet sich jedoch auf diversen Compilations, so auf „El Paso Rock: Early Recordings“: Vol. 1 – 3

Die Mustang-Singles scheinen längst nicht mehr so häufig am Markt wie noch vor einigen Jahren, die Preise haben deutlich angezogen. Das komplette Mustang-Material findet sich auf der spanischen Dopppel-LP “The Mustang Years“ auf Munster.
In Deutschland wurden zwei Fuller-Singles veröffentlicht. „Let Her Dance“ auf CBS und „Love’s Made…“ auf London. Erstere mit wenig attraktiver Bildhülle (kein schönes Foto von Bobby), die zweite mit einer London-Firmen-Bildhülle.

Die beiden Original-LPs beinhalten zur Hälfte die gleichen Tracks, wobei auf „I Fought The Law“, der zweiten LP, die Instrumentals der ersten „KRLA King Of The Wheels“ durch neue Songs ersetzt wurden. Beide wurden wiederveröffentlicht.
„I Fought The Law“ erschien auf CBS auch bei uns, allerdings erst kurz nach Bobbys Tod, deshalb mit dem schwarzen Balken „Memorial Album“ auf dem Cover. Seltsamerweise ist sie gar nicht so teuer, wenn sie einmal auftaucht. Dann heißt es, unbedingt zugreifen.

Miriam Linna hat ihrem Idol in Kicks #6 mit einem liebevollen, ausgesprochen gut und genau recherchierten Artikel ein kleines Denkmal gesetzt.

PS:
Weiß jemand, was es mit dieser Single, diesem Sleeve auf sich hat? Ist es eine Schweizer Ausgabe? FLX-Nummer.