Poetry Slams

Dann nennen wir es doch bitte künftig „Performance Slam“.;-)

Kann gut sein, dass mich einfach der gesamte „Poetry Slam“-Ansatz nicht erreicht, wenn es da neben der Perfomance nicht hauptsächlich oder zumindest auf Augenhöhe auch um die Textqualität geht.

Ich habe mir das Video auch mal angesehen: gefällt mir gut.

weilsteinAch komm, das hat HP Baxxter doch schon vor 15 Jahren in sein Megaphon gebrüllt.

Kommt ja auch immer darauf an, wer was in welcher Situation sagt. Für einen solchen spektakulären Genre- und Imagewechsel, wie ihn Miley letztes Jahr hingelegt, war das eben die genau richtige Ansage.

weilstein
Diese Argumentation verstehe ich immer nie; aus mittelmäßig + mittelmäßig + mittelmäßig wird dann gut?

Bei Miley sind natürlich diverse Variablen mit „erstklassig“ zu qualifizieren. Im Übrigen: Einen Großteil Deiner aktuellen Faves wirst Du vermutlich auch nicht vornehmlich wegen der außergewöhnlichen Lyrics goutieren, oder? Ich will aber jetzt nicht noch weitere Nebenkriegsschauplätze aufmachen.

motörwolf@Irrlicht:

Wie kannst du die mangelnde Originalität von Could You Be Wrong von Palm Springs bemängeln, aber diesen Auftritt bejubeln, als wäre „carpe diem“ die frischeste Idee der Welt? Geht für mich nicht zusammen.

Statt später über verpasste Chancen zu jammern jetzt schon zu jammern, daß man später mal jammern könnte, ist eigentlich nur eines: paradox.

Ansonsten gilt: Mut allein macht keine hohe Kunst.

Süß, plötzlich kommen sie alle aus ihren Löchern, nachdem einer mal zugegeben hat, dass er es schlecht findet. Irgendwie auch wieder mutlos.
Was Palm Springs jetzt mit diesem Auftritt zu tun hat erschließt sich mir auch nicht. Wir müssen jetzt wirklich den Kram nicht auf jedem Nebenkriegsschauplatz ausufern lassen

Sonic JuiceIch hoffe doch, dass nicht.

Frei nach Sankt Márai: „Es reicht nicht, nur das „Wesentliche“ zu berichten, und es genügt auch nicht, es kunstvoll, schön, mit Innbrunst zu tun. Wenn jemand baut, kann er nicht nur den Turm hochziehen und das farbig gekachelte Bad einrichten. Auch Zwischenwände, Keller, Abort und Korridore müssen sein. Der Roman ist voll von derlei notwendigen Banalitäten. Es genügt, eine einzige wegzulassen, und der Bau stürzt ein, oder das Gebäude wird nutzlos sein“

Nun ist „Poetry slam“ kein Romanschreiben, gleichsam gelten aber ähnliche Parameter. Es geht eben nicht nur um ein vollständig flüssiges Reimschema, um möglichst schöne Formulierungen und eigenwillige Gedanken, sondern um dieses komplette Zusammenspiel aus Worten, Wortklang, Spannung, Storytelling, Dramaturgie, vor allem auch Stimme, Betonungen, Witz und Aktualität, Aufklärung, manchmal auch einfach nur Unterhaltung. Und natürlich soll Poesie auch frei sein, ich finde es jedenfalls bizarr, sprachliche Ausrutscher dahingehend zu suchen, ob nun Wolken wirklich lila sind (davon ab, dass das ein Materia Zitat ist).

Ich muss auch gestehen, dass ich gar nicht so das Bedürfnis habe, bei einem Slam tausend Richtmaße anzulegen, nur um zu merken, dass dieser Satz vielleicht doch nicht so klasse ist. Manchmal sind das einfach unmittelbare, ganz direkte Gefühle, die auch nur für ein paar Momente anhalten dürfen (verbucht unter „Überwältigungstaktik“). Mit dieser Attitüde könnte ich sonst dann auch direkt meine Tucholsky Gedichte entsorgen, tiefer ist ein Reim wie „Wir sitzen mit unseren Gefühlen/Meistens zwischen zwei Stühlen“ jedenfalls auch nicht. Und trotzdem stark, auf seine Art. Ich finde es übrigens generell schade, dass – gerade bei jungen Acts – immer schnell diese grotesken Ansprüche aufkeimen, die in schierem Ekel enden. Eigentlich fehlt dann nur noch ein „Gutmenschen“-Statement.

motörwolfWo schrieb ich was von dissen? Und warst du es nicht, der das Revolutionäre bei Palm Springs vermisste? Und ist revolutionär sein ganz was anderes als originell sein (in diesem Kontext)?

Ja, aber in einem anderen Kontext. „Revolutionär“ bezog sich zu keiner Zeit auf einen Originalitätsanspruch im Sinne davon, dass mir die Musik zu gestrig oder altbacken ist, sondern dass ich an den Songs bislang wenig finde, was für mich revolutionär herausragend ist – geschweige denn, was es zu einer Single macht, die auf derart viel Gegenliebe stößt. Warum mich der Text nicht dennoch berühren kann und darf, weiß ich nicht.

weilsteinAch komm, das hat HP Baxxter doch schon vor 15 Jahren in sein Megaphon gebrüllt.

Sehr schön.

weilstein
Diese Argumentation verstehe ich immer nie; aus mittelmäßig + mittelmäßig + mittelmäßig wird dann gut?

Im übrigen geht es mir bei Poetry-Slammerin Julia wie Dir, Ihr Vortrag spricht mich in keiner Weise an. Tanzend an einer Stange, oder gar nackt auf einer Abrissbirne sitzend, das wäre etwas gewesen, dann hätte es „klick“ machen können.

Auch das bezweifele ich.

pinchJa. „Love me“ und „Bee“.

Danke. Ja, in der Reihenfolge ergibt die Songauswahl Sinn; die Tracklist der Original-Single-CD war schlecht zusammengestellt.