Prinz Pi – Kompass ohne Norden (12.04.13)

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  • #8785475  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Irrlicht…Für mich ist „Kompass ohne Norden“ immernoch die beste Platte des Jahres.

    Sag‘ mal, wie kann ich mir die Platte vorstellen? Seit dem Rödelheim Hartreim Projekt habe ich mich nicht weiter mit deutschem Hip Hop beschäftigt. Ich besitzte auch nur wenige Hip Hop Platten (Kayne West „Yeezus“, Watch the throne, Kendrick Lamar „Good kid m.a.a.d city“, J Cole „Born Sinner“ und das erste Album von „The Streets“), ist die Musik von Prinz Pi mit einem dieser Alben vergleichbar?

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    #8785477  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    NEIN!!! Musikalisch ist das sehr sehr seicht und textlich holzschnittartig.

    --

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    #8785479  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,188

    Mr. BadlandsSag‘ mal, wie kann ich mir die Platte vorstellen?[…]ist die Musik von Prinz Pi mit einem dieser Alben vergleichbar?

    Puh, gute Frage. „Kompass ohne Norden“ hat mit all diesen Werken und Künstlern jedenfalls praktisch nichts gemein, außer dass Kautz ein ebenfalls brillanter Beobachter ist. Es fällt mir auch schwer, einen Umriss zu zeichnen, gerade wenn Querverweise und Vergleiche ggf. noch mehr Fragezeichen aufkommen lassen. Ich will es aber versuchen: „Kompass ohne Norden“ ist für mich eine Platte, die viel von dem vermittelt, was ich auch wahrnehme. Der zentrale Anteil des Werkes befasst sich mit dem Thema des älter werdens, mit dem Wesen der Jugend, der Veränderlichkeit von Dingen und natürlich auch mit Gesellschaftswandel, Eigendynamiken, die sich in der Persönlichkeit niederschlagen und anderem. Das klingt zunächst eher theoretisch und nach Facharbeit, ergibt in der Quersumme aber ein ungemein detailliertes Portrait, ein Panoptikum aus Lebensgeschichte, die Kautz mit vielen kleinen Details auskleidet. Mich fasziniert seine Sprache ungemein, da sie einerseits alles andere als überhöht und clever ist, aber sich mit viel Persönlichkeit den Dingen annimmt, die sein Leben und Handeln bestimmen. Es gibt praktisch keinen Track auf diesem Album, bei dem mich nicht eine Reihe von Zeilen erfreuen, nicht weil sie zwingend neu sind, sondern weil ich sie in dieser Präzision viel zu selten höre. Wenn ich „Kompass ohne Norden“ einlege, kann ich die Augen schließen und den Bildern nachfolgen, mich durch trostlose Nächte führen lassen, zu den zerschlissenen Stühlen der Klassenräume meiner Kindheit und lande an dem Punkt, wo sich alles zum besseren verändert hat. Ich kenne kaum einen Track der sich mit größerer Aufrichtigkeit dem Ende von Freundschaften annimmt, wie „Assoziale Kontakte“. In wenigen Tracks, wird neu gewonnen Liebe heroischer zum Blockbuster zugespitzt, wie in „Glück“. Und selten war Verzweiflung besser und herzlicher beschrieben, wie mit der Zeile: „Die letzte Ex ist die Existenz“.

    Das ist der lyrische Teil. Ich mag aber auch den musikalischen sehr gerne. Viele werden mit dessen Anschlag wenig Freude finden, da er doch erstaunlich nahe am Pop gelegen ist. Für mich passt das hier alles sehr gut zusammen.

    --

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    #8785481  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Und Irrlicht beschreibt sehr schön, was schrecklich an dem ganzen Machwerk ist.

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    #8785483  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,188

    captain kiddUnd Irrlicht beschreibt sehr schön, was schrecklich an dem ganzen Machwerk ist.

