Sixties US Garage Rock, Stichwort: Nuggets

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  • #88963  | PERMALINK

    mikko
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    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

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    Ausgehend von der Diskussion im Thread zum Album „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ und der Frage nach dem Einfluss der Beatles und generell der British Invasion auf die populäre Musik in den USA in den 1960er Jahren, soll hier eine Begriffsbestimmung und eine etwas genauere historische Aufschlüsselung erfolgen.

    Der Begriff Garage Rock, besser Garage Punk, wurde erstmals in den 1970er Jahren verwendet um die vergleichsweise primitive und rohe Musik zu beschreiben, die zumeist von nur regional bekannten zum Teil semi-professionellen jungen Bands in den USA zwischen ca. 1963 und 1967 gespielt wurde. Wie immer in solchen Fällen ist „Garage“ eigentlich keine Genre Bezeichnung. Der Begriff leitet sich ab von dem Ort, an dem die meisten dieser Bands probten und ihre ersten Auftritte vor Schulfreunden absolvierten. Wer die Bezeichnung „Garage“ erstmals verwendete, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Ich halte Greg Shaw für den wahrscheinlichsten Kandidaten. Greg Shaw war Fanzine Herausgeber und Autor, später auch Label Betreiber, und was vor allem in diesem Zusammenhang wichtig ist, der Hauptverantwortliche für die langlebige Pebbles Compilation Reihe.

    Lenny Kaye, der Herausgeber der ersten Nuggets Compilation, sprach übrigens in diesem Zusammenhang lediglich von Punk Rock. Und dieser Begriff war es auch, der schon in den Sixties gelegentlich für den primitiven Rock’n’Roll der Garage Bands eher abfällig verwendet wurde. Da wir gerade bei „Nuggets“ sind, dieses Doppelalbum hieß im Untertitel „Original Artyfacts from the First Psychedelic Era“, und es erschien bereits im Herbst 1972. Ich weiß noch genau, dass ich damals mit offenem Mund vorm Radio saß, als Wolfgang Kraesze in der Sendung „Anything Goes“ fast das komplette Doppelalbum spielte und ein bisschen zu den Hintergründen erzählte. Am nächsten Tag rannte ich los und kaufte die Platte. Wenn es sich nicht so bescheuert anhörte, würde ich jetzt sagen, mein Leben hat sich dadurch grundlegend verändert.
    Kaye erwähnt in seinem Vorwort zu „Nuggets“ natürlich die Beatles und die Stones und die ganze British Invasion. Er bezieht sich aber auch ausdrücklich auf die Jahre 1965 bis 1968, die von Nuggets quasi repräsentiert werden sollen, und auf seine Auswahl von Singles für das Doppelalbum. Diese Auswahl ist erstaunlich vielfältig was Stilistik betrifft, und der Begriff Garage Rock wird ihr in keiner Weise gerecht. Von klaren Beatles Epigonen wie The Knickerbockers oder The Cryan Shames über Stones Nachahmer wie The Chocolate Watch Band bis zu solchen Tracks wie „I Had Too Much Dream Last Night“ und „My World Fell Down“, die eigentlich weder mit Garage noch britischem Beat noch viel zu tun haben. Allen Singles der ersten Nuggets Compilation ist gemeinsam, dass sie in den Billboard Charts recht weit nach vorn kamen in ihrer Zeit. Es waren Nationwide Hits. Dennoch kannte man die meisten damals in Europa nicht, und nur ein Teil wurde hier damals als Single veröffentlicht.

