Pete Townshend – Classic Quadrophenia

Ich fand Quadrophenia immer besser als Tommy. Vorallem ist Quadrophenia besser gealtert. Bliebter ist dennoch Tommy. Von daher wundere ich mich, dass jetzt Quadrophenia so supportet wird. Erst das Live-Album, jetzt der Classic-Aufguss. Tommy hätte die Frischzellenkur mehr gebraucht.

Quadrophenia die zigste! (Oder war’s Tommy?)
Egal – nach Gabriel, Joni Mitchell, Ray Davies, Neil Young und was weiß ich noch wem alles – bei The Nice fand ich es passend, bei Yes teilweise noch ganz gut (Magnification), aber mittlerweile gruseln mich diese Orchesterfassungen einfach nur noch. Im Falle von Quadrophenia noch mehr, weil ich diesen arienhaften Gesang einfach nur fies finde – außerdem völlig unpassend zum gesellschaftlichen Thema (Mods und Rocker).

Ich mag einfach auch nicht diese Verwurstung von genialen Lebenswerken meiner Musikhelden, nur weil sie alt sind und nichts neues mehr machen können/wollen.

Classic Quadrophenia im Oktober live in Köln und München. Mit Alfie aber ohne Pete!

http://www.eventim.de/Tickets.html?affiliate=GMD&doc=artistPages%2Ftickets&fun=artist&action=tickets&erid=1388165&includeOnlybookable=true&x10=1&x11=Quadrophenia&xtor=SEC-2040-GOO-[Pete_Townshends_Classic_Quadrophenia]-[70804602622]-S-[classic%20quadrophenia]

Und wie wird das da genannt: „Pete Townshend’s Classic Quadrophenia“
The Who mal schön aus der Überschrift verbannt.

j.w.An welche Stellen/Songs denkst Du da? Und das Orchester ist natürlich stark, aber letztendlich brauchte Pete nur The Who und ein paar Overdubs um es noch besser hin zu bekommen.

The Who braucht Pete in diesem Kontext überhaupt nicht um etwas zu „verbessern“. Das hier ist nicht „Rock meets classic“ sondern die komplette Überführung seines evtl. wichtigsten Werkes in die Welt der Oper. Außer der Akustischen von Townshend gibt es kein Rockinstrument aus der Originalfassung und das ist auch gut so. Die Kritik ist auch so schon ungnädig genug, vergleicht hämisch mit den Choralgesängen aus Ray Davies Spätwerk und lacht sich schlapp, dass die offiziellen Klassik-Charts das Werk exkludieren, so dass sich selbst Alfie Boe über Twitter bitter beklagt.
Kein einziger Fan hätte zum 50sten Bandjubiläum diese Aufnahmen benötigt zumal sie Roger Daltrey komplett außen vor lässt und Quadrophenia somit erstmals gänzlich ohne ihn auskommt. Wer das Mai-Uncut Interview mit Townshend gelesen hat merkt auch immer noch, dass die Beziehung der beiden zwar standhaft ist, Townshend jedoch intellektuell weiterhin meilenweit über Daltrey steht und nur zynisch schmollt wenn er berichtet, dass Daltrey in den letzten Jahren so viele Vorschläge wie möglich auch in die Whoshows investiert hat. Die visuelle Umsetzung der letzten Quad-Liveshow ist sein Werk, die Who-Banderweiterung durch seine Mitmusiker hat ebenfalls den Missmut von Townshend geerntet, der weiterhin eine sarkastische Distanz zu The Who hat, nicht aber zu seinen Großwerken, Tommy, Lifehouse und Quadrophenia, die er in den letzten 26 Jahren immer wieder und wieder recycled hat ohne große neue Impulse zu setzten.
Classic Quad habe ich jetzt 2 x komplett durchgehört und es ist der Gesamteindruck der mir wohligen Schauer erzeugt. Das große Orchester mit wunderbaren Arrangements in den Instrumentalstellen wie z.B. in „I am the sea“, die Chöre z.B. in „I’ve had enough“ und Alfie selbst, der 1973 geboren ist, Whofan mit klassischer Ausbildung ist und überall auf der Platte einen fantastischen Enthusiasmus erzeugt, ohne dass ich jetzt sagen an welcher Stelle genau er was anders betont. „Love reign or me“ ist großartig geworden! Natürlich geht er als Operntenor in den Phrasierungen viel tiefer als Roger, der 1973 auf dem Zenit seines Könnens trotzdem eine fantastische Leistung geboten hat. Alfie ist sogar mehr Mod als es (Pseudomod) Roger je war (man lese den Begleittext und schaue die dazugehörige Doku auf der DVD). Wenn man den working lad Jimmy adäquat gesanglich umsetzten wollte, müsste es wohl eh Phil Daniels sein, der mit seinem Cockney zusammen mit Billy Idol hier eher belustigend agiert und wohl die nötige Authentizität bringen soll.
Abgesehen von der Nichtberücksichtigung von Roger Daltrey (in welcher Form auch immer) bleibe ich dabei, dass mir diese Platte sehr viel Hörvergnügen bereitet und ich mich problemlos von Vorurteilen der Klassik gegenüber lösen kann, denn es ist einfach groß, überwältigend und richtig gut interpretiert.

midnight moverHöre mir das Machwerk gerade an, da kommt meine Frau und fragt: „Was hörst Du da? Ist das Meat Loaf???“ Sagt eigentlich alles…

Dann doch lieber The Nice…als so etwas „auf Kunst gemache“.
Was dann leider nur künstlich wirkt.