Noel Gallagher’s High Flying Birds – Chasing Yesterday

Einige gute Momente („River Man“ „The Right Stuff“), die Uptempo Nummern („Noel rockt“, genau) sind entsetzlich durchschnittlich und überhaupt nicht meine Baustelle. Das schönste Stück wird auf der Bonus CD verschenkt („Revolution Song“). Die Platte ist insgesamt schlechter als das Solo Debüt.

optimistEin dickes Plus für die Produktion/Mischung.

Definitiv. Im Vergleich zur ersten LP wirkt „Chasing Yesterday“ deutlich luftiger und das tut den Songs gut. Ich habe sogar Lust die LP direkt ein zweites Mal zu hören, dass war beim Vorgänger noch anders. Das Songwriting ist das, was man von Noel seit spätestens „Don’t Believe The Truth“ kennt. Nichts, was wirklich überrascht, aber eben das was er kann und es sind genügend Momente enthalten, die seine Musik hörenswert machen. Umso wichtiger ist es, dass er seinen Songs auch Platz lässt um sich zu entfalten. Vom wirklich mitreisenden Größenwahn der ersten drei Oasis LPs hat er sich mit der Zeit soundso immer mehr abgewendet, insofern empfinde ich die Soloalben auch als logische Konsequenz seines Gesamtwerkes – ein Gesamtwerk allerdings, dass mir, trotz der Steigerung „Chasing Yesterday“, nach hinten raus immer egaler wird.

Schöne Platte, kein Meisterwerk, aber war das Solodebüt auch schon nicht, und unter’m Strich geht klar der Daumen hoch. Insbesondere Seite 1 gefällt mir sehr gut, wobei „Lock all the doors“ schon der schwächste Moment ist. Da finde ich die andere an frühe Oasis erinnernde Nummer „You know we can’t go back“ viel besser. Das Riff von „The Mexican“ ist ziemlich abgelutscht, obwohl die Melodie darüber okay ist. Im Albumkontext funktionieren die beiden Singles m. E. übrigens viel besser als auf Single. Und ja, die Flipside von Ballad of the mighty I „Revolution song“ ist klasse, aber es ist auch schön dass er solche Juwelen immer noch auf die Singles packt. Auffällig ist jedoch, dass auf der LP als Jahr 2014 gedruckt ist. Liegt wohl schon länger fertig so rum, die Platte.

Ich höre das hier auch gerade zum wiederholten Male über Wimp. Noel klingt natürlich mittlerweile sehr erwachsen, ist immerhin 47, hat Kinder, die zu seinem Leidwesen keine Platten mehr kaufen, sondern eine Milliarde Songs unter ihrem Fingernagel auf dem Smartphone beherrschen. Resigniert klingt er trotzdem nicht, sondern reif und in meinen Ohren ungemein musikalisch und vor allen Dingen immer noch neugierig und sehr energiereich. Schlechte Songs höre ich hier auch nicht. Oasis ist das natürlich nicht mehr, dazu fehlt die unbändige Unbedingtheit dieser Band, der Gegenpol, Liam eben. Aber wir haben ja noch die alten Platten! Noel ist jetzt eben woanders. Schlechter ist er deshalb nicht und egal ist er mir auch nicht. Schöne Platte, die ich mir morgen kaufen werde. Vinyl natürlich, mit schönem Cover. Highlight!

Dennis Blandford“Lock all the doors“ koennte auch vom Debut oder „Be here now“ sein; tolle Bridge, Killer Refrain + heute bei ihm selten gewordenes Uptempo.

Ist ja auch eine Nummer, die er schon vor dem Debüt geschrieben hat. Nur die Strophe hat er dann den Chemical Brothers gegeben und es hat dann 20 Jahre gedauert, bis ihm eine neue einfiel.

Noel ist ein fauler Sack, wie er ja selbst zugibt, also klaut er sogar die Songtitel. Ich habe mich gestern noch einmal durch diese musikalische Einheitsgrütze gequält, ein Jammer, dass einer der größten englischen Songwriter der letzten 25 Jahre ein derart mutloses Werk veröffentlicht. Seine Kollegenschelte werde ich ab jetzt ignorieren, er turnt ja musikalisch mittlerweile genau vor dem Mündungsrohr.

Das Cover ist auf dem Niveau der Musik, die Jacke noch darunter (inkl. Sonnenbrille). Sein Problem war vermutlich, dass er beim Photo schlecht auf Nick Drake oder Led Zeppelin zurückgreifen konnte. Also musste dieser Schnappschuss vom Ibiza-Trip herhalten.

songbirdDie Platte ist insgesamt schlechter als das Solo Debüt.

Stimmt.

Dennis Blandford“Lock all the doors“ koennte auch vom Debut oder „Be here now“ sein;

Nein, niemals!!

pipe-bowl“Riverman“ zähle ich dagegen auch zu den positiven Überraschungen.

Stimmt, sehr schön schwelgend.

Aber schade, dass Noel sich zu oft im melodisch formelhaften bewegt, zumal in den Strophen. Mir fehlt das Verblüffende, manchmal auch ein wenig Zerrissenheit und echte Boshaftigkeit und Biss. Nur ein strammes Riff und angezogenes Tempo reichen einfach nicht. Derzeit schwanke ich zwischen * * 1/2 und * * *.