    Aber zurück zum Garage Rock. Die Anfänge sind im eher primitiven Rock’n’Roll der späten 1950er Jahre sowie im Instrumentalsound solcher Bands wie The Ventures aber auch Link Wray oder Duane Eddy zu suchen. Da war von British Invasion noch keine Rede. Dass die Invasion der britischen Beat Musik ihre Wirkung hatte und Spuren hinterließ in der Pop Musik der Vereinigten Staaten, ist völlig unbestritten. Der Sound von The Byrds ist ohne die Beatles so nicht denkbar, und The Rolling Stones fanden ebenso Nachahmer wie Them, The Animals oder The Who. The Monkees waren dann die Antwort der Musikindustrie auf The British Invasion. Aber selbst die verselbständigten sich über kurz oder lang. Und der Einfluss von Bob Dylan, der Folk Bewegung ganz allgemein und dann auch die technische Entwicklung mit der Erfindung von Fuzz und Wah Wah Pedalen etc. hatten einen entscheidenden Anteil an der stilistischen Entwicklung gerade auch der „Underground“ Musik, also der von semi-professionellen so genannten Garage Bands gespielten.

    Mit Garage Rock im engeren Sinne war um 1967 eh Schluss. Die weitere Entwicklung war dann sehr schnell sehr vielfältig. Psychedelia, Acid Rock, Folk Rock, Country Rock, Blues Rock, Westcoast Rock, Progressive Rock, etc. pp.

    Zum Schluss noch ein paar Worte zu Velvet Underground in diesem Zusammenhang. Musikalisch war diese Band zunächst gar nicht so sehr weit weg vom Garage Punk der Sixties. Allerdings machten dann die Texte und zum Teil auch das Arrangement und die Länge der Stücke einen gewaltigen Unterschied aus, von John Cales Bratsche ganz abgesehen. Ähnliches gab es so damals wohl nirgends. Auch wenn Frank Zappa mit seinen Mothers, The Fugs in New York, sowie The United States Of America in Kalifornien ebenfalls sehr eigene und kompromisslose Wege beschritten.

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      #8994319  | PERMALINK

      nail75

      Registriert seit: 16.10.2006

      Beiträge: 44,672

      Vielen Dank Mikko.

      Ich habe inhaltlich gar nicht viel hinzuzufügen – abgesehen zweier Zitate des von dir oben erwähnten Greg Shaw aus den Linernotes der 4-CD Box Nuggets. Er schreibt auf S. 19:

      At any rate, The Beatles did come along, and they galvanized everything.

      What impressed everyone most about The Beatles was the way girls went crazy for ‚em. And they offered one other challenge: vocals. Not just a good singer, but three of them. How could an instrumental band compete with that?

      Das ist ein wichtiger Punkt: viele US-Bands waren rein instrumental. Das haben die Beatles natürlich grundlegend geändert. Ebenso wie Auftreten, Aussehen und Stil. Das sollte gerade Clau einleuchten.

      Aufgrund deiner Aussagen oben, ist für mich schwer nachzuvollziehen, weshalb du glaubst, dass ich etwas nicht verstanden hätte. Was genau meinst du?

      Ich sehe allenfalls einen graduellen Unterschied darin, dass ich die Wichtigkeit der Beatles und der gesamten British Invasion ein wenig höher verorte als du. Der Grund liegt darin, dass die Garagen-Rock-Szenen vorher vornehmlich lokal waren, und es Bands nur gelegentlich gelang, daraus auszubrechen. Das änderte sich durch die Beatles (und später die anderen britischen Bands), die ein vom Fernsehen popularisiertes nationales Ereignis waren. Plötzlich wurde etwas vorher kaum Denkbares zur Realität. Aber die Idee, dass das nur ein kurzfristiges Phänomen sein würde, hielt sich ja noch die ganzen 60er.

      Die Diskussion begann ja damit, dass ich songbird widersprochen habe, der den Einfluss von The VU mit dem Argument bestritt, dass das alles vorher im Garage Rock schon existiert habe. Da finde ich mich in kompletter Übereinstimmung mit deinen Aussagen bezüglich einer oberflächlichen Ähnlichkeit (die du mit dem Wort „zunächst“ ausdrückst), die aber von „gewaltigen Unterschieden“ in Hinblick auf „die Texte und zum Teil auch das Arrangement und die Länge der Stücke“ überlagert wird.

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      Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
      #8994321  | PERMALINK

      roseblood

      Registriert seit: 26.01.2009

      Beiträge: 7,089

      Im „Pepper’s“-Thread ging es doch darum, dass behauptet wurde (von songbird), dass VU nichts spielten, was im 60s Garage nicht auch schon Verwendung fand?

