ARCHIVE……….Axiom

Bei Archive-Vordenker Darius Keeler weiß man ja nie, was für schräge Ideen er als nächstes so ausbrütet. Obwohl es den typischen Archive-Sound durchaus gibt, gleicht niemals ein Album nur im Ansatz dem Vorgänger. Mit TripHop ging es los, über eine unspektakuläre, verträumte Filmmusik landete man schließlich im bombastischen Progrock, legte ein absurd anmutendes Unplugged-Album zwischen, perfektionierte ein inzwischen grandioses Songwriting mit edlen Produktionen, driftete schließlich ins Elektronische ab, und versuchte schließlich sogar, all diese Zutaten auf dem orwellschen Konzeptalbum „Controlling Crouds I-IV zu vereinen. Das anschließende, und bis vor kurzem letzte Werk „With Us Until You’re Dead“ geriet nach langer Zeit etwas richtungslos und vergleichsweise langweilig.

Nun kommt mit „Axiom“, ein nach Auskunft von Keeler in 12 Tagen eingespieltes Album, in dem das „Controlling Crowds“-Thema erneut aufgenommen wird. Und zwar vor allem visuell. CD und auch Vinyl liegt nämlich eine DVD bei, mit einer auf die Musik abgestimmte, endzeitlich düsterne Beklommenheit erzeugende Filmproduktion. Keeler legt wert auf die Feststellung, dass „Axiom“ kein Soundtrack ist. Das Album wurde konzipiert als Musik für einen Film, der erst noch gedreht werden muss.

Tatsächlich bekommt man die Wucht der Musik erst voll zu spüren, wenn man den Film dazu sieht. Beim ersten Durchhören lag mir die DVD noch nicht vor, und vieles machte mich ratlos. Zum Beispiel die live aufgenommenen Kirchenglocken, die vor allem die ersten Minuten des gewaltigen Titelstücks abdecken. Oder die Tatsache, dass das Album gar keine wirklichen Songs enthält, sondern sich knapp 40 Minuten (sehr wenig für ein Archive-Album) von Druckpunkt zu Druckpunkt hangelt.

Nach dem Film funktioniert das reine Album über Kopfhörer dann wie eine Befreiung. Zum Einen, weil die visuelle Untermalung wirklich schwere Kost ist, zum Anderen, weil einige Albumpassagen im Film von Handlungssequenzen unterdrückt werden.

Wer jetzt gern eine stilistische Einordung möchte, dem würde ich Axiom irgendwo zwischen Massive Attack, Scott Walker und Duncan Patterson verorten.

Ich denke, inzwischen hab ich das Album bei ****1/2. Aber nur irgendwo streamen reicht nicht, um sich dem Teil zu nähern. Ich würde Euch jetzt auch gern zur Premiere ins Londoner Roundhouse schicken. Aber die war leider schon Ende Mai.