David Bowie – The Next Day (März 2013)

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    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    Zappa1Da sind schon ein paar Parallelen zu mir vorhanden. Auch wenn Bowie für mich dann ab einem gewissen Zeitpunkt schon sehr wichtig wurde und es immer noch ist.

    In der Ziggy-Stardust Phase kannte ich paar Singles, aber 1972 waren mir andere wichtiger. Mein Gott war Marc Bolan, was er ja heute noch irgendwie ist. Das Debut von Roxy Music und Lou Reeds „Transformer“ waren Alben, Bands und Künstler der Stunde für mich. Bowie tat sich ein wenig schwer bei mir zu der Zeit. Heute nicht mehr ganz nachvollziehbar für mich, war aber so.

    Das erste mal, wo mich Bowie wirklich zu tiefst berührt hat, war dann 1973 ausgerechnet ein Song, der gar kein Bowie Song war. Das war „Sorrow“. Die Stimme, die Art des Gesangs, die Produktion, die unheimlich schöne Melodie, das Saxophon, da hat alles geapsst, das drang tief in mich. Für mich bis heute eine der besten Bowie-Aufnahmen überhaupt. Berührt mich heute noch immer so, kommt oft zu feuchten Augen, bewegen muss ich mich dazu sowieso immer. Eine Großtat von Bowie.

    Dann verlor ich ihn wieder ein wenig aus den Augen, der Durchbruch kam dann endgültig mit „Station To Station“. Danach war alles anders, über die vier darauf folgenden Großtaten muss man ja nichts mehr sagen.

    Ahoi, Franz, Du sprichst mir aus der Seele! :bier:

    Auch bei mir erschien Bowie tatsächlich erst mit „Sorrow“ so richtig auf dem Radar, auch ich finde, dass diese Aufnahme zu den anrührendsten gehört, die er je gemacht hat. Jedenfalls traf er mich damals damit mitten ins Herz (überhaupt ist „Pin Ups“ ein feines Album, das zu Unrecht immer etwas unter den Tisch fällt – es darf wohl nicht sein, dass einer wie Bowie einfach mal aus Spaß ein paar alte Shanties covert). Die ganze Ziggy-Arie ist damals relativ an mir vorbeigegangen, ich mochte zwar die Single („Starman“), aber ansonsten hab ich lieber LedZep, Black Sabbath, Deep Purple, Rolling Stones, Pink Floyd, Jefferson Airplane, Can, Neu, Nektar und so’n Zeug gehört. Man darf wohl auch nicht vergessen, dass diese frühen Bowie-Alben in Deutschland nicht mal in die Charts gekommen sind, seine Musik wurde im Radio relativ wenig gespielt. Und groß waren in der Tat zu diesem Zeitpunkt andere, z. B. Bolan. Insofern entspricht es auch nicht den Tatsachen zu behaupten, dass Bowie den Glamrock etabliert hat. Wohl aber hat er ihn beim anspruchsvollen Rock-Publikum salonfähig gemacht.
    Mich persönlich hat er dann erst mit „Heroes“ so richtig erwischt. Das Interesse hielt bis einschließlich „Scary Monsters“, „Let’s Dance“ fand ich zwar gut, aber in seinem Pop-Schick irgendwie unangemessen. Danach war er mir weitgehend egal.

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      #8730437  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,834

      MikkoStimmt! Jetzt da Du es schreibst, fällt mir ein, dass ich dieses Album mit den Sixties Coverversionen damals auch gekauft habe. Allerdings war ich nicht ganz so begeistert. Ich war damals ja gerade durch die Nuggets DoLP schwer auf dem Sixties Trip. Und Bowies Interpretationen der Sixties Klassiker klangen mir zu modern. Inzwischen schätze ich seine Pin Ups LP aber durchaus.

      Ich hatte nur die Sorrow 7“. Wobei ich damals leider die B-Seite mit „Amsterdam“ noch nicht richtig zu schätzen wusste.

      Die LP habe ich zu der Zeit zwar auch gehört, weiß aber nicht mehr so richtig, wie sie auf mich gewirkt hat. Allerdings, aus der Erinnerung raus, hätte ich, abgesehen von den Pink Floyd, Kinks und Who-Covers, die anderen Originale noch gar nicht gekannt.

