Biffy Clyro, München, 5.12.2013

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    sokrates
    Bound By Beauty

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    Die Großkopferten preisen gern den Reiz des Unfertigen und den Charme des Dilettantismus – frisch, unverbraucht, authentisch klinge das. Wehe, wenn einer drei Takte geradeaus spielen kann: Muckertum heißt es dann. Biffy Clyro touren seit 1995 in derselben Besetzung, und das hört und spürt man: Neben den Peppers fällt mir kaum eine Band ein, die live so zusammen ist. Dadurch entwickeln Simon Neil an der Gitarre und die beiden Johnston-Brüder James und Ben an Bass und Schlagzeug eine Kraft und Wucht, die ich kaum anders als unfassbar bezeichnen kann. Was für ein Sturm da über die Bühne fegt, was für eine Urgewalt da entfesselt wird! Damit unterscheiden sich BC auch vom zurecht bekrittelten Muckertum – dem fehlt diese Energie. Aber Biffy Clyro zeigen, dass man neben Talent Erfahrung und die Ensemble-Orientierung braucht, um sich musikalisch so ausdrücken zu können.

    In Interviews scheint eine kindliche Freude über Musik durch. Vielleicht ist es das, was die Drei sich über die Zeit bewahrt haben, aber es macht ein Biffy Clyro-Konzert zu etwas Außergewöhnlichem. Die hymnische Komposition vieler Songs unterstützt diesen Live-Eindruck, doch sie ist nur ein Aspekt. Biffy Clyro-Songs vereinen geschickt Gegensätze, was ihre Musik sehr reizvoll und charakteristisch macht: Sie sind sperrig, aber eingängig, hart, aber manchmal auch zart (viele Frauen im Publikum, übrigens), komplex und doch kompakt.

    Von all dem gibt es in München ein dreiviertel Stunden Vollbedienung, mit allen Highlights der letzten drei Alben: „Mountains“, „Bubbles“, „Folding Stars“, „Living is a Problem“, „Different People“, „Victory over the Sun“, „The Captain“, „Opposite“, „Black Chandelier“ „Stingin‘ Belle“, vermischt mit seltener gehörten Stücken wie „Rain“, das Simon Neil allein akustisch spielt und singt. Die Show wird wirkungsvoll und genau abgestimmt vom Licht unterstützt, und die beiden Gastmusiker an Gitarre und Keyboards helfen, den Sound zu reproduzieren, den man auf den Alben hört.

    Das Zenith fasst 5.500 Zuschauer und ist an diesem Abend nicht ganz ausverkauft, aber sehr gut gefüllt. Es war mal eine Eisenbahnwerkshalle, und so klingt es auch: Selbst an leisen Stellen ist der Sound matschig, von den lauten gar nicht zu reden. Dafür ist der Ort berüchtigt. Schade, weil dadurch manche Finesse, wie der exzellente dreistimmige Satzgesang, im Brei untergeht. Das dürfte auch der Grund sein, warum die ganz große Stimmung ausblieb. Aber den Biff mal live mit eigenen Augen erlebt zu haben, war es für mich allein schon wert. Die Unmittelbarkeit, das 3D-hafte kann keine DVD ersetzen.

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