Sterne-Willkür

AnitaDas habe ich ganz am Anfang schon gesagt. Um beim Beispiel Coldplay zu bleiben: http://www.allmusic.com/album/ghost-stories-mw0002630894

Die ersten zwei Sätze sind der Horror – wer da noch weiter liest, dem ist wohl nicht zu helfen…

AnitaDas habe ich ganz am Anfang schon gesagt. Um beim Beispiel Coldplay zu bleiben: http://www.allmusic.com/album/ghost-stories-mw0002630894

Die finde ich etwas lahm. Und zu lang – der RS hat weniger Platz.

AnitaMir sagt das jedenfalls deutlich mehr über die Platte als das RS-Geschreibsel.

Das ist doch schön für dich.

Was allmusic betrifft hab ich übrigens die Erfahrung gemacht, dass man dort gerne unverbindlich eine gefühlte oder vermeintliche Mehrheitsmeinung vertritt, um nirgends anzuecken. Das ist eben deren Vorstellung von Objektivität. Außerdem schreibt man auch gerne ab, ohne das genau wörtlich zu tun, damit es nicht nachweisbar ist.

Napoleon Dynamite
Wer nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen weiß, als Texte bei allmusic zu lesen, dem ist auch nicht zu helfen. Dann schon lieber die zumindest in Einzelfällen lesenswerten Plattenkritiken im deutschen RS.

In der Pauschalität würd ich klar widersprechen – wie beim RS steht und fällt die Qualität der Texte bei allmusic schlicht mit den jeweiligen Autoren. Wenn man seine Pappenheimer kennt, weiß man schon, wo man lesen kann/muss, und wo nicht. Die besten wie Eugene Chadbourne müssen sich für meinen Geschmack vor niemandem in der deutschen Musikpresse verstecken.

Abgesehen davon liegt die Stärke von allmusic offensichtlich nicht in den aktuellen Rezensionen, sondern in der Datenbank mit Rezensionen alter Alben, die umfassender ist, als alles, was ich sonst kenne. Wenn ich mich über eine Compilation wie diese informieren will, weiß ich vorher, dass allmusic mit großer Wahrscheinlichkeit liefern wird, und ich wüsste auch nicht, wo ich sonst gucken sollte. (Was diskografische Informationen betrifft, hat discogs allerdings allmusic mittlerweile überholt.)

Sonic JuiceDiese Besten/Schlechtesten-Listen sind Teaser fürs Heft und effektive Klick-Fänger für die Homepage. Für Leser/Käufer fassen sie in knappen Worten die jeweilige Halbjahresbilanz zusammen. Wer die ausführlichen Kritiken noch mal nachlesen will, kann ja in den Heften bzw. im (für Abonnenten zugänglichen) Online-Archiv blättern.

Damit ist alles gesagt. Diese Galerien sind in erster Linie Werbung und in zweiter ein bescheidener Service für Heftkäufer. Dass ein Album auf einer solchen Liste auftaucht, besagt gar nichts, solange man nicht weiß, wer es aus welchen Gründen schlecht bewertet. Das nimmt man vernünftigerweise nicht ernst.

AnitaWie gesagt: Ich habe den Verdacht der Willkür geäußert. Wobei ich es schon durchaus als Willkür empfinde, wenn man in einem Magazin, das viele Interessierte sehr ernst nehmen, ein Album ausschließlich nach persönlichen Geschmackskriterien bzw. offenbar nach Sympathie für den Künstler beurteilt. Genau das scheint mir bei der Coldplay-Kritik der Fall gewesen zu sein, und ich vermute, dass es auch bei einigen anderen der gelisteten Alben zutrifft. (…)

Im übrigen scheint die damit verbundene Haltung („Ich schreib beim X- oder Y-Magazin, also hab ich das Recht, Künstler abzuwatschen und mich zum unfehlbaren Richter über Gut und Schlecht aufzuschwingen!“) ja für viele Leser den Reiz einer Rezension auszumachen.

Das sind ziemlich viele Vermutungen. Da schreibt Birgit Fuß mal einen misslungenen Verriss, kann nicht nachvollziehbar erklären, warum sie die neue Coldplay für schlecht hält – und Dir kommt gleich der Verdacht, der ROLLING STONE würde „willkürlich“ Künstler abwatschen? Nimm’s mir nicht übel, aber ich halte das für übertrieben.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen – mein Gesamteindruck ist derselbe. Für Credits und sowas taugt Allmusic nur sehr bedingt, auch die Suchmöglichkeiten sind sehr beschränkt. Aber dass es da dutzende oder eher hunderte wirklich guter Reviews zu lesen gibt, wenigstens in den Randbereichen, die redbeans und ich vornehmlich beackern, ist dennoch nicht von der Hand zu weisen.