      Das LP-Cover mit Twiggy war allerdings groß!

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      „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #99, 31.01.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8782-240201-allerhand-durcheinand-99
      #8730439  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,834

      Der HofackerAhoi, Franz, Du sprichst mir aus der Seele! :bier:

      Auch bei mir erschien Bowie tatsächlich erst mit „Sorrow“ so richtig auf dem Radar, auch ich finde, dass diese Aufnahme zu den anrührendsten gehört, die er je gemacht hat. Jedenfalls traf er mich damals damit mitten ins Herz (überhaupt ist „Pin Ups“ ein feines Album, das zu Unrecht immer etwas unter den Tisch fällt – es darf wohl nicht sein, dass einer wie Bowie einfach mal aus Spaß ein paar alte Shanties covert). Die ganze Ziggy-Arie ist damals relativ an mir vorbeigegangen, ich mochte zwar die Single („Starman“), aber ansonsten hab ich lieber LedZep, Black Sabbath, Deep Purple, Rolling Stones, Pink Floyd, Jefferson Airplane, Can, Neu, Nektar und so’n Zeug gehört. Man darf wohl auch nicht vergessen, dass diese frühen Bowie-Alben in Deutschland nicht mal in die Charts gekommen sind, seine Musik wurde im Radio relativ wenig gespielt. Und groß waren in der Tat zu diesem Zeitpunkt andere, z. B. Bolan. Insofern entspricht es auch nicht den Tatsachen zu behaupten, dass Bowie den Glamrock etabliert hat. Wohl aber hat er ihn beim anspruchsvollen Rock-Publikum salonfähig gemacht.
      Mich persönlich hat er dann erst mit „Heroes“ so richtig erwischt. Das Interesse hielt bis einschließlich „Scary Monsters“, „Let’s Dance“ fand ich zwar gut, aber in seinem Pop-Schick irgendwie unangemessen. Danach war er mir weitgehend egal.

      :-)

      Das freut mich, dass „Sorrow“ auch so auf dich wirkt. Gerade vorhin dreimal hintereinander gehört, ja, es bleibt dabei, für mich eine seiner schönsten Aufnahmen.

      Ich finde das Pin Ups Album insgesamt auch ziemlich großartig. Aber du hast schon recht, das ist wohl ähnlich wie bei „Selfportrait“, das gönnt man dem Dylan ja auch nicht…;-)

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      „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #99, 31.01.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8782-240201-allerhand-durcheinand-99
      #8730441  | PERMALINK

      daniel_belsazar

      Registriert seit: 19.04.2006

      Beiträge: 1,253

      Zappa1… In der Ziggy-Stardust Phase kannte ich paar Singles, aber 1972 waren mir andere wichtiger. …
      Dann verlor ich ihn wieder ein wenig aus den Augen, der Durchbruch kam dann endgültig mit „Station To Station“. Danach war alles anders, über die vier darauf folgenden Großtaten muss man ja nichts mehr sagen. …

      Das beschreibt ziemlich genau die Rezeptionsentwicklung in Deutschland, so wie ich sie auch wahrgenommen habe. Während er in England von 1972-74 sicher ein sehr, sehr großer Act mit extremer Wirkung war, war er in Deutschland zu der Zeit eher einer von etlichen Glam-Acts, wenn auch klar in den Top 3-5. Richtig wahrgenommen wurde er erst etwas später. Insbesondere „Station to Station“ lief dann in fast allen Läden Land auf, Land ab. Dazu kamen die „Kinder vom Bahnhof Zoo“, die ihm den Status des ewigen Junkie (der Thin White Duke eben) gab und selbst im hinterletzten Kuhdorf zum Begriff machte. Als er etwa zeitgleich Heroes mit deutschen Einsprengseln gab, brachen hier alle Dämme. Die Deutschen wurden geschmeichelt und honorierten das entsprechend.

      Parallele: Eine Menge der Beliebheit von Peter Gabriel in unseren Breiten hängt übrigens auch von seiner Verbeugung vor der Sprache hier ab (Spiel ohne Grenzen, als Zeitgenosse Bowies). Die Sprachadaption ist zumindest ein möglicher Weg der Markteroberung, war es immer schon für etliche internationale Sänger und Sängerinnen.

