Punk vs. Prog, Pistols vs. Yes, oder was ist bedeutender für die Popmusik?

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  • #9263971  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 84,854

    @friedrich: Einigen wir uns darauf: McLaren hatte Pop verstanden.:)

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      #9263973  | PERMALINK

      wahr

      Registriert seit: 18.04.2004

      Beiträge: 14,772

      BonjourWoran machst Du das fest? Was ist heute anders als vor fünf Jahren? Oder damals anders als heute?

      Ich bin jetzt nicht so der große Empiriker. Ich würde die Frage gerne auf andere Zeiträume anwenden:

      Was war vor fünf Jahren da, was es vor acht Jahren noch nicht gab?

      Und da würde ich sagen: Hypnagogic-Pop, der sentimentale Sepia-Sound der verklärten Erinnerung an ein vergangenes Utopia. Oneohtrix Point Never, Laurel Halo, Julia Holter, Ariel Pink, LA Vampires, The Caretaker, etc. Ich finde, diese verfilterten, künstlich gealterten Flächen und Samples, die da aufgetürmt und gebrochen werden, sind Prog-Sounds – und dort insbesondere dem Einsatz des Mellotrons – nicht unähnlich. Hypnagogic-Pop versucht (bzw. versuchte, weil’s ja jetzt aus schon wieder ein Weilchen her ist) mit alten, verfremdeten Artefakten der Vergangenheit (oft 80er-Jahre-Sounds) einen Kommentar zur Retromania zu geben, hat also sowohl einen Spin in eine im Nachhinein konstruierte, sentimentalisierte Vergangenheit als auch in die Gegenwart. Das passt gut zum Mellotron-Sound – dem Paradeinstrument des 70er-Progs – weil der eben auch diese zwei Seiten hat: Zum einen eine damals neue Technik, zum anderen aber transportiert ein Mellotron auch parallel zu seiner damaligen Modernität etwas antikes, romantisches und sentimentales.

      Kurioserweise schaut das Mellotron immer auch in eine Vergangenheit, in der es sich selbst noch gar nicht gab. Man denke da nur an die ersten King-Crimson-Platten mit ihren Settings am Hofe eines Königs bzw. im Reich des Poseidon. Oder man schaue sich nur mal einige Cover italienischen 70er-Jahre-Progs an, wie sehr dort die Antike bzw. die Zeit des Römischen Reichs mit der Moderne verbunden wird. Auch der altertümliche Waffengang auf Yes‘ „Gates Of Delirium“ hat diese gewisse Drehung in ferne Zeiten. Das ist beim Hypnagogic-Pop ganz ähnlich. Es gibt das Alte, die Brechung und dadurch den Bezug zur Gegenwart. Und es gibt diese vage Sehnsucht an eine nur noch flüchtig erinnerte Vergangenheit. Ich kann’s gerade nicht besser beschreiben. Echos dieser Sehnsucht finden sich auch im Sound von Lana Del Rey, haben also mittlerweile in den erfolgreichen Pop gefunden.

      Ich finde, auch St Vincent arbeitet mit Prog-Elementen. Die dreifach-LPs bzw. Doppel-CDs „The Seer“ und aktuell „To Be Kind“ von Swans, beides große schwer verdauliche, durchaus progressive Brocken, haben viele Leute begeistert. Ich glaube, vor zehn Jahren wäre das so relativ breitenwirksam noch nicht so gut angekommen. Ich habe den Eindruck, dass auch das ein Zeichen ist, dass Prog wieder mehr auf Interesse stößt oder zumindest wohlwollender betrachtet wird, eben nicht mehr mit dieser unbedingten Ablehnung.

      Und Prog-Kreuzfahrten hat es vor 10 Jahren auch noch nicht gegeben …

      @wenzel
      Natürlich kann das ganze auch eher nur mein eigener individueller Weg gewesen sein, den ich jetzt zur allgemeinen Gültigkeit hochschreibe.

      #9263975  | PERMALINK

      wenzel

      Registriert seit: 25.01.2008

      Beiträge: 5,471

      MikkoWarum er The Libertines gegen Transatlantic ins Feld führt, müsste Wenzel beantworten.

      hätte sowas wie „Konsensband Neo-Punkrock“ vs. „Konsensband Neo-Prog“ sein sollen. Wahrscheinlich wäre Porcupine Tree statt Transatlantic da die bessere Wahl gewesen. Bin mir aber nicht mehr sicher, ob das überhaupt ein sinnvoller Beitrag war…

      --

      #9263977  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,855

      Herr Rossi@Friedrich: Einigen wir uns darauf: McLaren hatte Pop verstanden.:)

      Wir sind uns ja sowieso einig.

