Retromania | ist Pop tot?

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  • #8682901  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    lathoPlötzlich ist man wieder jung.

    Elender Retro-Reaktionär. :teufel:

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    I hunt alone
    Highlights von Rolling-Stone.de
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      #8682903  | PERMALINK

      genosse-schulz

      Registriert seit: 06.01.2009

      Beiträge: 5,321

      FriedrichIch würde aber vehement widersprechen, wenn Du sagst, dass die Zahl der „Rosinen“ abnimmt. Ich würde ebenso der Aussage widersprechen, dass heute weniger „neuer“ Pop produziert wird: Es gibt massenhaft davon! Er wird nur von der Lesergruppe des Rolling Stone und von vielen hier im Forum aktiven Teilnehmern nicht entsprechend wahrgenommen.

      Wo sind denn hier z.B. die Posts über die bunt schillernde, völlig unübersichtliche, sich immer wieder selbst überholende und damit auch für mich irritierende Electronica-Szene? Das wird hier nur als Marginalie behandelt, während alleine der Sound einer Stones Re-Issue ein Diskussionsthema ist.

      Oder über den seit 6-7 Jahren immer größer werdenden Occult/Retro Rock Hype. Mittlerweile spielen allein in Europa um die 40-50 Bands ziemlich gut alle möglichen Endsechziger/Frühsiebziger Hard-Space-Heavy-Psych-Doom-Rock-Proto-Metal-was weiss ich für-Sounds. Wie Boris Kaiser meinte, die Jungs und Mädels ziehen sich halt alle die gleichen Platten rein. Sabbath, Coven, Captain Beyond, Led Zep, Heep, BÖC, Pentagram, Mountain, Budgie…

      Man hatte einfach genug von zerfrickelten Mathcore Quälereien, Thrash-Riffmassakern und sowieso Pro Tools Orgien. Also zurück in die Vergangenheit. Als Abgrenzung zum Bestehenden. Im Sound wie bei den Instrumenten. Ähh… Progressive Vintage, sozusagen. Oder die Antithese, wie man will.

      Und mit Graveyard und vor allem der Berliner Kasperkapelle Kadavar treibt der Kult mittlerweile auch ganz seltsam bunte Blüten:

      TCM 005 – Kadavar “s/t” LP plus Mp3

      first press: 100 copies white, 200 copies red, 400 copies black wax – SOLD OUT
      second press: 300 copies green wax – SOLD OUT
      third press: 1000 copies black wax – SOLD OUT
      fourth press: 1000 copies purple wax – SOLD OUT
      fifth press: 1000 copies milky white wax – SOLD OUT
      sixth press: 1000 copies yellow wax – SOLD OUT
      seventh press: 1000 copies darkblue with black swirls

      (Quelle)

      Erinnert ja fast schon an den Ghost-Hype vor 2 Jahren. Aber das ist interessant. Stand ich im September auf dem Stuttgarter Flohmarkt (samstags auf dem Karlsplatz) und durchsuchte die übliche Neu reingekommen! „60/70er Pop Rock“ Kiste eines Profihändlers. Neben mir ein ca. 40-jähriges Pärchen und hat folgende Platten rausgesucht: irgendeine Grönemeyer und was von Genesis und „Revolver“ von den Beatles.

      Beim Bezahlen erzählen sie, ihre Tochter hätte sich neulich einen alten Plattenspieler gekauft und wünscht sich jetzt Platten. Und auch hier: Retro als Abgrenzung. Und/oder Ergänzung, Gimmick, Accessoire.

      Ich kann darin nichts negatives erkennen.

      --

      I hunt alone
      #8682905  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,855

      genosse schulzOder über den seit 6-7 Jahren immer größer werdenden Occult/Retro Rock Hype. Mittlerweile spielen allein in Europa um die 40-50 Bands ziemlich gut alle möglichen Endsechziger/Frühsiebziger Hard-Space-Heavy-Psych-Doom-Rock-Proto-Metal-was weiss ich für-Sounds. Wie Boris Kaiser meinte, die Jungs und Mädels ziehen sich halt alle die gleichen Platten rein. Sabbath, Coven, Captain Beyond, Led Zep, Heep, BÖC, Pentagram, Mountain, Budgie…

      Man hatte einfach genug von zerfrickelten Mathcore Quälereien, Thrash-Riffmassakern und sowieso Pro Tools Orgien. Also zurück in die Vergangenheit. Als Abgrenzung zum Bestehenden. Im Sound wie bei den Instrumenten. Ähh… Progressive Vintage, sozusagen. Oder die Antithese, wie man will.

