BOB DYLAN & THE BAND – "Bootleg Series #11: The Basement Tapes RAW"

Startseite Foren Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat Replays: Neuauflagen, Deluxe- und erweiterte Editionen BOB DYLAN & THE BAND – "Bootleg Series #11: The Basement Tapes RAW"

Ansicht von 15 Beiträgen - 1 bis 15 (von insgesamt 98)
  • Autor
    Beiträge
  • #92029  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,368

    119834-L-LO.jpg
    Die „RAW“-Version habe ich seit einigen Tagen, die „Complete“-Version konnte Samstag nicht kommen, weil Feiertag in BW und wird wohl morgen eintreffen. Dies habe ich dazu für triggerfish geschrieben:

    Reduktion auf das Wesentliche
    Die neueste Ausgabe von BOB DYLANS Bootleg Series widmet sich einem alten Thema, in Hinblick auf das Stichwort „Bootleg“ sogar dem ältesten Thema überhaupt: Den seinerzeit als erstes Bootleg der Rockgeschichte unter dem Namen „Great white wonder“ veröffentlichten „Basement Tapes“. Die Umstände unter denen diese Aufnahmen entstanden, sind so oft schon beschrieben worden, dass wir sie hier als bekannt voraus setzen.

    Die Bootleg Series Vol. 11 erscheint in zwei verschiedenen Ausgaben: Einerseits in der hier vorliegenden 2 CD/3LP-Version mit dem Titel „Raw“ und als 6 CD-Version mit dem Titel „Complete“. Dass man für die „Complete“-Version sämtliche 138 Songs versammelt, die THE BAND-Mitglied GARTH HUDSON, der die Aufnahmen seinerzeit machte, als verwertbar befunden hat, erscheint nachvollziehbar. Nicht auf Anhieb nachvollziehbar ist hingegen die Frage, welche Tracks für die deutlich schlankere Ausgabe „Raw“ ausgewählt wurden.

    Geht man davon aus, dass die meisten der potentiellen Käufer dieser Veröffentlichung bereits die 1975 erschienenen „Basement Tapes“ besitzen, könnte man sich ob der Auswahl fragen, warum hier die gleichen Songs, teilweise auch die gleichen Tracks berücksichtigt wurden. Es wäre ja unter Umständen durchaus konsumentenfreundlich gewesen, wenn man eine größtmögliche Ergänzung zu den bekannten Versionen als Konzept gewählt hätte. Dies ist hier jedoch nicht geschehen. Ob man auf diese Weise möglichst viele Dylanfans zum Kauf der „Complete“-Version motivieren will, ist letztendlich eine Spekulation über Marketing-Entscheidungen.

    Das Konzept hinter „Raw“ wird auch nicht offen in den Linernotes erläutert, dort liest man als Leitbild: „The Basement Tapes Raw repesents the best of these recordings“. Das ist jedoch so nicht nur eine strittige Frage, sie erläutert auch nicht warum diese Ausgabe als „Raw“ tituliert wird, das ja nun nicht die gleich Bedeutung wie „best of“ hat. Wenn man versucht der Sache auf den Grund zu gehen, stellt sich ein Ansatz als stimmige Erklärung heraus: Man hat versucht, die Tracks, die für das 1975er Album teilweise overdubbed und neu gemischt wurden, wieder auf die ursprüngliche Aufnahme, die 1967 im Keller zu Woodstock gemacht wurde, zu reduzieren. Die 8 Songs von THE BAND, die auf dem 1975er Album enthalten waren und an denen BOB DYLAN nicht beteiligt war, wurden hier nur berücksichtigt, wenn es auch eine Aufnahme gab, auf der Dylan gesungen hat. Dies ist hier bei „Don’t ya tell Henry“ und „Ain’t no more cane“ der Fall. Beide Versionen kommen jedoch qualitativ nicht an die damals veröffentlichten Fassungen heran. Bei immerhin 6 Songs wurden hier alternative Fassungen ausgewählt, die 1975 nicht überarbeitet wurden und so noch im Rohzustand waren.

