The Necks – minimal jazz from down under

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  • #9096979  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,361

    vorgartendas ist ein detail aus einem gemälde von emma walker, einer augenscheinlich recht bekannten australischen künstlerin (http://emmawalker.com.au/). das design ist von paul mc neil.

    Vielen Dank – ich kenne Emma Walker überhaupt nicht und werde Deinem Hinweis nachgehen………ist mglw. festgehalten, aus welchem ihrer Bilder dieses Detail stammt ?

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    #9096981  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    Blues to Bechet

    Habe mich erst ein kleinwenig in diesen sound einhören können, Schnipsel von diversen Auftritten der Band. Ist wohl wirklich nur live dabei zu würdigen, deswegen noch keine Beurteuilung von mir. Erster Eindruck aber positiv. Vielleicht ist das label „minimal“ etwas irreführend? (dazu schlägt der Pianist zu viele Tasten an). „repetitiv“ trifft es vielleicht besser.

    das ist beides wohl so falsch wie richtig. „minimal“ ist die musik der necks nicht, was die tatsächliche fülle von material angeht – es stimmt, was du über abrahams sagst: das ist kein pianist, der nur das nötigste spielt. „repetitiv“ ist sie auch nicht nur, weil sie sich immer entwickelt – und zwar anders als reichsche phasenverschiebungen z.b. es hat auch nicht viel mit brian enos ambient-konzept zu tun, also „weg von der erzählung, hin zur landschaft“, „weg vom aufgeführten ereignis, hin zur klanglichen form“. trotzdem hat die musik der necks ansätze von minimalismus, repetition und ambient.

    was man wohl meint, wenn man für sie das „minimal“-label verwendet, ist, dass die wahrnehmungsprozesse gegenüber der musik wichtiger sind, als das, was da tatsächlich an materialentwicklung passiert. es entstehen räume in den pausen zwischen zwei tönen, es kommt einem erdrutsch nah, wenn der bass auch nur den anschlag desselben tons verändert, der prozess der musik bindet das hören so unmittelbar an details, dass man das große ganze der entwicklung des stücks nicht mehr mitbekommt.

    insofern kannst du die necks nicht wirklich verstehen, wenn du mithilfe von schnipseln dich in ihren sound einhörst (der ist, würde ich jetzt mal behaupten, nicht so ungewöhnlich). das aufregende bei ihnen ist, ob nun live oder auf ihren zusammgeschichteten studioalben, sich den einzelnen stücken in voller länge, ohne ablenkung, ganz auszusetzen.

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    #9096983  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    soulpopeVielen Dank – ich kenne Emma Walker überhaupt nicht und werde Deinem Hinweis nachgehen………ist mglw. festgehalten, aus welchem ihrer Bilder dieses Detail stammt ?

    das bild heißt „rain“ …

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    #9096985  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,009

    vorgartendas ist beides wohl so falsch wie richtig. „minimal“ ist die musik der necks nicht, was die tatsächliche fülle von material angeht – es stimmt, was du über abrahams sagst: das ist kein pianist, der nur das nötigste spielt. „repetitiv“ ist sie auch nicht nur, weil sie sich immer entwickelt – und zwar anders als reichsche phasenverschiebungen z.b. es hat auch nicht viel mit brian enos ambient-konzept zu tun, also „weg von der erzählung, hin zur landschaft“, „weg vom aufgeführten ereignis, hin zur klanglichen form“. trotzdem hat die musik der necks ansätze von minimalismus, repetition und ambient.

    was man wohl meint, wenn man für sie das „minimal“-label verwendet, ist, dass die wahrnehmungsprozesse gegenüber der musik wichtiger sind, als das, was da tatsächlich an materialentwicklung passiert. es entstehen räume in den pausen zwischen zwei tönen, es kommt einem erdrutsch nah, wenn der bass auch nur den anschlag desselben tons verändert, der prozess der musik bindet das hören so unmittelbar an details, dass man das große ganze der entwicklung des stücks nicht mehr mitbekommt.

    insofern kannst du die necks nicht wirklich verstehen, wenn du mithilfe von schnipseln dich in ihren sound einhörst (der ist, würde ich jetzt mal behaupten, nicht so ungewöhnlich). das aufregende bei ihnen ist, ob nun live oder auf ihren zusammgeschichteten studioalben, sich den einzelnen stücken in voller länge, ohne ablenkung, ganz auszusetzen.

    Sehr schöne Beschreibung, da bin ich ganz bei Dir (soweit ich das denn aufgrund meiner viel geringeren Kenntnis sein kann).

