David Bowie – The Next Day (März 2013)

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  • #8730465  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Herr RossiIn dem Überblick heißt es völlig zurecht: „Teens & twentysomethings at the time were becoming disillusioned with punk rock, thinking it had lost it’s original appeal and they had nothing to identify with. “ New Romantic war nicht „Anti“-Punkrock, sondern war ohne Punk, Postpunk und auch Krautrock (den Bowie ja ebenfalls frühzeitig aufgegriffen hat) überhaupt nicht denkbar. Man war allerdings desillusioniert von der Entwicklung, die Punk nach 1977 genommen hatte. New Romantic führte vielmehr die Ideale des Glamrocks der frühen 70er Jahre weiter. Dass ähnlich wie bei Glam das ganze schnell auch epigonale und trivialisierte Acts nach sich zog, ist ja kein Geheimnis, aber Rap (um mal ein Beispiel aus Deiner Welt zu nehmen) ist ja auch nicht „Scheiße“, nur weil es irgendwann halt auch Vanilla Ice und MC Hammer gab.

    Der Einluss Bowies geht aber über Phänomene wie Glam und New Romantic hinaus auf Pop insgesamt und reicht bis heute. Gerade in den letzten Jahren war es wirklich sehr auffällig, wie viele junge Pop-Acts Bowie zu ihren wichtigsten Einflüssen zählen.

    Könnte man vielleicht sagen, dass Punk eher nach außen ging und New Romantik eher so ein Eskapismus-Ding war? Könntest du mal einige aktuelle Acts aufzählen, die sich auf Bowie berufen haben – denke nämlich, dass ist wirklich so einfach komplett nicht meine Baustelle. Oh Gott, dabei will ich doch kein Keep-it-real-Spießer sein…:lol:

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    #8730467  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 20,052

    Zappa1

    Aber glaub mir, Ziggy Stardust und überhaupt der eine oder andere Glam-Star hat auch bei der Stadtjugend für einige Irritationen gesorgt…;-)

    Zumindest, was eine neu entdeckte Lust am Kostümieren angeht. Die Looks waren ja schon in den 60-ern immer bunter und „verrückter“ geworden, verglichen mit dem vorherrschenden Trevira- Mainstream. Und dann schnitt Bowie sich die Haare, benutzte Make Up und ausgespacte Klamotten. Vor Bolan und vor Jagger. Das verleitete auch mich als 16-jährigen damals, zum Ensetzen meiner Umwelt, mir die Nägel zu lackieren und ab und zu Kajal oder schwarzen(!) Lippenstift aufzulegen. Dazu kam, dass ich mich in einer gemischten Homo/ Heterogruppe rumtrieb, genau das Richtige für die Adoleszenz in dieser Zeit. Bowie hat da nicht nur mir etliche Türchen aufgestossen……

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    #8730469  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    captain kidd
    Glamrock mit seiner ins Schaufenster gestellten Queerness, kommt mir immer vor wie der lustige Homo-Pausenclown im Fernsehen, über dessen Buntheit und Crazyness das kleinbürgerliche Publikum so schön lachen kann. Das hat eigentlich so was Onkel-Tom-mäßiges und zementiert Vorurteile und Abgrenzungen.

    Mit Verlaub, mein Lieber, das halte ich für ziemlichen Unfug und obendrein einer typisch deutschen Sichtweise geschuldet. Vor allem wenn man versucht, da einen reaktionären gesellschaftspolitischen Aspekt reinzudichten. Fakt ist, dass die englische Popmusik grundsätzlich und Glamrock ganz besonders ohne die Tradition der Music Hall kaum zu verstehen sind. Das Spielen mit (geschlechtlichen) Identitäten und Rollen gehört seit Hunderten von Jahren zum Repertoire der englischen Unterhaltungskunst (siehe Monty Python). Mag sein, dass es ein kleinbürgerliches Vergnügen ist – so what (zumal die Betuchteren gerne in den Logen der Theater saßen und sich über die selben Witze auf der Bühne und dazu gleich noch über den dumpfen Pöbel davor lustig machten)? All das hat Glamrock aufgenommen, zitiert, damit gespielt und sich dabei auch auf Leute wie etwa die Bonzo Dog Doo Dah Band, Arthur Brown, auch die frühen Genesis und – mit Abstrichen – Pink Floyd bezogen, Künstler also, die ihren Act ganz bewusst auf diese Comedy-Traditionen aufgebaut haben. Leute wie Bowie und Roxy Music haben diesen Klamauk dann später mit einer gewissen kulturellen Ernsthaftigkeit aufgeladen.