      --

      The only truth is music.
      #8730443  | PERMALINK

      Anonym
      Inaktiv

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      Beiträge: 0

      Mistadobalina

      Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber ich hab das alles hautnah miterlebt. Und für mich war Bowie immer bahnbrechend und überraschend. Als Beispiel mag die Ziggy-Phase in den 70ern gelten: Eine Menge Leute hat sein Auftreten und seine Auftritte verstört und für viele andere war es befreiend. Bowie wirkte weit über das rein Musikalische hinaus.

      Bowie war spätestens mit „Let´s Dance“ nicht mehr bahnbrechend, danach hat er kein künstlerisch relevantes Album mehr veröffentlicht.

      Das aktuelle Album ist entweder ein (in diesem Falle verzweifelt anmutender) Versuch, an vergangene kreative Schaffensphasen anzuknüpfen oder – was ich eher vermute – ein künstlerischer Abschied, in dem viel die Vergangenheit zitiert wird. Ich vermute, dass an ausgewählten Orten noch einige retrospektiv angelegte Shows folgen werden.

      Dass der Mann in seinem Alter kein kreatives Monster mehr schaffen muss, versteht sich übrigens von selbst. Gleiches gilt auch für einen McCartney oder die Stones. Beim Abfeiern sollte man allerdings den Ball ein wenig flach halten und sich ab und an die Fanbrille putzen.

      --

      #8730445  | PERMALINK

      marbeck
      Keine Lust, mir etwas auszudenken

      Registriert seit: 27.07.2004

      Beiträge: 23,957

      Zappa1Da sind schon ein paar Parallelen zu mir vorhanden. Auch wenn Bowie für mich dann ab einem gewissen Zeitpunkt schon sehr wichtig wurde und es immer noch ist.

      In der Ziggy-Stardust Phase kannte ich paar Singles, aber 1972 waren mir andere wichtiger. Mein Gott war Marc Bolan, was er ja heute noch irgendwie ist. Das Debut von Roxy Music und Lou Reeds „Transformer“ waren Alben, Bands und Künstler der Stunde für mich. Bowie tat sich ein wenig schwer bei mir zu der Zeit. Heute nicht mehr ganz nachvollziehbar für mich, war aber so.

      Das erste mal, wo mich Bowie wirklich zu tiefst berührt hat, war dann 1973 ausgerechnet ein Song, der gar kein Bowie Song war. Das war „Sorrow“. Die Stimme, die Art des Gesangs, die Produktion, die unheimlich schöne Melodie, das Saxophon, da hat alles geapsst, das drang tief in mich. Für mich bis heute eine der besten Bowie-Aufnahmen überhaupt. Berührt mich heute noch immer so, kommt oft zu feuchten Augen, bewegen muss ich mich dazu sowieso immer. Eine Großtat von Bowie.

      Dann verlor ich ihn wieder ein wenig aus den Augen, der Durchbruch kam dann endgültig mit „Station To Station“. Danach war alles anders, über die vier darauf folgenden Großtaten muss man ja nichts mehr sagen.

      Da ergänzen wir uns gut. ;-)

      „Starman“ war die erste 7″, die ich mir gekauft habe (mit 14 auf Klassenfahrt im Citta 2000). „Space Oddity“ habe ich für 2 DM beim örtlichen Elektrofachgeschäft aus der der Grabbelkiste geholt. Danach alle Singles und Alben bis „Diamond Dogs“.

      „Sound and Vision“, „TVC 15“ und so noch im Radio gehört, dann Bowie aus den Augen verloren und zu Ramones, Sex Pistols, The Jam usw. übergewechselt.

      Bowie hatte für mich damals schon eine persönliche Bedeutung. Man vergisst leicht, dass seit dem 2. Weltkrieg nur ca. 25 Jahre vergangen waren. Als Kind und Jugendlicher auf dem Land waren die 60er und frühen 70er geprägt durch eine Mischung aus starren Regeln und rasanten Veränderungen. Man muss sich nur mal Clips aus dem Beat-Club oder Beat Beat Beat von Mitte der 60er ansehen (insbesondere das Publikum) und dass mit den Glam-Rocker 5-6 Jahre später vergleichen. Das man wie Ziggy Stardust aussehen konnte war wirklich erstaunlich für die damalige Dorfjugend. ;-)

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      "I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered." - George Best --- Dienstags und donnerstags, ab 20 Uhr, samstags ab 20.30 Uhr: Radio StoneFM
      #8730447  | PERMALINK

      daniel_belsazar

      Registriert seit: 19.04.2006

      Beiträge: 1,253

      captain kiddNein. Weil er kein Talent hat.