      Dazu muss man erwähnen, dass Reed 1964 mit The Primitives schon eine kleine Garage-Rock-Band hatte, mit der er sogar eine neue Gitarren-Stimmung erfand (Ostrich-Tuning). Mit dem späteren VU-Sound (bis auf das Tuning) hatten die Aufnahmen jedoch wenig gemeinsam.

      Natürlich haben VU nicht alles neu erfunden, natürlich haben sie auch auf bestehende Musik zurückgegriffen, jedoch haben sie, auch im Vergleich zum US-Garage, einen vielschichtigeren Sound geschaffen. Ich habe mal gelesen, dass auf dem Bananen-Debüt viele Stilrichtungen, die man auch als alternativ bezeichnen könnte, schon in Urform sind: (Post) Punk, Gothic, Noise Rock, Shoegazing, Dream Pop, Indie Rock, Grunge. Sogar von Electro war die Rede, wegen dem monotonen Schlagzeugstil. Und genau diese Fülle hat keine mir bekannte Garage-Band.

      Gibt es ein weiteres Album, das so viele Musikrichtungen beeinflusst hat? Ich glaube nicht.

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      #8994323  | PERMALINK

      mikko
      Moderator
      Moderator / Juontaja

      Registriert seit: 15.02.2004

      Beiträge: 34,399

      Nail, mir ging es darum klarzustellen, dass die Beatles den Garage Rock nicht erfunden haben. Deine Beiträge konnte man zumindest so verstehen. Du schriebst davon wie ungeheuer wichtig die Beatles für die US Szene gewesen seien. Dem widerspreche ich ausdrücklich. Die Beatles haben natürlich Maßstäbe gesetzt in vielerlei Hinsicht, aber sie waren m.E. für die Entwicklung der Garage Szene in den Staaten nicht wichtiger als deren ureigener amerikanischer Rock’n’Roll oder Folkmusiker wie Bob Dylan.

      Was VU betrifft stehe ich zu Dir oder Rosi gar nicht im Widerspruch, auch wenn Rosi es in seinem letzten Satz mit dem Einfluss ein bisschen übertreibt. Dass irgendeine US Garage Band solchen Einfluss gehabt hätte, hat übrigens niemand behauptet, Rosi.

      Erstaunlich finde es allerdings, dass es auch heute noch weltweit junge Bands gibt, die versuchen so zu klingen wie eine US Sixties Garage Band. Wobei ich allerdings zugebe, dass ich mich um andere Revivals nicht in solchem Umfang kümmere und von der soundsovielten Swing Kapelle oder der jüngsten Rockabilly Combo womöglich gar nichts mitbekomme.

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      #8994325  | PERMALINK

      antony

      Registriert seit: 03.09.2010

      Beiträge: 243

      Der Unterschied von VU war auch, auf konventionelle Songstrukturen einen Furz zu geben, die Gitarren in den Verstärker zu stöpseln und mal ordentlich auf Distortion zu drehen, ohne Rücksicht auf die Hörgewohnheiten. Gerade diese Wut wurde in der Form noch nicht komprimiert.

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      #8994327  | PERMALINK

      nail75

      Registriert seit: 16.10.2006

      Beiträge: 44,672

      MikkoNail, mir ging es darum klarzustellen, dass die Beatles den Garage Rock nicht erfunden haben. Deine Beiträge konnte man zumindest so verstehen.

      Aber nur wenn man mich absichtlich missverstehen will, um mich als ahnungslosen Vollidioten hinzustellen, wie es offensichtlich deine Absicht ist.

      Du schriebst davon wie ungeheuer wichtig die Beatles für die US Szene gewesen seien. Dem widerspreche ich ausdrücklich.

      Nicht nur ich. Lies dir die Zitate von Greg Shaw durch – oder von sonst irgendwem, dessen Meinung du respektierst. Du wirst ganz ähnliche Aussagen über den immensen Einfluss der Beatles finden.