    Wenn Du Einwände hast, gib Bescheid. Mehr als oberflächliche Polemik ist aber wohl auch dieses Mal nicht drin, gell? ;-)

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    #8785485  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Nein, nein. Du beschreibst es ja wirklich sehr gut. Illies-Hip-Hop eben. Gebe zu: Habe natürlich nur ein paar Tracks gehört. Aber das war so schrecklich. Wie gesagt, Fand ihn früher mal ganz okay, aber das klingt mir zu sehr nach vertontem Sozialkundeunterricht…

    --

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    #8785487  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Ich mag solche Texte einfach nicht (und dann noch die öde und bedeutungsschwangere Musik…):

    Erst gestern war der Abiball und unser Direktor sprach
    Von unserer leuchtenden Zukunft am letzten Tag
    Das Gruppenbild: Beliebte und Randgestalten
    Foto hat die Zeit für ein Hundertstel angehalten
    Die Jungs trugen Anzug, manche haben sich reingezwängt
    Fühlten sich eingeengt, manche haben ihn anbehalten
    Noch beisammen wie die Kugel eines Löwenzahn
    Bevor die Böe kam und uns in die Höhe nahm
    Schule verblasst, Himmel so weit
    Zivi verstreicht, Uni erscheint
    Und der junge Mensch treibt
    Er treibt, er treibt es gerne zu weit
    Neue Freunde finden an den Fakultäten
    Um auf Erstsemesterpartys einen Fuck zu geben
    Das Mensaessen sehr gut um abzunehmen
    Samstag Laster leihen, mit Eltern zu Ikea gehen
    Viel Sommer gesehen durch Fenster von Bibliotheken
    Anstatt zu leben wie in der Stadt daneben
    Trotzdem nichts verstehen, Sex im WG-Zimmer
    Nach Erstsemesterpartys, irgendwas geht immer

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    #8785489  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,188

    captain kiddNein, nein. Du beschreibst es ja wirklich sehr gut. Illies-Hip-Hop eben. Gebe zu: Habe natürlich nur ein paar Tracks gehört. Aber das war so schrecklich. Wie gesagt, Fand ihn früher mal ganz okay, aber das klingt mir zu sehr nach vertontem Sozialkundeunterricht…

    Ich gehöre nicht zur Generation Golf, muss aber gestehen, dass ich auch nicht zu den Hörern gehöre, die im Hop Hop zwingend klare Skalen anlegen und sofort reis aus nehmen, sobald etwas droht, nicht true genug zu sein. Mir ist ein aufrichtiges, poppeskes Album lieber, als die fünfte Neuauflage der zehnten Ausgabe des Brennpunkts, ausgefüllt mit den Gedanken der dritten Generation. Wenn einem dieses Album nicht liegt, geschenkt. Das ist vielleicht wirklich auch sehr persönlich- und gleichermaßen auch altersbedingt.

    Dass „Kompass ohne Norden“ auch nicht ganz frei von Plattitüden und schablonenhaften Zeilen ist, sehe ich übrigens aber auch so. Gerade der Titeltrack, den du ausschnittsweise zitiert hast und auch „Fähnchen im Wind“ leisten sich ein paar ordentliche Schnitzer und „Schwarze Wolke“ finde ich textlich meistens sogar reichlich uninspiriert. Aber für jede blasse Zeile gibt es zehn, die mich irgendwie packen, mich igespannt zuhören lassen und mich im besten Fall ziemlich berühren (vor weg in „100x“ und noch mehr „Ende Blut alles Blut“).

    --

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    #8785491  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Ganz schön viel Kritik für ein Album des Jahres… Aber es ist eben alles Geschmackssache. Pi fand ich als Prinz Porno immer ganz lustig, Donnerwetter hatte dann auch noch was, aber danach war er mir vor allem musikalisch einfach zu öde. So schrecklich wie Clueso und Konsorten. Ganz seichter Schronz in meinen Ohren. Magst du denn einige deiner Lieblingszeilen posten?

    --

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    #8785493  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,188

    captain kiddGanz schön viel Kritik für ein Album des Jahres…

    Ich bin allerdings auch bei Alben, die ich sehr schätze oftmals relativ kritisch. Und Album des Jahres beinhaltet nicht, dass das Werk perfekt sein muss. Das sind zugegebenermaßen nur die Allerwenigsten.

    captain kiddSo schrecklich wie Clueso und Konsorten. Ganz seichter Schronz in meinen Ohren. Magst du denn einige deiner Lieblingszeilen posten?

    Clueso? C’mon! Kritik ist ja eine feine Sache, aber hier ist das Eis durchgebrochen. Ein wenig weniger holzschnittartig würde Deinen Argumenten bisweilen auch gut tun. Das wirkt schon sehr bemüht.

