ROLLING STONE im Juni 2014

Da gibt es verschiedene Antworten. Die Rationalste ist wohl Folgende. Sobald man aufhört sich für Aktualität zu interessieren, sei es bei Musik oder auch Film, Literatur, Sport …. mag man zwar biologisch 50 sein, aber im Kopf ist man 80. Du kannst ja mit Kindern, Eltern, anderen Jugendlichen nicht mehr auf gleicher Augenhöhe kommunizieren. Man muss nicht hinterherrennen, aber eine fundierte Sicht der Dinge ist vorteilhaft.

Kreuzworträtsel kommt bestimmt noch. Hat die Mojo schon seit zig Jahren.

RosebloodWenn ich ehrlich bin, finde ich es verständlich, wenn sich ein 50+-jähriger nicht mehr für jeden neuesten musikalischen Trend begeistern kann oder auch möchte.

Das ist unfassbarer Unfug und das weißt Du auch. Dieses Forum ist relativ deckungsgleich mit den Erfahrungen, die ich auch außerhalb mit den Jahren gemacht habe und ist doch stets dahingehend, dass das „Alte“ alles andere als vergessen wurde, gerade Acts wie Led Zeppelin, Deep Purple, Pink Floyd, Bob Dylan usw. usf. sind auch bei Jüngeren im Gedächtnis eingeschrieben, auch wenn vielleicht nicht immer namentlich.

Und nein, es geht auch nicht darum, dass ältere Musik schlechter ist. Im Gegenteil. Es geht darum, dass die größten Kritiker neuerer Musik meist die sind, die keinerlei Einblick in das haben, was seit zehn bis zwanzig Jahren aufwärts passiert ist und dann großmäulig die Gegenwartskunst klein reden, weil sie sich sonst eingestehen müssten, immernoch die gleichen fünfhundert Platten zu hören, die schon in der Jugend liefen. Oder laue Aufgüsse, die zwar danach erschienen, aber immernoch genauso klingen. Du nennst das treuherzig „seinem Geschmack treu bleiben“, für micht ist das blanker Stillstand.

Es wird leider trist peinlich, wenn dann auch noch munter jüngere Generationen gerügt werden, weil sie dieses oder jenes angeblich (oder tatsächlich) nicht kennen würden. Wir können ja mal das Spiel machen, die Frischlinge auf der Straße zu reporten, wer alles die alten Haudegen kennt – und danach befragen wir puma, was er von Black Star hält, von Fiona Apple oder William Basinski, von Nas und Arcade fire, von Kyuss und den Flaming Lips, von den Magnetic Fields oder Mos Def, von Yo La Tengo oder Fennesz, von Modest Mouse oder Aphex Twin, von Coil und Burial usw. um nur mal ein paar ganz bekannte Größen zu nennen – ich glaube, ich weiß die Antwort jetzt schon.

(und damit zurrück zum Heft, das musste aber mal raus, ist ja manchmal kaum zum Aushalten)

Habe gerade das Led Zeppelin Special durchgelesen, das steigert die ohnehin schon allergrößte Vorfreude auf die Wiederveröffentlichungen mit den Companion Discs noch weiter. Was aber hat euch geritten, dass ihr den englischen Sänger, Gitarristen und Songwriter Terry Reid zum Australier erklärt? En kurzer Check im Internet ergab, dass es offensichtlich einen Australier namens Terry Reid gibt, der aber war Boxer…

R.H.Das mag ja sein, aber das es nun nichts anderes über LZ zu berichten geben soll, deutet auf eine recht oberflächliche Beschäftigung mit dem Sujet hin.

Was mich allerdings noch mehr irritiert und ärgert ist, das die werte Frau Fuß es nun vollbracht hat, ihrer Vorliebe für bestenfalls verzeihlichen „Hard’n’Heavy“ Stuff, den unnötigen Platz freizuräumen. Wenn das so weitergeht werden in bälde die ersten Bon Jovi, Mötley Crüe, Skid Row und was-weiß-ich-noch-alles Specials des deutschen Rolling Stone die Leserschaft erfreuen.