      Nach dem, was du so von dir gibst, scheint sich dein eigenes Talent zur Beurteilung von musikalischem Talent – ganz zu schweigen von Bühnenwirksamkeit – in recht engen Grenzen zu halten.

      --

      The only truth is music.
      #8730449  | PERMALINK

      the-imposter
      na gut

      Registriert seit: 05.04.2005

      Beiträge: 38,565

      songbirdBowie war spätestens mit „Let´s Dance“ nicht mehr bahnbrechend, danach hat er kein künstlerisch relevantes Album mehr veröffentlicht.

      Let’s Dance war ’83 und tatsächlich der Beginn des Ausverkaufs

      die gesamten Siebziger über hat er aber (mit kleinen Abstrichen) fast nur erstklassiges Material abgeliefert

      --

      out of the blue
      #8730451  | PERMALINK

      captain-kidd

      Registriert seit: 06.11.2002

      Beiträge: 4,140

      Daniel_BelsazarNach dem, was du so von dir gibst, scheint sich dein eigenes Talent zur Beurteilung von musikalischem Talent – ganz zu schweigen von Bühnenwirksamkeit – in recht engen Grenzen zu halten.

      Kann sein. Vielleicht hält sich aber auch dein Talent, zu beurteilen, ob jemand beurteilen kann, ob jemand Talent hat, in recht engen Grenzen. Wir werden es wohl leider nie erfahren.

      So. Jetzt mal entspannen. Es ist nichts passiert. Bowie hat ein neues Album gemacht, Gott ist noch immer tot und draußen fällt Schnee – soviel zu den Fakten. Der Rest ist Nuance.

      Und vielleicht springe ich ja noch auf den Bowie-Zug auf. Und wenn ich dann meinen Magister in Bowielogie habe, darf ich auch endlich eine Meinung zum neuen Album äußern – wenn mir der Dekan das okay gibt. Also ich freu mich schon drauf. Bis dahin: Hiii Power!!

      --

      Do you believe in Rock n Roll?
      #8730453  | PERMALINK

      herr-rossi
      Moderator
      -

      Registriert seit: 15.05.2005

      Beiträge: 84,854

      captain kiddOkay. Bowie hat Scheiße ermöglicht. Danke dafür. Is aber nun wirklich so. Muss den Einfluss von Bowie hiermit anerkennen. Was an der Ödigkeit des neuen Album aber kein Jota ändert…

      Dort steht außerdem, dass die New Romantics sich als Antipunks Bowie als neues Vorbild suchten. Man könnte auch sagen: Der Thin White Duke war der König der Konterrevolution, das Vorbild der Angepassten. Wobei: Die Sex Pistols waren ja auch eine verfickte Castingband. Dann lieber Bowie…

      In dem Überblick heißt es völlig zurecht: „Teens & twentysomethings at the time were becoming disillusioned with punk rock, thinking it had lost it’s original appeal and they had nothing to identify with. “ New Romantic war nicht „Anti“-Punkrock, sondern war ohne Punk, Postpunk und auch Krautrock (den Bowie ja ebenfalls frühzeitig aufgegriffen hat) überhaupt nicht denkbar. Man war allerdings desillusioniert von der Entwicklung, die Punk nach 1977 genommen hatte. New Romantic führte vielmehr die Ideale des Glamrocks der frühen 70er Jahre weiter. Dass ähnlich wie bei Glam das ganze schnell auch epigonale und trivialisierte Acts nach sich zog, ist ja kein Geheimnis, aber Rap (um mal ein Beispiel aus Deiner Welt zu nehmen) ist ja auch nicht „Scheiße“, nur weil es irgendwann halt auch Vanilla Ice und MC Hammer gab.

      Der Einluss Bowies geht aber über Phänomene wie Glam und New Romantic hinaus auf Pop insgesamt und reicht bis heute. Gerade in den letzten Jahren war es wirklich sehr auffällig, wie viele junge Pop-Acts Bowie zu ihren wichtigsten Einflüssen zählen.