      Und mit Graveyard und vor allem der Berliner Kasperkapelle Kadavar treibt der Kult mittlerweile auch ganz seltsam bunte Blüten:

      TCM 005 – Kadavar “s/t” LP plus Mp3

      first press: 100 copies white, 200 copies red, 400 copies black wax – SOLD OUT
      second press: 300 copies green wax – SOLD OUT
      third press: 1000 copies black wax – SOLD OUT
      fourth press: 1000 copies purple wax – SOLD OUT
      fifth press: 1000 copies milky white wax – SOLD OUT
      sixth press: 1000 copies yellow wax – SOLD OUT
      seventh press: 1000 copies darkblue with black swirls

      (Quelle)

      Erinnert ja fast schon an den Ghost-Hype vor 2 Jahren. Aber das ist interessant. Stand ich im September auf dem Stuttgarter Flohmarkt (samstags auf dem Karlsplatz) und durchsuchte die übliche Neu reingekommen! „60/70er Pop Rock“ Kiste eines Profihändlers. Neben mir ein ca. 40-jähriges Pärchen und hat folgende Platten rausgesucht: irgendeine Grönemeyer und was von Genesis und „Revolver“ von den Beatles.

      Beim Bezahlen erzählen sie, ihre Tochter hätte sich neulich einen alten Plattenspieler gekauft und wünscht sich jetzt Platten. Und auch hier: Retro als Abgrenzung. Und/oder Ergänzung, Gimmick, Accessoire.

      Ich kann darin nichts negatives erkennen.

      Mmmh…?

      Ich vermute, Du missverstehst mich hier absichtlich, oder? Mit Electronica meine ich das weite Feld der Musik, die sich nach House und Techno immer weiter ausdifferenziert und viele Sub-Genres gebildet hat und die für mich ein Beispiel für aktuelle und nicht zuvorderst rückbezüglicher – vulgo: retro – Popmusik ist. Ich habe RETROMANIA nicht gelesen und weiß daher nicht, ob Reynolds diese Musik überhaupt wahrnimmt. Vermutlich nicht, sonst würde er aktuellem Pop nicht pauschal das Kleben an der eigenen Vergangenheit vorwerfen. Man muss dann aber auch mal fragen, warum er Electronica übersieht.

      Diese extreme Zersplitterung mancher Genres, nicht zuletzt im Metal, der sich ja sogar insgesamt versucht von Pop und sogar von der Rockmusik abzugrenzen, scheint mir so eine narzisstische Nerdigkeit zu sein, die eine eigene vermeintliche Authentizität und Besonderheit behauptet, die es eigentlich gar nicht gibt, da man selbst auch nichts anderes ist als ein kleines Steinchen in dem großen Mosaik. Aber wer will sich das als Pubertierender schon selbst gerne eingestehen? Diesen ganzen Erstpressung-, limited edition-, super heavy vinyl-Fetischismus schätze ich ähnlich ein, auch wenn die Zielgruppe dafür etwas älter und einkommensstärker sein mag. Sicher ist das schlicht auch nichts anderes als Marketing. Mit dem ständigen Remastering von CD-Re-Issues entsprechend dem gerade modischen Klangideal ist es wahrscheinlich nicht viel anders.

      Aber für mich dreht sich diese Diskussion auch inzwischen etwas im Kreis. Ich persönlich finde es schön, dass Pop ein Bewusstsein für die eigene Geschichte entwickelt hat und dass in vielen Fällen sehr kenntnisreich und geschickt damit umgegangen wird. Dass in anderen Fällen damit auf banale Art und Weise, zusammenhanglos oder nur wiederkäuend umgegangen wird, finde ich weniger schön. Ich fürchte aber, das ist nicht zu vermeiden. Vielleicht fordert das der Markt so.

