Avatarium – Avatarium

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    wolfgang

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    Avatarium – Avatarium

    CANDLEMASS wollen (zumindest vorläufig) keine neuen Alben mehr aufnehmen und sind derzeit nur noch live aktiv, somit muss Bassist und Songschreiber Leif Edling seine Kreativität nun anderweitig ausleben. Ein Nebenprojekt wie KRUX reicht hierzu offensichtlich nicht aus, deshalb hat er mit anderen schwedischen Musikern (u.a. bekannt von EVERGREY oder TIAMAT) die Band AVATARIUM gegründet. Richtig interessant wird das Line-Up aber durch die Hinzunahme einer Sängerin. Wo früher meist besonders dramatische und theatralische Männerstimmen die Songs des Doom-Urgesteins veredelten, kommt hier nun mit Jennie-Ann Smith eine Frau ins Spiel, die bisher wenig Berührung mit harter Musik hatte und deren Gesang eher von Blues, Jazz oder Soul geprägt ist. Um es gleich vorweg zu nehmen, sie gehört bereits mit ihrem Einstieg zu den herausragenden Sängerinnen des Genres, ohne dass es wirklich stilistisch vergleichbare im Metal-Bereich geben würde.

    Musikalisch gibt es quasi eine Zweiteilung bei AVATARIUM: Einerseits gibt es jede Menge unheimlich schwere, walzende und oft auch majestätische Doom-Riffs zu hören, wie sie auch auf jedes CANDLEMASS-Album gepasst hätten (Leif Edling kann wohl einfach nicht anders). Auf der anderen Seite wird die Musik auch von vielen ruhigen Passagen geprägt, die oft ein starkes Sechziger-/Siebziger-Feeling aufweisen und eine verträumt-mystische Atmosphäre erzeugen. Dabei driftet man jedoch niemals in allzu psychedelische Sphären ab, sondern behält immer den Song und die Melodien im Fokus. Leif Edling selbst beschreibt einen Song wie „Boneflower“ z.B. als „THE MAMAS AND THE PAPAS meets BLUE ÖYSTER CULT“. Was dabei eigentlich noch fehlt, ist natürlich der Anhang „meets BLACK SABBATH“ (und zwar deren schwerste und düsterste Riffs), dann hat man eine ungefähre Vorstellung. Diese Zweiteilung wirkt manchmal etwas hart, teilweise scheinen Songs aus völlig unabhängigen Parts zu bestehen. Man hört einfach plötzlich mit dem Träumen auf und erschlägt den nichtsahnenden Hörer mit der vollen Doom-Breitseite. Andererseits bleibt das Album dadurch unheimlich spannend, man kann keinen der Songs bereits nach drei, vier Minuten abhaken. So wird man mal mit einem wunderschönen Klavier-Outro überrascht („Bird Of Prey“), oder in einem schleppenden Doom-Stück wie „Tides Of Telepathy“ folgt nach rund fünf Minuten plötzlich noch ein Uptempo-Part mit großartigem Vocal-Hook im Sechziger-Jahre-Stil.

    Nun aber noch einmal zum Gesang: Wer befürchtet, die Dame würde sich mit ein bisschen lieblichem Gesäusel während der leisen Töne aus der Affäre ziehen, liegt völlig falsch. Jennie-Ann Smith intoniert die ruhigen Passagen unglaublich gefühlvoll und beseelt, teilweise auch mit leicht rauchiger, gebrochener Stimme, kann aber auch bei den CANDLEMASS-artigen Riffs völlig überzeugen. Sie klingt weniger theatralisch und pathetisch als ihre „Quasi-Vorgänger“ und wirkt bei den harten Passagen teilweise fast wie ein weiblicher Russell Allen oder Ronnie James Dio. Zwar schreit sie nicht so harsch ins Mikrofon, sondern singt eher klar, allen gemeinsam ist jedoch die besonders kraftvolle Ausdrucksweise mit einer Menge Blues und Soul in der Stimme.

    Passend zur musikalischen Ausrichtung schwanken auch die Texte gekonnt zwischen Kindermärchen und düsteren Legenden, verträumt, aber auch immer ein wenig unheimlich. Besonders hervorzuheben sind weiterhin die tolle Produktion und das herausragende Gitarrenspiel. Alles klingt hier sehr natürlich und organisch und trotzdem ausgesprochen druckvoll. Marcus Jidell (EVERGREY, ex-ROYAL HUNT) soliert sehr gefühlvoll und komponiert seine Leads wie kleine eigene Songs: Anstatt sinnlosem Gedudel bekommen die Tracks durch ihn oft noch eine neue Ebene.

    FAZIT: Vielleicht das beste, mit Sicherheit das aufregendste und frischeste Album von Leif Edling seit seinem Meisterwerk ABSTRAKT ALGEBRA! Und das ist nicht leichtfertig gesagt, hat der Mann zwischendurch doch viele starke und auch richtig großartige Alben wie „Death Magic Doom“ veröffentlicht. Die Mischung aus mystischem Sechziger-/Siebziger-Rock und schwerem Doom Metal funktioniert trotz einiger Reibung sehr gut. Meiner Ansicht nach könnte man sogar in Zukunft die CANDLEMASS-Referenzen stärker reduzieren (und das sage ich als ausgesprochener Fan). Denn gerade die stilistisch anders gelagerten Parts, wie die Strophen in „Moonhorse“ oder „Boneflower“ oder das abschließende, balladeske „Lady In The Lamp“, verzaubern ganz besonders und machen „Avatarium“ zu einem wirklich herausragenden Werk.

    Avatarium – Boneflower

    Quelle: Musikreviews.de

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      jester-d-2

      Registriert seit: 26.02.2011

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      Ist schon notiert. ;-)

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      skraggy

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      kaesen

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