      Seine Rolle war für mich immer die selbe… aber das kommt wahrscheinlich daher, dass ich mich wirklich nur so am Rande mit ihm beschäftigt habe. Dieses ganze Karnevals-jetzt-verkleiden-wir-uns-mal-ganz-witzig-und-sind-wer-anders-Gedöns liegt mir einfach nicht so… Kann auch mit meiner Theaterabneigung zu tun haben…

      Wenn Du Dich vor allem für Rap und Americana begeisterst, ist das nicht unschlüssig, denn dort zählt ja vor allem Authentizität und „keeping it real“, und da sind Männer noch Männer und Frauen Frauen. Quasi Rockismus, nur ohne Rock.;-) Wobei ich weder das eine noch das andere diskreditieren will, ich mag ja auch vieles aus diesen Welten und auch in diesen Genres gibt es reichlich helle Köpfe und auch „queere“ Künstlerinnen und Künstler, aber ist schon eine andere Welt als die Pop-Musik, die Bowie maßgeblich beeinflusst hat.

      --

      #8730455  | PERMALINK

      der-hofacker

      Registriert seit: 07.04.2005

      Beiträge: 1,588

      MarBeck
      Bowie hatte für mich damals schon eine persönliche Bedeutung. Man vergisst leicht, dass seit dem 2. Weltkrieg nur ca. 25 Jahre vergangen waren. Als Kind und Jugendlicher auf dem Land waren die 60er und frühen 70er geprägt durch eine Mischung aus starren Regeln und rasanten Veränderungen. Man muss sich nur mal Clips aus dem Beat-Club oder Beat Beat Beat von Mitte der 60er ansehen (insbesondere das Publikum) und dass mit den Glam-Rocker 5-6 Jahre später vergleichen. Das man wie Ziggy Stardust aussehen konnte war wirklich erstaunlich für die damalige Dorfjugend. ;-)

      Da ist was dran! Ich erinnere mich, dass Bowie für mich – zu der Zeit ebenfalls auf dem Land in NRW aufwachsend – so eine Art Symbol für die Utopie war, mit der Popmusik damals noch verbunden war. So nach dem Motto: Alles ist möglich, werde dein eigener Star, go for it! Die Realitäten in der BRD dieser Jahre aber waren andere. Wer lange Haare, Schlaghose und Plateaustiefel trug, wurde mehrfach am Tag von braven Bürgern zusmmengeschissen. Und wenn ich mir z. B. Kajal ins Gesicht geschmiert hätte, hätten mich die dorfältesten Schnapsnasen auf der Dorfkirmes wohl entweder verprügelt oder vergewaltigt…
      Insofern war Bowie erst mal weniger musikalisch bedeutend als vor allem eine Identifikationsfigur.

      --

      #8730457  | PERMALINK

      zappa1
      Yellow Shark

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 86,834

      Daniel_Belsazar

      Parallele: Eine Menge der Beliebheit von Peter Gabriel in unseren Breiten hängt übrigens auch von seiner Verbeugung vor der Sprache hier ab (Spiel ohne Grenzen, als Zeitgenosse Bowies). Die Sprachadaption ist zumindest ein möglicher Weg der Markteroberung, war es immer schon für etliche internationale Sänger und Sängerinnen.

      Weiß nicht, ob das so eine große Rolle gespielt hat, zumindest in Bezug auf Gabriel glaube ich das eher nicht. Genesis mit Gabriel gehörten doch seinerzeit zu den ganz großen Bands. Und spätestens mit der Lamb-Tour hatte er doch die Leute endgültig gefangen, mich zumindest hatte er nach dem Konzert endgültig für sich gewonnen.

      MarBeckDa ergänzen wir uns gut. ;-)

      „Starman“ war die erste 7″, die ich mir gekauft habe (mit 14 auf Klassenfahrt im Citta 2000). „Space Oddity“ habe ich für 2 DM beim örtlichen Elektrofachgeschäft aus der der Grabbelkiste geholt. Danach alle Singles und Alben bis „Diamond Dogs“.

      „Sound and Vision“, „TVC 15“ und so noch im Radio gehört, dann Bowie aus den Augen verloren und zu Ramones, Sex Pistols, The Jam usw. übergewechselt.