      Gleichzeitig sehe/höre ich aber auch viel Musik, die sehr – äh …. – modern ist und die sich nicht in erster Linie auf Althergebrachtes bezieht. Es ist jedem freigestellt sich dafür zu interessieren oder auch nicht. Aber dann soll man sich doch bitte nicht darüber beklagen, dass angeblich im Pop nichts neues mehr geschieht.

      Damit empfehle ich mich und lege Flying Lotus auf: http://www.youtube.com/watch?v=NnWy5qgdUqE

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #8682907  | PERMALINK

      tolomoquinkolom

      Registriert seit: 07.08.2008

      Beiträge: 8,651

      nail75Ist Dir schon mal aufgefallen, dass bestimmte Sachen, die vollkommen aus der Mode sind, nach einigen Jahren oder Jahrzehnten wieder in Mode kommen? Im Moment sind beispielsweise Brillen mit dicken Rändern wieder „in“, die sah man in den letzten 20 Jahren nur bei sehr alten Leuten.

      Interessant, dass du das erwähnst. Zusammenhänge und Ähnlichkeiten von wiederkehrenden Mode-Zyklen und Musik-Trends (z.B. die Retro-Welle) sind tatsächlich gleichermaßen in Architektur, Mode und Musik vorhanden.

      FriedrichEs mag sein, dass eine wirtschaftlich saturierte, aber durch eine sich immer schneller verändernde Welt verunsicherte Mittelklasse sich nach der „guten alten Zeit“, als es auch noch „richtige“ Musik gab, zurücksehnt – eine Musik, mit der paradoxerweise diese heute saturierte Mittelklasse wiederum in ihrer eigenen Jugend die Welt so schnell wie möglich verändern wollte. Aber war das nicht immer so? Vielleicht ist diese Zielgruppe heute bloß deutlich besser sichtbar, da sie aufgrund geburtenstarker Jahrgänge, der eigenen Sozialisation durch Pop und eines relativ hohen verfügbaren Einkommens als Zielgruppe von Bedeutung ist. […]

      Ich würde aber vehement widersprechen, wenn Du sagst, dass die Zahl der „Rosinen“ abnimmt. Ich würde auch widersprechen, dass heute weniger „neuer“ Pop produziert wird: Es gibt massenhaft davon! Er wird nur von der Lesergruppe des Rolling Stone und von vielen hier im Forum aktiven Teilnehmern nicht entsprechend wahrgenommen.

      Ich habe schon das Gefühl, dass der große Popmusik-Stollen mit weniger Rosinen auskommen muss, als noch vor einigen Jahren. Dass ‘neuer’ Pop unablässig, aber recht wahllos ausgespuckt wird, bezweifle ich keineswegs, halte dies aber weder für ein vertrauenserweckendes Zeichen des Zustands der Musikindustrie, noch für ein positives über den einer oberflächlich gewordenen Popkultur. Um es mit den Worten von Leo Perutz auszudrücken: ‘wohin rollst du, Äpfelchen?’

      Wo sind denn hier z.B. die Posts über die bunt schillernde, völlig unübersichtliche, sich immer wieder selbst überholende und damit auch für mich irritierende Electronica-Szene? Das wird hier nur als Marginalie behandelt, während alleine der Sound einer Stones Re-Issue ein Diskussionsthema ist.

      Was nicht im Fanzine Rolling Stone steht, gibt es hier offiziell als Musik nicht ;-). Da haben es dann entsprechende Posts oder Threads im Forum nicht leicht.

      Vieles verschwindet natürlich auch und wird vergessen, aber ein Teil der Vergangenheit wird Teil der allgemeinen Gesellschaftskultur. Das gilt natürlich auch für die Popmusik. Wenn aber Namen wie Dylan, Beatles, Stones oder Nirvana immer noch Bedeutung besitzen, dann ist es nur natürlich, dass sich junge Musiker darauf beziehen. Diese Bezüge können relativ leicht von einer größeren Zahl an Zuhörern erkannt werden.

      Dagegen ist nichts einzuwenden.

      FriedrichIch habe RETROMANIA nicht gelesen und weiß daher nicht, ob Reynolds diese Musik überhaupt wahrnimmt. Vermutlich nicht, sonst würde er aktuellem Pop nicht pauschal das Kleben an der eigenen Vergangenheit vorwerfen. Man muss dann aber auch mal fragen, warum er Electronica übersieht.

