CocoRosie – La maison de mon rêve

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    irrlicht
    Nihil

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    1. Terrible angels (**** 1/2)
    2. By your side (**** 1/2)
    3. Jesus loves me (*** 1/2)
    4. Good friday (*****)
    5. Not for sale (****)
    6. Tahiti rain song (*** 1/2)
    7. Candy land (*****)
    8. Butterscotch (*** 1/2)
    9. West side (***)
    10. Madonna (**** 1/2)
    11. Haitian love songs (***)
    12. Lyla (****)

    Willkommen in der fabelhaften Welt von CocoRosie. Naja, fast. Das Debut der Schwestern aus Iowa ist einerseits fabelhaft, im ganz eigentlichen Sinne, es ist aber auch gespenstisch, mystisch, absonderlich, teilweise fast entstellt. Und witzig. Und ein wenig verrückt. Für die Casady Schwestern üblich hört man die Laute von Kinderspielzeug, diesen Boxen, die man auf den Kopf stellen konnte und die dann die Geräusche von Schweinen, Vögeln, Kühen und anderem von sich gaben, es gibt massenhaft Samples, Beatbox-Sequenzen, versprengte, verhuschte Harfen, langsam nachschwingende Gitarren und natürlich den für sich bereits eindrucksvollen Gesang der Schwestern selbst. Meist singen sie im Duet, mal kontrastierend, mal sinnlich im Gleichklang.

    In „Jesus loves me“ hört man leichtes Rasseln, einen tapsenden, flüsterndwarmen Gesang und dann die Zeilen, die immer wieder jeden Feenstaub aus dem Plattendeckel pusten: „Jesus loves me but not my wife/Not my nigger friends or their nigger lives/But Jesus loves me, that’s for sure’/Cause the Bible tell me so“. Mit etwas Fantasie mag man zu Anfang keine Ketten gehört haben, sondern das schnatternde Klirren von Münzen. Boshaft. In „Not for sale“ und „Lyla“, mal zu geisterhafter Stimme und Harfe, mal zu Klavier und undefinierbarem Rascheln widmen sich die Schwestern der Käuflichkeit: „Oh, you can leave me/On the corner/Where you found me/I’m not for sale anymore“ heißt es in „Not for sale“, im Abschlusstrack erinnert sich die Protagonistin an einen Film, in dem eine jugoslawische Frau verkauft und zur Prostitution getrieben wurde. Der Song beginnt mit der Zeile „You wanted to buy me for a hundred euro“ und er wird immer versponner und düsterer, man verfolgt die Fahrt und hört das Wimmern in „It’s not Yugoslavia at all“ und zuletzt „It’s hardly Yugoslavia at all“. „Madonna“ thematisiert Ciccones Fehlgeburt, umschlossen von sanften Gitarren und Glockenspielen – man hört die Geräusche, die förmlich ein pochendes Herz nachstellen, die Laute, die man mit den Messgeräten im Krankenhaus verbindet, kurz bevor es zu schlagen aufhört („When your – your baby was slain/I tossed some roses to perfume his grave/Oh, Miss Madonna, won’t you let me underneath your halo?/’Cause it’s raining hard/Raining hard in this abyss“).

    Kurz: „La maison de mon rêve“ ist kein einfaches Album. Es wirkt zart und kindlich und verspielt, es ist aber auch bitter, stürmisch und zynisch. Und es vereint noch etwas mehr, was man sonst vielleicht selten hört. Die Spielhallenjingles in „West side“, die Regenschauer in „Tahiti rain song“, die arabischen Noten und geisterhaften Flüstereien in „Good friday“, in allem: diese ganze fragile, verwunschene Welt des Bonbonlands von CocoRosie.

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