PERFUME GENIUS – Too Bright

Startseite Foren Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat Aktuelle Platten PERFUME GENIUS – Too Bright

Ansicht von 9 Beiträgen - 1 bis 9 (von insgesamt 9)
  • Autor
    Beiträge
  • #91973  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,261

    Perfume-Genius-Too-Bright.jpg

    Da ist es also, das dritte Album von Perfume Genius bzw Mike Hadreas. Sein letztes Album „Put Your Back N2 It“ von 2012 ist ein großer Favorit von mir, intime, berührende Piano Popsongs, die fast nichts außer Stimme und Klavier brauchten. Ob „Too Bright“ genau so groß wird, weiß ich noch nicht, ein gutes Album ist es auf jeden Fall geworden. Der erste Song (I Decline) ist ähnlich reduziert wie die Songs auf den Vorgängeralben, auch wenn sich schon dort Streicher einschleichen und von dem üblichen Piano-Stimme-Muster abweichen. Der Schock kommt erst beim zweiten Song: Queen klingt wie nichts zuvor, was Hadreas aufgenommen: ein stoisches Gitarrenmotiv, es stampft und pfeift und man fragt sich, was Hadreas eingeworfen hat. Wenn der Song nicht so verdammt eingängig wäre, hätte das schief gehen können. Überhaupt bewegt sich Hadreas weg von seinem alten Sound – Fool (der nächste Song) nimmt den Synthesizer von Queen auf, addiert Fingerschnipser hinzu und fertig ist ein…Überraschung… klassischer Talk Talk Song circa 1984. In der Mitte stoppt der Song mal ab, Hadreas wimmert etwas hinter Kirchenorgeln und bin plötzlich wieder ein Chor einsetzt und der Popsong weitergeht. Für mich eines DER Highlights von 2014. Die Pianoballaden (No Good, Don’t Let Them In) gehen zu Herzen wie eh und je. Bei anderen Texten könnte man das Kitsch schimpfen, aber Hadreas Texte sind ja seit je her eher gefärbt von dem Gefühl der Ausstoßung und des Andersseins. Davon zeugen auch die Schreie und die Industrialfärbungen von Grid.

    In der Summe ist das ein sehr heterogenes Album, welchem der Flow der Vorgänger fehlt, doch gerade die harten, abstoßenden Tracks ziehen mich in den Bann. Namedropping finde ich ja tendenziell weniger aussagekräftig als Beschreibungen über die Musik, aber in diesem Fall fällt mir das noch relativ schwer. Vielleicht ist Hadreas Musik im besten Sinne queer, uneindeutig, XiuXiu-Ekel meets BonIver-Wärme, TalkTalk-Pop auf elektrischem Eno. Auf jeden Fall: hörenswert.

    Hier dazu die Kritik von Jürgen Ziemer aus dem RS: Perfume Genius – Too Bright

    Und auch die internationale Kritik ist begeistert: Metacritic/perfume-genius

    --

    and now we rise and we are everywhere
    Highlights von Rolling-Stone.de
      Werbung
      #9321653  | PERMALINK

      jan-lustiger

      Registriert seit: 24.08.2008

      Beiträge: 10,955

      Kennst du Learning, nikodemus? Für mich die deutlich berührendere der ersten beiden LPs. Bin gespannt auf Too Bright.

      --

      #9321655  | PERMALINK

      irrlicht
      Nihil

      Registriert seit: 08.07.2007

      Beiträge: 31,188

      Ich kenne nur ein paar wenige Tracks von Perfume Genius – und da lässt mich die Erinnerung im Stich -, ich meine aber, dass ich das wohl ändern sollte. Schöner Text jedenfalls.

      --

      Hold on Magnolia to that great highway moon
      #9321657  | PERMALINK

      nikodemus

      Registriert seit: 07.03.2004

      Beiträge: 21,261

      Jan LustigerKennst du Learning, nikodemus? Für mich die deutlich berührendere der ersten beiden LPs. Bin gespannt auf Too Bright.

      Ja, kenne ich natürlich auch. Die ersten Tracks sind wunderbar, ein absolut stimmiges Album. „Put Your Back“ überzeugt mich dennoch mehr, Songs wie Take Me Home, Dark Park oder Hood trafen mich direkt ins Herz, bevor ich überhaupt wusste, worum es darin geht. Die Produktion fand ich zudem abwechslungs- und farbenreicher, auch wenn alle Tracks um das Klavier kreisen, steht hier jeder Song für sich, während beim Debüt sich für mich manche Songs zu sehr ähneln.