    Damit hatte man 18 Songs, die zunächst als Basis für die „Raw“-Auswahl bereit standen. Diese wurden ergänzt um bereits veröffentlichte Songs wie „I shall be released“, „Quinn the eskimo“, „I’m not there“, „Santa-Fe“ und „Ministrel boy“. Erst danach wurden völlig neue Songs, insgesamt 14, der Tracklist hinzugefügt. Der Dylanfan, der bereits alle offiziell erhältlichen Veröffentlichungen sein eigen nennt, bekommt also von insgesamt 38 Tracks hier lediglich 14 ihm unbekannte geboten. Wie gesagt, es mag eine Marketing-Entscheidung gewesen sein, ein solches Konzept zu verfolgen – in wieweit diese Strategie aufgeht, wird sich an den Absatzzahlen der Bootleg Series #11 ablesen lassen. Da hätte man dem Fan sehr viel mehr entgegen kommen können, zumal die restaurierten, also von Overdubs befreiten Tracks der 1975er Veröffentlichung in der rohen Fassung nicht unbedingt besser klingen.

    Werfen wir also zunächst einen Blick auf die 14 unbekannten Tracks. Zwei davon („Blowin‘ in the wind“, „One too many mornings“) sind als Song bekannt, aber bislang in dieser Fassung auch auf Bootlegs nicht aufgetaucht. Während „One too many mornings“ in der Liveversion von 1966 schon bekannt war, ist die Bluesversion von „Blowin‘ in the wind“ schon eine sehr spannende Entdeckung für Dylanfans. Dass in dieser Version von „One too many mornings“ Richard Manuel die erste Strophe singt und weniger laut gespielt wird als 1966 soll nicht unerwähnt bleiben.

    Unter den bereits auf Bootlegs erschienenen, hier auf den zwei CDs enthaltenen Songs sind starke Bluesnummern wie „Silent weekend“, „Baby, won’t you be my baby“ und „Get your rocks off“, eine coole Coverversion von Johnny Cash’s „Folsom prison blues, drei schöne Countrynummern, die auch auf Nashville Skyline oder Self portrait gepasst hätten („I don’t hurt anymore“, „One for the road“, „Sign on the cross“). „900 Miles from my home“ ist als Neuinterpretation eines klassischen Folksongs von ähnlichem Holz, „Johnny Todd“ ist ein beschwingter Shanty, ein Traditional von den britischen Inseln.

    Toll sind auch zwei Uptempo-Nummern, die zeigen, dass in dem Keller von „The big pink“ durchaus auch gerockt wurde: „Dress it up, better have it all“ ist ein Fest für Robbie Robertson, der hier starke Solopassagen hat. Und der wohl stärkste Song ist „All you have to do is dream“, das sowohl vom souligen Groove als auch der absolut eingängigen Melodieführung her eine starke Post-„Blonde on blonde“-Single abgegeben hätte, wenn der Troubadour sich nicht mit seinem Motorrad gelegt und daraufhin seine Karriere entschleunigt hätte. „I’m alright“ hätte für diese Single eine prima Flipside abgegeben.

    Alles in allem findet sich zwar tolle Musik aus einer überaus einflussreichen Konstellation der Musikgeschichte auf diesen zwei CDs, aber die Entscheidung, welche von den 138 zur Verfügung stehenden Tracks auf dieser kleinen und weniger teuren Version versammelt werden, ist nicht unbedingt fanfreundlich.

    Tracklist „Raw“:
    CD 1:
    1. Open the Door Homer – Take 1
    2. Odds and Ends – (Alternate Version) Take 1
    3. Million Dollar Bash – Take 1
    4. One Too Many Mornings
    5. I Don’t Hurt Anymore
    6. Ain’t No More Cane – (Alternate Version) Take 2
    7. Crash on the Levee – Take 2
    8. Tears of Rage – Take 3
    9. Dress It up, Better Have it All
    10. I’m Not There
    11. Johnny Todd
    12. Too Much of Nothing – Take 2
    13. Quinn the Eskimo – Take 2
    14. Get Your Rocks Off
    15. Santa-Fe
    16. Silent Weekend
    17. Clothes Line Saga
    18. Please Mrs. Henry
    19. I Shall be Released – Take 2
    CD 2:
    1. You Ain’t Goin‘ Nowhere – Take 1
    2. Lo and Behold! – Take 1
    3. Minstrel Boy
    4. Tiny Montgomery
    5. All You Have to do is Dream – Take 2
    6. Goin‘ to Acapulco
    7. 900 Miles from My Home
    8. One for the Road
    9. I’m Alright
    10. Blowin‘ in the Wind
    11. Apple Suckling Tree – Take 2
    12. Nothing Was Delivered – Take 1
    13. Folsom Prison Blues
    14. This Wheel’s on Fire
    15. Yea! Heavy and a Bottle of Bread – Take 2
    16. Don’t Ya Tell Henry
    17. Baby, Won’t You be My Baby
    18. Sign on the Cross
    19. You Ain’t Goin‘ Nowhere – Take 2