    Das mit dem nicht mehr Mitbekommen … es ist ja stets auch eine Art Trance dabei, in die sich die Musiker spielen und in die man als Zuhörer ebenfalls gerät, die Musik entwikelt einen unheimlich starken Sog, dem man sich nicht entziehen kann – oder ist das eine blöde Verklärung, denn diese Musik zu spielen erfordert ja zugleich höchste Aufmerksamkeit? Es ist wohl keine Trance sondern eine Art klarere Wahrnehmung, ein anderes Level des Bewusstseins, in dem alles andere ausgeschaltet wird. Wie weit die „Reise“ war, merkt man allenfalls am Schluss, wenn man von der plötzlichen Stille kalt erwischt wird (weil das ja eigentlich gar nie mehr enden sollte, wenn man mal drin steckt).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9096987  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy tail wind
    Das mit dem nicht mehr Mitbekommen … es ist ja stets auch eine Art Trance dabei, in die sich die Musiker spielen und in die man als Zuhörer ebenfalls gerät, die Musik entwikelt einen unheimlich starken Sog, dem man sich nicht entziehen kann – oder ist das eine blöde Verklärung, denn diese Musik zu spielen erfordert ja zugleich höchste Aufmerksamkeit? Es ist wohl keine Trance sondern eine Art klarere Wahrnehmung, ein anderes Level des Bewusstseins, in dem alles andere ausgeschaltet wird. Wie weit die „Reise“ war, merkt man allenfalls am Schluss, wenn man von der plötzlichen Stille kalt erwischt wird (weil das ja eigentlich gar nie mehr enden sollte, wenn man mal drin steckt).

    ja, genau, und das kann meinetwegen auch geheimnis bleiben. ich weiß wirklich nicht, wie genau das weiterentwickeln musikalisch funktioniert, wahrscheinlich sogar simultan auf mindestens drei wegen – ob in trance oder in überscharfer konzentration, kann ich nicht sagen. auch beschreibungen sind schwierig, wie ich hier merke – oft schreibt man „fängt an mit…“, dann „kommt was dazu“ und am ende versteht man doch nicht, was da passiert ist.

    „our recordings are very much focused on questions of sound and perception and the passing of time … what you might call psycho-acoustic experiences.“ (lloyd swanton)

    --

    #9096989  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,009

    Ja, das wird wohl Geheimnis bleiben … ich kann mir auch gut vorstellen, dass manches quasi telepathisch abläuft, dass die drei einander quasi „lesen“ wie das halt geht, wenn man über viele Jahre zusammenspielt. Das gehört ja im Jazz in einem gewissen Mass immer mit dazu – dass man auf die anderen hört, sich aus dem Moment inspirieren lässt und Dinge aufgreift, die die anderen spielen.

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    #9096991  | PERMALINK

    vorgarten

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    Beiträge: 11,975

    diesmal ist nach 9 minuten schon alles fertig: bassriff, beat, klaviermotiv. eine knappe stunde später hat sich nichts wesentliches daran geändert. aber auch wenn die straße gleich bleibt, kann man die sensationen am wegesrand nicht ignorieren. live zugespielte samples hier, ein keyboard signal-loop, grillenzirpen, kinderlachen, dazwischen fetzt eine aufreizende schimmerorgel, und der beat ist ein beat in der rockigen bedeutung des wortes. das ist eine der lässigsten autobahnfahrten der musikgeschichte, man wird einfach nicht müde dabei.

    DRIVE BY (2003) hat für necks-verhältnisse mehr aufmerksamkeit auf sich gezogen als üblich: einen aria music award für das beste jazz album 2004, außerdem die einzige besprechung auf pitchfork, die dieser band bisher zuteil wurde – sonst wird sie ja von beiden ignoriert, den jazz polls und den alternativen rock-foren.

    --

    #9096993  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

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    vorgartendas bild heißt „rain“ …

    thnx !!

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #9096995  | PERMALINK

    vorgarten

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    ein relativ kurzes (43 min.) set, live in moskau aufgenommen. es gibt einen ganz eigenartigen bruch darin, der das stück in zwei bewegungen teilt. in der ersten entwickelt sich necks-typisch ganz langsam aus arpeggien, sporadisch einschwebenden becken und einem ganz plötzlich und autoritär vom bass eingeleiteten riff ein groove, der wunderbar zwischen laufenlassen und störrischen morsesignalen von abrahams plötzlich im raum steht. dann machen sie aber plötzlich wie auf kommando etwas ganz anders – dissonantes clustergeflatter, gleichmäßig stumpfer beckenanschlag, wellenförmiger überschlag, bis auch diese bewegung abebbt. beim ersten hören dachte ich tatsächlich, dass es einen cut gibt – aber es scheint einfach eine entscheidung gewesen zu sein, die alle drei telepathisch im gleichen moment getroffen haben. PHOTOSYNTHETIC (2003).

    --

    #9096997  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    zwei nächte, WHITE und BLACK. leider konnte ich bislang nur BLACK hören. ein hörspiel mit gläserklirren, schritten durch die nacht, hysterischem frauengelächter, markanten gangsterstimmen. eine riff-figur im klaviertieftonbereich, die swanton auf dem bass ergänzt. dazu ein träger groove. über 60 minuten lang. von 1996. hoffe, dass ich mir das weiße komplement beim anstehenden live-auftritt besorgen kann – es soll ganz anders sein.

