Der Album-/Compilation-Definitions-Thread

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  • #91769  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,120

    Anm. d. Mod.: Diese Diskussion wurde aus dem „Eure Album Top-100“-Thread ausgekoppelt.

    Ich hatte es ja bereits angedroht, hier also mein Senf zum Thema Album:
    Gehen wir zunächst mal vom Wort als solchem aus, stellen wir fest, es ist ein Wort, das nicht nur im musikalischen Kontext auftaucht. Neben Musikalben gibt es Fotoalben, Sammelbilderalben usw. Warum? Weil Album von lateinischen Wort albus = weiß stammt. Das Wort bezeichnet also zunächst nichts anderes als eine zu füllende Fläche bzw. in unserem Fall einen Tonträger. Was genau da drauf kommt, ist völlig nebensächlich. Die ersten Musikalben waren dann auch tatsächlich Ordner, in denen mehrere Platten steckten. Auch hier wieder ohne irgendeine inhaltliche Einschränkung. Außerhalb dieses Forums existieren bis heute keine inhaltlichen Beschränkungen, Album bezeichnet nicht nur in der Industrie einfach einen Longplayer und wird nur zur Abgrenzung von Singles u.ä. verwendet. Auch hier ist der Inhalt ziemlich egal, wenn man davon absieht, das z.B. eine Maxi mit x Remixen eines Songs auch durch eine gewisse Länge nicht zum Album wird.
    Dazu kommt, daß jedes Album immer auch eine Kompilation ist, denn ohne das Zusammenstellen von Songs (egal in welcher Weise das geschieht) entsteht kein Album. Das kompilieren ist ein notwendiger Schritt zur Erstellung eines Tonträgers, egal ob Single, EP, Maxi oder LP.
    Wenn jetzt hier willkürlich anderes behauptet wird und irgendwie ganz schwammig so etwas wie der Künsterwille zur Definition für Alben im Gegensatz zu Kompilationen herangezogen wird, kommt ein weiterer Fehler ins Spiel. Denn nicht jeder Tonträger, der hier als Album durchgeht, ist in seiner Form so vom Künstler (allein) gewollt. Von offensichtlichen Beispielen wie gecasteten Bands mal abgesehen, was ist zum Beispiel mit Body Count? Ist das jetzt kein Album mehr, weil Cop Killer nicht mehr drauf ist? Was ist mit den unterschiedlichen Ausgaben der diversen AC/DC-Platten? Was davon ist ein Album, was eine Kompilation? Was ist mit posthum veröffentlichen Scheiben, die beim Tod des Künstlers noch nicht vollständig fertig (geplant) waren?

    Mein Fazit: Die Definition von Album, die hier (obwohl nie klar ausformuliert) angenommen wird, ist ähnlich sinnvoll wie eine Definition von Buch als Monographie. Notwendig wäre deswegen ein neuer, stimmiger Begriff für das, was hier Album genannt wird. Und zwar mit einer Definition, die wenigstens ansatzweise dem gerecht wird, was ich oben beschrieben habe.

    --

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      #9281963  | PERMALINK

      motoerwolf

      Registriert seit: 25.10.2006

      Beiträge: 6,120

      Jan LustigerCompilations bestehen aus Zweitverwertungen.

      „Alben“ oft genug ebenfalls, zumindest teilweise.

      --

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      #9281965  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

      Registriert seit: 01.01.1970

      Beiträge: 0

      motörwolfIch hatte es ja bereits angedroht, hier also mein Senf zum Thema Album: …

      Ein ziemlich ausgeschlafener Beitrag, der sich recht stimmig liest! :lol:

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      #9281967  | PERMALINK

      motoerwolf

      Registriert seit: 25.10.2006

      Beiträge: 6,120

      talking headEin ziemlich ausgeschlafener Beitrag, der sich recht stimmig liest! :lol:

      Ich befürchte, mit der Meinung stehen wir ziemlich alleine da ;-)

      --

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      #9281969  | PERMALINK

      wahr

      Registriert seit: 18.04.2004

      Beiträge: 14,772

      motörwolfIch befürchte, mit der Meinung stehen wir ziemlich alleine da ;-)

      Dritter. Dein Beitrag fasst meine Gefühle gut zusammen.