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      Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
      #8994329  | PERMALINK

      antony

      Registriert seit: 03.09.2010

      Beiträge: 243

      Die Beatles waren sicherlich auch der Impuls eigene Bands zu gründen. Neben Surf- oder Rock n‘ Roll war Beat sicherlich der Punkt, sich von seiner Vorgängergeneration abzugrenzen. Das hat man gerne für sich aufgesaugt. Das war der Sound einer sich gerade emanzipierenden Jugend, die sich in viele Richtungen öffnen sollte.

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      #8994331  | PERMALINK

      roseblood

      Registriert seit: 26.01.2009

      Beiträge: 7,089

      Natürlich waren The Beatles auch für den US-Garage wichtig. Ansonsten hätte es Bands wie The Sonics, The Seeds, The 13th Floor Elevators,… schon 1961 gegeben. Es ist kein Zufall, dass die Garage-Bands erst aufnahmen, nachdem die ersten Gruppen aus dem UK ihre Gitarren umschnallten. Es wird die Inspiration gewesen sein, auch Musik aufnehmen zu wollen, zudem Gitarrenmusik seit den Beatles sicherlich anders wahrgenommen wurde, als vor den Beatles. Dass viele Garage-Bands anders klangen, als die Beatles, bestreitet doch niemand. Aber die Liverpooler haben eben etwas ins Rollen gebracht, von dem auch der Garage profitierte. Selbst wenn es nur indirekte Beeinflussung war.

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      #8994333  | PERMALINK

      mikko
      Moderator
      Moderator / Juontaja

      Registriert seit: 15.02.2004

      Beiträge: 34,399

      nail75Aber nur wenn man mich absichtlich missverstehen will, um mich als ahnungslosen Vollidioten hinzustellen, wie es offensichtlich deine Absicht ist.

      Nicht nur ich. Lies dir die Zitate von Greg Shaw durch – oder von sonst irgendwem, dessen Meinung du respektierst. Du wirst ganz ähnliche Aussagen über den immensen Einfluss der Beatles finden.

      Erstens will ich Dich nicht als ahnungslosen Vollidioten hinstellen. Ich habe nur öfters den Eindruck, Du googelst Dir was zusammen, was Du dann als unbedingte Wahrheit verkaufst.
      Zweitens und noch mal, ich habe den Einfluss der Beatles nicht bestritten. Ich kenne auch Greg Shaws Meinung dazu. Ich habe mich anlässlich der Berlin Independent Days über dieses und viele andere Themen sogar mit ihm ausführlich unterhalten. Das war ca. 1990 (das Jahr erinnere ich nicht mehr genau). Die Beatles waren ein wichtiger aber insgesamt gesehen nicht mal der wichtigste Einfluss auf die US Garage Szene. Das ist meine Meinung, die ich durch das Hören und Einordnen zahlreicher Platten aus jener Zeit immer wieder bestätigt finde.

      PS: Rosi, Dein letzter Beitrag ist Schmarrn. The Sonics gab es schon längst, als die Beatles erstmals amerikanischen Boden betraten. Und The 13th Floor Elevators sind von vielem inspiriert worden, darunter vielleicht auch der einen oder anderen Beatles Platte. Studios gab es aber auch schon vor 1964 in den USA und auch lokale Bands, die in ihnen Platten aufnahmen.
      Dass es durch die British Invasion einen neuen Schub gab, bestreite auch ich nicht. Das wollen wir jetzt aber nicht alles nur den Beatles zuschreiben.

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      #8994335  | PERMALINK

      blossom-toe
      Vena Lausam Oris, Pax, Drux, Goris.

      Registriert seit: 07.08.2007

      Beiträge: 4,198

      Auch ich habe jede Menge US Sixties „Garage“ Sampler und kann rein von meiner Hörerfahrung bestätigen, dass zumindest ´64 – ´66 das meiste deutlich BI beeinflusst war. Daneben spielten neben den bereits genannten Gruppen vorallem die Yardbirds eine große Rolle.

