BOB DYLAN & THE BAND – "Bootleg Series #11: The Basement Tapes RAW"

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  • #9341337  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Die Geschmäcker … für mich läuft es darauf hinaus, dass The Band die grösste Rock’n’Roll-Band aller Zeiten ist. Die fünf Jungs beeindrucken mich jeder für sich und alle zusammen immer wieder … eine Kurzauswahl: die Stimmen (die Rockröhre von Levon Helm, das berührende Falsett von Richard Manuel), der reduzierte aber verdammt funky Bass von Rick Danko (auch kein übler Sänger), die schneidende Gitarre von Robbie Robertson in den Anfangszeiten (auch bei Dylan 1966 zu hören), die ebenfalls von der Reduktion lebt (auf dem Meisterwerk „The Band“ gibt es kein einziges richtiges Gitarrensolo – auf dem Höhepunkt des psychedelischen Rock), überhaupt die Verweigerungshaltung, die unbedingte Zuwendung zur Musik … weiter: Levon Helms herabgestimmte Trommeln und überhaupt sehr individuell klingende Drums, seine fetten Beats … die Jungs swingten wie kaum eine andere Rock-Band. Was war noch? Garth Hudson, der in „W.S. Walcott Medicine Show“ mit seinem honkenden Solo am Tenorsaxophon ein Solo bläst, das mit den besten R&B-Musikern mithalten kann? Garth Hudson, der geniale Tüftler? Der griff zu Mandoline und Akkordeon, zur Fiedel … und dabei ist noch kein Wort über Robbie Robertsons Songs gesagt, die schönsten von ihnen sind wahre Miniatur-Epen, in denen Geschichte erfahrbar wird und die dennoch Geschichten erzählen … und klar, das alles nützt nichts, wenn man keinen Zugang zur Musik der Gruppe findet. Mein Einstieg im grösseren Stil war Scorseses toller Film, „The Last Waltz“ – was man da alles zu sehen kriegt, ist schlichtweg umwerfend, fast alle sind sie da: Neil Young, Joni Mitchell, Dr. John, Van Morisson, Muddy Waters, Dylan, Emmylou Harris, The Staples …

    Was hat das nun mit den „Basement Tapes“ zu tun? Dass Dylan und The Band zusammenfanden war ein Glücksfall (es gab sie ja schon davor, in „A Musical History“ sind einige frühe Aufnahmen zu finden unter der Leitung von Ronnie Hawkins und dann als Levon & The Hawks, das ist zwar nicht die tolle Musik, die die fünf später machen würden, doch das Potential ist durchaus erkennbar und Robertsons Gitarre schneidet wie ein Messer durch die Shuffles und den Rhythm & Blues). Das kreative Potential, das sich in den „Basement Tapes“ äussert ist eine Etappe im Werdegang eines Ausnahmekünstlers und einer Ausnahmeband, deren Wege sich während eines knappen Jahrzehnts immer wieder kreuzten: die Tour 1966, die Sessions in Big Pink, das Konzert auf der Isle of Wight, die Tour 1974, das phantastische „Planet Waves“, sicherlich eins der leichtestesn und verspieltesten Alben Dylans, das ohne The Band nicht so herausgekommen wäre …

    Also von meiner Seite eine Kombination von Begeisterung für die Musik und historischem Interesse an der Entwicklung – und dabei durchaus auch der Drang und die Lust, Ausschuss, Probeaufnahmen, Alternate Takes zu hören, wie sie sicherlich *auch* dabei sind in den vollständigen „Basement Tapes“.

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    #9341339  | PERMALINK

    notdarkyet

    Registriert seit: 15.04.2011

    Beiträge: 701

    @jw
    Danke für den interessanten Artikel!

    Zur Veröffentlichung:
    Sehr, sehr ärgerlich für Vinylhörer. Die komplette Box gibt es nicht. Die Raw-Version reicht (für mich) nicht. D.h. ich bräuchte eigentlich die Raw als Vinyl und die komplette Box auf CD. Das ist aber zu teuer und ich sehe es eigentlich auch nicht ein. (Aber da scheint mir schon auch die Marketing-Idee zu liegen: Die Vinylhörer, und das sind bei Dylan nicht wenige, werden wohl, zumindest die gut betuchte Zielgruppe, beides kaufen). Ein ziemlicher Makel der meine Freude ob der Veröffentlichung doch ziemlich trübt.

    captain kiddAber könnt ihr denn wirklich mal andeuten, WAS an den Aufnahmen so toll ist? Ist doch wirklich einfach ein wenig Proberaum-Gedudel. Teilweise wirklich sehr sehr gut, keine Frage, aber oftmals eben auch nur genau das: Proberaum-Gedudel. Und diese Abfeierei, wie verschieden doch eine Tracks in unterscheidlichen Versionen klingen würden… Also das kann eigentlich nur von Leuten kommen, die selbst noch nie Musik gemacht haben. Das ist nun eigentlich wirklich keine Kunst. Na ja, freue mich für jeden, der diese Musik liebt. Ich liebe sie nicht. Habe jetzt lieber „Slow Train Coming“ aufgelegt….