      #9281971  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,834

      motörwolfIch befürchte, mit der Meinung stehen wir ziemlich alleine da ;-)

      Nö, weil das ja alles stimmt, was du schreibst.

      --

      „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #99, 31.01.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8782-240201-allerhand-durcheinand-99
      #9281973  | PERMALINK

      jan-lustiger

      Registriert seit: 24.08.2008

      Beiträge: 10,955

      motörwolf“Alben“ oft genug ebenfalls, zumindest teilweise.

      Dass es immer wieder Grauzonen gibt, liegt in der Natur der Sache. Ähnlich ist es bei den sogenannten Mini-LPs, die sich nie durchgesetzt haben, und darum heute entweder in Alben- oder EP-Listen auftauchen. Ich sehe es übrigens auch so, dass Compilations Alben sind, weshalb dein Monographie-Vergleich für mich völlig hinfällig ist. Aber Compilations sind eben Alben, deren Entstehungsweise sich von der regulären Studio-LP zu stark unterscheidet, um da eine Vergleichbarkeit herzustellen. Ebenso würde es, wenn ich etwa die Anthology der Ramones als das beste Album 1999 führen würde, den Anspruch einer solchen Liste, das Musikgeschehen dieses Jahres qualitativ (einer persönlichen Beurteilung folgend) einzuordnen, ins Absurde führen. Den Anspruch hat natürlich nicht jeder. Aber dass die Ramones (für mich) nicht an die Spitze der Liste eines Jahres gehören, in dem sie keinerlei neues Material veröffentlicht haben, finde ich ziemlich selbsterklärend.

      Mit Zweitverwertungen meine ich übrigens bereits in genau dieser Form veröffentlichte Tracks. Das Problem, mich nicht zwischen Compilation und regulärer LP entscheiden zu können, weil gleich viele erstveröffentlichte Tracks und welche, die es bereits auf anderen Tonträgern zu erwerben gab, drauf sind, habe ich persönlich selten. Irgendwelche Sonderfälle zum Beweis der Nichtgültigkeit einer Regel heranzuführen, ist genauso zweifelhaft, wie eine rein etymologische Argumentation, die die Kontextualität, mit der diese Begriffe in unterschiedlichen Bereichen – und in unterschiedlichen Zeiten – anders benutzt werden, einfach ausblendet.

      Außerdem zeigt die Diskussion hier recht eindeutig, dass das Forum den Begriff gar nicht so eng sieht, wie hier behauptet wird. Oder hat bisher irgendjemand geschrieben, dass man in seiner Top-100 auf keinen Fall Compilations listen darf? Das wird hier nur bei Auswertungen so gehandhabt, wo der Fundus, aus dem geschöpft wird, einheitlich sein muss, um die Aussagekräftigkeit des Endergebnisses zu gewährleisten. Und dass sich dieser dann am Konsens orientiert, ist nun wirklich nichts Außergewöhnliches. Ändert sich der Konsens – ein denkbarer Ausgang dieser Diskussion – ändert sich die Handhabung. Ich sehe das Drama nicht.

      --

      #9281975  | PERMALINK

      motoerwolf

      Registriert seit: 25.10.2006

      Beiträge: 6,120

      Jan LustigerDass es immer wieder Grauzonen gibt, liegt in der Natur der Sache. Ähnlich ist es bei den sogenannten Mini-LPs, die sich nie durchgesetzt haben, und darum heute entweder in Alben- oder EP-Listen auftauchen. Ich sehe es übrigens auch so, dass Compilations Alben sind, weshalb dein Monographie-Vergleich für mich völlig hinfällig ist. Aber Compilations sind eben Alben, deren Entstehungsweise sich von der regulären Studio-LP zu stark unterscheidet, um da eine Vergleichbarkeit herzustellen. Ebenso würde es, wenn ich etwa die Anthology der Ramones als das beste Album 1999 führen würde, den Anspruch einer solchen Liste, das Musikgeschehen dieses Jahres qualitativ (einer persönlichen Beurteilung folgend) einzuordnen, ins Absurde führen. Den Anspruch hat natürlich nicht jeder. Aber dass die Ramones (für mich) nicht an die Spitze der Liste eines Jahres gehören, in dem sie keinerlei neues Material veröffentlicht haben, finde ich ziemlich selbsterklärend.