      --

      I was born with a plastic spoon in my mouth
      #8994337  | PERMALINK

      mikko
      Moderator
      Moderator / Juontaja

      Registriert seit: 15.02.2004

      Beiträge: 34,399

      Richtig, Blossom Toe. Aber BI ist nicht ausschließlich Beatles.

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      #8994339  | PERMALINK

      antony

      Registriert seit: 03.09.2010

      Beiträge: 243

      Unbestritten ist auch, das gerade die Bands zu späterer Relevanz kamen, die sich weitesgehend von den traditionellen Strukturen verabschiedeten und den Garage-Sound erweiterten, wie die 13th Floor Elevators, MC5, VU, Sonics. Manche wie Ted Nugent machten eigene Sachen, vieles blieb aber lokales Phänomen, im schlimmsten Falle One-Hit-Wonder.

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      #8994341  | PERMALINK

      nail75

      Registriert seit: 16.10.2006

      Beiträge: 44,672

      MikkoErstens will ich Dich nicht als ahnungslosen Vollidioten hinstellen. Ich habe nur öfters den Eindruck, Du googelst Dir was zusammen, was Du dann als unbedingte Wahrheit verkaufst.

      Du hast offensichtlich die Vorstellung, dass das Internet nur unbrauchbare Informationen enthält, während sich die Wahrheit nur in Büchern oder in zeitgenössischen Musikzeitschriften findet. Wenn man bedenkt, wie viele Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und andere Quellen heute im Internet verfügbar sind, dann ist das schlichtweg Irrsinn. Natürlich findet sich nicht alles, aber ich denke das Problem ist, dass zu wenig oder falsch gegoogelt wird (wie deutsche Wiki-Einträge über amerikanische Popmusik).

      Natürlich kann man auf der Basis des Internets allein keine musikhistorische Dissertation schreiben, aber wenn ich gar keine Ahnung habe, was Garage Rock ist, dann kann es unter keinen Umständen schaden, sich den englischsprachigen Wiki-Artikel durchzulesen. Und selbst wenn ich Ahnung habe, dann hilft es, sich die dortigen Quellenangaben zu Gemüte zu führen und ggf. die Talk Pages durchzulesen. Wo anders als in Internet-Foren oder auf Blogs finden sich außerdem derart viel minutiöse Recherche zu kompletten Randthemen?

      Natürlich ärgert es mich, wenn man mir vorwirft, ich hätte mir alles nur zusammengegoogelt. Aber es ärgert mich nicht nur, weil es unfair mir gegenüber ist, sondern auch weil man Leute davon abhält, die mit Abstand einfachste und am leichtesten zugänglichste Informationsquelle zu benutzen. Ich sehe, dass Studenten nervös zu kichern anfangen, wenn man die Möglichkeit erwähnt im Internet zu recherchieren. Alle tun es, aber keiner redet darüber, weil es irgendwie unanständig ist. Die Folge ist massive Heuchelei. Eine andere Folge sind Fehler: Der Blödsinn der letztens auf der RS-Homepage über The Who stand, hätte sich durch ordentliches Googeln vermeiden lassen.

      Ich bin ohne Internet aufgewachsen und habe gelernt, wie man auf der Basis von Bibliothekskatalogen, Bibliographien, Zeitschriften, Aufsatzbänden und Monographien recherchiert. Niemand muss mir da irgendetwas erklären oder mich belehren. Die Methode der Quellenkritik, die ich gelernt habe, kann man natürlich auch auf jeden Text im Internet anwenden. Wenn ich daher auf irgendetwas verweise, was ich im Internet gelesen habe, dann kannst Du Dir sicher sein, dass ich meine beträchtliche Erfahrung in Recherchefragen eingesetzt habe. Das bedeutet nicht, dass ich dadurch recht habe, nur bin ich es Leid zu lesen, dass die Aussagen oder Quellen nichts wert sind, weil sie im Internet zu finden sind.