      Wenn man behauptet, Malcolm McLaren hat Pop verstanden, behauptet man ja gleichzeitig, man selbst hat Pop verstanden. Aber zumindest bin ich mir sicher, dass ich Pop anders verstehe als manch andere und umgekehrt.

      Und jetzt gehe ich mir die David Bowie Ausstellung anschauen. :-)

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #9263979  | PERMALINK

      august-ramone
      Ich habe fertig!

      Registriert seit: 19.08.2005

      Beiträge: 62,027

      FriedrichWir sind uns ja sowieso einig.

      Wenn man behauptet, Malcolm McLaren hat Pop verstanden, behauptet man ja gleichzeitig, man selbst hat Pop verstanden. Aber zumindest bin ich mir sicher, dass ich Pop anders verstehe als manch andere und umgekehrt.

      Und jetzt gehe ich mir die David Bowie Ausstellung anschauen. :-)

      Viel Vergnügen!

      --

      http://www.radiostonefm.de/ Wenn es um Menschenleben geht, ist es zweitrangig, dass der Dax einbricht und das Bruttoinlandsprodukt schrumpft.
      #9263981  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,855

      August RamoneViel Vergnügen!

      Thx!

      Mir fällt noch was ein: Wenn wahr oben über Neo-Prog doziert, komme ich ganz schön ins schwimmen, da ich nicht einen einzigen der von ihm erwähnten acts kenne. Ich kenne ich mich im popmusikalischen Tagesgeschäft einfach nicht mehr aus. Oneohtrix Point Never habe ich eben mal gegoogelt und auf WARP nachgehört: Das klingt ja eher nach Neo-sakral. ;-) Aber Spaß beiseite: Ich habe die Feststellung gemacht, dass die Generationen, die die 70er/80er Jahre nicht miterlebt haben, teilweise überhaupt keine Berührungsängste gegenüber Prog (oder whatever) haben. Warum auch? Die Polarisierung Pink Floyd hier – Punk da haben die ja gar nicht miterlebt und können sie kaum nachvollziehen. Die hören sich Wish You Were Here an und verstehen gar nicht, wieso ich – born in the mid -sixties – da Vorbehalte habe oder hatte. Ich habe allerdings auch schon vor vielen Jahren – Ende 80er/ Anfang 90er – mal miterlebt wie ein House/Techno-DJ Pink Floyds On The Run von The Dark Side Of The Moon in sein Set integrierte. Da dachte ich: „Mensch, der traut sich was!“ Und das war super!

      Muss los. Tschüss!

      --

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      #9263983  | PERMALINK

      wahr

      Registriert seit: 18.04.2004

      Beiträge: 14,772

      Meine Beispiele oben sind gänzlich kein Neo-Prog. Sie haben nur einen ähnlichen ‚antiken‘ Touch.

      #9263985  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,855

      wahrMeine Beispiele oben sind gänzlich kein Neo-Prog. Sie haben nur einen ähnlichen ‚antiken‘ Touch.

      Jaja, schon gut. Ich hab’s ja auch wissentlich grob vereinfacht und extra kursiv gesetzt. Vielleicht wären Anführungszeichen angemessen gewesen.

      PS.: Die Bowie Ausstellung war vor allem: Viel und voll!

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #9263987  | PERMALINK

      wahr

      Registriert seit: 18.04.2004

      Beiträge: 14,772

      FriedrichJaja, schon gut. Ich hab’s ja auch wissentlich grob vereinfacht und extra kursiv gesetzt.

      Ach so. Kann ich ja nicht ahnen. Ich hab’s nur deswegen klargestellt, weil ich nämlich von Neo-Prog keine Ahnung habe.

      Friedrich
      PS.: Die Bowie Ausstellung war vor allem: Viel und voll!

      Viel und voll statt viel und toll?

      #9263989  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,834

      FriedrichAber zumindest bin ich mir sicher, dass ich Pop anders verstehe als manch andere und umgekehrt.

      Das geht mir schon seit Jahrzehnten so…;-)

      --

      „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #99, 31.01.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8782-240201-allerhand-durcheinand-99
      #9263991  | PERMALINK

      close-to-the-edge

      Registriert seit: 27.11.2006

      Beiträge: 27,908

      Neil Finn hat mir mal gesagt, wer Popmusik wirklich verstanden hat, der hat seine finale Heimat in „Together Alone“ gefunden.

      --

      #9263993  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,834

      Close to the edgeNeil Finn hat mir mal gesagt, wer Popmusik wirklich verstanden hat, der hat seine finale Heimat in „Together Alone“ gefunden.

      Split Enz konnten Pop auch schon 1977. „Dizrythmia“ fand ich 1977 weitaus aufregender, als alles von den Pistols.
      https://www.youtube.com/watch?v=GTHVDOMf3Jc

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