      Mit Zweitverwertungen meine ich übrigens bereits in genau dieser Form veröffentlichte Tracks. Das Problem, mich nicht zwischen Compilation und regulärer LP entscheiden zu können, weil gleich viele erstveröffentlichte Tracks und welche, die es bereits auf anderen Tonträgern zu erwerben gab, drauf sind, habe ich persönlich selten. Irgendwelche Sonderfälle zum Beweis der Nichtgültigkeit einer Regel herzustellen, ist genauso zweifelhaft, wie eine rein etymologische Argumentation, die die Kontextualität, mit der diese Begriffe in unterschiedlichen Bereichen – und in unterschiedlichen Zeiten – anders benutzt werden, einfach ausblendet.

      Außerdem zeigt die Diskussion hier recht eindeutig, dass das Forum den Begriff gar nicht so eng sieht, wie hier behauptet wird. Oder hat bisher irgendjemand geschrieben, dass man in seiner Top-100 auf keinen Fall Compilations listen darf? Das wird hier nur bei Auswertungen so gehandhabt, wo der Fundus, aus dem geschöpft wird, sich am Konsens orientieren sollte. Ändert sich der Konsens – ein denkbarer Ausgang dieser Diskussion – ändert sich die Handhabung. Ich sehe das Drama nicht.

      Aufgrund akuten Zeitmangels nur ganz kurz: Alben, deren Songs zumindest zum Teil Zweitverwertungen sind, sind keine Ausnahme, denn oft erscheinen Singles deutlich vor dem Album.
      Ein Drama sehe ich auch nicht. Was das Thema betrifft, bin ich völlig tiefenentspannt. Ich wollte nur mal meine Probleme mit dem hiesigen Alben-Begriff aufzeigen, ohne daraus irgendwelche Forderungen abzuleiten.

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      #9281977  | PERMALINK

      motoerwolf

      Registriert seit: 25.10.2006

      Beiträge: 6,120

      wahrDritter. Dein Beitrag fasst meine Gefühle gut zusammen.

      Zappa1Nö, weil das ja alles stimmt, was du schreibst.

      Das freut mich wirklich, ich hatte damit gerechnet, sofort geteert und gefedert zu werden.

      Und nun geht´s auf ins KKH, meine Oma besuchen. Das ist nämlich wirklich wichtig, jedenfalls wichtiger als als die Frage, was wohl ein Album sei…

      --

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      #9281979  | PERMALINK

      jan-lustiger

      Registriert seit: 24.08.2008

      Beiträge: 10,955

      motörwolfAufgrund akuten Zeitmangels nur ganz kurz: Alben, deren Songs zumindest zum Teil Zweitverwertungen sind, sind keine Ausnahme, denn oft erscheinen Singles deutlich vor dem Album.

      Das stimmt. Aber darüber, ob das dann kein reguläres Album mehr ist, würde ich mir erst Gedanken machen, wenn das auf mehr als die Hälfte der Tracks zutrifft. Und das dürfte schon die Ausnahme sein. Das „zumindest zum Teil“ in deinem Post ist zu relativierend, denn dass jedes Album zu absoluten 100% nur aus Tracks bestehen darf, die vor Erscheinen der LP keiner kannte, sagt ja auch keiner.

      --

      #9281981  | PERMALINK

      wahr

      Registriert seit: 18.04.2004

      Beiträge: 14,772

      Jan LustigerDas stimmt. Aber darüber, ob das dann kein reguläres Album mehr ist, würde ich mir erst Gedanken machen, wenn das auf mehr als die Hälfte der Tracks zutrifft.