      Zweitens und noch mal, ich habe den Einfluss der Beatles nicht bestritten. Ich kenne auch Greg Shaws Meinung dazu. Ich habe mich anlässlich der Berlin Independent Days über dieses und viele andere Themen sogar mit ihm ausführlich unterhalten. Das war ca. 1990 (das Jahr erinnere ich nicht mehr genau). Die Beatles waren ein wichtiger aber insgesamt gesehen nicht mal der wichtigste Einfluss auf die US Garage Szene. Das ist meine Meinung, die ich durch das Hören und Einordnen zahlreicher Platten aus jener Zeit immer wieder bestätigt finde.

      Dann bitte ich dich zur Kenntnis zu nehmen, dass Greg Shaw das anders sieht und dafür eine Fülle von – meiner Ansicht nach – sehr ernstzunehmenden Gründen sieht, vor allem auch, was Auftreten, Stil und Aussehen der Band angeht.
      Ich hatte ja mehrfach Beatles und British Invasion geschrieben. Die Beatles waren die Ersten, aber natürlich nicht die Einzigen.

      --

      Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
      #8994343  | PERMALINK

      roseblood

      Registriert seit: 26.01.2009

      Beiträge: 7,089

      Mikko
      The Sonics gab es schon längst, als die Beatles erstmals amerikanischen Boden betraten.

      Und was haben The Sonics zu der Zeit gespielt? Instrumentalen Rock’n’Roll! Wieder ein Beweis dafür, dass erst die britische Welle die US-Bands pushte.

      Mikko
      Und The 13th Floor Elevators sind von vielem inspiriert worden, darunter vielleicht auch der einen oder anderen Beatles Platte.

      Darum schrieb ich ja auch etwas von indirekter Beeinflussung durch die Beatles.

      Mikko
      Dass es durch die British Invasion einen neuen Schub gab, bestreite auch ich nicht. Das wollen wir jetzt aber nicht alles nur den Beatles zuschreiben.

      Ich weiss, dass beispielsweise The Kinks einen hörbar größeren Einfluss auf den Garage hatten. Ändert aber nichts daran, dass dennoch The Beatles eigentlich die britische Welle lostraten.

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      #8994345  | PERMALINK

      mikko
      Moderator
      Moderator / Juontaja

      Registriert seit: 15.02.2004

      Beiträge: 34,399

      Nail, ich glaube Dir gern, dass Du gelernt hast, wissenschaftlich zu arbeiten, mit Quellen umzugehen und sie einzuordnen.
      Wie Du hier im Forum auftrittst, das ist dann aber schon noch mal eine andere Sache.

      Mit Greg Shaw bin ich tatsächlich nicht immer einer Meinung gewesen. Dennoch respektiere ich ihn natürlich als jemanden, der sich Jahrzehnte intensiv mit Themen wie diesem beschäftigt hat und der sogar vieles noch selbst erlebt hat.

      Belassen wir es dabei, dass wir die Rolle der Beatles in der bzw. ihren Einfluss auf die US Garage Szene unterschiedlich gewichten. Ansonsten sind wir ja durchaus ähnlicher Meinung.

      Und nimm’s mir nicht übel, Nail, da Du hier oft zu allen möglichen und durchaus sehr verschiedenen Themen eine meist recht dezidierte Meinung vertrittst, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Dein Wissen, Deine Meinung eben in erster Linie auf Erlesenem beruht. Egal wie gut Du Deine Quellen extrapoliert hast, es macht einfach einen seltsamen Eindruck, wenn jemand feste Standpunkte auf Basis von Angelesenem bezieht. Inwiefern Du tatsächlich Quellen studiert hast und auch die Musik, um die es ja hier vor allem geht, intensiv und vergleichend gehört hast, kann ich nicht beurteilen. Es ist auch nicht mal eine Frage des Alters oder der oft beschworenen Zeitzeugenschaft. Clau, der in etwa Dein Jahrgang sein dürfte, wirkt einfach glaubwürdiger, wenn er über diese Musik spricht und schreibt.

      PS: Ja, Roseblood, ist ja gut jetzt.

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