    --

    #9096999  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    sprung zurück in eine zeit, in der das necks-rezept noch nicht gefunden war. NEXT (1990 – hier allerdings das cover der neuauflage von 1995) bewegt sich in überblendungen durch 6 facettenreiche stücke, die womöglich den kompletten musikalischen horizont der necks in ihrer frühphase abbilden. sparsamer jazz (sogar mit melancholischem bläsersatz im letzten stück), funk mit steel gitarre, detailreiche kleiner beat- und motivbewegungen, dazwischen zwei lange rundreisen, die im kern schon die sensationen der live-sets in sich tragen. dass nach einer solchen session-materialfülle aus lauter weder-nochs eine radikalisierung erfolgte, ist sehr nachvollziehbar, aber so richtig nachvollziehen kann man die wege der necks ja nie. auch NEXT bleibt jedenfalls durchgängig hörenswert.

    so sah übrigens das originalcover aus:

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    #9097001  | PERMALINK

    vorgarten

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    Beiträge: 11,975

    LIVE AT WFMU ON BRIAN TURNER’S SHOW 2/10/2009

    (freier download aus dem free music archive)

    ein quintessenz-set. fast wird man ungeduldig, wie wabernd das aufgebaut wird. und irgendwann – man weiß es schon vorher – ist man gefangen. ganz zusammen sind sie diesmal, keine gegenläufigen bewegungen. bestenfalls ein paar kratz- und kreischbewegungen, die irgendwo her kommen und so ein leich irres element einbringen. ganz am ende, ganz leise auf dem becken, ein durchgehaltenes pattern. aber da sind abrahams und swanton schon im rubatohimmel und steigen nicht mehr herab.

    --

    #9097003  | PERMALINK

    kory

    Registriert seit: 09.09.2007

    Beiträge: 245

    Hallöle, ich strecke auch mal wieder meinen Kopf aus der Suppe, für die Necks und die wie immer wunderbaren Texte sowieso.

    Du weißt, dass die Herren in drei Wochen im Berghain spielen, ne?!

    2014-03-19

    MaerzMusik

    Berghain

    Berlin, Germany

    *NEIDNEIDNEID*

    #9097005  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    Kory
    Du weißt, dass die Herren in drei Wochen im Berghain spielen, ne?!

    mein ticket liegt hier schon seit drei wochen… bin gespannt, was sie an einem solch düsteren ort spielen werden.

    --

    #9097007  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,975

    the necks live at berghain, berlin, 19.3.2014

    märzmusik-publikum, im durchschnitt 40+, im technotempel. holen sich erstmal bierkisten und machen aus dem konzert eine sitzveranstaltung. die necks abgenommen wie eine rockband, vor betonwänden aufgestellt, leuchtende quadrate darin, die von rot zu grün wechseln (wann genau, hat man, ähnlich den prozessen in der musik, gar nicht so mitbekommen). die ersten töne müssen sich gegen das geräusch hoher absätze auf dem betonfußboden behaupten, und gegen umfallende berliner-pilsener-flaschen.

    das erste set ist wahnsinnig organisch – an allen drei enden impulse, reihum, in völliger ungehetztheit. die zeit vergeht schnell, immer wieder taucht an anderer stelle ein neues detail auf, man bewegt sich im prozess mit und kann am ende nicht mehr erinnern, was passiert ist. alles läuft zielgerichtet auf einen höhepunkt zu, eine klangwand, die durchs ganze gebäude dröhnt, von abgesetzten schlägen auf die bassdrum vorangetrieben. gänsehaut (ist mir auf konzerten schon lange nicht mehr passiert).

    um 23.30h noch ein zweites set. chaotischer diesmal, jovialer, mit der energie aus freigespieltheit und pausenentspannung. manche ideen finden nicht zusammen, werden sofort wieder aufgegeben. aber eins ist klar: es soll jetzt mal krach machen. ein viertel des publikums ist gegangen, die unerfahrenen und gelangweilten sind weg, auch die, die morgen früh raus müssen. tony buck wird laut und macht was mit rock – doch chris abrahams, in perfekter mimikry mit dem ort, oder als kleine verbeugung, schenkt den anwesenden (unter denen sich auch alte technohasen wie frank bretschneider und ricardo villalobos befinden) einen 3-minütigen house-loop.
    das haus aus dem häuschen. ironische zugabe-erwartungen. geht aber nicht. darüber reden anschließend geht auch nicht richtig. es ist einfach zeit vergangen. und, basiswissen jazz & livekonzert, ein moment, den es nur zu diesem zeitpunkt, an diesem ort gegeben hat.

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