    Erst mal nur generell meine Einschätzung. Zu den Tracks und Songs dann mehr, wenn ich die komplette Box gehört habe.

    Ich denke es kommt auf die Perspektive an, mit der man sich den Basement-Tapes nähert. Es war ja eine längere Session, eben keine Studiozusammenkunft, von Musikern die sich gemeinsam finden, einen neuen „alten“ Weg einschlugen. Im musikhistorischen Sinne war das unbestritten ein Meilenstein und für das Verständnis Dylans weiterer Entwicklung wohl das A und O.
    Wichtiger für mich aber: In diesem Keller wurde recht ungezwungen ein Sound entwickelt der einzigartig ist. Traditionals, manchmal gar Schmonzetten, gemixt mit „neuen“ Dylanlyrics und –songs. Das alles ganz wunderbar umkurvt, festgezurrt und wieder losgelassen von einer Band in offensichtlicher Spiellaune und Experimentierfreude.
    Wer fertig komponierte und arrangierte Songs erwartet, wird da natürlich kaum fündig werden und ich verstehe Leute, denen diese Tracks, Versatzstücke und Experimente zum Großteil zu unausgegoren erscheinen. Schon bei der 75er Veröffentlichung gingen die Meinungen ja stark auseinander und die Verkaufszahlen lagen weit hinter den Erwartungen.
    Mich macht genau das an: Es gab weder vorher noch nachher die Möglichkeit, The Band und Dylan so unverfälscht in ihrer „Arbeit“ zu verfolgen. Die 7 darauf folgenden Studioalben Dylans haben einen direkten Bezug zu dieser 3 monatigen Session, da wurde so einiges freigelegt was dann später (mehr oder weniger gut produziert) die „Dylangemeinde“ wieder spaltete.

    --

    #9341341  | PERMALINK

    notdarkyet

    Registriert seit: 15.04.2011

    Beiträge: 701

    gypsy tail wind
    Also von meiner Seite eine Kombination von Begeisterung für die Musik und historischem Interesse an der Entwicklung – und dabei durchaus auch der Drang und die Lust, Ausschuss, Probeaufnahmen, Alternate Takes zu hören, wie sie sicherlich *auch* dabei sind in den vollständigen „Basement Tapes“.

    Ja, das unterschreib ich mal.

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    #9341343  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
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    Beiträge: 21,857

    Ich will zum nächsten RSD „I’m Not There“ als 7″.

    --

    I'm making jokes for single digits now.
    #9341345  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 20,008

    Danke, j.w. für den Eröffnungsbeitrag und den anderen für die Diskussion hier. Wird sicherlich auf die Box rauslaufen, allerdings ohne Bestellhektik und bei vermutlich sinkenden Preisen. Und eine eigene „Best Of“, die ich mir zusammenstellen werde.

    --

    Well, my telephone rang, it would not stop It's President Biden callin' me up He said, "My friend, Maik, what do we need to make the country grow?" I said, "My friend, Joe, my friend Bob would advice you , Brigitte Bardot, Anita Ekberg, Sophia Loren" Country'll grow
    #9341347  | PERMALINK

    j-w
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    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,370

    Also die „Complete“ läuft gerade – nachdem die ersten Aufnahmen noch etwas schwach vom Sound her sind, wird es dann schnell besser (hat wahrscheinlich ein paar Aufnahmen gebraucht bis die Mikros optimal platziert waren). Natürlich wird Capt. Kidd hier keine Plattenproduktion finden, die war es ja nie, wenn man von dem 1975er Versuch absieht, aus den Aufnahmen doch noch eine „Produktion“ zu machen. Es ist eine Sammlung von Songskizzen, die frisch und alles andere als überprobt oder abgehangen gespielt werden. Perfektion wie auf Slow train coming gibt es hier schlicht und einfach nicht. Es ist einerseits spannend Dylan dabei zuzuhören, wie er sich von dem Poppoeten von 65/66 hin zu dem entwickelt, was man dann alt.country nannte. Und es ist auch spannend mit zu erleben, wie aus The Hawks The Band wird, und sie lernen auch leiser zu spielen.

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    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #9341349  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Wirklich interessante Ausführungen hier. Und mir wird immer klarer, warum ich die Aufnahmen jetzt nicht soooo aufregend finde. Bin einfach kein Fan von „The Band“. Gut, auf „Live 1966“ haben sie wirklich großes geleistet, aber ansonsten sagen die mir eigentlich gar nichts. Mag auch „Planet Waves“ eigentlich gar nicht. Für mich wird die Musik der Basement Tapes einfach dem Mysterium der Basement Tapes nicht gerecht. Natürlich ist es musikhistorisch interessant, aber rein musikalisch betrachtet, gibt es da für mich eigentlich kaum was spannendes zu hören. Finde da in der Tat die „Self Portrait“-Sachen irgendwie cooler, noch verwegener, verstörender.

