Veit Harlan

Ansicht von 4 Beiträgen - 16 bis 19 (von insgesamt 19)
  • Autor
    Beiträge
  • #9515741  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,823

    Nick Longhetti“Kolberg“ findest du nicht politisch? Ich sehr, obgleich es mich bei dem Film nicht so schüttelt wie bei „Jud Süss“.

    Schwer zu sagen. Bei Kolberg ist es klar, mit welcher Zielsetzung der entstand, aber Politisches entdecke ich auch in Opfergang. Muss nicht so gemeint gewesen sein, aber dieses Gegenüber von Jung-Gesund und Alt-Krank kam mir immer wie eine Rechtfertigung des Euthanasieprogramms der Nazis vor.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    Highlights von Rolling-Stone.de
      Werbung
      #9515743  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      Nick Longhetti“Kolberg“ findest du nicht politisch? Ich sehr, obgleich es mich bei dem Film nicht so schüttelt wie bei „Jud Süss“.

      Doch, selbstverständlich. Mir ging es um die Melodramen DIE GOLDENE STADT, IMMENSEE und OPFERGANG, die foka angesprochen hatte. Habe mich da u. U. aber auch einfach missverständlich ausgedrückt.

      Wenn man so will, waren alle Filmproduktionen jener Zeit politisch. Auch der bloße Eskapismus der meisten Werke beinhaltet ja, streng genommen, schon so etwas wie eine politische Komponente.

      --

      #9515745  | PERMALINK

      napoleon-dynamite
      Moderator

      Registriert seit: 09.11.2002

      Beiträge: 21,856

      Michael Althen über „Opfergang“ (aus: „Liebling, ich bin im Kino! Texte über Filme, Schauspieler und Schauspielerinnen“, München 2014):

      Um den Sieg des Melodrams über die Ideologie aufzuzeigen, wird gerne Opfergang genommen, jener Fiebertraum von einem Melodram, den Goebbels ausdrücklich nicht leiden konnte. Man kann leicht nachvollziehen, warum er so empfand. Das Bild, das der Film vom Deutschland des Jahres 1944 zeichnet, ist zu düster, zu ungesund und ausweglos. „Eine dieser Stunden wird deine letzte sein“ steht auf der Standuhr im Flur des Hamburger Großbürgerhauses, und auch wenn die Allgegenwart des Todes nicht unbedingt im Widerspruch zur NS-Ideologie steht, trieb es Harlan hier doch buchstäblich zu bunt. Liebe und Tod werden zu den schillerndsten Farben vereint, der Sieg des Lebens bleibt blass.

      Natürlich lässt sich Opfergang wie Harlans andere Melodramen auch – wie Die Reise nach Tilsit, Verwehte Spuren, Immensee, Die Goldene Stadt –, ideologisch lesen, indem man in diesen Filmen immer das eine gegen das andere ausgespielt sieht: Heimat gegen Fremde, Ehefrau gegen Verführerin, Stadt gegen Natur, Freiheit gegen Staatsräson, Todessehnsucht gegen Lebenswut. Wobei jedesmal zu streiten wäre, ob nicht unabhängig vom Ausgang das jeweils Andere, Fremde, der Ideologie zuwiderlaufende die größere Faszination ausübt. Mag ja sein, dass die heile Welt immer nur zum Schein auf die Probe gestellt wird, um ihr am Ende einen sicheren Sieg zu bescheren – sicher ist, dass diese Welt am Ende nicht mehr dieselbe ist, dass der Sieg des einen immer leichter wiegt als die Niederlage des anderen. Man muss das nicht gleich für subtile Unterwanderung halten – es liegt einfach in der Natur des Melodrams, ins dunkle Herz der Dinge zu blicken.

      --

      I'm making jokes for single digits now.
      #9515747  | PERMALINK

      fifteenjugglers
      war mit Benno Fürmann in Afghanistan

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 11,430

      Präzise und treffend. Ist der Rest des Buches gleichermaßen lesenswert?

      --

      "Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
    Ansicht von 4 Beiträgen - 16 bis 19 (von insgesamt 19)

    Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.