      @irrlicht
      Unbedingt, „Too Bright“ ist auf jeden Fall ein aufregendes Album, welches sicher deutlich stärker polarisiert und provoziert (>Mother) als die beiden Vorgänger.

      --

      and now we rise and we are everywhere
      #9321659  | PERMALINK

      jan-lustiger

      Registriert seit: 24.08.2008

      Beiträge: 10,955

      nikodemusJa, kenne ich natürlich auch. Die ersten Tracks sind wunderbar, ein absolut stimmiges Album. „Put Your Back“ überzeugt mich dennoch mehr, Songs wie Take Me Home, Dark Park oder Hood trafen mich direkt ins Herz, bevor ich überhaupt wusste, worum es darin geht. Die Produktion fand ich zudem abwechslungs- und farbenreicher, auch wenn alle Tracks um das Klavier kreisen, steht hier jeder Song für sich, während beim Debüt sich für mich manche Songs zu sehr ähneln.

      Ich habe vor zwei Jahren einen etwas längeren Text über Learning geschrieben. Falls er dich interessiert: Hier ist er.

      Deinen Kritikpunkt spreche ich dort auch an. Im Nachhinein würde ich aber sogar sagen, dass die stilistische Ähnlichkeit der Tracks dem Album letzten Endes doch eine zusammenhängendere Konsistenz gibt, die beim Nachfolger weniger ausgeprägt ist. Allerdings habe ich beide Platten schon länger nicht mehr gehört. Das werde ich ändern, ehe ich mir Too Bright – den Pressestimmen (und deinem Text) nach zu urteilen ja eher ein Einschnitt in die Diskographie – zulege.

      --

      #9321661  | PERMALINK

      nikodemus

      Registriert seit: 07.03.2004

      Beiträge: 21,261

      Cool, danke für den Text. Freue mich auf’s Lesen und Wiederhören.

      --

      and now we rise and we are everywhere
      #9321663  | PERMALINK

      rob-fleming

      Registriert seit: 08.12.2008

      Beiträge: 12,838

      Ich kenne die anderen Alben zwar nicht, aber mit Too Bright hat mich Mike Hadreas direkt in Haft genommen.
      „My Body“ und das famose „Grid“ sind momentan meine Highlights, aber auch die restlichen Tracks fallen kaum ab. Einzig mit „I’m A Mother“ mag ich noch nicht richtig warm werden.

      --

      Living Well Is The Best Revenge.
      #9321665  | PERMALINK

      captain-kidd

      Registriert seit: 06.11.2002

      Beiträge: 4,140

      Den Vorgänger fand ich zu zerfasert. Die Tracks endeten für mich im Nichts. Das neue Album ist vom Sound sehr interessant, aber so richtig gepackt hat es mich nicht. Für mich fehlen die mitreißenden Melodien. Und manchmal klingt es mir zu aufgesetzt.

      --

      Do you believe in Rock n Roll?
      #9321667  | PERMALINK

      lox

      Registriert seit: 06.08.2013

      Beiträge: 363

      Danke an den Threadersteller, das Album wäre sonst sicher an mir vorbeigegangen. Gutes Album mit einigen fulminaten Momenten, “Queen“ ist einer meiner Lieblingstracks des Jahres geworden (leider kein Vinyl), musste beim Video kurz an Alison Goldfrapp denken, grosses Kino. Drei der Pianoballaden erreichen mich zwar gar nicht, Gesamteindruck der LP leidet aber nicht darunter. Das goldene Vinyl passt dazu hervorragend, klingt überraschenderweise auch gut.

      Und hier unser junger Held bei Letterman:
      https://www.youtube.com/watch?v=gbe94RDsKmk

      Wohl etwas nervös gewesen, die Stimme von Mike ist nicht so gut wie sonst, eigenartig aber toll. Das lustigste bei 3:36, Mike schüttelt Dave’s Hand, guckt verlegen zum Boden, kickt mit links, kickt mit rechts, mustert Letterman von oben bis unten, sein Gesichtsausdruck: Priceless! :lol:

      --

    Ansicht von 9 Beiträgen - 1 bis 9 (von insgesamt 9)

    Schlagwörter: 

    Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.