      Tut er nicht. Auch der von dir verlinkte Steven Ellison, also Flying Lotus, kommt mehrfach im Buch vor. Reynolds ist in seinen Betrachtungen auch weniger pauschal, als dies vielleicht in diesem Thread erscheinen mag. Da wäre mal ein ernstes Wort, auch mit der Thread-Erstellerin angebracht.

      .

      --

      #8682909  | PERMALINK

      brundlefly

      Registriert seit: 27.12.2008

      Beiträge: 4,766

      Friedrich
      Mit Electronica meine ich das weite Feld der Musik, die sich nach House und Techno immer weiter ausdifferenziert und viele Sub-Genres gebildet hat und die für mich ein Beispiel für aktuelle und nicht zuvorderst rückbezüglicher – vulgo: retro – Popmusik ist. Ich habe RETROMANIA nicht gelesen und weiß daher nicht, ob Reynolds diese Musik überhaupt wahrnimmt. Vermutlich nicht, sonst würde er aktuellem Pop nicht pauschal das Kleben an der eigenen Vergangenheit vorwerfen. Man muss dann aber auch mal fragen, warum er Electronica übersieht.

      Im Gegenteil, dem Thema steht er sogar näher als vielen anderen Genres. Reynolds war Anfang der Neunziger beim Melody Maker einer der wenigen (UK)-Hardcore-affinen Journalisten in einer Phase, als das selbst von Acid House-Veteranen als Proll-Musik wahrgenommen wurde. Die Neunziger sind daher bei ihm ein Goldenes Zeitalter der elektronischen Musik, in dem monatlich neue Entwicklungen möglich waren. Interessanterweise spart er allerdings die prägenden Dance-Stile der Noughties – 2 Step, Grime, Dubstep und Bassline House – aus, da diese seiner Ansicht nach in der Hardcore-Tradition stehen oder sogar explizit auf diese Ära zurück greifen (siehe Tracks wie „Where Were You In ’92“ von Zomby), somit also Teil der Retro-Welle sind. Und dem Old Skool Rave-Revival Anfang der frühen Noughties konnte er sogar im amerikanischen Exil nicht widerstehen, wie er in dem Kapital beschreibt.

      --

      http://hyphish.wordpress.com "Every generation has its one defining moment. We are yours."
      #8682911  | PERMALINK

      tolomoquinkolom

      Registriert seit: 07.08.2008

      Beiträge: 8,651

      FriedrichIch persönlich finde es schön, dass Pop ein Bewusstsein für die eigene Geschichte entwickelt hat und dass in vielen Fällen sehr kenntnisreich und geschickt damit umgegangen wird. Dass in anderen Fällen damit auf banale Art und Weise, zusammenhanglos oder nur wiederkäuend umgegangen wird, finde ich weniger schön. Ich fürchte aber, das ist nicht zu vermeiden. Vielleicht fordert das der Markt so.

      AlbertoWenn die Musik von früher, die mir etwas bedeutet, aufs Ästhetische reduziert wird (unter Außerachtlassung der früheren popkulturellen Bedeutung), kompatibel gemacht wird mit der allgegenwärtigen Konsenskonsumkultur und dann gleichzeitig andere Musik von früher, die anderen Menschen etwas bedeutet, genauso verwurstet wird, werden Bestandteile meiner eigenen Sozialisation in geschichtsblinder und egalisierender Weise vereinnahmt.

      Das hat was von einer Selbstüberhöhung der heutigen, gerne als „retro“ bezeichneten Popkultur gegenüber derjenigen aus der Zeit der jeweiligen Originale. Die Zitate früherer Musik stellen keine Verbeugung vor dieser Musik oder gar vor deren früherer gesellschaftlicher Bedeutung, sondern die Vereinnahmung dieser Musik durch die wertungsfreie Konsumwelt heutiger Prägung dar.