      Bowie hatte für mich damals schon eine persönliche Bedeutung. Man vergisst leicht, dass seit dem 2. Weltkrieg nur ca. 25 Jahre vergangen waren. Als Kind und Jugendlicher auf dem Land waren die 60er und frühen 70er geprägt durch eine Mischung aus starren Regeln und rasanten Veränderungen. Man muss sich nur mal Clips aus dem Beat-Club oder Beat Beat Beat von Mitte der 60er ansehen (insbesondere das Publikum) und dass mit den Glam-Rocker 5-6 Jahre später vergleichen. Das man wie Ziggy Stardust aussehen konnte war wirklich erstaunlich für die damalige Dorfjugend. ;-)

      An deine Geschichte mit der Starman Single musste ich neulich wieder denken, als sie den Polizeiruf mit Doris Kunstmann wiederholten, wo sie vom Citta 2000 schwärmt.

      Aber glaub mir, Ziggy Stardust und überhaupt der eine oder andere Glam-Star hat auch bei der Stadtjugend für einige Irritationen gesorgt…;-)

      --

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      #8730459  | PERMALINK

      daniel_belsazar

      Registriert seit: 19.04.2006

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      captain kiddKann sein. Vielleicht hält sich aber auch dein Talent, zu beurteilen, ob jemand beurteilen kann, ob jemand Talent hat, in recht engen Grenzen. Wir werden es wohl leider nie erfahren.

      Ich werde unter anderem für solche Beurteilungen bezahlt, das seit längerem und nicht schlecht – unter anderem weil meine Trefferquote dabei recht gut ist. Ich kann sehr gut damit leben, dass du es vielleicht nie erfahren wirst.

      Zum Abschluss der Spirale verweise ich auf meine Signatur.

      --

      The only truth is music.
      #8730461  | PERMALINK

      captain-kidd

      Registriert seit: 06.11.2002

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      Herr RossiWenn Du Dich vor allem für Rap und Americana begeisterst, ist das nicht unschlüssig, denn dort zählt ja vor allem Authentizität und „keeping it real“, und da sind Männer noch Männer und Frauen Frauen. Quasi Rockismus, nur ohne Rock.;-) Wobei ich weder das eine noch das andere diskreditieren will, ich mag ja auch vieles aus diesen Welten und auch in diesen Genres gibt es reichlich helle Köpfe und auch „queere“ Künstlerinnen und Künstler, aber ist schon eine andere Welt als die Pop-Musik, die Bowie maßgeblich beeinflusst hat.

      Das habe ich in der Tat auch schon gedacht. Ich finde es eigentlich immer anstrengend, wenn sich sich Künstler nur über ihre Sexualität definieren – sei es Rihanna oder Culture Club. Und gerade das beobachte ich sehr oft bei sogenannten „queeren Künstlern“. Und eigentlich halte ich gerade von homosexuellen Künstler solch ein Verhalten für absolut konterrevolutionär. Sie stellen ihr Anderssein heraus – dabei haben sie aber eigentlich nur eine andere sexuelle Präferenz als der Mainstream. Eigentlich nicht der Rede wert und Privatsache, aber einige Queer-Künstler bauen einzig darauf ihre Karriere auf. Das halte ich für sehr sehr schwach und, wie gesagt, letztlich für total konservativ und rollenfestigend. Wäre es nicht viel freiheitlicher, wenn es völlig egal ist, ob jemand homo, hetero, bi, tri oder was auch immer ist?

      Glamrock mit seiner ins Schaufenster gestellten Queerness, kommt mir immer vor wie der lustige Homo-Pausenclown im Fernsehen, über dessen Buntheit und Crazyness das kleinbürgerliche Publikum so schön lachen kann. Das hat eigentlich so was Onkel-Tom-mäßiges und zementiert Vorurteile und Abgrenzungen.

      --

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      #8730463  | PERMALINK

      captain-kidd

      Registriert seit: 06.11.2002

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      Daniel_BelsazarIch werde unter anderem für solche Beurteilungen bezahlt, das seit längerem und nicht schlecht – unter anderem weil meine Trefferquote dabei recht gut ist. Ich kann sehr gut damit leben, dass du es vielleicht nie erfahren wirst.

      Okay, wenn man für etwas bezahlt wird, dann kann man das natürlich ganz ganz dolle gut. Sorry, das wusste ich nicht.

      --

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