Ein Hair Metal Special unter Einbezug des aktuellen „Revivals“ wäre für mich sofort ein Kaufgrund.

Onkel TomDas wären aber zwei verschiedene Aspekte. Man kann ja etwas kennen, ohne viel davon zu halten.

Schon, aber das ändert an der Sache wahrscheinlich nichts.

Im Prinzip eine erfreuliche Sache, auf die Stärken einer Zeitschrift zu setzen und mehr Inhalt und Texte zu bringen. Aber was damit gemacht wird, lässt mich bei dieser Ausgabe leicht verzweifeln. Nicht, dass es nicht gute Ansätze gäbe – z. B. der Atelierbesuch bei den Münchner Comiczeichnern, der Klassik-Report, Flappy Bird, alles nicht unbedingt meine Themen, aber ich zumindest lese ja auch gerne über Themen, die mir nicht vertraut sind. Auch persönliche Texte wie den von Wigger über Springsteen oder WDs launige Konzerterinnerungen mochte ich schon immer am RS. Aber falls die Zusammenstellung der Features programmatisch sein sollte, bin ich nicht amüsiert – Rock, Rock, Rock und Rock, dazu Fussball und Kiffen. Wolltet ihr das RS-Klischee übererfüllen? Dass eine Band wie The Strypes ein RS-Thema sind, ist ja klar, und es ist ja auch ganz knuffig, was sie sich alles abgeschaut haben – allerdings sollte ihnen auch langsam mal ein halbwegs erinnernswerter Song einfallen, von einem neuen „Live Forever“ oder „What A Waster“ will ich ja gar nicht reden … Und das ist Eure Band der Stunde? Nun gut.

Am Schluss als kleines Sahnehäubchen dann First Aid Kit und ich freue mich unbeschreiblich, dass der Artikel damit eröffnet, wie sich Johanna Söderberg fürs Foto-Shooting umzieht und einen weißen BH trägt. Toll. Kann man sich schon auf die kenntnisreichen Äußerungen der notorischen Forums-Knalltüten im entsprechenden Thread freuen (ist nicht Euer Problem, ich weiß). Der Pop-Act muss natürlich „der untypischste Pop-Star unserer Tage“ sein, weil er aussieht wie Pumuckl und „rohe, ehrliche Songs“ zu schreiben meint, die „direkt von Herzen kommen“. Und ja, genauso unfassbar langweilig und bräsig sind sie auch, die Songs von Ed Sheeran.

Sorry, mir liegt ja der RS am Herzen und ich schätze seine Macher wirklich sehr. Ihr könnt es besser.

PS: Im Inhaltsverzeichnis wird übrigens der seit 20 Jahren bekannte „das ist nicht das Album des Monats“-Aufmacher als „Album des Monats“ bezeichnet.

Ich finde das Face-Lifting des Hefts ganz in Ordnung, aber nicht weiter erwähnenswert.

Die Themenauswahl ist zwar breitgefächert, aber irgendwie dennoch reizlos. Ich habe zwar die gelungenen Artikel zu The Strypes und Led Zep gelesen, finde es aber geradezu ironisch, dass mich weder die Musik der Strypes interessiert, noch dass ich Led Zeps Musik besonders viel abgewinnen kann.

Negativ aufgefallen:

1) Eine Bild-Unterschrift zu Led Zep: „Ihm scheint die Sonne aus dem Arsch“. Ich bin sicher nicht frei von Humor, aber das ist echt blamabel platt.

2) Spannend übrigens, dass mittlerweile Will Champion zum Coldplay-Gitarrist avanciert ist. Das Gig-Review ist auch sonst eher eine Zumutung. Wieso schickt ihr einen Coldplay-Desinteressierten da hin – der nur seine super-pfiffig-sarkastischen Vorurteile bestätigt sehen will, anstatt einen halbwegs sachlichen Konzertbericht zu liefern!?

3) Fußball-WM und Grillmagazin-Werbung (mit abgeschmacktem Werbespruch) in symbiotischer Eintracht (gut, dafür könnt ihr nichts, aber muss man sich dafür hergeben?)