SYLVAN – Home

Nanü, was ist denn hier los?
Die Hamburger gehören zur Speerspitze ihres Genres, spätestens seit sie 2006 mit „Posthumous Silence“ ein brilliantes Referenzwerk geschaffen haben. In den Alben danach konnte die Band zwar ein hohes Niveau halten, schien aber in einer gewissen Enge gefangen, die weitere Alben zunehmen berechenbar machte. Der Vorgänger „Sceneries, ein hochambitioniertes und schweres Werk, war im Prinzip eine erstklassige Arbeit, aber mit etwas Abstand stellte der Höre (ich jedenfalls) trotzdem fest, dass nicht viel hängengeblieben war. Das Album hatte keinen Anker geworfen.

Diese Befürchtung konnte man diesmal wieder haben, zumal Cover und Thematik ein bißchen zu sehr in den Verdacht gerieten, an „Posthumous Silence“ erinnern zu wollen.

Aber es kommt anders. Sylvan schaffen sich auf „Home“ eine ganz erstaunliche neue Leichtigkeit. Und es gelingt ihnen, völlig unangestrengt komfortable Brückenköpfe in die 78 Minuten zu schlagen, die schon nach dem ersten Durchgang im Gedächnis bleiben.
Dabei wird gar nicht ohne Weiteres offenbar, was diesen Wandel ausgelöst hat. Die Songs, die akribischen Arrangements, die technische Reife, das ist alles unverkennbar Sylvan.
Einen gewichtigen Anteil, so ahnt man jedenfalls, hat Gastgitarrist Jonathan Beck. Das Gitarrenspiel, auch wenn man gar nicht weiß wer da was gespielt hat, ist effektreicher und lebendiger. Und zwar nicht als Mittel zum Zweck, um möglichst viele tote Fußnoten setzen zu können, sondern mit kluger Positionierung und Dosierung.
Auch Sänger Marco Glühmann, der zwar stets über eine beeindruckende Reichweite, aber auch über eine eher eindimensionale Stimmfarbe verfügte, hat sein Spektrum erweitert. Und die Keyboards schaffen einen (glaubwürdigen) Brückenschlag hin von kammermusikartigen Pianofiguren bis zu ungewöhnlich elektronischen Klangteppichen. Auch das Schlagzeug nutzt neue Freiräume.

Als Anspieltipps würde ich das locker spielerische „Black and White“, den hochkreativen Achterbahn-Elfminüter „In Between“ und das großartige Finale „Home“ anraten.
Die Story ist mir übrigens, ähnlich wie schon bei „Posthumous Silence“ eine Spur zu schwerverdaulich. Ich weiß da nicht immer, was man mir mitteilen möchte.

Da Sylvan zum ersten Mal bei Gentle Art Of Music veröffentlichen, gibt es neben dem Mediabook und der Standart-CD auch Doppelvinyl.
VÖ aller Formate 20.02.15