      Es ist eigenartig, wie schnell man sich daran gewöhnt hat. Es scheint auch keine nennenswerten Einwände oder Bedenken zu geben – weder von Musikern noch von Konsumenten. Wie Reynolds schreibt, ist es bemerkenswert (oder doch eher bedenklich?) wie diese ‘neue’ Musik zum alltäglichen Bestandteil unserer Hörgewohnheiten geworden ist und wir z.B. Songs aus Bruchstücken anderer Songs (losgelöst aus ihrer Zeit, ihrem Zusammenhang und ihrer Bedeutung) gut finden und akzeptieren. Konsumismus regelt die Bedingungen unseres kulturellen Verhaltens und entscheidet damit auch über die Kultur selbst.

      bullschuetzPop hat seit den 60ern nun mal mächtig viel Geschichte angelagert, und derzeit scheint diese mächtige historische Aura für viele faszinierender zu sein als das, was sich entschlossen gegen vorgeprägte Muster absetzt oder ihnen entschlossen etwas hinzufügt.

      Postmoderne + Internet = Super-Hybridität.

      In den 60ern gab es die Beat-Band-Explosion, dazu noch Folk-Rock, Psychedelic, Soul, Ska. In den 70ern kamen Glam, Heavy Metal, Funk, Punk, Reggae, Dub, Disco dazu. Die 80er hielten Schritt mit Hip-Hop, Synth-Pop, Gothic, House. Die 90er hatten Techno, Rave, Dancehall, Grunge, Alternative-Rock. Wie halten die 2000er da mit? Keine der aktuelleren Entwicklungen hat eine neue Musikform hervorgebracht. Der state-of-the-(ch)art-Mainstream im Pop wirkt eher wie ein Abbild einer eingefroren Zukunft. Es fehlen Bewegungen und Bewegung.

      Nach dem Aufstieg mit Hilfe von Internet und Info-Tech-Boom entpuppten sich die 2000er als Plateau. Es ist schwer zu sagen, was diese Ära denn musikalisch ausmacht, welche Musik eigentlich typisch für die 2000er ist. Supermarken (iPod, You Tube, Last.fm, MySpace, Spotify, Napster usw.) haben im wesentlichen den Platz von Superbands bzw. -künstlern eingenommen. Man wird sich später einmal an Marken, aber nicht an Musiker dieser Ära erinnern. McLuhans ‘the medium is the message’ hat eine neue Gültigkeit bekommen.

      [Simon Reynolds | in: Der Schock des Altbekannten]

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      #8682913  | PERMALINK

      tolomoquinkolom

      Registriert seit: 07.08.2008

      Beiträge: 8,651

      Zitat-, Vintage-, Retro-, Post-Pop

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      #8682915  | PERMALINK

      friedrich

      Registriert seit: 28.06.2008

      Beiträge: 4,855

      Gerade mal in der eigenen Plattensammlung gestöbert und auf THE RED LINE von Trans Am aus dem Jahr 2000 gestoßen. Ein review dazu liest sich so:

      „Komischer Plattentitel. Wenn dieser Trans Am-Platte nämlich etwas fehlt, dann der rote Faden. Es hat ja schon viele heterogene Platten gegeben, die gerade wegen ihrer Sprünge als epochal gelten, angefangen beim „Weißen Album“ der Beatles – aber diese Sammlung von 21 Nummern klingt nach einem total ratlosen, aus bloßen Ideenfetzen zusammengesetzten Flickwerk. Hitverdächtiges wie „I Want It All“ mit Vocoder-Gesang – ganz die Console-Manier – wechselt ab mit Stücken, die aus bloßem Feedback-Brummen und rückwärts laufenden Bändern bestehen. Auf Heroin-Space-Drone mit Anklängen an Jesus & The Mary Chain und Spacemen 3 folgt eine Folk-Akustik-Ballade, die (und dies auch nur für Eingeweihte) verdeutlicht, welchen großen Einfluss Gitarristen wie John Fahey und Leo Kottke auf die gegenwärtige Chicago-Szene im allgemeinen und auf Jim O’Rourke als deren Mentor im besonderen hatten. Mit dabei auch: bewusst muffig aufgenommener Slo-Mo-Noiserock nach Melvins-Rezept, Nummern voller Hippie-Getrommel und Gitarrengeklimper, die Amon Düül-Hölle zum Quadrat, aber auch kühle Synthie-Wave-Stücke, distanzierter, auf Entfremdung machender Roboter-Style, frei nach Gary Numan und Tuxedomoon. Was also soll man von einer Platte halten, die Stile und Pop-Epochen wie dahingeblätterte Karten präsentiert, ohne eine Spielregel erkennen zu lassen? Gibt sich da nicht allenthalben totale Ratlosigkeit zu erkennen?