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    Highlights von Rolling-Stone.de
      Werbung
      #9341309  | PERMALINK

      captain-kidd

      Registriert seit: 06.11.2002

      Beiträge: 4,140

      Frage mich ja langsam wirklich, warum die Basement Tapes so abgefeiert werden/wurden – und Self Portrait so belächelt wurde/wird. Habe jetzt die RAW-Version zwei Mal gehört, richtig euphorisiert hat es mich nicht. Nette Proberaum-Aufnahmen, nur leider schaute in meinen Ohren die Muse nur selten vorbei. Vielleicht war das alles mal wichtig, um in diese Hippie-Seifenblase reinzustechen. Mit ein wenig Anstand betrachtet, gehören die Aufnahmen sicherlich nicht zu meinen Lieblingstracks von Dylan. Da gibt mir sogar seine Christen-Phase mehr. Oder Budokan.

      --

      Do you believe in Rock n Roll?
      #9341311  | PERMALINK

      j-w
      Moderator
      maximum rhythm & blues

      Registriert seit: 09.07.2002

      Beiträge: 40,368

      Doch, die Inspiration war durchaus da. Ich habe mich früher lang mit den Basement Tapes schwergetan, vielleicht lag es auch an der alten CD-Version – als 2009 die remasterte Version erschien begann ich mich mehr und mehr für diese Tracks zu begeistern und mag sie mittlerweile sehr gern. Was schön an dieser Fassung ist, dass hier ein Stereo-Mix wie von Hudson seinerzeit gemacht, zu hören ist, während bei der Produktion für die 1975er-Fassung alles auf Mono gemixt wurde, damit es mehr nach Probenraum klingt!!!

      --

      Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
      #9341313  | PERMALINK

      nail75

      Registriert seit: 16.10.2006

      Beiträge: 44,672

      j.w.Alles in allem findet sich zwar tolle Musik aus einer überaus einflussreichen Konstellation der Musikgeschichte auf diesen zwei CDs, aber die Entscheidung, welche von den 138 zur Verfügung stehenden Tracks auf dieser kleinen und weniger teuren Version versammelt werden, ist nicht unbedingt fanfreundlich.

      Es gibt sicher Hörer, denen 6 CDs zu viel ist, aber eigentlich brauchen Fans die komplette Variante. Man wollte wohl etwas anbieten, was auch den casual fans einen Mehrwert bietet, aber das ist natürlich schwierig. Die VÖ scheint einen Mittelweg zwischen den Originalversionen und einer Best-Of gehen zu wollen – und macht damit vermutlich niemanden so wirklich glücklich.

      --

      Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
      #9341315  | PERMALINK

      j-w
      Moderator
      maximum rhythm & blues

      Registriert seit: 09.07.2002

      Beiträge: 40,368

      nail75 Man wollte wohl etwas anbieten, was auch den casual fans einen Mehrwert bietet, aber das ist natürlich schwierig. Die VÖ scheint einen Mittelweg zwischen den Originalversionen und einer Best-Of gehen zu wollen – und macht damit vermutlich niemanden so wirklich glücklich.

      Man hätte sehr wohl 2 CDs oder 3 LPs mit Tracks füllen können, die deutlich attraktiver für den Fan, der nicht die „Complete“-Edtion kaufen will, gewesen wären.

      --

      Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
      #9341317  | PERMALINK

      nail75

      Registriert seit: 16.10.2006

      Beiträge: 44,672

      j.w.Man hätte sehr wohl 2 CDs oder 3 LPs mit Tracks füllen können, die deutlich attraktiver für den Fan, der nicht die „Complete“-Edtion kaufen will, gewesen wären.

      Indem man die bekannten Songs von der originalen Basement Tapes-Veröffentlichung vollständig weggelassen hätte?

      --

      Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
      #9341319  | PERMALINK

      j-w
      Moderator
      maximum rhythm & blues

      Registriert seit: 09.07.2002

      Beiträge: 40,368

      nail75Indem man die bekannten Songs von der originalen Basement Tapes-Veröffentlichung vollständig weggelassen hätte?