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    #8730471  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Der HofackerMit Verlaub, mein Lieber, das halte ich für ziemlichen Unfug und obendrein einer typisch deutschen Sichtweise geschuldet. Vor allem wenn man versucht, da einen reaktionären gesellschaftspolitischen Aspekt reinzudichten. Fakt ist, dass die englische Popmusik grundsätzlich und Glamrock ganz besonders ohne die Tradition der Music Hall kaum zu verstehen sind. Das Spielen mit (geschlechtlichen) Identitäten und Rollen gehört seit Hunderten von Jahren zum Repertoire der englischen Unterhaltungskunst (siehe Monty Python). Mag sein, dass es ein kleinbürgerliches Vergnügen ist – so what (zumal die Betuchteren gerne in den Logen der Theater saßen und sich über die selben Witze auf der Bühne und dazu gleich noch über den dumpfen Pöbel davor lustig machten)? All das hat Glamrock aufgenommen, zitiert, damit gespielt und sich dabei auch auf Leute wie etwa die Bonzo Dog Doo Dah Band, Arthur Brown, auch die frühen Genesis und – mit Abstrichen – Pink Floyd bezogen, Künstler also, die ihren Act ganz bewusst auf diese Comedy-Traditionen aufgebaut haben. Leute wie Bowie und Roxy Music haben diesen Klamauk dann später mit einer gewissen kulturellen Ernsthaftigkeit aufgeladen.

    Okay, guter Punkt. Monty Python kam mir auch in den Sinn. Aber eigentlich liegen wir doch gar nicht so weit auseinander? Das Spielen mit Geschlechterrollen als Unterhaltsungskunst eben. Die gesellschaftspolitische Bewertung dieses Spiels kann ja nur umstritten sein. Die einen halten es für aufklärerisch, die anderen für reaktionär. Das kann wohl nur individuell betrachtet werden. Die einen denken eben „was für ein schräger Vogel, gut, dass ich normal bin“, die anderen denken „stimmt, das ist ja alles nur ein Spiel, und der ist gar nicht so viel anders als ich“. Die Reaktion bestimmt den Sinn. Oder frei nach Krishnamurti: Das Beobachtete ist der Beobachter.

    An Herr Rossi: Derzeit höre ich übrigens Rhye – kein Americana und kein Rap, sondern durchauch ein ein Geschlechterrollen-Album – und ein verdammt gutes.

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    #8730473  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    captain kiddOkay, guter Punkt. Monty Python kam mir auch in den Sinn. Aber eigentlich liegen wir doch gar nicht so weit auseinander? Das Spielen mit Geschlechterrollen als Unterhaltsungskunst eben. Die gesellschaftspolitische Bewertung dieses Spiels kann ja nur umstritten sein. Die einen halten es für aufklärerisch, die anderen für reaktionär. Das kann wohl nur individuell betrachtet werden. Die einen denken eben „was für ein schräger Vogel, gut, dass ich normal bin“, die anderen denken „stimmt, das ist ja alles nur ein Spiel, und der ist gar nicht so viel anders als ich“. Die Reaktion bestimmt den Sinn. Oder frei nach Krishnamurti: Das Beobachtete ist der Beobachter.

    Man könnte es auch so sagen: Glamrock wäre in der Bundesrepublik zu der Zeit vollkommen undenkbar gewesen. In England dagegen lachen sie sich eins, ziehen Frauenklamotten an und machen Party.
    Den Rest sollen dann die Analytiker klären (die ohnehin nie Party machen)…

    Womit wir auch wieder zum Thema zurückkehren: In den beiden neuen Bowie-Videos findet man ja auch Rollenspiel („The Stars“) und Theateratmo (die beiden Puppen im Atelier).

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    #8730475  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,866

    captain kiddDas habe ich in der Tat auch schon gedacht. Ich finde es eigentlich immer anstrengend, wenn sich sich Künstler nur über ihre Sexualität definieren – sei es Rihanna oder Culture Club. Und gerade das beobachte ich sehr oft bei sogenannten „queeren Künstlern“. Und eigentlich halte ich gerade von homosexuellen Künstler solch ein Verhalten für absolut konterrevolutionär. Sie stellen ihr Anderssein heraus – dabei haben sie aber eigentlich nur eine andere sexuelle Präferenz als der Mainstream. Eigentlich nicht der Rede wert und Privatsache, aber einige Queer-Künstler bauen einzig darauf ihre Karriere auf. Das halte ich für sehr sehr schwach und, wie gesagt, letztlich für total konservativ und rollenfestigend. Wäre es nicht viel freiheitlicher, wenn es völlig egal ist, ob jemand homo, hetero, bi, tri oder was auch immer ist?