    Warum diese Sessions für das Verständnis von Dylans weiterem Schaffen das A und O sein sollen, erschließt sich mir auch nicht. Klar, die Sachen läuteten eine Art Rückbesinnung ein. Aber war das nicht einfach ein Resultat seiner übergroßen Überreiztheit? Und eine Art „stiller Protest“? Mit Laustärke, wie kaum zwei Jahre vorher, konnte er ja nicht mehr provozieren. Und zum Folk konnte er nicht mehr zurück. Was blieb da zu dieser Zeit noch? Also irgendwie werden mir diese Proberaum-Sessions zu sehr mit Bedeutung aufgeladen. Diese Bedeutung höre ich einfach nicht.

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    Do you believe in Rock n Roll?
    #9341351  | PERMALINK

    nail75

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    Beiträge: 44,695

    Die kompletten Basement Tapes wurden im gleichen Format wie die Deluxe Editions von Vol. 8 und 10 veröffentlicht. Ich mag das Format sehr gerne, etwas weniger mag ich die Unterbringung der CDs.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #9341353  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

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    Ich habe weder die 1975er Ausgabe noch (bis jetzt) die neue 2LP-Ausführung. Lohnen sich beide zusammen oder macht die neue die alte Ausgabe überflüssig?

    Danke für die schönen Texte, Jan und gypsy!

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #9341355  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,695

    lathoIch habe weder die 1975er Ausgabe noch (bis jetzt) die neue 2LP-Ausführung. Lohnen sich beide zusammen oder macht die neue die alte Ausgabe überflüssig?

    Die 1975er Ausgabe wird nicht überflüssig werden, weil darauf Aufnahmen von The Band enthalten sind, die auf der neuen Box und auf dem neuen 2-CD-Set nicht enthalten sind. Letzteres ist überflüssig, genauso wie die 3-LP-Ausgabe. Essentiell ist die 6-CD-Box, die alle Aufnahmen enthält. Da diese Aufnahmen auf (sagen wir mal) Haushaltsbändern gemacht wurden (S. 30 im Buch), wurde sowieso alles digital überspielt und dann überarbeitet. Es ging nicht anders.

    Ich bin fast am Ende von CD 3, mit der ich angefangen habe und mein Eindruck ist, dass hier alles richtig gemacht wurde. Eine wirklich spektakuläre Aufbereitung. Endlich!

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #9341357  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Was mich auch im Gesamtsound stört, ist der starke Hall auf der Stimme. Passt so gar nicht zum Charakter der Aufnahmen. Und ich halte das 2-CD-Set nicht für überflüssig. Es ist ein brauchbarer Sampler der Aufnahmen. Natürlich sehen das Komplettisten anders, aber wer ein wenig diesen Sound von Dylan hören will, aber nicht so tief in die Marterie einsteigen will, ist damit ganz gut bedient. Lohnt sich denn das Fotobuch der Komplettbox? Die Songbeschreibungen finden ich schon bei der Raw-Version eher oberflächlich gehalten.

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    Do you believe in Rock n Roll?
    #9341359  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,370

    Das einzige, was mich an der Complete-Edition stört, ist dass da keine Linernotes Song-für-Song enthalten sind – die sind bei der Raw, der vielleicht einzige Mehrwert dieser Edition. Die Fotos in dem Complete-Buch sind sehr schön. Und ja, es macht sich gut neben den großen Editionen von BS #8 und #10!

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    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #9341361  | PERMALINK

    doc-f
    Manichäer

    Registriert seit: 26.08.2006

    Beiträge: 4,465

    Kennt jemand von euch die Bootleg Edition „The Genuine Basement Tapes Vol. 1-5″?

    http://www.bobsboots.com/CDs/cd-g01.html
    http://www.bobsboots.com/CDs/cd-g02.html
    http://www.bobsboots.com/CDs/cd-g03.html
    http://www.bobsboots.com/CDs/cd-g04.html
    http://www.bobsboots.com/CDs/cd-g05.html

    Mich würde ein Vergleich interessieren, da ich die fünf CDs auf dem Rechner habe und mich natürlich frage, ob ich nochmal über 80€ ausgeben soll.
    Grundsätzlich schätze ich die Musik, die damals entstanden ist, sehr.

    --

    #9341363  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,695

    Doc F.Kennt jemand von euch die Bootleg Edition „The Genuine Basement Tapes Vol. 1-5“?

    Ja!

    Mich würde ein Vergleich interessieren, da ich die fünf CDs auf dem Rechner habe und mich natürlich frage, ob ich nochmal über 80€ ausgeben soll.
    Grundsätzlich schätze ich die Musik, die damals entstanden ist, sehr.

    Unter diesen Umständen: klares ja!

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #9341365  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 66,994

    nail75Die 1975er Ausgabe wird nicht überflüssig werden, weil darauf Aufnahmen von The Band enthalten sind, die auf der neuen Box und auf dem neuen 2-CD-Set nicht enthalten sind.

    Und in der Hinsicht scheint das Remaster ein ziemlich deutlicher Fortschritt gegenüber der alten Ausgabe aus der Steinzeit der CD zu sein. Hab zwar nie direkt verglichen, aber der alten Ausgabe weine ich keine Träne nach.

    Das Coverphoto stammt übrigens von Reid Miles (of Blue Note Records fame):

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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