    Lieblingszeilen ist relativ schwierig, da Pis Texte für mich meist besser im Zusammenhalt funktionieren. Kautz verfasst ja keine blanken Statements, sondern ist im Grunde ein klassischer Storyteller, wo Intensität nicht nur durch Worte, sondern auch durch den ganzen Umgang mit Sprache, mit Aussprache, mit Gespür für Stimmungen und Bilder erzeugt wird. Da fällt mir ein schlichtes Zeilenherausgreifen eher schwer. Zumal sich Pis Texte meist auch einfacher lesen, als sie letztendlich klingen.

    --

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    #8785495  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Wegen Clueso: Das is vielleicht auch eher so ein Gefühl. Kam wahrscheinlich auch durch das unplugged Album. Na ja, ich hör auf hier. Und sorry, wollt hier nicht rumpöbeln. Gute Nacht.

    --

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    #8785497  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,188

    captain kiddWegen Clueso: Das is vielleicht auch eher so ein Gefühl. Kam wahrscheinlich auch durch das unplugged Album. Na ja, ich hör auf hier. Und sorry, wollt hier nicht rumpöbeln. Gute Nacht.

    Geht schon in Ordnung – immerhin haben Deine Statements dazu geführt, dass der Thread mal wieder etwas an Leben gewinnt. Und es war ein guter Anlass, sich nochmal darüber Gedanken zu machen, was mich an diesem Werk derart fasziniert; das auszuführen stand schon seit Wochen aus. Gute Nacht.

    P.S. Einen Text wie diesen würde Clueso allerdings nie schreiben.

    --

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    #8785499  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Erstmal Danke Irrlicht für die ausführlichen Gedanken :-)!
    „So viele Fragen“ ist ganz gut gemacht, sehr eingängig, guter Flow, so wie damals die Rödelheimer. Den Text kann man nicht als seicht bezeichnen, allerdings besitzt er für mich auch nicht besonders viel Tiefgang. Oder anders ausgedrückt, vor ca. 17 – 20 Jahren hätte dieses Lied eine bedeutend größerer Gewichtung für mich gehabt. Heute empfinde ich so eine Art der Musik + Flow des Sprechgesangs eher als langweilig.

    Ich kann mir aber vorstellen, dass es als Gesamtwerk schon seinen Reiz haben kann.

    Dennoch stehe ich mehr auf die anfangs von mir angesprochenen englischsprachigen Hip Hop’er. Wahrscheinlich hole ich mir dieses Jahr noch Angel Haze, dann ist mein Durst nach Reimen & Beats erstmal gesättigt.

    --

    #8785501  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,188

    Mr. BadlandsErstmal Danke Irrlicht für die ausführlichen Gedanken :-)!
    „So viele Fragen“ ist ganz gut gemacht, sehr eingängig, guter Flow, so wie damals die Rödelheimer. Den Text kann man nicht als seicht bezeichnen, allerdings besitzt er für mich auch nicht besonders viel Tiefgang. Oder anders ausgedrückt, vor ca. 17 – 20 Jahren hätte dieses Lied eine bedeutend größerer Gewichtung für mich gehabt. Heute empfinde ich so eine Art der Musik + Flow des Sprechgesangs eher als langweilig.

    Ich kann mir aber vorstellen, dass es als Gesamtwerk schon seinen Reiz haben kann.

    Dennoch stehe ich mehr auf die anfangs von mir angesprochenen englischsprachigen Hip Hop’er. Wahrscheinlich hole ich mir dieses Jahr noch Angel Haze, dann ist mein Durst nach Reimen & Beats erstmal gesättigt.

    Gerne. Wobei man vielleicht kurz erwähnen sollte, dass „So viele Fragen“ nicht das widerspiegelt, was ich unten aufsgeführt hatte, da dieser Track einige Jahre zurückliegt (und nur den generellen Kontrast zu Clueso verdeutlichen sollte). „Kompass ohne Norden“ klingt dann doch ganz anders, so etwa. Für mich ist „Ende Blut, alles Blut“ der mithin der beste Track des Albums, mich packt hier die Produktion, bereits mit den ersten Klaviertönen hat er mich. Und spätestens bei „Ich wache auf nach Schiffbruch, ich bin bei Dir gestrandet“ und „Wo die Liebe hinfällt, stürzen auch wir“ bin ich ganz Fan. Und was aber 3:00 passiert, ist magnificent!

    Auf „Dirty gold“ freue ich mich übrigens auch wahnsinnig. Ich bin schon froh, wenn das Album als Gesamtes nur halb so gut ist, wie die Vorabtracks.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #8785503  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,188

    ShanksDemnächst mehr.

    Ein paar Eindrücke fände ich interessant, Shanks.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
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