      Nun, wer die Bootleg Series kauft, hat doch die Basement Tapes schon lange, oder?

      --

      Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
      #9341321  | PERMALINK

      undefeated

      Registriert seit: 11.09.2003

      Beiträge: 112

      Ich mache es kurz: Fantastische Aufnahmen!!! – und beziehe mich dabei auf die „Complete“-Version.

      --

      "play fuckin' loud" (Bob Dylan)
      #9341323  | PERMALINK

      nail75

      Registriert seit: 16.10.2006

      Beiträge: 44,672

      j.w.Nun, wer die Bootleg Series kauft, hat doch die Basement Tapes schon lange, oder?

      Vermutlich. Für mich kommt sowieso nichts anderes in Frage als die Komplettversion, zumal der Preis wirklich sehr in Ordnung ist. Ich rätsele etwas über die Zielgruppe für diese Compliation…

      --

      Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
      #9341325  | PERMALINK

      j-w
      Moderator
      maximum rhythm & blues

      Registriert seit: 09.07.2002

      Beiträge: 40,368

      Ich habe wirklich lang gebraucht dahinter zu kommen, was das Konzept hinter „Raw“ ist. Und das Merkwürdige ist, dass im Booklet halt nicht erläutert wird, warum „Raw“. Dort heißt es dann „best of“. Aber was auf Raw ist, ist wirklich der Versuch die bereits veröffentlichten Songs noch eine Urversion gegenüber zu stellen und dann den Rest mit Unbekanntem aufzufüllen. Ich bin auf die Complete sehr gespannt und werde dann auch mal einen Vorschlag machen, was wirklich ein „best-of“ von dieser Auswahl gewesen wäre. Würde mich freuen, wenn andere da auch mitmachen würden.

      --

      Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
      #9341327  | PERMALINK

      j-w
      Moderator
      maximum rhythm & blues

      Registriert seit: 09.07.2002

      Beiträge: 40,368

      nail75Ich rätsele etwas über die Zielgruppe für diese Compliation…

      Me too.

      --

      Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
      #9341329  | PERMALINK

      captain-kidd

      Registriert seit: 06.11.2002

      Beiträge: 4,140

      Kannst du sagen, was du fantastisch findest? Bin ja großer Dylan-Fan – aber irgendwie…

      --

      Do you believe in Rock n Roll?
      #9341331  | PERMALINK

      gypsy-tail-wind
      Moderator
      Biomasse

      Registriert seit: 25.01.2010

      Beiträge: 66,851

      Ich freue mich jedenfalls riesig auf die komplette Box – alles andere kommt gar nicht erst in Betracht.

      Keine Ahnung, ob es damit zusammenhängt, dass ich auch ein riesiger Fan von The Band bin (auf die ich natürlich erst via Dylan kam), aber für mich sind das phantastische Aufnahmen und es gehört gefeiert, dass sie nach so langem Warten endlich in (hoffentlich!) anständigem Sound zu hören sein werden.

      --

      "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
      #9341333  | PERMALINK

      latho
      No pretty face

      Registriert seit: 04.05.2003

      Beiträge: 36,823

      Hmm, das sieht so aus, als bräuchte ich auch die Box (wenn die auf Vinyl heruaskommt).

      --

      If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
      #9341335  | PERMALINK

      captain-kidd

      Registriert seit: 06.11.2002

      Beiträge: 4,140

      Aber könnt ihr denn wirklich mal andeuten, WAS an den Aufnahmen so toll ist? Ist doch wirklich einfach ein wenig Proberaum-Gedudel. Teilweise wirklich sehr sehr gut, keine Frage, aber oftmals eben auch nur genau das: Proberaum-Gedudel. Und diese Abfeierei, wie verschieden doch eine Tracks in unterscheidlichen Versionen klingen würden… Also das kann eigentlich nur von Leuten kommen, die selbst noch nie Musik gemacht haben. Das ist nun eigentlich wirklich keine Kunst. Na ja, freue mich für jeden, der diese Musik liebt. Ich liebe sie nicht. Habe jetzt lieber „Slow Train Coming“ aufgelegt….

      --

      Do you believe in Rock n Roll?
    Ansicht von 15 Beiträgen - 1 bis 15 (von insgesamt 98)

    Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.