Poetry Slams

@irrlicht:

Wie kannst du die mangelnde Originalität von Could You Be Wrong von Palm Springs bemängeln, aber diesen Auftritt bejubeln, als wäre „carpe diem“ die frischeste Idee der Welt? Geht für mich nicht zusammen.

Statt später über verpasste Chancen zu jammern jetzt schon zu jammern, daß man später mal jammern könnte, ist eigentlich nur eines: paradox.

Ansonsten gilt: Mut allein macht keine hohe Kunst.

Napoleon DynamiteAuch wenn das tatsächlich ein peinlicher Poesiealbums-Gedanke ist: Warum sollte denn Mut im übertragenen Sinne kein Anagramm von Glück sein? Ansonsten bin ich bei solchen Performances eher dafür, nicht mit dem Finger auf einzelne, sicherlich mal mehr, mal minder aus dem Moment heraus missglückte Wortwendungen & Formulierungen zu deuten, sondern in erster Linie auf Flow, Schlagkraft, Wortfluss, Rhythms & Rhymes und Präsenz zu achten. Unter diesen Aspekten finde ich das einen sehr schönen Auftritt (der mit dem atemlosen Gebelle von Casper nur wenig gemein hat).

Unterschreibe ich alles. Das ist eben mehr Track als Song. Ich fands auch sehr toll.

Sonic Juice(…)das weder inhaltlich noch formal mit ernstzunehmender Song-Lyrik oder Gedichten auch nur annähernd konkurrieren kann, nur deshalb besonders schätzen muss, weil es von einer niedlichen Studentin auf einer offenen Bühne vorgetragen wird.

Das Problem hast du doch bei Miley Cyrus auch nicht.

pinchDas Problem hast du doch bei Miley Cyrus auch nicht.

Abgesehen davon, dass (das ein Ablenkungsmanöver ist und) ein Satz wie „It’s out party and we do what we want to!“ hundertmal frischer als alles ist, was sich Julia in den fünf Minuten zusammenreimt, ist Miley nunmal eine Popsängerin, bei der Gesang, Lyrics, Musik und Performance in die Gesamtwertung einfließen. Für einen Gedichtband würde ich ihre Texte aber auch nicht ohne weiteres vorschlagen, habe mich damit aber auch ehrlich gesagt noch nicht wahnsinnig eingehend beschäftigt. Die Platte mit dem Lyric Sheet ist im Übrigen noch auf dem Weg zu mir.

Sonic JuiceFür einen Gedichtband würde ich ihre Texte aber auch nicht ohne weiteres vorschlagen

Das würde auch eher zu einer Unterlassungsklage führen, sie schreibt die Lyrics in der Regel nicht selber.

IrrlichtTja, wie kann ich nur. Ganz einfach: Indem ich weder diesen Auftritt über den grünen Klee lobe, noch die Palm Springs je gedisst hätte. Und wenn, wäre „Originalität“ nicht die passende Angriffsfläche gewesen.

Wo schrieb ich was von dissen? Und warst du es nicht, der das Revolutionäre bei Palm Springs vermisste? Und ist revolutionär sein ganz was anderes als originell sein (in diesem Kontext)?

RosebloodWarum sollte man einen Poetry-Slam-Auftritt mit einem Song vergleichen? Kann man, muss man aber nicht. Unterschiedliche Formen der Kunst, die einen unterschiedlich ansprechen können.

Muss man in der Tat nicht, verlangt ja auch keiner. Es gibt schließlich genug (oben bereits genannte) Gründe, den Auftritt auch für sich genommen für übel zu halten, zumindest soweit man irgendwelche kunstbezogenen formalen und inhaltlichen Maßstäbe an den Text anlegen will und nicht nur die Performance (aka „Flow, Schlagkraft, Wortfluss, Rhythms & Rhymes und Präsenz“) misst. Ansonsten könnte man das „Poetry“ in „Poetry Slam“ aber auch einfach der Ehrlichkeit halber streichen.