    Auf deinen letzten Satz bezogen, ja, das wäre wünschenswert.
    Widerspricht aber völlig all dem, was du davor schreibst, denn anscheinend fühlst du dich ja doch in deiner heilen Hetero-Welt gestört.
    Klar ist Sexualität Privatsache, aber der Großteil der Pop und Rockmusik handelt davon.
    Der Homosexuelle soll von seiner Sexualität aber nicht singen, ist ja Privatsache und interessiert nicht, ist ja auch eine andere Welt, der Rede sowieso nicht wert. Soll er doch über Kochrezepte oder Eiskunstlauf singen, oder über Barbra Streisand und mich in Frieden lassen damit.
    Warum fällt mir gerade die CSU ein?

    --

    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
    #8730477  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    Zappa1
    Warum fällt mir gerade die CSU ein?

    Weil sie die natürliche Heimstatt aller Homosexuellen ist? :wow:

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    #8730479  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,866

    Der HofackerWeil sie die natürliche Heimstatt aller Homosexuellen ist? :wow:

    Mit Strauß als Vorreiter der (homo)sexuellen Befreiung: „Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder“…:lol:

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    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
    #8730481  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Zappa1Auf deinen letzten Satz bezogen, ja, das wäre wünschenswert.
    Widerspricht aber völlig all dem, was du davor schreibst, denn anscheinend fühlst du dich ja doch in deiner heilen Hetero-Welt gestört.
    Klar ist Sexualität Privatsache, aber der Großteil der Pop und Rockmusik handelt davon.
    Der Homosexuelle soll von seiner Sexualität aber nicht singen, ist ja Privatsache und interessiert nicht, ist ja auch eine andere Welt, der Rede sowieso nicht wert. Soll er doch über Kochrezepte oder Eiskunstlauf singen, oder über Barbra Streisand und mich in Frieden lassen damit.
    Warum fällt mir gerade die CSU ein?

    Hä? Es zeigt sich mal wieder, dass Kommunikation mindestens zwei Seiten hat. Du hast mich völlig falsch verstanden. Wenn für einige Leute ihre Sexualität so wichtig ist, dass sie dauernd darüber singen müssen, sollen sie das machen. Mich langweilt es – egal ob hetero, homo, bi oder David Beckham. Aber manchmal will man ja auch Leute falsch verstehen. Is einfacher.

    --

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    #8730483  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    Zappa1Mit Strauß als Vorreiter der (homo)sexuellen Befreiung: „Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder“…:lol:

    :sonne:

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    #8730485  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,002

    songbirdBeim Abfeiern sollte man allerdings den Ball ein wenig flach halten und sich ab und an die Fanbrille putzen.

    Du machst uns das in Sachen Liam ja vor.

    --

    #8730487  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,821

    songbirdBowie war spätestens mit „Let´s Dance“ nicht mehr bahnbrechend, danach hat er kein künstlerisch relevantes Album mehr veröffentlicht.

    Das mag man so sehen, ich sprach ja auch nur von mir. Und für mich war alles relevant, was von Bowie kam. Und für mich war auch jeder seiner „Verwandlungen“ schlüssig, weil sie immer in die Zeit passte. Ich bin halt Fan. :)

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #8730489  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,821

    Herr Rossi
    Der Einluss Bowies geht aber über Phänomene wie Glam und New Romantic hinaus auf Pop insgesamt und reicht bis heute. Gerade in den letzten Jahren war es wirklich sehr auffällig, wie viele junge Pop-Acts Bowie zu ihren wichtigsten Einflüssen zählen.

    So sehe ich das auch.
    Komisch, als „Glam-Act“ habe ich Bowie nie wahrgenommen. Ich bin seit „Space Oddity“ Fan und habe mich auf jede Veröffentlichung gefreut. „The man who sold the world“ im Poster-Cover habe ich 1971 auf einem Grabbeltisch in einem Göttinger Elektro-Fachgeschäft entdeckt. Dieses Cover war die „entschärfte“ deutsche Variante zum Dress-Cover, das ich nie zu Gesicht bekommen habe. Aber das Foto von Bowie mit der Baskenmütze und der mädchenhaften Frisur hat mich damals umgehauen, das brach so dermaßen mit Rollenklischees. Es war immerhin 1971, da hatte ja noch alles an seinem Platz zu sein. :)

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #8730491  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,711

    captain kiddWenn für einige Leute ihre Sexualität so wichtig ist, dass sie dauernd darüber singen müssen, sollen sie das machen.

    Eben.

    Wir reden aber nicht mehr von David Bowie, der macht das nämlich gar nicht. Aber wie solltest du das wissen, du kennst sein Werk ja gar nicht.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #8730493  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,866

    Mistadobalina Es war immerhin 1971, da hatte ja noch alles an seinem Platz zu sein. :)

    In dem Jahr hat sich in dieser Hinsicht einiges bewegt. „Love It To Death“ erschien ja ungefähr zeitgleich, das Cover hat ja auch für einigen Wirbel gesorgt.

    --

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