      Ich fürchte, das unüberschaubare jamaikanische Plattenvertriebssystem mit Produktionen, DJ- und Instrumental-Versionen, Dubs, Singles, Dub-Plates und Soundsystem-eigenen Exklusiv-Dub-Plates, die irgendwann in dieser oder anderer Form als Bestandteil von LPs ihren Weg in den außerjamaikanischen Markt gefunden haben, kann man nur mit maximaler Albendefinitionstoleranz begegnen. :)

      #9281983  | PERMALINK

      clau
      Coffee Bar Cat

      Registriert seit: 18.03.2005

      Beiträge: 91,364

      wahrIch fürchte, das unüberschaubare jamaikanische Plattenvertriebssystem mit Produktionen, DJ- und Instrumental-Versionen, Dubs, Singles, Dub-Plates und Soundsystem-eigenen Exklusiv-Dub-Plates, die irgendwann in dieser oder anderer Form als Bestandteil von LPs ihren Weg in den außerjamaikanischen Markt gefunden haben, kann man nur mit maximaler Albendefinitionstoleranz begegnen. :)

      Naja, die jamaikanische Musik definiert sich ja in erster Linie, wenn nicht beinahe ausschließlich über Singles.

      --

      How does it feel to be one of the beautiful people?
      #9281985  | PERMALINK

      wahr

      Registriert seit: 18.04.2004

      Beiträge: 14,772

      ClauNaja, die jamaikanische Musik definiert sich ja in erster Linie, wenn nicht beinahe ausschließlich über Singles.

      In Jamaika, ja (zumindest in der Vergangenheit). Der allseits anerkannte „Reggae Rough Guide“ von den Reggae-Autoritäten Steve Barrow und Peter Dalton listet allerdings nur LPs/CDs auf. Außerhalb Jamaikas ist das Album die bevorzugte Form des Vertriebs, außer du bist DJ der alten Schule oder Hardcore-Sammler mit prall gefüllter Brieftasche.

      #9281987  | PERMALINK

      ragged-glory

      Registriert seit: 22.03.2007

      Beiträge: 11,762

      Jan LustigerAber darüber, ob das dann kein reguläres Album mehr ist, würde ich mir erst Gedanken machen, wenn das auf mehr als die Hälfte der Tracks zutrifft.

      Selbst dann würde ich nicht am „herkömmlichen“ Album zweifeln. Denn der Unterschied zur Compilation ist und bleibt, dass bei einer Compilation die darauf enthaltenen Tracks bereits vor der Compilation-VÖ irgendwo/irgendwie erhältlich waren (plus einigen wenigen unveröffentlichten Tracks, um den Die-Hard-Fan zu ködern).

      Bei einem Studio-Album erscheinen hingegen die darauf enthaltenen Singles in der Regel „begleitend“ – also als „Vorab-Teaser“ bzw. als fortlaufende „Marketing“-Maßnahmen. Das liefert zwar immer noch keine wasserdichte Definition von „Album“, aber muss es diese überhaupt geben? Ich meine: nein. Dafür ist schließlich die Einzelfall-Betrachtung und -Wertung hilfreich und sinnvoll. Und genügt überdies vollkommen für unseren Zweck.

      --

      #9281989  | PERMALINK

      herr-rossi
      Moderator
      -

      Registriert seit: 15.05.2005

      Beiträge: 84,916

      Die Unterscheidung von „Albums“ und „Compilations“ ist nun wirklich keine Besonderheit des Forums, sondern findet sich auch z. B. auf Discogs und Rateyourmusic. Dass ein Album bereits veröffentlichte Tracks enthalten kann und Compilations zuvor unveröffentlichte, ist ja richtig, trotzdem ist die Unterscheidung sinnvoll und bereitet in der Regel keine Probleme. Ob man nun Compilations in ein Album-Ranking mit aufnimmt oder nicht, kann jeder für sich entscheiden. Erst bei Abstimmungen und Auswertungen muss man sich absprechen.

      --

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