      Genau das ist der Fall, und genau diese Offenbarung des Scheiterns macht „Red Line“ zu einer ganz tollen Platte, auf der Trans Am frech und mutig genug gewesen sind, all ihre Einflüsse gerade mal kurz anklingen zu lassen, ohne sie als großen Wurf zu präsentieren. „Red Line“ hat fabelhaft verstanden, mit dem Gemeinplatz umzugehen, dass im Pop nichts Neues mehr möglich sei, sondern das Neue nur noch als Zitat, sozusagen postmodern, gebrochen und eklektizistisch – blabla. Auf diese Weisheit, die seit Jahren für Druckerschwärze in den Feuilletons sorgt, machen sich Trans Am einen Witz, indem sie so fragmentarisch, zerrissen, zitathaft und uneinteilbar wie nur möglich vorgehen und also alle Erwartungen an „Postrock“ im Sinne von Weder-Noch erfüllen. Wer all das allerdings nicht nur auf Zitate abklopft, sondern zuhört, muss am Ende feststellen, dass die Musik im Detail ganz schön krabbelt, flimmert und zuckt. Das, was die Rockisten immer noch gerne und immer im Falschen suchen, die Intensität und das sogenannt Authentische, findet sich auf „Red Line“ gerade im Zitat und im Fragment. Zu zeigen, dass es nur dort überhaupt noch möglich ist, ist verdienstvoller, als so etwas Halbherziges wie ein „Bandprofil“ auszubilden.“

      Martin Büsser / Intro

      Noch Fragen?

      --

      „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
      #8682917  | PERMALINK

      j-w
      Moderator
      maximum rhythm & blues

      Registriert seit: 09.07.2002

      Beiträge: 40,368

      Heute kam an anderer Stelle das Gespräch auf The Strypes und es stand der Vorwurf im Raum, dass die ja nun auch null originell sein und überspitzt gesagt auch nur das gleiche machen, wie manche Oldiekapellen. Eine ähnliche Diskussion gab es ja auch zum Thema Jake Bugg.

      Oben stand ja auch schon, dass manche Teenager als Abgrenzung zu dem Mainstream zu Plattenspielern und Vinyl greifen. Wenn Teenager aus dem UK (oder auch anderen Ländern) jetzt auf die Idee kommen Sounds und Songs aus den 60s nachzuspielen bzw. als Vorlage zu verwenden, ist das natürlich retro. Aber was wäre die Alternative, wenn man sich vom Mainstream abgrenzen will? Klar: Etwas Neues finden. Aber: Welcher Act war der letzte, der sich von behaupten konnte, echtes Neuland betreten zu haben? Was war die letzte „neue“ Stilrichtung? Trip-hop? Electro-Indierock? Seitdem wird aufgekocht, was bereits mal da war. Gab es Nu-Kraut schon? Und ist das jetzt per se schlecht? Natürlich wäre es toll, wenn etwas neues, bahnbrechendes die populäre Musik weiterbringen würde. Aber sonst denke ich, dass man keiner neuen Generation vorwerfen kann, wenn sie Stile aus der Vergangenheit für sich neu entdeckt und diesen neues Leben einhaucht.

      --

      Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
      #8682919  | PERMALINK

      alberto

      Registriert seit: 04.12.2007

      Beiträge: 1,935

      Der Deutschlandfunk bespricht das Buch:

       

      zuletzt geändert von alberto

      --

      #8682921  | PERMALINK

      dr-music

      Registriert seit: 08.07.2002

      Beiträge: 70,283

      @ Alberto

      Gerade vor einer halben Stunde angehört. Reynolds hat durchaus zu Teilen recht.

      --

      Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll
      #8682923  | PERMALINK

      roseblood

      Registriert seit: 26.01.2009

      Beiträge: 7,089

      Wie, hier geht’s weiter? Ist Pop immer noch nicht tot?

      --

      #8682925  | PERMALINK

      blossom-toe
      Vena Lausam Oris, Pax, Drux, Goris.

      Registriert seit: 07.08.2007

      Beiträge: 4,198

      edit

      --

      I was born with a plastic spoon in my mouth
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